Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschnitt. VIII. Fragment.
I. David.

Du stellest unsre Missethaten vor dich, und unsre Heimlichkeiten in das Licht dei-
nes Angesichtes. Merket es doch, o ihr Narren unter dem Volke! und ihr Thoren,
[Spaltenumbruch]

wann
auserwählte Geschlecht; das königliche Priesterthum;
das heilige Volk -- unbefleckte Jungfrauen -- Sie-
he das Lamm Gottes!
-- -- Und wie furchtbar und
anschaulich; wie kühn und meisterhaft charakterisirt sie
Gottlose aller Art! -- Hier einige Züge:
Jn des Gottlosen Ohren ist ein schrecklich Getön.
Das Schwert schwebt ihm immerdar vor Augen.
Schrecken und Angst machen ihn furchtsam -- denn
er hat seine Hand wider Gott ausgestreckt, und ist
wider ihn gelaufen mit aufgerecktem Halse -- Er hat
sein Angesicht mit Unschlitt bedeckt, und seine Lenden
mit Fett überzogen.
Hiob XV. Sie haben ihre Ange-
sichter härter gemacht als ein Stein.
Jerem. V. Leute
mit hartem Angesicht und Herzen.
Ezech. III. 4. Se-
hend sehen sie nicht, und hörend hören sie nicht.
Jhre Augen haben sie zugeschlossen, daß sie nicht et-
wa mit den Augen sehen. -- Rosse und Maulthiere,
die keinen Verstand haben, denen man Zaum und Ge-
biß ins Maul legt.
Ps. XXXII. Farren haben mich
umgeben; fette Ochsen von Basan haben mich um-
ringt; sie haben ihren Rachen wider mich aufgesperrt,
wie ein reissender und brüllender Löwe. Denn mich
haben Hunde umgeben; die Rotte der Boshaften hat
sich um mich gelagert.
Ps. XXII. Meine Seele ist
mitten unter grausamen Löwen. Jch wohne bey den
Menschen, welche Flammen auswerfen. Jhre Zähne
sind Spieße und Pfeile, und ihre Zunge ist ein schar-
fes Schwert.
Ps. LVII. Jhr Gift ist gleich dem Gifte
der Schlangen, wie einer gehörlosen Nater, die ihr
[Spaltenumbruch] Ohr verstopfet, daß sie nicht hören kann die Stimme
des Zauberers und des Beschwerers, der wohl be-
schweren kann. O Gott! zerbrich ihre Zähne in ih-
ren Mäulern. O Herr! zerbrich die Stockzähne der
jungen Löwen.
Ps. LVIII. Sie heulen wie die Hunde
und laufen um die Stadt herum -- Hoffart hat sie
umgeben; sie sind mit ihrem Frevel bedeckt, wie mit
einem Kleide. Jhre Augen bausen heraus von Fei-
ste. Sie überschreiten die Gedanken ihres Herzens.
Sie vernichtigen alles, und reden Schalkheit und
Frevel. Sie reden prächtig herein. Sie strecken ih-
ren Mund bis in den Himmel, und ihre Zunge schwei-
fet hin und her auf Erden.
Ps. LXXIII. Sie ändern
sich nicht, und sürchten Gott nicht.
Ps. LV. Sie sind
voll Fluch, Falschheit und Betrug -- unter ihrer Zun-
ge ist Müh und Leid; ihre Zunge schneidet mit Lü-
gen, wie ein scharfes Scheermesser. Jhr Mund ist
glätter als Butter, und sie haben doch Krieg im Sinn.
Jhre Worte sind gelinder als Oel, und sind doch
bloße Schwerter.
Ps. LV. Deren Gott der Bauch ist,
die Ehre in ihrer Schande, die nur auf irrdische
Dinge gesinnet sind.
Phil. III. 19. Lügner, böse Thie-
re, faule Bäuche.
Tit. I. 12. Menschen von zerstör-
ten Sinnen; Feinde der Wahrheit, die immerdar
lernen und nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit
kommen. Lästerer dessen, was sie nicht verstehen, un-
vernünftige Thiere. Schandflecken der Liebemähler;
Prasser; Selbstweider; Wolken ohne Wasser, von
Winden umgetrieben. Bäume, die zur Herbstzeit

verdarben.
