Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Schriftstellen.
wann wollet ihr klug werden? Der das Ohr gepflanzet hat, sollte der nicht hören? Der
das Auge gestaltet hat, sollte der nicht sehen? Der die Menschen lehret, was sie wissen?
[Spaltenumbruch]

Psalm
verdarben. Unfruchtbar, zweymal erstorben, aus-
gewurzelt. Wilde Wellen des Meeres, die ihre ei-
gene Schande ausschäumen; irrige Sterne, welchen
die dunkle Finsterniß in Ewigkeit behalten ist. Ha-
ben Augen voller Ehebruchs; hören nicht auf zu sün-
digen; locken die unbefestneten Seelen. Haben ein
Herz im Geiz geübt, sind Kinder des Fluchs.
2 Petr.
III. Hütet euch vor den falschen Propheten, welche
in Schaafskleidern zu euch kommen; innwendig aber
sind sie reissende Wölfe. Jhr werdet sie an ihren
Früchten erkennen. Sammelt man auch Trauben
von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Al-
so ein jeder guter Baum bringt gute Früchte; ein
fauler Baum aber bringt böse Früchte. Ein guter
Baum kann nicht böse Früchte bringen, noch ein fau-
ler Baum gute Früchte. Ein jeder Baum, der nicht
gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer
geworfen. Darum werdet ihr sie an ihren Früch-
ten erkennen. Nattergezüchte, wie könnet ihr Gutes
reden, wenn ihr böse seyd; denn der Mund redet
aus der Fülle des Herzens. Der gute Mensch bringt
aus dem guten Schatze seines Herzens Gutes her-
vor; der böse Mensch Vöses aus dem bösen Schatze
seines Herzens. Jhr Schlangen, ihr Nattergezüchte,
wie werdet ihr dem Gerichte der Hölle entgehen?

Matth. VII. XII. XIII.
Und nun auch noch ein Wort vom Urtheile der
Schrift über Schönheit und Häßlichkeit.
Nie läßt die Schrift die Schönheit unbemerkt; sie
sagt Gutes und Böses von schönen Menschen. Sie
[Spaltenumbruch] gedenkt weniger schlecht gebildeten Menschen ausdrück-
lich unter den guten. Mir fällt keiner bey als
Zachäus.
Die Schönen, deren sie gedenkt, sind Joseph, 1 Mos.
XXXIX. Moses, 2 Mos. II. David, 1 Sam. XVII. 42.
Absolom -- an dem von der Scheitel an bis zur
Fußsohle nichts zu schelten war -- Adonia,
1 Kön.
I. 6. Saul und Jonathan -- lieblich und holdselig,
leichter als Adler, stärker als Löwen.
2 Sam. I. 23.
Daniel, Dan. I. 4, 10, 15. V. 11. 12. Sie bemerkts,
daß Stephanus Angesicht vor dem versammelten Rath
war, wie das Angesicht eines Engels.
Act. VI. 15.
Wer einen Mangel hatte am Leibe, der durfte nicht
zum Heiligthum hinzunahen. 3 Mos. XXI. 18. Es wird
Moses zum Lobe gesagt: daß die Haut seines Ange-
sichts glänzte.
2 Mos. XXXIV. (Verschiedene Be-
schreibungen von Schönheiten befinden sich 1 Mos.
XLIX. 12. Hohel. IV. V. VII. Sehet auch Sirach L.
1-11.)
Sie sagt zwar von mächtigen Gottlosen, die grünen
wie ein grünender Lorbeerbaum.
Ps. XXXVII. Aber
man gieng vorbey, da war er nicht mehr.
Sagt von
Naziräern, die reiner waren als der Schnee, weißer
als Milch, an ihrem Leibe röther als Rubin, glät-
ter als ein Saphir; deren Gestalt aber nun von
Schwärze verfinstert, daß man sie auf den Gassen
nicht kennet; ihre Haut hängt ihnen an den Beinen;
sie ist dürr und starret wie ein Holz.
Klagl. IV. 7. Die
schöne Gestalt ihres Angesichtes verdarb, und alle
ihre Herrlichkeit verdorrete, wie die Blume des Gra-

ses.
