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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten.
engeren Ende der Trommel dienen dazu, schon hier einen Theil des
Wassers mit den letzten, den Erzen noch anhaftenden Schlammtheilchen
abzuführen und hierdurch die Reinigung der nachrückenden Erze zu
erleichtern. Die regelmässige Zuführung der Erze wird durch eine in
der Abbildung angedeutete Rüttelvorrichtung unter dem Fülltrichter C
bewirkt; die gewaschenen Erze stürzen durch die Lutte E in bereit
stehende Wagen. Die Bewegung der Trommel erfolgt durch einen am
Anfange derselben befestigten Zahnkranz h von einem an der Trans-
missionswelle befindlichen Getriebe g aus.

Die Leistung einer solchen Waschtrommel soll 10000 kg Roherz
per Stunde betragen, wobei das Erz etwa 10 Minuten in der Trommel
verweilt; der erforderliche mechanische Arbeitsverbrauch incl. des An-
hebens des gewaschenen Erzes auf eine Höhe von 10 m sechs Pferde-
kräfte.1)

Die Kosten des Waschens der Erze werden sich dem abweichenden
Gehalte an fremden Körpern wie den abweichenden benutzten Ein-
richtungen entsprechend verschieden hoch beziffern. Wedding giebt
als Beispiel die Kostenberechnung einer Wäsche auf der Königl. Eisen-
steinsgrube zu Mardorf in Hessen in den Jahren 1867--1869, wobei
sich ein durchschnittlicher Kostenaufwand von 7.8 Pf. per Centner (50 kg)
gewaschenen Erzes (Bohnerzes) ergiebt (also 1.56 Mark per Tonne); auf
französischen Wäschen sollen einer von Dürre aus einem französischen
Werke entnommenen Notiz zufolge die Kosten für Eisenerze nur
0.16 Mark per Tonne betragen2), eine Angabe, welche so niedrig ge-
griffen erscheint, dass man an einen Druckfehler zu glauben versucht ist.

C. Das Rösten.
a. Allgemeines.

Rösten der Erze nennt man eine vorbereitende Erhitzung der Erze
ohne eigentliche Schmelzung. Im geschmolzenen Zustande der Erze
würden chemische Einwirkungen der Bestandtheile auf einander statt-
finden, welche beim Rösten nicht beabsichtigt sind und die spätere
Verhüttung erschweren würden. Es würde eine Verschlackung der
Eisenoxyde mit den fremden Bestandtheilen eintreten und die Erze
würden durch diesen Vorgang an Reducirbarkeit verlieren, wie ja
alle eisenhaltigen Schlacken schwieriger reducirbar sind, als die freien
Eisenoxyde.

Aus diesem Grunde ist es beim Rösten der Eisenerze
Regel, die Temperatur auch nicht einmal bis zum Sintern
der Erze, d. h. beginnenden Zusammenbacken, zu steigern
;
Ausnahmen von dieser Regel kommen allerdings vor und sind durch
besondere, später zu erörternde, Gründe gerechtfertigt.

1) Eine ausführliche Beschreibung nebst Abbildungen einer grösseren Erzwäsche,
von der Fabrik Humboldt (vormals Sievers & Co. in Kalk bei Deutz) gebaut,
enthält Percy-Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 512 ff.;
fernere Abbildungen von Eisenerzwäschen: Dürre, Anlage und Betrieb der Eisen-
hütten, Bd. 1, Taf. XXXVIII, XXXIX und XL.
2) Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 158.

Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten.
engeren Ende der Trommel dienen dazu, schon hier einen Theil des
Wassers mit den letzten, den Erzen noch anhaftenden Schlammtheilchen
abzuführen und hierdurch die Reinigung der nachrückenden Erze zu
erleichtern. Die regelmässige Zuführung der Erze wird durch eine in
der Abbildung angedeutete Rüttelvorrichtung unter dem Fülltrichter C
bewirkt; die gewaschenen Erze stürzen durch die Lutte E in bereit
stehende Wagen. Die Bewegung der Trommel erfolgt durch einen am
Anfange derselben befestigten Zahnkranz h von einem an der Trans-
missionswelle befindlichen Getriebe g aus.

Die Leistung einer solchen Waschtrommel soll 10000 kg Roherz
per Stunde betragen, wobei das Erz etwa 10 Minuten in der Trommel
verweilt; der erforderliche mechanische Arbeitsverbrauch incl. des An-
hebens des gewaschenen Erzes auf eine Höhe von 10 m sechs Pferde-
kräfte.1)

Die Kosten des Waschens der Erze werden sich dem abweichenden
Gehalte an fremden Körpern wie den abweichenden benutzten Ein-
richtungen entsprechend verschieden hoch beziffern. Wedding giebt
als Beispiel die Kostenberechnung einer Wäsche auf der Königl. Eisen-
steinsgrube zu Mardorf in Hessen in den Jahren 1867—1869, wobei
sich ein durchschnittlicher Kostenaufwand von 7.8 Pf. per Centner (50 kg)
gewaschenen Erzes (Bohnerzes) ergiebt (also 1.56 Mark per Tonne); auf
französischen Wäschen sollen einer von Dürre aus einem französischen
Werke entnommenen Notiz zufolge die Kosten für Eisenerze nur
0.16 Mark per Tonne betragen2), eine Angabe, welche so niedrig ge-
griffen erscheint, dass man an einen Druckfehler zu glauben versucht ist.