III. Abſchnitt. VIII. Fragment.
I. David.

Du ſtelleſt unſre Miſſethaten vor dich, und unſre Heimlichkeiten in das Licht dei-
nes Angeſichtes. Merket es doch, o ihr Narren unter dem Volke! und ihr Thoren,
[Spaltenumbruch]

wann
auserwaͤhlte Geſchlecht; das koͤnigliche Prieſterthum;
das heilige Volk — unbefleckte Jungfrauen — Sie-
he das Lamm Gottes!
— — Und wie furchtbar und
anſchaulich; wie kuͤhn und meiſterhaft charakteriſirt ſie
Gottloſe aller Art! — Hier einige Zuͤge:
Jn des Gottloſen Ohren iſt ein ſchrecklich Getoͤn.
Das Schwert ſchwebt ihm immerdar vor Augen.
Schrecken und Angſt machen ihn furchtſam — denn
er hat ſeine Hand wider Gott ausgeſtreckt, und iſt
wider ihn gelaufen mit aufgerecktem Halſe — Er hat
ſein Angeſicht mit Unſchlitt bedeckt, und ſeine Lenden
mit Fett uͤberzogen.
Hiob XV. Sie haben ihre Ange-
ſichter haͤrter gemacht als ein Stein.
Jerem. V. Leute
mit hartem Angeſicht und Herzen.
Ezech. III. 4. Se-
hend ſehen ſie nicht, und hoͤrend hoͤren ſie nicht.
Jhre Augen haben ſie zugeſchloſſen, daß ſie nicht et-
wa mit den Augen ſehen. — Roſſe und Maulthiere,
die keinen Verſtand haben, denen man Zaum und Ge-
biß ins Maul legt.
Pſ. XXXII. Farren haben mich
umgeben; fette Ochſen von Baſan haben mich um-
ringt; ſie haben ihren Rachen wider mich aufgeſperrt,
wie ein reiſſender und bruͤllender Loͤwe. Denn mich
haben Hunde umgeben; die Rotte der Boshaften hat
ſich um mich gelagert.
Pſ. XXII. Meine Seele iſt
mitten unter grauſamen Loͤwen. Jch wohne bey den
Menſchen, welche Flammen auswerfen. Jhre Zaͤhne
ſind Spieße und Pfeile, und ihre Zunge iſt ein ſchar-
fes Schwert.
Pſ. LVII. Jhr Gift iſt gleich dem Gifte
der Schlangen, wie einer gehoͤrloſen Nater, die ihr
[Spaltenumbruch] Ohr verſtopfet, daß ſie nicht hoͤren kann die Stimme
des Zauberers und des Beſchwerers, der wohl be-
ſchweren kann. O Gott! zerbrich ihre Zaͤhne in ih-
ren Maͤulern. O Herr! zerbrich die Stockzaͤhne der
jungen Loͤwen.
Pſ. LVIII. Sie heulen wie die Hunde
und laufen um die Stadt herum — Hoffart hat ſie
umgeben; ſie ſind mit ihrem Frevel bedeckt, wie mit
einem Kleide. Jhre Augen bauſen heraus von Fei-
ſte. Sie uͤberſchreiten die Gedanken ihres Herzens.
Sie vernichtigen alles, und reden Schalkheit und
Frevel. Sie reden praͤchtig herein. Sie ſtrecken ih-
ren Mund bis in den Himmel, und ihre Zunge ſchwei-
fet hin und her auf Erden.
Pſ. LXXIII. Sie aͤndern
ſich nicht, und ſuͤrchten Gott nicht.
Pſ. LV. Sie ſind
voll Fluch, Falſchheit und Betrug — unter ihrer Zun-
ge iſt Muͤh und Leid; ihre Zunge ſchneidet mit Luͤ-
gen, wie ein ſcharfes Scheermeſſer. Jhr Mund iſt
glaͤtter als Butter, und ſie haben doch Krieg im Sinn.
Jhre Worte ſind gelinder als Oel, und ſind doch
bloße Schwerter.
Pſ. LV. Deren Gott der Bauch iſt,
die Ehre in ihrer Schande, die nur auf irrdiſche
Dinge geſinnet ſind.
