Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.

Im Handel pflegt man nach der Beschaffenheit der Bruchfläche
und dem Mangangehalte des Spiegeleisens (welcher in erster Reihe den
Preis desselben bedingt) folgende Sorten zu unterscheiden.

Hochmanganhaltiges mit etwa 20 Proc. Mangan oder darüber.
Die Spiegelflächen sind weniger stark ausgebildet, neben denselben
erscheint mitunter dichter, feinkörniger Bruch.

Grobspiegel, gewöhnlich 6--15 Proc. Mangan enthaltend, aus-
gezeichnet durch schön ausgebildete Spiegelflächen von oft beträcht-
licher Grösse.

Kleinspiegel mit einem Mangangehalte bis zu etwa 6 Proc.,
häufig einige Zehntel Procente Silicium enthaltend und kohlenstoffärmer
als die vorher erwähnten Sorten.

Grauspiegel oder Saumspiegel, d. i. Spiegeleisen, bei welchem
infolge des oben erwähnten Vorgangs (Austausch von Mangan gegen
Silicium) der Kohlenstoff theilweise graphitisch ausgeschieden wurde,
sich an dem Saume der Spiegelflächen ablagernd. Dieses Roheisen pflegt
bis zu 1 Proc. Silicium bei 4--6 Proc. Mangan und 5 Proc. oder mehr
Kohlenstoff zu enthalten. Je höher der Mangangehalt ist, desto mehr
Silicium und Kohle müssen neben einander anwesend sein, damit
Graphitausscheidung erfolge. Diese Roheisensorte erfolgt nicht selten
beim Betriebe auf gewöhnliches Grobspiegeleisen.

Sämmtliche Spiegeleisensorten ohne Graphitausscheidung, also das
eigentliche normale Spiegeleisen, pflegt man zum Unterschiede von diesem
zuletzt erwähnten Grauspiegel als Weissspiegel zu benennen.

Weissstrahl.

Infolge einer beschränkten Ausbildung jener Spiegelflächen, durch
welche das Spiegeleisen gekennzeichnet ist, hat sich statt des spiegeligen
ein strahliges Gefüge gebildet, dessen Strahlen wiederum, wie beim
Spiegeleisen die Spiegelflächen, rechtwinklig gegen die Abkühlungs-
flächen gerichtet sind. Bei den dem Spiegeleisen am nächsten stehenden
Sorten des Weissstrahles ist noch deutlich die Neigung zur Spiegel-
bildung wahrzunehmen; dieselbe verringert sich mehr und mehr, je
mehr das Eisen in seiner Beschaffenheit sich dem unten beschriebenen
gewöhnlichen Weisseisen nähert, und demgemäss wird auch die Strahlen-
bildung immer undeutlicher.

Das weissstrahlige Roheisen pflegt einen Mangangehalt von 2--5
Proc. und einen Kohlenstoffgehalt von 3--4 Proc. zu enthalten. Mit-
unter, besonders bei höherem Mangangehalte, finden sich neben verhält-
nissmässig wenig Kohlenstoff einige Zehntel Proc. Silicium. Phosphor
findet sich in den besser bezahlten Sorten (dem sogenannten Qualitäts-
Weissstrahl) nur in Mengen von weniger als 1 Proc. Man pflegt eben
aus den nämlichen Gründen, welche schon bei Besprechung des Spiegel-
eisens erörtert wurden, um so phosphorärmere Erze zur Darstellung der
verschiedenen Sorten des Weissstrahles zu verwenden, je näher die
letzteren in ihrer Beschaffenheit dem Spiegeleisen stehen.

Beim Fliessen zeigt das mangan- und kohlenstoffreichere weiss-
strahlige Roheisen ähnliche Erscheinungen als das Spiegeleisen, wenn
auch in weniger ausgebildeter Weise; es stösst brennende Gase aus

Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.

Im Handel pflegt man nach der Beschaffenheit der Bruchfläche
und dem Mangangehalte des Spiegeleisens (welcher in erster Reihe den
Preis desselben bedingt) folgende Sorten zu unterscheiden.

Hochmanganhaltiges mit etwa 20 Proc. Mangan oder darüber.
Die Spiegelflächen sind weniger stark ausgebildet, neben denselben
erscheint mitunter dichter, feinkörniger Bruch.

Grobspiegel, gewöhnlich 6—15 Proc. Mangan enthaltend, aus-
gezeichnet durch schön ausgebildete Spiegelflächen von oft beträcht-
licher Grösse.

Kleinspiegel mit einem Mangangehalte bis zu etwa 6 Proc.,
häufig einige Zehntel Procente Silicium enthaltend und kohlenstoffärmer
als die vorher erwähnten Sorten.

