Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

V. Abschnitt. II. Fragment.
"und unzähliges hat mich gelehret, daß die Hauptform des ganzen menschlichen Körpers, der An-
"stand desselben überhaupt, die tiefe oder hohe Lage des Kopfes zwischen oder über den Schultern,
[Spaltenumbruch]

der
"lich, aber durch die weisere Natur ganz wohl verhin-
"dert ist, weil eben in der Vermengung des Bösen mit
"dem Guten die großen Triebfedern liegen, welche die
"schlafenden Kräfte der Menschheit ins Spiel setzen,
"und sie nöthigen, alle ihre Talente zu entwickeln, und
"sich der Vollkommenheit ihrer Bestimmung zu nähern.
"Wenn die Natur ungestört (ohne Verpflanzung oder
"fremde Vermischung) viele Zeugungen hindurch wir-
"ken kann: so bringt sie jederzeit endlich einen dauer-
"haften Schlag hervor, der Völkerschaften auf immer
"kenntlich macht.
S. 133. "Jch glaube, man habe nur nöthig, vier
"Racen der Menschengattung anzunehmen, um alle dem
"ersten Blick kenntliche und sich perpetuirende Unter-
"schiede davon ableiten zu können. Sie sind 1) die
"Race der Weißen, 2) die Negerrace, 3) die Hunische
"(Mungalische oder Kalmuckische) Race, 4) die Hindui-
"sche oder Hindistanische Race.
S. 141. "Aeußere Dinge können wohl Gelegenheits-
"aber nicht hervorbringende Ursachen von demjenigen
"seyn, was nothwendig anerbet oder nachartet. So
"wenig als der Zufall oder physischmechanische Ursa-
"chen einen organischen Körper hervorbringen können:
"so wenig werden sie zu seiner Zeugungskraft etwas
"hinzusetzen; d. i. etwas bewirken, was sich selbst fort-
"pflanzt, wenn es eine besondere Gestalt oder Verhält-
"niß der Theile ist.
S. 143. "Der Mensch war für alle Climaten und
"für jede Beschaffenheit des Bodens bestimmt: folglich
"mußten in ihm mancherley Keime und natürliche An-
"lagen bereit liegen, um gelegentlich entweder ausge-
"wickelt oder zurückgehalten zu werden, damit er sei-
[Spaltenumbruch] "nem Platze in der Welt angemessen würde, und in dem
"Fortgange der Zeugungen demselben gleichsam ange-
"boren oder dafür gemacht zu seyn schiene. --
S. 144. "Luft und Sonne scheinen diejenigen Ursa-
"chen zu seyn, welche auf die Zeugungskraft innigst ein-
"fließen, und eine dauerhafte Entwickelung der Keime
"und Anlagen hervorbringen: d. i. eine Race gründen
"können: dahingegen die besondere Nahrung zwar ei-
"nen Schlag Menschen hervorbringen kann, dessen Un-
"terscheidendes aber bey Verpflanzungen bald erlischt.
"Was auf die Zeugungskraft haften soll, muß nicht
"die Erhaltung des Lebens, sondern die Quelle dessel-
"ben, d. i. die ersten Principien seiner thierischen Ein-
"richtung und Bewegung afficiren. Der Mensch in
"die Eiszone versetzt mußte nach und nach in eine kleine
"Statur ausarten: weil bey dieser, wenn die Kraft des
"Herzens dieselbe bleibt, der Blutumlauf in kürzerer
"Zeit geschiehet, der Pulsschlag also schneller, und die
"Blutwärme größer wird. Jn der That fand auch
"Cranz die Grönländer nicht allein weit unter der Sta-
"tur der Europäer, sondern auch von merklich größerer
"natürlicher Hitze ihres Körpers. Selbst das Mißver-
"hältniß zwischen der ganzen Leibeshöhe und den kurzen
"Beinen an den nördlichsten Völkern ist ihrem Clima
"sehr angemessen, da diese Theile des Körpers wegen
"ihrer Entlegenheit vom Herzen in der Kälte mehr Ge-
"fahr leiden.
