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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Oefen und feuerfesten Materialien.
erwünscht ist, beim Erhitzen von Metall dagegen zu stärkeren Ver-
lusten (Abbrand) Veranlassung giebt.

Herdflammöfen mit Gasfeuerung.

Wie schon früher erwähnt wurde, verdanken wir die ersten mit
Erfolg gekrönten Versuche, Gase zum Heizen metallurgischer Oefen
zu benutzen und eigens für diesen Zweck darzustellen, dem Würtem-
berger Faber du Faur in den dreissiger und vierziger Jahren
dieses Jahrhunderts. Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis die Ein-
richtungen für diesen Zweck zu einer solchen Vollkommenheit aus-
gebildet waren, dass die Gasfeuerung nicht mehr auf vereinzelte Fälle
beschränkt blieb, wo örtliche Verhältnisse ihre Anwendung besonders
empfahlen, sondern ebenbürtig überall neben der directen Feuerung
auftreten und diese, wie es in der Neuzeit mehr und mehr geschieht,
verdrängen konnte.

Die bereits oben erörterte Thatsache, dass Gase leichter und mit
geringerem Luftüberschusse als feste Brennstoffe zu verbrennen sind,
gab zunächst häufige Veranlassung, Gasfeuerung da anzuwenden, wo
geringwerthigere Brennstoffe -- Holz, Torf, Braunkohlen -- zur Ver-
wendung standen, welche bei der Verbrennung auf dem Roste nicht
gut geeignet sind, hohe Verbrennungstemperaturen zu erzeugen; diese
älteren Gasflammöfen, welche in den österreichischen Alpenländern, am
Harze, in Schweden u. a. a. O. eine ziemliche Ausbreitung fanden und
zum Theil noch existiren, wurden grösstentheils mit Hilfe eines Ge-
bläses betrieben, indem man sowohl die Vergasung als die Verbren-
nung durch einen zugeführten Luftstrom bewirkte. Es ist unläugbar,
dass Gebläsewind, zumal wenn er, in feine Strahlen vertheilt, in das
Gas geführt wird, die rasche und vollständige Verbrennung desselben
sehr erleichtert; und indem man in jenen älteren Oefen den zur Ver-
brennung bestimmten Wind (Oberwind) in besonderen, durch die Ab-
hitze des Ofens geheizten Röhren auf mehrere Hundert Grad C. erhitzte,
also zur Wärmezurückführung benutzte, ermöglichte man es, auch mit
Gasen aus geringwerthigeren Brennstoffen -- zumal, wenn sie einem
vorausgehenden Darrprocesse unterworfen wurden -- Temperaturen
hervorzurufen, welche bei Rostfeuerung unmöglich erreichbar gewesen
sein würden.

Die Anwendung eines Gebläses aber macht die ganze Anlage
schwerfällig und ruft, wie schon bei den Oefen mit directer Feuerung
erwähnt wurde, gar leicht stark oxydirende Wirkungen hervor; die
erforderlichen umfänglichen Darrvorrichtungen für Holz, Torf u. s. w.
machten die ganze Anlage ausserordentlich kostspielig. Bei allen neueren
Herdflammöfen mit Gasfeuerung pflegt man deshalb sowohl die für die
Erzeugung als für die Verbrennung des Gases erforderliche Luft mit
Hilfe der einfacheren Wirkung einer Esse (gewöhnlich einer für zahl-
reiche Oefen gemeinschaftlichen Centralesse, wie oben besprochen) zuzu-
führen. Wo es angeht, benutzt man schon für die Gaserzeugung
Materialien, die ein wasserärmeres Gas liefern (Steinkohlen), wo aber
geringwerthigere Brennstoffe benutzt werden müssen, befreit man häufig

Die Oefen und feuerfesten Materialien.
erwünscht ist, beim Erhitzen von Metall dagegen zu stärkeren Ver-
lusten (Abbrand) Veranlassung giebt.

Herdflammöfen mit Gasfeuerung.

Wie schon früher erwähnt wurde, verdanken wir die ersten mit
Erfolg gekrönten Versuche, Gase zum Heizen metallurgischer Oefen
zu benutzen und eigens für diesen Zweck darzustellen, dem Würtem-
berger Faber du Faur in den dreissiger und vierziger Jahren
dieses Jahrhunderts. Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis die Ein-
richtungen für diesen Zweck zu einer solchen Vollkommenheit aus-
gebildet waren, dass die Gasfeuerung nicht mehr auf vereinzelte Fälle
beschränkt blieb, wo örtliche Verhältnisse ihre Anwendung besonders
empfahlen, sondern ebenbürtig überall neben der directen Feuerung
auftreten und diese, wie es in der Neuzeit mehr und mehr geschieht,
verdrängen konnte.