Phys. Fragm. IV Versuch. C c

Schriftſtellen.
wann wollet ihr klug werden? Der das Ohr gepflanzet hat, ſollte der nicht hoͤren? Der
das Auge geſtaltet hat, ſollte der nicht ſehen? Der die Menſchen lehret, was ſie wiſſen?
[Spaltenumbruch]

Pſalm
verdarben. Unfruchtbar, zweymal erſtorben, aus-
gewurzelt. Wilde Wellen des Meeres, die ihre ei-
gene Schande ausſchaͤumen; irrige Sterne, welchen
die dunkle Finſterniß in Ewigkeit behalten iſt. Ha-
ben Augen voller Ehebruchs; hoͤren nicht auf zu ſuͤn-
digen; locken die unbefeſtneten Seelen. Haben ein
Herz im Geiz geuͤbt, ſind Kinder des Fluchs.
2 Petr.
III. Huͤtet euch vor den falſchen Propheten, welche
in Schaafskleidern zu euch kommen; innwendig aber
ſind ſie reiſſende Woͤlfe. Jhr werdet ſie an ihren
Fruͤchten erkennen. Sammelt man auch Trauben
von den Dornen, oder Feigen von den Diſteln? Al-
ſo ein jeder guter Baum bringt gute Fruͤchte; ein
fauler Baum aber bringt boͤſe Fruͤchte. Ein guter
Baum kann nicht boͤſe Fruͤchte bringen, noch ein fau-
ler Baum gute Fruͤchte. Ein jeder Baum, der nicht
gute Fruͤchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer
geworfen. Darum werdet ihr ſie an ihren Fruͤch-
ten erkennen. Nattergezuͤchte, wie koͤnnet ihr Gutes
reden, wenn ihr boͤſe ſeyd; denn der Mund redet
aus der Fuͤlle des Herzens. Der gute Menſch bringt
aus dem guten Schatze ſeines Herzens Gutes her-
vor; der boͤſe Menſch Voͤſes aus dem boͤſen Schatze
ſeines Herzens. Jhr Schlangen, ihr Nattergezuͤchte,
wie werdet ihr dem Gerichte der Hoͤlle entgehen?

Matth. VII. XII. XIII.
Und nun auch noch ein Wort vom Urtheile der
Schrift uͤber Schoͤnheit und Haͤßlichkeit.
Nie laͤßt die Schrift die Schoͤnheit unbemerkt; ſie
ſagt Gutes und Boͤſes von ſchoͤnen Menſchen. Sie
[Spaltenumbruch] gedenkt weniger ſchlecht gebildeten Menſchen ausdruͤck-
lich unter den guten. Mir faͤllt keiner bey als
Zachaͤus.
Die Schoͤnen, deren ſie gedenkt, ſind Joſeph, 1 Moſ.
XXXIX. Moſes, 2 Moſ. II. David, 1 Sam. XVII. 42.
Abſolom — an dem von der Scheitel an bis zur
Fußſohle nichts zu ſchelten war — Adonia,
1 Koͤn.
I. 6. Saul und Jonathan — lieblich und holdſelig,
leichter als Adler, ſtaͤrker als Loͤwen.
2 Sam. I. 23.
Daniel, Dan. I. 4, 10, 15. V. 11. 12. Sie bemerkts,
daß Stephanus Angeſicht vor dem verſammelten Rath
war, wie das Angeſicht eines Engels.
Act. VI. 15.
Wer einen Mangel hatte am Leibe, der durfte nicht
zum Heiligthum hinzunahen. 3 Moſ. XXI. 18. Es wird
Moſes zum Lobe geſagt: daß die Haut ſeines Ange-
ſichts glaͤnzte.
2 Moſ. XXXIV. (Verſchiedene Be-
ſchreibungen von Schoͤnheiten befinden ſich 1 Moſ.
XLIX. 12. Hohel. IV. V. VII. Sehet auch Sirach L.
1-11.)
Sie ſagt zwar von maͤchtigen Gottloſen, die gruͤnen
wie ein gruͤnender Lorbeerbaum.
Pſ. XXXVII. Aber
man gieng vorbey, da war er nicht mehr.