Phil. III. 19. Luͤgner, boͤſe Thie-
re, faule Baͤuche.
Tit. I. 12. Menſchen von zerſtoͤr-
ten Sinnen; Feinde der Wahrheit, die immerdar
lernen und nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit
kommen. Laͤſterer deſſen, was ſie nicht verſtehen, un-
vernuͤnftige Thiere. Schandflecken der Liebemaͤhler;
Praſſer; Selbſtweider; Wolken ohne Waſſer, von
Winden umgetrieben. Baͤume, die zur Herbſtzeit

verdarben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0230" n="200"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Fragment.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#g">David.</hi> </head><lb/>
              <p>Du &#x017F;telle&#x017F;t un&#x017F;re Mi&#x017F;&#x017F;ethaten vor dich, und un&#x017F;re Heimlichkeiten in das Licht dei-<lb/>
nes Ange&#x017F;ichtes. Merket es doch, o ihr Narren unter dem Volke! und ihr Thoren,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/><cb/>
<note next="#a05" xml:id="a04" prev="#a03" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">auserwa&#x0364;hlte Ge&#x017F;chlecht; das ko&#x0364;nigliche Prie&#x017F;terthum;<lb/>
das heilige Volk &#x2014; unbefleckte Jungfrauen &#x2014; Sie-<lb/>
he das Lamm Gottes!</hi> &#x2014; &#x2014; Und wie furchtbar und<lb/>
an&#x017F;chaulich; wie ku&#x0364;hn und mei&#x017F;terhaft charakteri&#x017F;irt &#x017F;ie<lb/>
Gottlo&#x017F;e aller Art! &#x2014; Hier einige Zu&#x0364;ge:<lb/><hi rendition="#fr">Jn des Gottlo&#x017F;en Ohren i&#x017F;t ein &#x017F;chrecklich Geto&#x0364;n.<lb/>
Das Schwert &#x017F;chwebt ihm immerdar vor Augen.<lb/>
Schrecken und Ang&#x017F;t machen ihn furcht&#x017F;am &#x2014; denn<lb/>
er hat &#x017F;eine Hand wider Gott ausge&#x017F;treckt, und i&#x017F;t<lb/>
wider ihn gelaufen mit aufgerecktem Hal&#x017F;e &#x2014; Er hat<lb/>
&#x017F;ein Ange&#x017F;icht mit Un&#x017F;chlitt bedeckt, und &#x017F;eine Lenden<lb/>
mit Fett u&#x0364;berzogen.</hi> Hiob <hi rendition="#aq">XV.</hi> <hi rendition="#fr">Sie haben ihre Ange-<lb/>
&#x017F;ichter ha&#x0364;rter gemacht als ein Stein.</hi> Jerem. <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#fr">Leute<lb/>
mit hartem Ange&#x017F;icht und Herzen.</hi> Ezech. <hi rendition="#aq">III.</hi> 4. <hi rendition="#fr">Se-<lb/>
hend &#x017F;ehen &#x017F;ie nicht, und ho&#x0364;rend ho&#x0364;ren &#x017F;ie nicht.<lb/>
Jhre Augen haben &#x017F;ie zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie nicht et-<lb/>
wa mit den Augen &#x017F;ehen. &#x2014; Ro&#x017F;&#x017F;e und Maulthiere,<lb/>
die keinen Ver&#x017F;tand haben, denen man Zaum und Ge-<lb/>
biß ins Maul legt.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXXII.</hi> <hi rendition="#fr">Farren haben mich<lb/>
umgeben; fette Och&#x017F;en von Ba&#x017F;an haben mich um-<lb/>
ringt; &#x017F;ie haben ihren Rachen wider mich aufge&#x017F;perrt,<lb/>
wie ein rei&#x017F;&#x017F;ender und bru&#x0364;llender Lo&#x0364;we. Denn mich<lb/>
haben Hunde umgeben; die Rotte der Boshaften hat<lb/>
&#x017F;ich um mich gelagert.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXII.</hi> <hi rendition="#fr">Meine Seele i&#x017F;t<lb/>
mitten unter grau&#x017F;amen Lo&#x0364;wen. Jch wohne bey den<lb/>
