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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Tempereisens und schmiedbaren Gusses.
dagegen weiter ziehen, so wird e geschlossen und f geöffnet. In der
Regel wird man auch die Verbrennungsluft nicht nur durch einen,
sondern durch mehrere hinter einander liegende Oefen hindurchziehen
lassen, um eine allmählichere Abkühlung der letzteren und eine stärkere
Erhitzung der Luft zu bewirken. Der Betrieb wird nun derartig ge-
leitet, dass der zuletzt besetzte, also noch kälteste Ofen auch von den
am meisten abgekühlten Gasen durchströmt wird, unmittelbar ehe sie
nach der Esse entweichen; inzwischen wird der links davon befind-
liche Ofen frisch besetzt; das Gas aber tritt in denjenigen Ofen ein,
welcher bereits am längsten erhitzt worden war. Ist dieser letztere nun
ausreichend lange dem Glühen unterworfen gewesen, so wird die Gas-
leitung an den links davon befindlichen Ofen angeschlossen; durch
den noch glühenden Ofen tritt jetzt die Luft zu; der letzte der Oefen
aber, welche bis jetzt zur Luftzuführung dienten, wird durch Schliessung
des Schiebers f seines linken Nachbarofens ausgeschaltet und kann
nun entleert werden. In solcher Weise findet ein ununterbrochener
Betrieb statt, indem die Heizung und Abkühlung in bestimmten Zeit-
abschnitten von Ofen zu Ofen fortschreitet.

4. Das Arbeitsverfahren.

Die zu glühenden Gussstücke werden nach dem Giessen langsam
abgekühlt und dann sorgfältig von anhaftendem Formmaterial gereinigt.
Kleinere Gegenstände bringt man zu diesem Zwecke häufig in um-
laufende Trommeln, wo sie selbst sich gegenseitig abscheuern; grössere
werden mitunter an einem Schleifsteine bearbeitet.

Alsdann folgt das Einpacken in die Glühtöpfe oder in die ge-
mauerten Behälter des Glühofens. Benutzt man eiserne Gefässe, so
pflegt man die Innenfläche derselben mit Kalkmilch zu bestreichen,
um ein Anfritten der Tempermasse zu verhindern. Ueber die Wahl
der letzteren (des Glühmittels) ist schon oben das Erforderliche gesagt
worden.

Zunächst kommt auf den Boden des Gefässes eine mehrere Centi-
meter hohe Schicht des als Glühmittel dienenden Erzes oder der-
gleichen, auf diese werden die Stücke des einzubettenden Gusses in
möglichst gleichmässiger Vertheilung gelegt, doch so, dass sie weder
sich unter einander noch die Wände des Gefässes berühren. Die Zwi-
schenräume werden sorgfältig mit dem Glühmittel ausgefüllt, oben dar-
auf kommt wieder eine Schicht des letzteren, auf welcher abermals
eine Lage Gussstücke eingebettet wird u. s. f. Die Arbeit des Ein-
packens muss sehr sorgfältig ausgeführt werden, wenn der Zweck des
Glühens erreicht werden soll. Bei mangelhafter Verpackung der Gegen-
stände, deren Folge eine ungenügende Berührung derselben mit dem
Glühmittel ist, kann es vorkommen, dass von zwei ganz gleichen Guss-
stücken das eine beinahe völlig entkohlt ist, während das andere kaum
stahlartige Beschaffenheit angenommen hat.

Sind die Gefässe in der beschriebenen Weise gefüllt, so giebt man
zu oberst noch eine Lage des Glühmittels und dann als Verschluss
einen Deckel, welcher bei eisernen Gefässen aus Gusseisen oder Blech
besteht, beim Einbetten im Ofen selbst aus Ziegelsteinen gebildet wird.

Die Darstellung des Tempereisens und schmiedbaren Gusses.
dagegen weiter ziehen, so wird e geschlossen und f geöffnet. In der
Regel wird man auch die Verbrennungsluft nicht nur durch einen,
sondern durch mehrere hinter einander liegende Oefen hindurchziehen
lassen, um eine allmählichere Abkühlung der letzteren und eine stärkere
Erhitzung der Luft zu bewirken. Der Betrieb wird nun derartig ge-
leitet, dass der zuletzt besetzte, also noch kälteste Ofen auch von den
am meisten abgekühlten Gasen durchströmt wird, unmittelbar ehe sie
nach der Esse entweichen; inzwischen wird der links davon befind-
liche Ofen frisch besetzt; das Gas aber tritt in denjenigen Ofen ein,
welcher bereits am längsten erhitzt worden war. Ist dieser letztere nun
ausreichend lange dem Glühen unterworfen gewesen, so wird die Gas-
leitung an den links davon befindlichen Ofen angeschlossen; durch
den noch glühenden Ofen tritt jetzt die Luft zu; der letzte der Oefen
aber, welche bis jetzt zur Luftzuführung dienten, wird durch Schliessung
des Schiebers f seines linken Nachbarofens ausgeschaltet und kann
nun entleert werden. In solcher Weise findet ein ununterbrochener
Betrieb statt, indem die Heizung und Abkühlung in bestimmten Zeit-
abschnitten von Ofen zu Ofen fortschreitet.

4. Das Arbeitsverfahren.

Die zu glühenden Gussstücke werden nach dem Giessen langsam
abgekühlt und dann sorgfältig von anhaftendem Formmaterial gereinigt.
Kleinere Gegenstände bringt man zu diesem Zwecke häufig in um-
laufende Trommeln, wo sie selbst sich gegenseitig abscheuern; grössere
werden mitunter an einem Schleifsteine bearbeitet.

