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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze.
H. Vogelsang, Ueber die mikroskopische Structur der Schlacken und
über die Beziehungen der Mikrostructur zur Genesis der krystalli-
nischen Gesteine
. Poggend. Annalen Bd. 121, S. 101; Berg- und hüttenm.
Ztg. 1864, S. 236.
E. Mene, Ueber die blaue Färbung der Eisenhochofenschlacken. Dingl.
Polyt. Journal Bd. 182, S. 469; aus den Comptes rendus t. LXIII, p. 608.
W. Muirhead, Formation of aluminates in the blast furnase slags. Iron,
vol. XVI, p. 292; Revue univers. 1880, t. VIII, p. 594; Ztschr. f. Berg-, Hütten-
und Salinenwesen, Bd. 28, S. 641.
A. Kerpely, Molekular-Formeln der Schlacken. Berg- und hüttenm. Ztg.
1872, S. 201.

VI. Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vor-
bereitung für die Verhüttung.
1. Die Erze.

Eisenerze nennt man die in der Natur vorkommenden Verbindungen
des Eisens mit anderen Körpern, welche ihres Eisengehaltes halber
als Rohmaterialien für die technische Darstellung des Eisens benutzt
werden.

Gediegenes Eisen findet sich überhaupt nur in seltenen Ausnahmen,
die für den Eisenhüttenmann eine praktische Wichtigkeit nicht besitzen.
So z. B. bestehen die Meteorsteine zum grössten Theil aus metallischem
Eisen (neben Kobalt, Nickel und einigen anderen Körpern); auf Disco
in Nordgrönland fand Nordenskiöld 1870 grössere Mengen gediegenen
Eisens.

Damit aber die Benutzung jener eisenhaltigen Gesteine als Eisen-
erze möglich sei, dürfen sie erstens nicht solche fremde Körper ent-
halten, welche die Abscheidung des Eisens bei der Verhüttung in einer
Weise erschweren würden, dass die Benutzung dieser Gesteine als Erze
dadurch unmöglich wird; und zweitens muss ihr Eisengehalt ein solcher
sein, dass ihre Verarbeitung auf Eisen auch in ökonomischer Beziehung
noch als nutzenbringend erscheinen kann.

Die Grenze des Eisengehaltes, welche nicht unterschritten werden
darf, wenn die zuletzt erwähnte Bedingung erfüllt werden soll, ist nun
freilich theilweise von örtlichen Verhältnissen abhängig. Je niedriger
der Preis des Erzes an dem Orte der Verhüttung (also incl. der Fracht-
kosten) sich stellt, je geringer auch die übrigen Verhüttungskosten
(Brennstoffe, Löhne u. s. w.) sind, desto geringer wird der Eisengehalt
zu sein brauchen, ohne dass das Gestein seine Eigenschaft als eigent-
liches Eisenerz einbüsse. Auch die Beschaffenheit der übrigen, dem
Erze gewöhnlich beigemengten Gesteine spricht hierbei mit. Einzelne
derselben erfordern, um in eine schmelzbare Schlacke umgewandelt zu
werden, beträchtliche Mengen fremder "Zuschläge", andere sind ohne

Die Erze.
H. Vogelsang, Ueber die mikroskopische Structur der Schlacken und
über die Beziehungen der Mikrostructur zur Genesis der krystalli-
nischen Gesteine
. Poggend. Annalen Bd. 121, S. 101; Berg- und hüttenm.
Ztg. 1864, S. 236.
E. Mène, Ueber die blaue Färbung der Eisenhochofenschlacken. Dingl.
Polyt. Journal Bd. 182, S. 469; aus den Comptes rendus t. LXIII, p. 608.
W. Muirhead, Formation of aluminates in the blast furnase slags. Iron,
vol. XVI, p. 292; Revue univers. 1880, t. VIII, p. 594; Ztschr. f. Berg-, Hütten-
und Salinenwesen, Bd. 28, S. 641.
A. Kerpely, Molekular-Formeln der Schlacken. Berg- und hüttenm. Ztg.
1872, S. 201.

VI. Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vor-
bereitung für die Verhüttung.
1. Die Erze.

Eisenerze nennt man die in der Natur vorkommenden Verbindungen
des Eisens mit anderen Körpern, welche ihres Eisengehaltes halber
als Rohmaterialien für die technische Darstellung des Eisens benutzt
werden.

Gediegenes Eisen findet sich überhaupt nur in seltenen Ausnahmen,
die für den Eisenhüttenmann eine praktische Wichtigkeit nicht besitzen.
So z. B. bestehen die Meteorsteine zum grössten Theil aus metallischem
Eisen (neben Kobalt, Nickel und einigen anderen Körpern); auf Disco
in Nordgrönland fand Nordenskiöld 1870 grössere Mengen gediegenen
Eisens.