C. Das Rösten.
a. Allgemeines.

Rösten der Erze nennt man eine vorbereitende Erhitzung der Erze
ohne eigentliche Schmelzung. Im geschmolzenen Zustande der Erze
würden chemische Einwirkungen der Bestandtheile auf einander statt-
finden, welche beim Rösten nicht beabsichtigt sind und die spätere
Verhüttung erschweren würden. Es würde eine Verschlackung der
Eisenoxyde mit den fremden Bestandtheilen eintreten und die Erze
würden durch diesen Vorgang an Reducirbarkeit verlieren, wie ja
alle eisenhaltigen Schlacken schwieriger reducirbar sind, als die freien
Eisenoxyde.

Aus diesem Grunde ist es beim Rösten der Eisenerze
Regel, die Temperatur auch nicht einmal bis zum Sintern
der Erze, d. h. beginnenden Zusammenbacken, zu steigern
;
Ausnahmen von dieser Regel kommen allerdings vor und sind durch
besondere, später zu erörternde, Gründe gerechtfertigt.

1) Eine ausführliche Beschreibung nebst Abbildungen einer grösseren Erzwäsche,
von der Fabrik Humboldt (vormals Sievers & Co. in Kalk bei Deutz) gebaut,
enthält Percy-Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 512 ff.;
fernere Abbildungen von Eisenerzwäschen: Dürre, Anlage und Betrieb der Eisen-
hütten, Bd. 1, Taf. XXXVIII, XXXIX und XL.
2) Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 158.
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[185/0225] Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten. engeren Ende der Trommel dienen dazu, schon hier einen Theil des Wassers mit den letzten, den Erzen noch anhaftenden Schlammtheilchen abzuführen und hierdurch die Reinigung der nachrückenden Erze zu erleichtern. Die regelmässige Zuführung der Erze wird durch eine in der Abbildung angedeutete Rüttelvorrichtung unter dem Fülltrichter C bewirkt; die gewaschenen Erze stürzen durch die Lutte E in bereit stehende Wagen. Die Bewegung der Trommel erfolgt durch einen am Anfange derselben befestigten Zahnkranz h von einem an der Trans- missionswelle befindlichen Getriebe g aus. Die Leistung einer solchen Waschtrommel soll 10000 kg Roherz per Stunde betragen, wobei das Erz etwa 10 Minuten in der Trommel verweilt; der erforderliche mechanische Arbeitsverbrauch incl. des An- hebens des gewaschenen Erzes auf eine Höhe von 10 m sechs Pferde- kräfte. 1) Die Kosten des Waschens der Erze werden sich dem abweichenden Gehalte an fremden Körpern wie den abweichenden benutzten Ein- richtungen entsprechend verschieden hoch beziffern. Wedding giebt als Beispiel die Kostenberechnung einer Wäsche auf der Königl. Eisen- steinsgrube zu Mardorf in Hessen in den Jahren 1867—1869, wobei sich ein durchschnittlicher Kostenaufwand von 7.8 Pf. per Centner (50 kg) gewaschenen Erzes (Bohnerzes) ergiebt (also 1.56 Mark per Tonne); auf französischen Wäschen sollen einer von Dürre aus einem französischen Werke entnommenen Notiz zufolge die Kosten für Eisenerze nur 0.16 Mark per Tonne betragen 2), eine Angabe, welche so niedrig ge- griffen erscheint, dass man an einen Druckfehler zu glauben versucht ist. C. Das Rösten. a. Allgemeines. Rösten der Erze nennt man eine vorbereitende Erhitzung der Erze ohne eigentliche Schmelzung. Im geschmolzenen Zustande der Erze würden chemische Einwirkungen der Bestandtheile auf einander statt- finden, welche beim Rösten nicht beabsichtigt sind und die spätere Verhüttung erschweren würden. Es würde eine Verschlackung der Eisenoxyde mit den fremden Bestandtheilen eintreten und die Erze würden durch diesen Vorgang an Reducirbarkeit verlieren, wie ja alle eisenhaltigen Schlacken schwieriger reducirbar sind, als die freien Eisenoxyde. Aus diesem Grunde ist es beim Rösten der Eisenerze Regel, die Temperatur auch nicht einmal bis zum Sintern der Erze, d. h. beginnenden Zusammenbacken, zu steigern; Ausnahmen von dieser Regel kommen allerdings vor und sind durch besondere, später zu erörternde, Gründe gerechtfertigt. 1) Eine ausführliche Beschreibung nebst Abbildungen einer grösseren Erzwäsche, von der Fabrik Humboldt (vormals Sievers & Co. in Kalk bei Deutz) gebaut, enthält Percy-Wedding, Handbuch der Eisenhüttenkunde, Abth. 2, S. 512 ff.; fernere Abbildungen von Eisenerzwäschen: Dürre, Anlage und Betrieb der Eisen- hütten, Bd. 1, Taf. XXXVIII, XXXIX und XL. 2) Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, S. 158.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/225>, abgerufen am 29.03.2024.