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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.

Die Eintheilung des gesammten Roheisens incl. des Eisenmangans
kann von verschiedenen Gesichtspunkten aus geschehen.

Man kann, wie es schon auf S. 5 angegeben ist, graues Roh-
eisen, weisses Roheisen
und Eisenmangan unterscheiden. Nach
der Art des für die Herstellung verwendeten Brennstoffs, welcher --
besonders beim grauen Roheisen -- gewisse Verschiedenheiten hervor-
ruft, lässt sich Holzkohlenroheisen und Koksroheisen (richtiger:
Roheisen, welches mit mineralischen Brennstoffen erzeugt ist) unter-
scheiden. Endlich kann man auch nach der beabsichtigten Verwendung
des Roheisens Giessereiroheisen (zur Darstellung von Gusswaaren
bestimmt) und Frischereiroheisen von einander trennen.

In Folgendem soll die zuerst erwähnte Eintheilung beibehalten,
dabei aber der Unterschied gebührend berücksichtigt werden, welcher
aus der Anwendung verschiedenen Brennstoffs bei der Darstellung oder
aus der verschiedenartigen Bestimmung des Roheisens sich ergiebt.

2. Das graue Roheisen.
Erklärung. Zusammensetzung und Constitution.

Graues Roheisen im eigentlichen Sinne ist dasjenige, welches infolge
einer stattgehabten reichlichen Graphitausscheidung eine gleichmässig
graue Bruchfläche erkennen lässt. Der Graphitgehalt überlagert hier
die übrigen Bestandtheile und wird allein dem Auge erkennbar, dem
Roheisen die erwähnte graue Färbung ertheilend.

Im Folgenden sollen jedoch, der allgemein üblichen Bezeichnungs-
weise gemäss, auch solche Roheisensorten unter das graue Roheisen
eingerechnet werden, bei welchen überhaupt deutliche Graphitaus-
scheidung bemerkbar ist, gleichviel, ob neben dem Graphit noch andere
Bestandtheile des Roheisens erkennbar sind oder nicht.

Seiner chemischen Constitution nach lässt sich das graue Roheisen
als eine Legirung aus Eisen, Kohlenstoff und Silicium be-
zeichnen. Diese drei Körper sind die eigentlichen Bildner des grauen
Roheisens; entzieht man demselben einen dieser Bestandtheile, so hört
es überhaupt auf, graues Roheisen zu sein. Sonstige im grauen Roh-
eisen auftretende Körper, welche zwar selten fehlen, nicht aber die Ent-
stehung desselben bedingen und demnach im Gegensatze zu jenen erst-
genannten Bestandtheilen als zufällige oder Nebenbestandtheile be-
zeichnet werden müssen, sind Mangan (selten mehr als 5 Proc.), Kupfer
(bis zu 0.4 Proc.), Kobalt und Nickel (selten in grösseren Mengen als
einigen Hundertstel Proc.), Phosphor (selten mehr als 2 Proc.), Schwefel
(gewöhnlich weniger als 0.1 Proc.).

Während im flüssigen Zustande des grauen Roheisens die ge-
nannten Bestandtheile desselben annähernd gleichmässig legirt sind,
tritt beim Erstarren und noch im glühenden Zustande des erstarrten
Eisens ein starkes Zerfallen der Legirung ein; Graphit wird in hexa-
gonalen Tafeln von geringerer oder beträchtlicherer Grösse ausgeschieden
und lagert sich als charakterisirender Bestandtheil des grauen Eisens
zwischen das Gefüge desselben.

Aber auch die übrigen Bestandtheile verharren nicht im gleich-
mässig legirten Zustande. Freies Eisen sondert sich, wie aus ver-

Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.

Die Eintheilung des gesammten Roheisens incl. des Eisenmangans
kann von verschiedenen Gesichtspunkten aus geschehen.

Man kann, wie es schon auf S. 5 angegeben ist, graues Roh-
eisen, weisses Roheisen
und Eisenmangan unterscheiden. Nach
der Art des für die Herstellung verwendeten Brennstoffs, welcher —
besonders beim grauen Roheisen — gewisse Verschiedenheiten hervor-
ruft, lässt sich Holzkohlenroheisen und Koksroheisen (richtiger:
Roheisen, welches mit mineralischen Brennstoffen erzeugt ist) unter-
scheiden. Endlich kann man auch nach der beabsichtigten Verwendung
des Roheisens Giessereiroheisen (zur Darstellung von Gusswaaren
bestimmt) und Frischereiroheisen von einander trennen.

In Folgendem soll die zuerst erwähnte Eintheilung beibehalten,
dabei aber der Unterschied gebührend berücksichtigt werden, welcher
aus der Anwendung verschiedenen Brennstoffs bei der Darstellung oder
aus der verschiedenartigen Bestimmung des Roheisens sich ergiebt.

2. Das graue Roheisen.
Erklärung. Zusammensetzung und Constitution.

Graues Roheisen im eigentlichen Sinne ist dasjenige, welches infolge
einer stattgehabten reichlichen Graphitausscheidung eine gleichmässig
graue Bruchfläche erkennen lässt. Der Graphitgehalt überlagert hier
die übrigen Bestandtheile und wird allein dem Auge erkennbar, dem
Roheisen die erwähnte graue Färbung ertheilend.