Sagt von
Naziraͤern, die reiner waren als der Schnee, weißer
als Milch, an ihrem Leibe roͤther als Rubin, glaͤt-
ter als ein Saphir; deren Geſtalt aber nun von
Schwaͤrze verfinſtert, daß man ſie auf den Gaſſen
nicht kennet; ihre Haut haͤngt ihnen an den Beinen;
ſie iſt duͤrr und ſtarret wie ein Holz.
Klagl. IV. 7. Die
ſchoͤne Geſtalt ihres Angeſichtes verdarb, und alle
ihre Herrlichkeit verdorrete, wie die Blume des Gra-

ſes.
Phyſ. Fragm. IV Verſuch. C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0231" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Schrift&#x017F;tellen.</hi></hi></fw><lb/>
wann wollet ihr klug werden? Der das Ohr gepflanzet hat, &#x017F;ollte der nicht ho&#x0364;ren? Der<lb/>
das Auge ge&#x017F;taltet hat, &#x017F;ollte der nicht &#x017F;ehen? Der die Men&#x017F;chen lehret, was &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">P&#x017F;alm</fw><lb/><cb/>
<note next="#a06" xml:id="a05" prev="#a04" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">verdarben. Unfruchtbar, zweymal er&#x017F;torben, aus-<lb/>
gewurzelt. Wilde Wellen des Meeres, die ihre ei-<lb/>
gene Schande aus&#x017F;cha&#x0364;umen; irrige Sterne, welchen<lb/>
die dunkle Fin&#x017F;terniß in Ewigkeit behalten i&#x017F;t. Ha-<lb/>
ben Augen voller Ehebruchs; ho&#x0364;ren nicht auf zu &#x017F;u&#x0364;n-<lb/>
digen; locken die unbefe&#x017F;tneten Seelen. Haben ein<lb/>
Herz im Geiz geu&#x0364;bt, &#x017F;ind Kinder des Fluchs.</hi> 2 Petr.<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;tet euch vor den fal&#x017F;chen Propheten, welche<lb/>
in Schaafskleidern zu euch kommen; innwendig aber<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie rei&#x017F;&#x017F;ende Wo&#x0364;lfe. Jhr werdet &#x017F;ie an ihren<lb/>
Fru&#x0364;chten erkennen. Sammelt man auch Trauben<lb/>
von den Dornen, oder Feigen von den Di&#x017F;teln? Al-<lb/>
&#x017F;o ein jeder guter Baum bringt gute Fru&#x0364;chte; ein<lb/>
fauler Baum aber bringt bo&#x0364;&#x017F;e Fru&#x0364;chte. Ein guter<lb/>
Baum kann nicht bo&#x0364;&#x017F;e Fru&#x0364;chte bringen, noch ein fau-<lb/>
ler Baum gute Fru&#x0364;chte. Ein jeder Baum, der nicht<lb/>
gute Fru&#x0364;chte bringt, wird abgehauen und ins Feuer<lb/>
geworfen. Darum werdet ihr &#x017F;ie an ihren Fru&#x0364;ch-<lb/>
ten erkennen. Nattergezu&#x0364;chte, wie ko&#x0364;nnet ihr Gutes<lb/>
reden, wenn ihr bo&#x0364;&#x017F;e &#x017F;eyd; denn der Mund redet<lb/>
aus der Fu&#x0364;lle des Herzens. Der gute Men&#x017F;ch bringt<lb/>
aus dem guten Schatze &#x017F;eines Herzens Gutes her-<lb/>
vor; der bo&#x0364;&#x017F;e Men&#x017F;ch Vo&#x0364;&#x017F;es aus dem bo&#x0364;&#x017F;en Schatze<lb/>
&#x017F;eines Herzens. Jhr Schlangen, ihr Nattergezu&#x0364;chte,<lb/>
wie werdet ihr dem Gerichte der Ho&#x0364;lle entgehen?</hi><lb/>
Matth. <hi rendition="#aq">VII. XII. XIII.</hi><lb/>
Und nun auch noch ein Wort vom Urtheile der<lb/>
Schrift u&#x0364;ber Scho&#x0364;nheit und Ha&#x0364;ßlichkeit.<lb/>
Nie la&#x0364;ßt die Schrift die Scho&#x0364;nheit unbemerkt; &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;agt Gutes und Bo&#x0364;&#x017F;es von &#x017F;cho&#x0364;nen Men&#x017F;chen. Sie<lb/><cb/>