S. 146. "Vermöge einer natürlichen Anlage werden
"auch die hervorragenden Theile des Gesichtes, welche
"am wenigsten einer Bedeckung fähig sind, da sie durch
"die Kälte unaufhörlich leiden, vermittel einer Fürsorge
"der Natur allmählig flacher werden, um sich besser zu
"erhal-

V. Abſchnitt. II. Fragment.
„und unzaͤhliges hat mich gelehret, daß die Hauptform des ganzen menſchlichen Koͤrpers, der An-
„ſtand deſſelben uͤberhaupt, die tiefe oder hohe Lage des Kopfes zwiſchen oder uͤber den Schultern,
[Spaltenumbruch]

der
„lich, aber durch die weiſere Natur ganz wohl verhin-
„dert iſt, weil eben in der Vermengung des Boͤſen mit
„dem Guten die großen Triebfedern liegen, welche die
„ſchlafenden Kraͤfte der Menſchheit ins Spiel ſetzen,
„und ſie noͤthigen, alle ihre Talente zu entwickeln, und
„ſich der Vollkommenheit ihrer Beſtimmung zu naͤhern.
„Wenn die Natur ungeſtoͤrt (ohne Verpflanzung oder
„fremde Vermiſchung) viele Zeugungen hindurch wir-
„ken kann: ſo bringt ſie jederzeit endlich einen dauer-
„haften Schlag hervor, der Voͤlkerſchaften auf immer
„kenntlich macht.
S. 133. „Jch glaube, man habe nur noͤthig, vier
„Racen der Menſchengattung anzunehmen, um alle dem
„erſten Blick kenntliche und ſich perpetuirende Unter-
„ſchiede davon ableiten zu koͤnnen. Sie ſind 1) die
„Race der Weißen, 2) die Negerrace, 3) die Huniſche
„(Mungaliſche oder Kalmuckiſche) Race, 4) die Hindui-
„ſche oder Hindiſtaniſche Race.
S. 141. „Aeußere Dinge koͤnnen wohl Gelegenheits-
„aber nicht hervorbringende Urſachen von demjenigen
„ſeyn, was nothwendig anerbet oder nachartet. So
„wenig als der Zufall oder phyſiſchmechaniſche Urſa-
„chen einen organiſchen Koͤrper hervorbringen koͤnnen:
„ſo wenig werden ſie zu ſeiner Zeugungskraft etwas
„hinzuſetzen; d. i. etwas bewirken, was ſich ſelbſt fort-
„pflanzt, wenn es eine beſondere Geſtalt oder Verhaͤlt-
„niß der Theile iſt.
S. 143. „Der Menſch war fuͤr alle Climaten und
„fuͤr jede Beſchaffenheit des Bodens beſtimmt: folglich
„mußten in ihm mancherley Keime und natuͤrliche An-
„lagen bereit liegen, um gelegentlich entweder ausge-
„wickelt oder zuruͤckgehalten zu werden, damit er ſei-
[Spaltenumbruch] „nem Platze in der Welt angemeſſen wuͤrde, und in dem
„Fortgange der Zeugungen demſelben gleichſam ange-
„boren oder dafuͤr gemacht zu ſeyn ſchiene. —
S. 144. „Luft und Sonne ſcheinen diejenigen Urſa-
„chen zu ſeyn, welche auf die Zeugungskraft innigſt ein-
„fließen, und eine dauerhafte Entwickelung der Keime
„und Anlagen hervorbringen: d. i. eine Race gruͤnden
„koͤnnen: dahingegen die beſondere Nahrung zwar ei-
„nen Schlag Menſchen hervorbringen kann, deſſen Un-
„terſcheidendes aber bey Verpflanzungen bald erliſcht.
„Was auf die Zeugungskraft haften ſoll, muß nicht
„die Erhaltung des Lebens, ſondern die Quelle deſſel-
„ben, d. i. die erſten Principien ſeiner thieriſchen Ein-
„richtung und Bewegung afficiren. Der Menſch in
„die Eiszone verſetzt mußte nach und nach in eine kleine
„Statur ausarten: weil bey dieſer, wenn die Kraft des
„Herzens dieſelbe bleibt, der Blutumlauf in kuͤrzerer
„Zeit geſchiehet, der Pulsſchlag alſo ſchneller, und die
„Blutwaͤrme groͤßer wird. Jn der That fand auch
Cranz die Groͤnlaͤnder nicht allein weit unter der Sta-
„tur der Europaͤer, ſondern auch von merklich groͤßerer
„natuͤrlicher Hitze ihres Koͤrpers. Selbſt das Mißver-
„haͤltniß zwiſchen der ganzen Leibeshoͤhe und den kurzen
„Beinen an den noͤrdlichſten Voͤlkern iſt ihrem Clima
„ſehr angemeſſen, da dieſe Theile des Koͤrpers wegen
„ihrer Entlegenheit vom Herzen in der Kaͤlte mehr Ge-
„fahr leiden.