Damit aber die Benutzung jener eisenhaltigen Gesteine als Eisen-
erze möglich sei, dürfen sie erstens nicht solche fremde Körper ent-
halten, welche die Abscheidung des Eisens bei der Verhüttung in einer
Weise erschweren würden, dass die Benutzung dieser Gesteine als Erze
dadurch unmöglich wird; und zweitens muss ihr Eisengehalt ein solcher
sein, dass ihre Verarbeitung auf Eisen auch in ökonomischer Beziehung
noch als nutzenbringend erscheinen kann.

Die Grenze des Eisengehaltes, welche nicht unterschritten werden
darf, wenn die zuletzt erwähnte Bedingung erfüllt werden soll, ist nun
freilich theilweise von örtlichen Verhältnissen abhängig. Je niedriger
der Preis des Erzes an dem Orte der Verhüttung (also incl. der Fracht-
kosten) sich stellt, je geringer auch die übrigen Verhüttungskosten
(Brennstoffe, Löhne u. s. w.) sind, desto geringer wird der Eisengehalt
zu sein brauchen, ohne dass das Gestein seine Eigenschaft als eigent-
liches Eisenerz einbüsse. Auch die Beschaffenheit der übrigen, dem
Erze gewöhnlich beigemengten Gesteine spricht hierbei mit. Einzelne
derselben erfordern, um in eine schmelzbare Schlacke umgewandelt zu
werden, beträchtliche Mengen fremder „Zuschläge“, andere sind ohne

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[157/0197] Die Erze. H. Vogelsang, Ueber die mikroskopische Structur der Schlacken und über die Beziehungen der Mikrostructur zur Genesis der krystalli- nischen Gesteine. Poggend. Annalen Bd. 121, S. 101; Berg- und hüttenm. Ztg. 1864, S. 236. E. Mène, Ueber die blaue Färbung der Eisenhochofenschlacken. Dingl. Polyt. Journal Bd. 182, S. 469; aus den Comptes rendus t. LXIII, p. 608. W. Muirhead, Formation of aluminates in the blast furnase slags. Iron, vol. XVI, p. 292; Revue univers. 1880, t. VIII, p. 594; Ztschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. 28, S. 641. A. Kerpely, Molekular-Formeln der Schlacken. Berg- und hüttenm. Ztg. 1872, S. 201. VI. Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vor- bereitung für die Verhüttung. 1. Die Erze. Eisenerze nennt man die in der Natur vorkommenden Verbindungen des Eisens mit anderen Körpern, welche ihres Eisengehaltes halber als Rohmaterialien für die technische Darstellung des Eisens benutzt werden. Gediegenes Eisen findet sich überhaupt nur in seltenen Ausnahmen, die für den Eisenhüttenmann eine praktische Wichtigkeit nicht besitzen. So z. B. bestehen die Meteorsteine zum grössten Theil aus metallischem Eisen (neben Kobalt, Nickel und einigen anderen Körpern); auf Disco in Nordgrönland fand Nordenskiöld 1870 grössere Mengen gediegenen Eisens. Damit aber die Benutzung jener eisenhaltigen Gesteine als Eisen- erze möglich sei, dürfen sie erstens nicht solche fremde Körper ent- halten, welche die Abscheidung des Eisens bei der Verhüttung in einer Weise erschweren würden, dass die Benutzung dieser Gesteine als Erze dadurch unmöglich wird; und zweitens muss ihr Eisengehalt ein solcher sein, dass ihre Verarbeitung auf Eisen auch in ökonomischer Beziehung noch als nutzenbringend erscheinen kann. Die Grenze des Eisengehaltes, welche nicht unterschritten werden darf, wenn die zuletzt erwähnte Bedingung erfüllt werden soll, ist nun freilich theilweise von örtlichen Verhältnissen abhängig. Je niedriger der Preis des Erzes an dem Orte der Verhüttung (also incl. der Fracht- kosten) sich stellt, je geringer auch die übrigen Verhüttungskosten (Brennstoffe, Löhne u. s. w.) sind, desto geringer wird der Eisengehalt zu sein brauchen, ohne dass das Gestein seine Eigenschaft als eigent- liches Eisenerz einbüsse. Auch die Beschaffenheit der übrigen, dem Erze gewöhnlich beigemengten Gesteine spricht hierbei mit. Einzelne derselben erfordern, um in eine schmelzbare Schlacke umgewandelt zu werden, beträchtliche Mengen fremder „Zuschläge“, andere sind ohne

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/197>, abgerufen am 25.04.2024.