gedenkt weniger &#x017F;chlecht gebildeten Men&#x017F;chen ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lich unter den guten. Mir fa&#x0364;llt keiner bey als<lb/><hi rendition="#fr">Zacha&#x0364;us.</hi><lb/>
Die Scho&#x0364;nen, deren &#x017F;ie gedenkt, &#x017F;ind <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> 1 Mo&#x017F;.<lb/><hi rendition="#aq">XXXIX.</hi> <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;es,</hi> 2 Mo&#x017F;. <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#fr">David,</hi> 1 Sam. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> 42.<lb/><hi rendition="#fr">Ab&#x017F;olom &#x2014; an dem von der Scheitel an bis zur<lb/>
Fuß&#x017F;ohle nichts zu &#x017F;chelten war &#x2014; Adonia,</hi> 1 Ko&#x0364;n.<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> 6. <hi rendition="#fr">Saul und Jonathan &#x2014; lieblich und hold&#x017F;elig,<lb/>
leichter als Adler, &#x017F;ta&#x0364;rker als Lo&#x0364;wen.</hi> 2 Sam. <hi rendition="#aq">I.</hi> 23.<lb/><hi rendition="#fr">Daniel,</hi> Dan. <hi rendition="#aq">I. 4, 10, 15. V.</hi> 11. 12. Sie bemerkts,<lb/>
daß <hi rendition="#fr">Stephanus Ange&#x017F;icht vor dem ver&#x017F;ammelten Rath<lb/>
war, wie das Ange&#x017F;icht eines Engels.</hi> <hi rendition="#aq">Act. VI.</hi> 15.<lb/>
Wer einen Mangel hatte am Leibe, der durfte nicht<lb/>
zum Heiligthum hinzunahen. 3 Mo&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> 18. Es wird<lb/><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;es</hi> zum Lobe ge&#x017F;agt: <hi rendition="#fr">daß die Haut &#x017F;eines Ange-<lb/>
&#x017F;ichts gla&#x0364;nzte.</hi> 2 Mo&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXXIV.</hi> (Ver&#x017F;chiedene Be-<lb/>
&#x017F;chreibungen von Scho&#x0364;nheiten befinden &#x017F;ich 1 Mo&#x017F;.<lb/><hi rendition="#aq">XLIX.</hi> 12. Hohel. <hi rendition="#aq">IV. V. VII.</hi> Sehet auch Sirach <hi rendition="#aq">L.</hi><lb/>
1-11.)<lb/>
Sie &#x017F;agt zwar von <hi rendition="#fr">ma&#x0364;chtigen Gottlo&#x017F;en, die gru&#x0364;nen<lb/>
wie ein gru&#x0364;nender Lorbeerbaum.</hi> P&#x017F;. <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi> <hi rendition="#fr">Aber<lb/>
man gieng vorbey, da war er nicht mehr.</hi> Sagt von<lb/>
Nazira&#x0364;ern, <hi rendition="#fr">die reiner waren als der Schnee, weißer<lb/>
als Milch, an ihrem Leibe ro&#x0364;ther als Rubin, gla&#x0364;t-<lb/>
ter als ein Saphir; deren Ge&#x017F;talt aber nun von<lb/>
Schwa&#x0364;rze verfin&#x017F;tert, daß man &#x017F;ie auf den Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
nicht kennet; ihre Haut ha&#x0364;ngt ihnen an den Beinen;<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t du&#x0364;rr und &#x017F;tarret wie ein Holz.</hi> Klagl. <hi rendition="#aq">IV.</hi> 7. <hi rendition="#fr">Die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;talt ihres Ange&#x017F;ichtes verdarb, und alle<lb/>