Im Folgenden sollen jedoch, der allgemein üblichen Bezeichnungs-
weise gemäss, auch solche Roheisensorten unter das graue Roheisen
eingerechnet werden, bei welchen überhaupt deutliche Graphitaus-
scheidung bemerkbar ist, gleichviel, ob neben dem Graphit noch andere
Bestandtheile des Roheisens erkennbar sind oder nicht.

Seiner chemischen Constitution nach lässt sich das graue Roheisen
als eine Legirung aus Eisen, Kohlenstoff und Silicium be-
zeichnen. Diese drei Körper sind die eigentlichen Bildner des grauen
Roheisens; entzieht man demselben einen dieser Bestandtheile, so hört
es überhaupt auf, graues Roheisen zu sein. Sonstige im grauen Roh-
eisen auftretende Körper, welche zwar selten fehlen, nicht aber die Ent-
stehung desselben bedingen und demnach im Gegensatze zu jenen erst-
genannten Bestandtheilen als zufällige oder Nebenbestandtheile be-
zeichnet werden müssen, sind Mangan (selten mehr als 5 Proc.), Kupfer
(bis zu 0.4 Proc.), Kobalt und Nickel (selten in grösseren Mengen als
einigen Hundertstel Proc.), Phosphor (selten mehr als 2 Proc.), Schwefel
(gewöhnlich weniger als 0.1 Proc.).

Während im flüssigen Zustande des grauen Roheisens die ge-
nannten Bestandtheile desselben annähernd gleichmässig legirt sind,
tritt beim Erstarren und noch im glühenden Zustande des erstarrten
Eisens ein starkes Zerfallen der Legirung ein; Graphit wird in hexa-
gonalen Tafeln von geringerer oder beträchtlicherer Grösse ausgeschieden
und lagert sich als charakterisirender Bestandtheil des grauen Eisens
zwischen das Gefüge desselben.

Aber auch die übrigen Bestandtheile verharren nicht im gleich-
mässig legirten Zustande. Freies Eisen sondert sich, wie aus ver-

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[292/0338] Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane. Die Eintheilung des gesammten Roheisens incl. des Eisenmangans kann von verschiedenen Gesichtspunkten aus geschehen. Man kann, wie es schon auf S. 5 angegeben ist, graues Roh- eisen, weisses Roheisen und Eisenmangan unterscheiden. Nach der Art des für die Herstellung verwendeten Brennstoffs, welcher — besonders beim grauen Roheisen — gewisse Verschiedenheiten hervor- ruft, lässt sich Holzkohlenroheisen und Koksroheisen (richtiger: Roheisen, welches mit mineralischen Brennstoffen erzeugt ist) unter- scheiden. Endlich kann man auch nach der beabsichtigten Verwendung des Roheisens Giessereiroheisen (zur Darstellung von Gusswaaren bestimmt) und Frischereiroheisen von einander trennen. In Folgendem soll die zuerst erwähnte Eintheilung beibehalten, dabei aber der Unterschied gebührend berücksichtigt werden, welcher aus der Anwendung verschiedenen Brennstoffs bei der Darstellung oder aus der verschiedenartigen Bestimmung des Roheisens sich ergiebt. 2. Das graue Roheisen. Erklärung. Zusammensetzung und Constitution. Graues Roheisen im eigentlichen Sinne ist dasjenige, welches infolge einer stattgehabten reichlichen Graphitausscheidung eine gleichmässig graue Bruchfläche erkennen lässt. Der Graphitgehalt überlagert hier die übrigen Bestandtheile und wird allein dem Auge erkennbar, dem Roheisen die erwähnte graue Färbung ertheilend. Im Folgenden sollen jedoch, der allgemein üblichen Bezeichnungs- weise gemäss, auch solche Roheisensorten unter das graue Roheisen eingerechnet werden, bei welchen überhaupt deutliche Graphitaus- scheidung bemerkbar ist, gleichviel, ob neben dem Graphit noch andere Bestandtheile des Roheisens erkennbar sind oder nicht. Seiner chemischen Constitution nach lässt sich das graue Roheisen als eine Legirung aus Eisen, Kohlenstoff und Silicium be- zeichnen. Diese drei Körper sind die eigentlichen Bildner des grauen Roheisens; entzieht man demselben einen dieser Bestandtheile, so hört es überhaupt auf, graues Roheisen zu sein. Sonstige im grauen Roh- eisen auftretende Körper, welche zwar selten fehlen, nicht aber die Ent- stehung desselben bedingen und demnach im Gegensatze zu jenen erst- genannten Bestandtheilen als zufällige oder Nebenbestandtheile be- zeichnet werden müssen, sind Mangan (selten mehr als 5 Proc.), Kupfer (bis zu 0.4 Proc.), Kobalt und Nickel (selten in grösseren Mengen als einigen Hundertstel Proc.), Phosphor (selten mehr als 2 Proc.), Schwefel (gewöhnlich weniger als 0.1 Proc.). Während im flüssigen Zustande des grauen Roheisens die ge- nannten Bestandtheile desselben annähernd gleichmässig legirt sind, tritt beim Erstarren und noch im glühenden Zustande des erstarrten Eisens ein starkes Zerfallen der Legirung ein; Graphit wird in hexa- gonalen Tafeln von geringerer oder beträchtlicherer Grösse ausgeschieden und lagert sich als charakterisirender Bestandtheil des grauen Eisens zwischen das Gefüge desselben. Aber auch die übrigen Bestandtheile verharren nicht im gleich- mässig legirten Zustande. Freies Eisen sondert sich, wie aus ver-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/338>, abgerufen am 18.04.2024.