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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.
die Festigkeit verhält sich die Elasticität; die Zähigkeit wird in allen
Fällen durch rasche Abkühlung verringert, durch langsame Abkühlung
gesteigert.

Gemäss diesen verschiedenen Einflüssen auf die Festigkeit des
grauen Roheisens schwankt die Zerreissungsfestigkeit von 4--20 kg
per qmm, die Bruchfestigkeit (relative Festigkeit) quadratischer Stäbe
von etwa 10--50 kg. Eine Beanspruchung auf Festigkeit findet natür-
licherweise nur beim Gusseisen statt, d. h. bei Gebrauchsgegenständen,
welche aus dem Roheisen gefertigt sind; als mittlere Festigkeit des
gewöhnlichen Gusseisens pflegt man 12.5 kg per qmm gegen Zerreissen,
25.5 kg gegen Bruch anzunehmen.

Elasticität und Zähigkeit kommen vorzugsweise bei der Bean-
spruchung auf Bruchfestigkeit in Betracht und werden durch die vor-
übergehende, beziehentlich durch die bleibende Einbiegung gemessen,
welche ein belasteter Stab erträgt, ohne zu zerbrechen. Wendet man
für derartige Versuche quadratische Stäbe von 30 mm Stärke und
1000 mm freier Auflage an, so beträgt die totale Einbiegung in der
Mitte des Stabes bei den gewöhnlicheren Gusseisensorten 15--20 mm,
die bleibende Einbiegung 2--4 mm; bei den vorzüglichsten Gusseisen-
sorten steigt die totale Einbiegung auf etwa 26 mm, die bleibende auf
5 mm; bei sehr sprödem Gusseisen ist mitunter die Einbiegung gleich
Null, d. h. der Bruch erfolgt, ohne dass irgend eine messbare Form-
veränderung vorausgeht.

Besitzen die Stäbe andere Abmessungen als die angegebenen, so
lassen sich die entfallenden Werthe leicht mit Hilfe der Formel
[Formel 1] umrechnen, in welcher E und E1 die Einbiegungen, L und L1 die Längen,
h und h1 die Stärke der geprüften Stäbe in Millimetern bezeichnen.

Die Arten des grauen Roheisens.

Seinen Entstehungsverhältnissen, seinem Aeussern und seiner che-
mischen Zusammensetzung nach unterscheidet man verschiedene Arten
des grauen Roheisens.

a) Holzkohlenroheisen.

Da bei Anwendung von Holzkohlen bei Darstellung des Roheisens
die Temperatur niedriger, der Aschengehalt des Brennstoffs und somit
auch die Schlackenmenge durchschnittlich geringer ist als bei Anwen-
dung mineralischer Brennstoffe, so findet das Eisen weniger Gelegen-
heit zur Aufnahme fremder Stoffe, insbesondere von Silicium und
Mangan, als in diesem Falle und zeichnet sich durch grössere Rein-
heit, welche wiederum eine grössere Festigkeit bedingt, vor dem mit
Koks u. s. w. erblasenen Roheisen aus.

Ohne Einfluss jedoch ist die Art des Brennstoffs auf den aus den
Erzen stammenden Phosphorgehalt des Roheisens, der in dem einen
wie in dem andern Falle annähernd vollständig an das erzeugte Roh-
eisen übergeht; und aus phosphorreichen Erzen lässt sich deshalb ebenso

Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane.
die Festigkeit verhält sich die Elasticität; die Zähigkeit wird in allen
Fällen durch rasche Abkühlung verringert, durch langsame Abkühlung
gesteigert.

Gemäss diesen verschiedenen Einflüssen auf die Festigkeit des
grauen Roheisens schwankt die Zerreissungsfestigkeit von 4—20 kg
per qmm, die Bruchfestigkeit (relative Festigkeit) quadratischer Stäbe
von etwa 10—50 kg. Eine Beanspruchung auf Festigkeit findet natür-
licherweise nur beim Gusseisen statt, d. h. bei Gebrauchsgegenständen,
welche aus dem Roheisen gefertigt sind; als mittlere Festigkeit des
gewöhnlichen Gusseisens pflegt man 12.5 kg per qmm gegen Zerreissen,
25.5 kg gegen Bruch anzunehmen.

Elasticität und Zähigkeit kommen vorzugsweise bei der Bean-
spruchung auf Bruchfestigkeit in Betracht und werden durch die vor-
übergehende, beziehentlich durch die bleibende Einbiegung gemessen,
welche ein belasteter Stab erträgt, ohne zu zerbrechen. Wendet man
für derartige Versuche quadratische Stäbe von 30 mm Stärke und
1000 mm freier Auflage an, so beträgt die totale Einbiegung in der
Mitte des Stabes bei den gewöhnlicheren Gusseisensorten 15—20 mm,
die bleibende Einbiegung 2—4 mm; bei den vorzüglichsten Gusseisen-
sorten steigt die totale Einbiegung auf etwa 26 mm, die bleibende auf
5 mm; bei sehr sprödem Gusseisen ist mitunter die Einbiegung gleich
Null, d. h. der Bruch erfolgt, ohne dass irgend eine messbare Form-
veränderung vorausgeht.