S. 146. „Vermoͤge einer natuͤrlichen Anlage werden
„auch die hervorragenden Theile des Geſichtes, welche
„am wenigſten einer Bedeckung faͤhig ſind, da ſie durch
„die Kaͤlte unaufhoͤrlich leiden, vermittel einer Fuͤrſorge
„der Natur allmaͤhlig flacher werden, um ſich beſſer zu
„erhal-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0316" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">II.</hi> Fragment.</hi></fw><lb/>
&#x201E;und unza&#x0364;hliges hat mich gelehret, daß die Hauptform des ganzen men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers, der An-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben u&#x0364;berhaupt, die tiefe oder hohe Lage des Kopfes zwi&#x017F;chen oder u&#x0364;ber den Schultern,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/><cb/>
<note next="#a40" xml:id="a39" prev="#a38" place="foot" n="1)">&#x201E;lich, aber durch die wei&#x017F;ere Natur ganz wohl verhin-<lb/>
&#x201E;dert i&#x017F;t, weil eben in der Vermengung des Bo&#x0364;&#x017F;en mit<lb/>
&#x201E;dem Guten die großen Triebfedern liegen, welche die<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlafenden Kra&#x0364;fte der Men&#x017F;chheit ins Spiel &#x017F;etzen,<lb/>
&#x201E;und &#x017F;ie no&#x0364;thigen, alle ihre Talente zu entwickeln, und<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich der Vollkommenheit ihrer Be&#x017F;timmung zu na&#x0364;hern.<lb/>
&#x201E;Wenn die Natur unge&#x017F;to&#x0364;rt (ohne Verpflanzung oder<lb/>
&#x201E;fremde Vermi&#x017F;chung) viele Zeugungen hindurch wir-<lb/>
&#x201E;ken kann: &#x017F;o bringt &#x017F;ie jederzeit endlich einen dauer-<lb/>
&#x201E;haften Schlag hervor, der Vo&#x0364;lker&#x017F;chaften auf immer<lb/>
&#x201E;kenntlich macht.<lb/>
S. 133. &#x201E;Jch glaube, man habe nur no&#x0364;thig, vier<lb/>
&#x201E;Racen der Men&#x017F;chengattung anzunehmen, um alle dem<lb/>
&#x201E;er&#x017F;ten Blick kenntliche und &#x017F;ich perpetuirende Unter-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chiede davon ableiten zu ko&#x0364;nnen. Sie &#x017F;ind 1) die<lb/>
&#x201E;Race der <hi rendition="#fr">Weißen,</hi> 2) die <hi rendition="#fr">Negerrace,</hi> 3) die <hi rendition="#fr">Huni&#x017F;che</hi><lb/>
&#x201E;(Mungali&#x017F;che oder Kalmucki&#x017F;che) Race, 4) die Hindui-<lb/>
&#x201E;&#x017F;che oder <hi rendition="#fr">Hindi&#x017F;tani&#x017F;che</hi> Race.<lb/>
S. 141. &#x201E;Aeußere Dinge ko&#x0364;nnen wohl Gelegenheits-<lb/>
&#x201E;aber nicht hervorbringende Ur&#x017F;achen von demjenigen<lb/>
&#x201E;&#x017F;eyn, was nothwendig anerbet oder nachartet. So<lb/>
&#x201E;wenig als der Zufall oder phy&#x017F;i&#x017F;chmechani&#x017F;che Ur&#x017F;a-<lb/>
&#x201E;chen einen organi&#x017F;chen Ko&#x0364;rper hervorbringen ko&#x0364;nnen:<lb/>
&#x201E;&#x017F;o wenig werden &#x017F;ie zu &#x017F;einer Zeugungskraft etwas<lb/>
&#x201E;hinzu&#x017F;etzen; d. i. etwas bewirken, was &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t fort-<lb/>
&#x201E;pflanzt, wenn es eine be&#x017F;ondere Ge&#x017F;talt oder Verha&#x0364;lt-<lb/>
&#x201E;niß der Theile i&#x017F;t.<lb/>
S. 143. &#x201E;Der Men&#x017F;ch war fu&#x0364;r alle Climaten und<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;r jede Be&#x017F;chaffenheit des Bodens be&#x017F;timmt: folglich<lb/>
&#x201E;mußten in ihm mancherley Keime und natu&#x0364;rliche An-<lb/>