ihre Herrlichkeit verdorrete, wie die Blume des Gra-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;es.</hi></fw></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Phy&#x017F;. Fragm.</hi><hi rendition="#aq">IV</hi><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch.</hi> C c</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0231] Schriftſtellen. wann wollet ihr klug werden? Der das Ohr gepflanzet hat, ſollte der nicht hoͤren? Der das Auge geſtaltet hat, ſollte der nicht ſehen? Der die Menſchen lehret, was ſie wiſſen? Pſalm *) *) verdarben. Unfruchtbar, zweymal erſtorben, aus- gewurzelt. Wilde Wellen des Meeres, die ihre ei- gene Schande ausſchaͤumen; irrige Sterne, welchen die dunkle Finſterniß in Ewigkeit behalten iſt. Ha- ben Augen voller Ehebruchs; hoͤren nicht auf zu ſuͤn- digen; locken die unbefeſtneten Seelen. Haben ein Herz im Geiz geuͤbt, ſind Kinder des Fluchs. 2 Petr. III. Huͤtet euch vor den falſchen Propheten, welche in Schaafskleidern zu euch kommen; innwendig aber ſind ſie reiſſende Woͤlfe. Jhr werdet ſie an ihren Fruͤchten erkennen. Sammelt man auch Trauben von den Dornen, oder Feigen von den Diſteln? Al- ſo ein jeder guter Baum bringt gute Fruͤchte; ein fauler Baum aber bringt boͤſe Fruͤchte. Ein guter Baum kann nicht boͤſe Fruͤchte bringen, noch ein fau- ler Baum gute Fruͤchte. Ein jeder Baum, der nicht gute Fruͤchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum werdet ihr ſie an ihren Fruͤch- ten erkennen. Nattergezuͤchte, wie koͤnnet ihr Gutes reden, wenn ihr boͤſe ſeyd; denn der Mund redet aus der Fuͤlle des Herzens. Der gute Menſch bringt aus dem guten Schatze ſeines Herzens Gutes her- vor; der boͤſe Menſch Voͤſes aus dem boͤſen Schatze ſeines Herzens. Jhr Schlangen, ihr Nattergezuͤchte, wie werdet ihr dem Gerichte der Hoͤlle entgehen? Matth. VII. XII. XIII. Und nun auch noch ein Wort vom Urtheile der Schrift uͤber Schoͤnheit und Haͤßlichkeit. Nie laͤßt die Schrift die Schoͤnheit unbemerkt; ſie ſagt Gutes und Boͤſes von ſchoͤnen Menſchen. Sie gedenkt weniger ſchlecht gebildeten Menſchen ausdruͤck- lich unter den guten. Mir faͤllt keiner bey als Zachaͤus. Die Schoͤnen, deren ſie gedenkt, ſind Joſeph, 1 Moſ. XXXIX. Moſes, 2 Moſ. II. David, 1 Sam. XVII. 42. Abſolom — an dem von der Scheitel an bis zur Fußſohle nichts zu ſchelten war — Adonia, 1 Koͤn. I. 6. Saul und Jonathan — lieblich und holdſelig, leichter als Adler, ſtaͤrker als Loͤwen. 2 Sam. I. 23. Daniel, Dan. I. 4, 10, 15. V. 11. 12. Sie bemerkts, daß Stephanus Angeſicht vor dem verſammelten Rath war, wie das Angeſicht eines Engels. Act. VI. 15. Wer einen Mangel hatte am Leibe, der durfte nicht zum Heiligthum hinzunahen. 3 Moſ. XXI. 18. Es wird Moſes zum Lobe geſagt: daß die Haut ſeines Ange- ſichts glaͤnzte. 2 Moſ. XXXIV. (Verſchiedene Be- ſchreibungen von Schoͤnheiten befinden ſich 1 Moſ. XLIX. 12. Hohel. IV. V. VII. Sehet auch Sirach L. 1-11.) Sie ſagt zwar von maͤchtigen Gottloſen, die gruͤnen wie ein gruͤnender Lorbeerbaum. Pſ. XXXVII. Aber man gieng vorbey, da war er nicht mehr. Sagt von Naziraͤern, die reiner waren als der Schnee, weißer als Milch, an ihrem Leibe roͤther als Rubin, glaͤt- ter als ein Saphir; deren Geſtalt aber nun von Schwaͤrze verfinſtert, daß man ſie auf den Gaſſen nicht kennet; ihre Haut haͤngt ihnen an den Beinen; ſie iſt duͤrr und ſtarret wie ein Holz. Klagl. IV. 7. Die ſchoͤne Geſtalt ihres Angeſichtes verdarb, und alle ihre Herrlichkeit verdorrete, wie die Blume des Gra- ſes. Phyſ. Fragm. IV Verſuch. C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/231
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/231>, abgerufen am 29.03.2024.