Men&#x017F;chen, welche Flammen auswerfen. Jhre Za&#x0364;hne<lb/>
&#x017F;ind Spieße und Pfeile, und ihre Zunge i&#x017F;t ein &#x017F;char-<lb/>
fes Schwert.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LVII.</hi> <hi rendition="#fr">Jhr Gift i&#x017F;t gleich dem Gifte<lb/>
der Schlangen, wie einer geho&#x0364;rlo&#x017F;en Nater, die ihr<lb/><cb/>
Ohr ver&#x017F;topfet, daß &#x017F;ie nicht ho&#x0364;ren kann die Stimme<lb/>
des Zauberers und des Be&#x017F;chwerers, der wohl be-<lb/>
&#x017F;chweren kann. O Gott! zerbrich ihre Za&#x0364;hne in ih-<lb/>
ren Ma&#x0364;ulern. O Herr! zerbrich die Stockza&#x0364;hne der<lb/>
jungen Lo&#x0364;wen.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LVIII.</hi> <hi rendition="#fr">Sie heulen wie die Hunde<lb/>
und laufen um die Stadt herum &#x2014; Hoffart hat &#x017F;ie<lb/>
umgeben; &#x017F;ie &#x017F;ind mit ihrem Frevel bedeckt, wie mit<lb/>
einem Kleide. Jhre Augen bau&#x017F;en heraus von Fei-<lb/>
&#x017F;te. Sie u&#x0364;ber&#x017F;chreiten die Gedanken ihres Herzens.<lb/>
Sie vernichtigen alles, und reden Schalkheit und<lb/>
Frevel. Sie reden pra&#x0364;chtig herein. Sie &#x017F;trecken ih-<lb/>
ren Mund bis in den Himmel, und ihre Zunge &#x017F;chwei-<lb/>
fet hin und her auf Erden.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LXXIII.</hi> <hi rendition="#fr">Sie a&#x0364;ndern<lb/>
&#x017F;ich nicht, und &#x017F;u&#x0364;rchten Gott nicht.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LV.</hi> <hi rendition="#fr">Sie &#x017F;ind<lb/>
voll Fluch, Fal&#x017F;chheit und Betrug &#x2014; unter ihrer Zun-<lb/>
ge i&#x017F;t Mu&#x0364;h und Leid; ihre Zunge &#x017F;chneidet mit Lu&#x0364;-<lb/>
gen, wie ein &#x017F;charfes Scheerme&#x017F;&#x017F;er. Jhr Mund i&#x017F;t<lb/>
gla&#x0364;tter als Butter, und &#x017F;ie haben doch Krieg im Sinn.<lb/>
Jhre Worte &#x017F;ind gelinder als Oel, und &#x017F;ind doch<lb/>
bloße Schwerter.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">LV.</hi> <hi rendition="#fr">Deren Gott der Bauch i&#x017F;t,<lb/>
die Ehre in ihrer Schande, die nur auf irrdi&#x017F;che<lb/>
Dinge ge&#x017F;innet &#x017F;ind.</hi> Phil. <hi rendition="#aq">III.</hi> 19. <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;gner, bo&#x0364;&#x017F;e Thie-<lb/>
re, faule Ba&#x0364;uche.</hi> Tit. <hi rendition="#aq">I.</hi> 12. <hi rendition="#fr">Men&#x017F;chen von zer&#x017F;to&#x0364;r-<lb/>
ten Sinnen; Feinde der Wahrheit, die immerdar<lb/>
lernen und nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit<lb/>
kommen. La&#x0364;&#x017F;terer de&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie nicht ver&#x017F;tehen, un-<lb/>
vernu&#x0364;nftige Thiere. Schandflecken der Liebema&#x0364;hler;<lb/>
Pra&#x017F;&#x017F;er; Selb&#x017F;tweider; Wolken ohne Wa&#x017F;&#x017F;er, von<lb/>