Alsdann folgt das Einpacken in die Glühtöpfe oder in die ge-
mauerten Behälter des Glühofens. Benutzt man eiserne Gefässe, so
pflegt man die Innenfläche derselben mit Kalkmilch zu bestreichen,
um ein Anfritten der Tempermasse zu verhindern. Ueber die Wahl
der letzteren (des Glühmittels) ist schon oben das Erforderliche gesagt
worden.

Zunächst kommt auf den Boden des Gefässes eine mehrere Centi-
meter hohe Schicht des als Glühmittel dienenden Erzes oder der-
gleichen, auf diese werden die Stücke des einzubettenden Gusses in
möglichst gleichmässiger Vertheilung gelegt, doch so, dass sie weder
sich unter einander noch die Wände des Gefässes berühren. Die Zwi-
schenräume werden sorgfältig mit dem Glühmittel ausgefüllt, oben dar-
auf kommt wieder eine Schicht des letzteren, auf welcher abermals
eine Lage Gussstücke eingebettet wird u. s. f. Die Arbeit des Ein-
packens muss sehr sorgfältig ausgeführt werden, wenn der Zweck des
Glühens erreicht werden soll. Bei mangelhafter Verpackung der Gegen-
stände, deren Folge eine ungenügende Berührung derselben mit dem
Glühmittel ist, kann es vorkommen, dass von zwei ganz gleichen Guss-
stücken das eine beinahe völlig entkohlt ist, während das andere kaum
stahlartige Beschaffenheit angenommen hat.

Sind die Gefässe in der beschriebenen Weise gefüllt, so giebt man
zu oberst noch eine Lage des Glühmittels und dann als Verschluss
einen Deckel, welcher bei eisernen Gefässen aus Gusseisen oder Blech
besteht, beim Einbetten im Ofen selbst aus Ziegelsteinen gebildet wird.

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[942/1030] Die Darstellung des Tempereisens und schmiedbaren Gusses. dagegen weiter ziehen, so wird e geschlossen und f geöffnet. In der Regel wird man auch die Verbrennungsluft nicht nur durch einen, sondern durch mehrere hinter einander liegende Oefen hindurchziehen lassen, um eine allmählichere Abkühlung der letzteren und eine stärkere Erhitzung der Luft zu bewirken. Der Betrieb wird nun derartig ge- leitet, dass der zuletzt besetzte, also noch kälteste Ofen auch von den am meisten abgekühlten Gasen durchströmt wird, unmittelbar ehe sie nach der Esse entweichen; inzwischen wird der links davon befind- liche Ofen frisch besetzt; das Gas aber tritt in denjenigen Ofen ein, welcher bereits am längsten erhitzt worden war. Ist dieser letztere nun ausreichend lange dem Glühen unterworfen gewesen, so wird die Gas- leitung an den links davon befindlichen Ofen angeschlossen; durch den noch glühenden Ofen tritt jetzt die Luft zu; der letzte der Oefen aber, welche bis jetzt zur Luftzuführung dienten, wird durch Schliessung des Schiebers f seines linken Nachbarofens ausgeschaltet und kann nun entleert werden. In solcher Weise findet ein ununterbrochener Betrieb statt, indem die Heizung und Abkühlung in bestimmten Zeit- abschnitten von Ofen zu Ofen fortschreitet. 4. Das Arbeitsverfahren. Die zu glühenden Gussstücke werden nach dem Giessen langsam abgekühlt und dann sorgfältig von anhaftendem Formmaterial gereinigt. Kleinere Gegenstände bringt man zu diesem Zwecke häufig in um- laufende Trommeln, wo sie selbst sich gegenseitig abscheuern; grössere werden mitunter an einem Schleifsteine bearbeitet. Alsdann folgt das Einpacken in die Glühtöpfe oder in die ge- mauerten Behälter des Glühofens. Benutzt man eiserne Gefässe, so pflegt man die Innenfläche derselben mit Kalkmilch zu bestreichen, um ein Anfritten der Tempermasse zu verhindern. Ueber die Wahl der letzteren (des Glühmittels) ist schon oben das Erforderliche gesagt worden. Zunächst kommt auf den Boden des Gefässes eine mehrere Centi- meter hohe Schicht des als Glühmittel dienenden Erzes oder der- gleichen, auf diese werden die Stücke des einzubettenden Gusses in möglichst gleichmässiger Vertheilung gelegt, doch so, dass sie weder sich unter einander noch die Wände des Gefässes berühren. Die Zwi- schenräume werden sorgfältig mit dem Glühmittel ausgefüllt, oben dar- auf kommt wieder eine Schicht des letzteren, auf welcher abermals eine Lage Gussstücke eingebettet wird u. s. f. Die Arbeit des Ein- packens muss sehr sorgfältig ausgeführt werden, wenn der Zweck des Glühens erreicht werden soll. Bei mangelhafter Verpackung der Gegen- stände, deren Folge eine ungenügende Berührung derselben mit dem Glühmittel ist, kann es vorkommen, dass von zwei ganz gleichen Guss- stücken das eine beinahe völlig entkohlt ist, während das andere kaum stahlartige Beschaffenheit angenommen hat. Sind die Gefässe in der beschriebenen Weise gefüllt, so giebt man zu oberst noch eine Lage des Glühmittels und dann als Verschluss einen Deckel, welcher bei eisernen Gefässen aus Gusseisen oder Blech besteht, beim Einbetten im Ofen selbst aus Ziegelsteinen gebildet wird.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1030>, abgerufen am 25.04.2024.