&#x201E;lagen bereit liegen, um gelegentlich entweder ausge-<lb/>
&#x201E;wickelt oder zuru&#x0364;ckgehalten zu werden, damit er &#x017F;ei-<lb/><cb/>
&#x201E;nem Platze in der Welt angeme&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde, und in dem<lb/>
&#x201E;Fortgange der Zeugungen dem&#x017F;elben gleich&#x017F;am ange-<lb/>
&#x201E;boren oder dafu&#x0364;r gemacht zu &#x017F;eyn &#x017F;chiene. &#x2014;<lb/>
S. 144. &#x201E;<hi rendition="#fr">Luft</hi> und <hi rendition="#fr">Sonne</hi> &#x017F;cheinen diejenigen Ur&#x017F;a-<lb/>
&#x201E;chen zu &#x017F;eyn, welche auf die Zeugungskraft innig&#x017F;t ein-<lb/>
&#x201E;fließen, und eine dauerhafte Entwickelung der Keime<lb/>
&#x201E;und Anlagen hervorbringen: d. i. eine Race gru&#x0364;nden<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnen: dahingegen die be&#x017F;ondere Nahrung zwar ei-<lb/>
&#x201E;nen Schlag Men&#x017F;chen hervorbringen kann, de&#x017F;&#x017F;en Un-<lb/>
&#x201E;ter&#x017F;cheidendes aber bey Verpflanzungen bald erli&#x017F;cht.<lb/>
&#x201E;Was auf die Zeugungskraft haften &#x017F;oll, muß nicht<lb/>
&#x201E;die <hi rendition="#fr">Erhaltung</hi> des Lebens, &#x017F;ondern die <hi rendition="#fr">Quelle</hi> de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
&#x201E;ben, d. i. die er&#x017F;ten Principien &#x017F;einer thieri&#x017F;chen Ein-<lb/>
&#x201E;richtung und Bewegung afficiren. Der Men&#x017F;ch in<lb/>
&#x201E;die Eiszone ver&#x017F;etzt mußte nach und nach in eine kleine<lb/>
&#x201E;Statur ausarten: weil bey die&#x017F;er, wenn die Kraft des<lb/>
&#x201E;Herzens die&#x017F;elbe bleibt, der Blutumlauf in ku&#x0364;rzerer<lb/>
&#x201E;Zeit ge&#x017F;chiehet, der Puls&#x017F;chlag al&#x017F;o &#x017F;chneller, und die<lb/>
&#x201E;Blutwa&#x0364;rme gro&#x0364;ßer wird. Jn der That fand auch<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Cranz</hi> die <hi rendition="#fr">Gro&#x0364;nla&#x0364;nder</hi> nicht allein weit unter der Sta-<lb/>
&#x201E;tur der <hi rendition="#fr">Europa&#x0364;er,</hi> &#x017F;ondern auch von merklich gro&#x0364;ßerer<lb/>
&#x201E;natu&#x0364;rlicher Hitze ihres Ko&#x0364;rpers. Selb&#x017F;t das Mißver-<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;ltniß zwi&#x017F;chen der ganzen Leibesho&#x0364;he und den kurzen<lb/>
&#x201E;Beinen an den no&#x0364;rdlich&#x017F;ten Vo&#x0364;lkern i&#x017F;t ihrem Clima<lb/>
&#x201E;&#x017F;ehr angeme&#x017F;&#x017F;en, da die&#x017F;e Theile des Ko&#x0364;rpers wegen<lb/>
&#x201E;ihrer Entlegenheit vom Herzen in der Ka&#x0364;lte mehr Ge-<lb/>
&#x201E;fahr leiden.<lb/>
S. 146. &#x201E;Vermo&#x0364;ge einer natu&#x0364;rlichen Anlage werden<lb/>
&#x201E;auch die hervorragenden Theile des Ge&#x017F;ichtes, welche<lb/>
&#x201E;am wenig&#x017F;ten einer Bedeckung fa&#x0364;hig &#x017F;ind, da &#x017F;ie durch<lb/>
&#x201E;die Ka&#x0364;lte unaufho&#x0364;rlich leiden, vermittel einer Fu&#x0364;r&#x017F;orge<lb/>