Winden umgetrieben. Ba&#x0364;ume, die zur Herb&#x017F;tzeit</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">verdarben.</hi></fw></note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0230] III. Abſchnitt. VIII. Fragment. I. David. Du ſtelleſt unſre Miſſethaten vor dich, und unſre Heimlichkeiten in das Licht dei- nes Angeſichtes. Merket es doch, o ihr Narren unter dem Volke! und ihr Thoren, wann *) *) auserwaͤhlte Geſchlecht; das koͤnigliche Prieſterthum; das heilige Volk — unbefleckte Jungfrauen — Sie- he das Lamm Gottes! — — Und wie furchtbar und anſchaulich; wie kuͤhn und meiſterhaft charakteriſirt ſie Gottloſe aller Art! — Hier einige Zuͤge: Jn des Gottloſen Ohren iſt ein ſchrecklich Getoͤn. Das Schwert ſchwebt ihm immerdar vor Augen. Schrecken und Angſt machen ihn furchtſam — denn er hat ſeine Hand wider Gott ausgeſtreckt, und iſt wider ihn gelaufen mit aufgerecktem Halſe — Er hat ſein Angeſicht mit Unſchlitt bedeckt, und ſeine Lenden mit Fett uͤberzogen. Hiob XV. Sie haben ihre Ange- ſichter haͤrter gemacht als ein Stein. Jerem. V. Leute mit hartem Angeſicht und Herzen. Ezech. III. 4. Se- hend ſehen ſie nicht, und hoͤrend hoͤren ſie nicht. Jhre Augen haben ſie zugeſchloſſen, daß ſie nicht et- wa mit den Augen ſehen. — Roſſe und Maulthiere, die keinen Verſtand haben, denen man Zaum und Ge- biß ins Maul legt. Pſ. XXXII. Farren haben mich umgeben; fette Ochſen von Baſan haben mich um- ringt; ſie haben ihren Rachen wider mich aufgeſperrt, wie ein reiſſender und bruͤllender Loͤwe. Denn mich haben Hunde umgeben; die Rotte der Boshaften hat ſich um mich gelagert. Pſ. XXII. Meine Seele iſt mitten unter grauſamen Loͤwen. Jch wohne bey den Menſchen, welche Flammen auswerfen. Jhre Zaͤhne ſind Spieße und Pfeile, und ihre Zunge iſt ein ſchar- fes Schwert. Pſ. LVII. Jhr Gift iſt gleich dem Gifte der Schlangen, wie einer gehoͤrloſen Nater, die ihr Ohr verſtopfet, daß ſie nicht hoͤren kann die Stimme des Zauberers und des Beſchwerers, der wohl be- ſchweren kann. O Gott! zerbrich ihre Zaͤhne in ih- ren Maͤulern. O Herr! zerbrich die Stockzaͤhne der jungen Loͤwen. Pſ. LVIII. Sie heulen wie die Hunde und laufen um die Stadt herum — Hoffart hat ſie umgeben; ſie ſind mit ihrem Frevel bedeckt, wie mit einem Kleide. Jhre Augen bauſen heraus von Fei- ſte. Sie uͤberſchreiten die Gedanken ihres Herzens. Sie vernichtigen alles, und reden Schalkheit und Frevel. Sie reden praͤchtig herein. Sie ſtrecken ih- ren Mund bis in den Himmel, und ihre Zunge ſchwei- fet hin und her auf Erden. Pſ. LXXIII. Sie aͤndern ſich nicht, und ſuͤrchten Gott nicht. Pſ. LV. Sie ſind voll Fluch, Falſchheit und Betrug — unter ihrer Zun- ge iſt Muͤh und Leid; ihre Zunge ſchneidet mit Luͤ- gen, wie ein ſcharfes Scheermeſſer. Jhr Mund iſt glaͤtter als Butter, und ſie haben doch Krieg im Sinn. Jhre Worte ſind gelinder als Oel, und ſind doch bloße Schwerter. Pſ. LV. Deren Gott der Bauch iſt, die Ehre in ihrer Schande, die nur auf irrdiſche Dinge geſinnet ſind. Phil. III. 19. Luͤgner, boͤſe Thie- re, faule Baͤuche. Tit. I. 12. Menſchen von zerſtoͤr- ten Sinnen; Feinde der Wahrheit, die immerdar lernen und nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Laͤſterer deſſen, was ſie nicht verſtehen, un- vernuͤnftige Thiere. Schandflecken der Liebemaͤhler; Praſſer; Selbſtweider; Wolken ohne Waſſer, von Winden umgetrieben. Baͤume, die zur Herbſtzeit verdarben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/230
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/230>, abgerufen am 28.03.2024.