Besitzen die Stäbe andere Abmessungen als die angegebenen, so
lassen sich die entfallenden Werthe leicht mit Hilfe der Formel
[Formel 1] umrechnen, in welcher E und E1 die Einbiegungen, L und L1 die Längen,
h und h1 die Stärke der geprüften Stäbe in Millimetern bezeichnen.

Die Arten des grauen Roheisens.

Seinen Entstehungsverhältnissen, seinem Aeussern und seiner che-
mischen Zusammensetzung nach unterscheidet man verschiedene Arten
des grauen Roheisens.

a) Holzkohlenroheisen.

Da bei Anwendung von Holzkohlen bei Darstellung des Roheisens
die Temperatur niedriger, der Aschengehalt des Brennstoffs und somit
auch die Schlackenmenge durchschnittlich geringer ist als bei Anwen-
dung mineralischer Brennstoffe, so findet das Eisen weniger Gelegen-
heit zur Aufnahme fremder Stoffe, insbesondere von Silicium und
Mangan, als in diesem Falle und zeichnet sich durch grössere Rein-
heit, welche wiederum eine grössere Festigkeit bedingt, vor dem mit
Koks u. s. w. erblasenen Roheisen aus.

Ohne Einfluss jedoch ist die Art des Brennstoffs auf den aus den
Erzen stammenden Phosphorgehalt des Roheisens, der in dem einen
wie in dem andern Falle annähernd vollständig an das erzeugte Roh-
eisen übergeht; und aus phosphorreichen Erzen lässt sich deshalb ebenso

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[298/0344] Eigenschaften und Eintheilung des Roheisens und der Eisenmangane. die Festigkeit verhält sich die Elasticität; die Zähigkeit wird in allen Fällen durch rasche Abkühlung verringert, durch langsame Abkühlung gesteigert. Gemäss diesen verschiedenen Einflüssen auf die Festigkeit des grauen Roheisens schwankt die Zerreissungsfestigkeit von 4—20 kg per qmm, die Bruchfestigkeit (relative Festigkeit) quadratischer Stäbe von etwa 10—50 kg. Eine Beanspruchung auf Festigkeit findet natür- licherweise nur beim Gusseisen statt, d. h. bei Gebrauchsgegenständen, welche aus dem Roheisen gefertigt sind; als mittlere Festigkeit des gewöhnlichen Gusseisens pflegt man 12.5 kg per qmm gegen Zerreissen, 25.5 kg gegen Bruch anzunehmen. Elasticität und Zähigkeit kommen vorzugsweise bei der Bean- spruchung auf Bruchfestigkeit in Betracht und werden durch die vor- übergehende, beziehentlich durch die bleibende Einbiegung gemessen, welche ein belasteter Stab erträgt, ohne zu zerbrechen. Wendet man für derartige Versuche quadratische Stäbe von 30 mm Stärke und 1000 mm freier Auflage an, so beträgt die totale Einbiegung in der Mitte des Stabes bei den gewöhnlicheren Gusseisensorten 15—20 mm, die bleibende Einbiegung 2—4 mm; bei den vorzüglichsten Gusseisen- sorten steigt die totale Einbiegung auf etwa 26 mm, die bleibende auf 5 mm; bei sehr sprödem Gusseisen ist mitunter die Einbiegung gleich Null, d. h. der Bruch erfolgt, ohne dass irgend eine messbare Form- veränderung vorausgeht. Besitzen die Stäbe andere Abmessungen als die angegebenen, so lassen sich die entfallenden Werthe leicht mit Hilfe der Formel [FORMEL] umrechnen, in welcher E und E1 die Einbiegungen, L und L1 die Längen, h und h1 die Stärke der geprüften Stäbe in Millimetern bezeichnen. Die Arten des grauen Roheisens. Seinen Entstehungsverhältnissen, seinem Aeussern und seiner che- mischen Zusammensetzung nach unterscheidet man verschiedene Arten des grauen Roheisens. a) Holzkohlenroheisen. Da bei Anwendung von Holzkohlen bei Darstellung des Roheisens die Temperatur niedriger, der Aschengehalt des Brennstoffs und somit auch die Schlackenmenge durchschnittlich geringer ist als bei Anwen- dung mineralischer Brennstoffe, so findet das Eisen weniger Gelegen- heit zur Aufnahme fremder Stoffe, insbesondere von Silicium und Mangan, als in diesem Falle und zeichnet sich durch grössere Rein- heit, welche wiederum eine grössere Festigkeit bedingt, vor dem mit Koks u. s. w. erblasenen Roheisen aus. Ohne Einfluss jedoch ist die Art des Brennstoffs auf den aus den Erzen stammenden Phosphorgehalt des Roheisens, der in dem einen wie in dem andern Falle annähernd vollständig an das erzeugte Roh- eisen übergeht; und aus phosphorreichen Erzen lässt sich deshalb ebenso

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/344>, abgerufen am 18.04.2024.