&#x201E;der Natur allma&#x0364;hlig flacher werden, um &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;erhal-</fw></note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0316] V. Abſchnitt. II. Fragment. „und unzaͤhliges hat mich gelehret, daß die Hauptform des ganzen menſchlichen Koͤrpers, der An- „ſtand deſſelben uͤberhaupt, die tiefe oder hohe Lage des Kopfes zwiſchen oder uͤber den Schultern, der 1) 1) „lich, aber durch die weiſere Natur ganz wohl verhin- „dert iſt, weil eben in der Vermengung des Boͤſen mit „dem Guten die großen Triebfedern liegen, welche die „ſchlafenden Kraͤfte der Menſchheit ins Spiel ſetzen, „und ſie noͤthigen, alle ihre Talente zu entwickeln, und „ſich der Vollkommenheit ihrer Beſtimmung zu naͤhern. „Wenn die Natur ungeſtoͤrt (ohne Verpflanzung oder „fremde Vermiſchung) viele Zeugungen hindurch wir- „ken kann: ſo bringt ſie jederzeit endlich einen dauer- „haften Schlag hervor, der Voͤlkerſchaften auf immer „kenntlich macht. S. 133. „Jch glaube, man habe nur noͤthig, vier „Racen der Menſchengattung anzunehmen, um alle dem „erſten Blick kenntliche und ſich perpetuirende Unter- „ſchiede davon ableiten zu koͤnnen. Sie ſind 1) die „Race der Weißen, 2) die Negerrace, 3) die Huniſche „(Mungaliſche oder Kalmuckiſche) Race, 4) die Hindui- „ſche oder Hindiſtaniſche Race. S. 141. „Aeußere Dinge koͤnnen wohl Gelegenheits- „aber nicht hervorbringende Urſachen von demjenigen „ſeyn, was nothwendig anerbet oder nachartet. So „wenig als der Zufall oder phyſiſchmechaniſche Urſa- „chen einen organiſchen Koͤrper hervorbringen koͤnnen: „ſo wenig werden ſie zu ſeiner Zeugungskraft etwas „hinzuſetzen; d. i. etwas bewirken, was ſich ſelbſt fort- „pflanzt, wenn es eine beſondere Geſtalt oder Verhaͤlt- „niß der Theile iſt. S. 143. „Der Menſch war fuͤr alle Climaten und „fuͤr jede Beſchaffenheit des Bodens beſtimmt: folglich „mußten in ihm mancherley Keime und natuͤrliche An- „lagen bereit liegen, um gelegentlich entweder ausge- „wickelt oder zuruͤckgehalten zu werden, damit er ſei- „nem Platze in der Welt angemeſſen wuͤrde, und in dem „Fortgange der Zeugungen demſelben gleichſam ange- „boren oder dafuͤr gemacht zu ſeyn ſchiene. — S. 144. „Luft und Sonne ſcheinen diejenigen Urſa- „chen zu ſeyn, welche auf die Zeugungskraft innigſt ein- „fließen, und eine dauerhafte Entwickelung der Keime „und Anlagen hervorbringen: d. i. eine Race gruͤnden „koͤnnen: dahingegen die beſondere Nahrung zwar ei- „nen Schlag Menſchen hervorbringen kann, deſſen Un- „terſcheidendes aber bey Verpflanzungen bald erliſcht. „Was auf die Zeugungskraft haften ſoll, muß nicht „die Erhaltung des Lebens, ſondern die Quelle deſſel- „ben, d. i. die erſten Principien ſeiner thieriſchen Ein- „richtung und Bewegung afficiren. Der Menſch in „die Eiszone verſetzt mußte nach und nach in eine kleine „Statur ausarten: weil bey dieſer, wenn die Kraft des „Herzens dieſelbe bleibt, der Blutumlauf in kuͤrzerer „Zeit geſchiehet, der Pulsſchlag alſo ſchneller, und die „Blutwaͤrme groͤßer wird. Jn der That fand auch „Cranz die Groͤnlaͤnder nicht allein weit unter der Sta- „tur der Europaͤer, ſondern auch von merklich groͤßerer „natuͤrlicher Hitze ihres Koͤrpers. Selbſt das Mißver- „haͤltniß zwiſchen der ganzen Leibeshoͤhe und den kurzen „Beinen an den noͤrdlichſten Voͤlkern iſt ihrem Clima „ſehr angemeſſen, da dieſe Theile des Koͤrpers wegen „ihrer Entlegenheit vom Herzen in der Kaͤlte mehr Ge- „fahr leiden. S. 146. „Vermoͤge einer natuͤrlichen Anlage werden „auch die hervorragenden Theile des Geſichtes, welche „am wenigſten einer Bedeckung faͤhig ſind, da ſie durch „die Kaͤlte unaufhoͤrlich leiden, vermittel einer Fuͤrſorge „der Natur allmaͤhlig flacher werden, um ſich beſſer zu „erhal-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/316
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/316>, abgerufen am 25.04.2024.