Die bereits oben erörterte Thatsache, dass Gase leichter und mit
geringerem Luftüberschusse als feste Brennstoffe zu verbrennen sind,
gab zunächst häufige Veranlassung, Gasfeuerung da anzuwenden, wo
geringwerthigere Brennstoffe — Holz, Torf, Braunkohlen — zur Ver-
wendung standen, welche bei der Verbrennung auf dem Roste nicht
gut geeignet sind, hohe Verbrennungstemperaturen zu erzeugen; diese
älteren Gasflammöfen, welche in den österreichischen Alpenländern, am
Harze, in Schweden u. a. a. O. eine ziemliche Ausbreitung fanden und
zum Theil noch existiren, wurden grösstentheils mit Hilfe eines Ge-
bläses betrieben, indem man sowohl die Vergasung als die Verbren-
nung durch einen zugeführten Luftstrom bewirkte. Es ist unläugbar,
dass Gebläsewind, zumal wenn er, in feine Strahlen vertheilt, in das
Gas geführt wird, die rasche und vollständige Verbrennung desselben
sehr erleichtert; und indem man in jenen älteren Oefen den zur Ver-
brennung bestimmten Wind (Oberwind) in besonderen, durch die Ab-
hitze des Ofens geheizten Röhren auf mehrere Hundert Grad C. erhitzte,
also zur Wärmezurückführung benutzte, ermöglichte man es, auch mit
Gasen aus geringwerthigeren Brennstoffen — zumal, wenn sie einem
vorausgehenden Darrprocesse unterworfen wurden — Temperaturen
hervorzurufen, welche bei Rostfeuerung unmöglich erreichbar gewesen
sein würden.

Die Anwendung eines Gebläses aber macht die ganze Anlage
schwerfällig und ruft, wie schon bei den Oefen mit directer Feuerung
erwähnt wurde, gar leicht stark oxydirende Wirkungen hervor; die
erforderlichen umfänglichen Darrvorrichtungen für Holz, Torf u. s. w.
machten die ganze Anlage ausserordentlich kostspielig. Bei allen neueren
Herdflammöfen mit Gasfeuerung pflegt man deshalb sowohl die für die
Erzeugung als für die Verbrennung des Gases erforderliche Luft mit
Hilfe der einfacheren Wirkung einer Esse (gewöhnlich einer für zahl-
reiche Oefen gemeinschaftlichen Centralesse, wie oben besprochen) zuzu-
führen. Wo es angeht, benutzt man schon für die Gaserzeugung
Materialien, die ein wasserärmeres Gas liefern (Steinkohlen), wo aber
geringwerthigere Brennstoffe benutzt werden müssen, befreit man häufig

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[114/0146] Die Oefen und feuerfesten Materialien. erwünscht ist, beim Erhitzen von Metall dagegen zu stärkeren Ver- lusten (Abbrand) Veranlassung giebt. Herdflammöfen mit Gasfeuerung. Wie schon früher erwähnt wurde, verdanken wir die ersten mit Erfolg gekrönten Versuche, Gase zum Heizen metallurgischer Oefen zu benutzen und eigens für diesen Zweck darzustellen, dem Würtem- berger Faber du Faur in den dreissiger und vierziger Jahren dieses Jahrhunderts. Ziemlich lange dauerte es jedoch, bis die Ein- richtungen für diesen Zweck zu einer solchen Vollkommenheit aus- gebildet waren, dass die Gasfeuerung nicht mehr auf vereinzelte Fälle beschränkt blieb, wo örtliche Verhältnisse ihre Anwendung besonders empfahlen, sondern ebenbürtig überall neben der directen Feuerung auftreten und diese, wie es in der Neuzeit mehr und mehr geschieht, verdrängen konnte. Die bereits oben erörterte Thatsache, dass Gase leichter und mit geringerem Luftüberschusse als feste Brennstoffe zu verbrennen sind, gab zunächst häufige Veranlassung, Gasfeuerung da anzuwenden, wo geringwerthigere Brennstoffe — Holz, Torf, Braunkohlen — zur Ver- wendung standen, welche bei der Verbrennung auf dem Roste nicht gut geeignet sind, hohe Verbrennungstemperaturen zu erzeugen; diese älteren Gasflammöfen, welche in den österreichischen Alpenländern, am Harze, in Schweden u. a. a. O. eine ziemliche Ausbreitung fanden und zum Theil noch existiren, wurden grösstentheils mit Hilfe eines Ge- bläses betrieben, indem man sowohl die Vergasung als die Verbren- nung durch einen zugeführten Luftstrom bewirkte. Es ist unläugbar, dass Gebläsewind, zumal wenn er, in feine Strahlen vertheilt, in das Gas geführt wird, die rasche und vollständige Verbrennung desselben sehr erleichtert; und indem man in jenen älteren Oefen den zur Ver- brennung bestimmten Wind (Oberwind) in besonderen, durch die Ab- hitze des Ofens geheizten Röhren auf mehrere Hundert Grad C. erhitzte, also zur Wärmezurückführung benutzte, ermöglichte man es, auch mit Gasen aus geringwerthigeren Brennstoffen — zumal, wenn sie einem vorausgehenden Darrprocesse unterworfen wurden — Temperaturen hervorzurufen, welche bei Rostfeuerung unmöglich erreichbar gewesen sein würden. Die Anwendung eines Gebläses aber macht die ganze Anlage schwerfällig und ruft, wie schon bei den Oefen mit directer Feuerung erwähnt wurde, gar leicht stark oxydirende Wirkungen hervor; die erforderlichen umfänglichen Darrvorrichtungen für Holz, Torf u. s. w. machten die ganze Anlage ausserordentlich kostspielig. Bei allen neueren Herdflammöfen mit Gasfeuerung pflegt man deshalb sowohl die für die Erzeugung als für die Verbrennung des Gases erforderliche Luft mit Hilfe der einfacheren Wirkung einer Esse (gewöhnlich einer für zahl- reiche Oefen gemeinschaftlichen Centralesse, wie oben besprochen) zuzu- führen. Wo es angeht, benutzt man schon für die Gaserzeugung Materialien, die ein wasserärmeres Gas liefern (Steinkohlen), wo aber geringwerthigere Brennstoffe benutzt werden müssen, befreit man häufig

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/146>, abgerufen am 18.04.2024.