Grauspiegel oder Saumspiegel, d. i. Spiegeleisen, bei welchem
infolge des oben erwähnten Vorgangs (Austausch von Mangan gegen
Silicium) der Kohlenstoff theilweise graphitisch ausgeschieden wurde,
sich an dem Saume der Spiegelflächen ablagernd. Dieses Roheisen pflegt
bis zu 1 Proc. Silicium bei 4—6 Proc. Mangan und 5 Proc. oder mehr
Kohlenstoff zu enthalten. Je höher der Mangangehalt ist, desto mehr
Silicium und Kohle müssen neben einander anwesend sein, damit
Graphitausscheidung erfolge. Diese Roheisensorte erfolgt nicht selten
beim Betriebe auf gewöhnliches Grobspiegeleisen.

Sämmtliche Spiegeleisensorten ohne Graphitausscheidung, also das
eigentliche normale Spiegeleisen, pflegt man zum Unterschiede von diesem
zuletzt erwähnten Grauspiegel als Weissspiegel zu benennen.

Weissstrahl.

Infolge einer beschränkten Ausbildung jener Spiegelflächen, durch
welche das Spiegeleisen gekennzeichnet ist, hat sich statt des spiegeligen
ein strahliges Gefüge gebildet, dessen Strahlen wiederum, wie beim
Spiegeleisen die Spiegelflächen, rechtwinklig gegen die Abkühlungs-
flächen gerichtet sind. Bei den dem Spiegeleisen am nächsten stehenden
Sorten des Weissstrahles ist noch deutlich die Neigung zur Spiegel-
bildung wahrzunehmen; dieselbe verringert sich mehr und mehr, je
mehr das Eisen in seiner Beschaffenheit sich dem unten beschriebenen
gewöhnlichen Weisseisen nähert, und demgemäss wird auch die Strahlen-
bildung immer undeutlicher.

Das weissstrahlige Roheisen pflegt einen Mangangehalt von 2—5
Proc. und einen Kohlenstoffgehalt von 3—4 Proc. zu enthalten. Mit-
unter, besonders bei höherem Mangangehalte, finden sich neben verhält-
nissmässig wenig Kohlenstoff einige Zehntel Proc. Silicium. Phosphor
findet sich in den besser bezahlten Sorten (dem sogenannten Qualitäts-
Weissstrahl) nur in Mengen von weniger als 1 Proc. Man pflegt eben
aus den nämlichen Gründen, welche schon bei Besprechung des Spiegel-
eisens erörtert wurden, um so phosphorärmere Erze zur Darstellung der
verschiedenen Sorten des Weissstrahles zu verwenden, je näher die
letzteren in ihrer Beschaffenheit dem Spiegeleisen stehen.

Beim Fliessen zeigt das mangan- und kohlenstoffreichere weiss-
strahlige Roheisen ähnliche Erscheinungen als das Spiegeleisen, wenn
auch in weniger ausgebildeter Weise; es stösst brennende Gase aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0359" n="313"/>
                <fw place="top" type="header">Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens.</fw><lb/>
                <p>Im Handel pflegt man nach der Beschaffenheit der Bruchfläche<lb/>
und dem Mangangehalte des Spiegeleisens (welcher in erster Reihe den<lb/>
Preis desselben bedingt) folgende Sorten zu unterscheiden.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Hochmanganhaltiges</hi> mit etwa 20 Proc. Mangan oder darüber.<lb/>
Die Spiegelflächen sind weniger stark ausgebildet, neben denselben<lb/>
erscheint mitunter dichter, feinkörniger Bruch.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Grobspiegel</hi>, gewöhnlich 6&#x2014;15 Proc. Mangan enthaltend, aus-<lb/>
gezeichnet durch schön ausgebildete Spiegelflächen von oft beträcht-<lb/>
licher Grösse.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Kleinspiegel</hi> mit einem Mangangehalte bis zu etwa 6 Proc.,<lb/>
häufig einige Zehntel Procente Silicium enthaltend und kohlenstoffärmer<lb/>
als die vorher erwähnten Sorten.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Grauspiegel</hi> oder <hi rendition="#g">Saumspiegel</hi>, d. i. Spiegeleisen, bei welchem<lb/>
infolge des oben erwähnten Vorgangs (Austausch von Mangan gegen<lb/>
Silicium) der Kohlenstoff theilweise graphitisch ausgeschieden wurde,<lb/>
sich an dem Saume der Spiegelflächen ablagernd. Dieses Roheisen pflegt<lb/>
bis zu 1 Proc. Silicium bei 4&#x2014;6 Proc. Mangan und 5 Proc. oder mehr<lb/>
Kohlenstoff zu enthalten. Je höher der Mangangehalt ist, desto mehr<lb/>
Silicium und Kohle müssen neben einander anwesend sein, damit<lb/>
Graphitausscheidung erfolge. Diese Roheisensorte erfolgt nicht selten<lb/>
beim Betriebe auf gewöhnliches Grobspiegeleisen.</p><lb/>
                <p>Sämmtliche Spiegeleisensorten ohne Graphitausscheidung, also das<lb/>
eigentliche normale Spiegeleisen, pflegt man zum Unterschiede von diesem<lb/>
zuletzt erwähnten Grauspiegel als <hi rendition="#g">Weissspiegel</hi> zu benennen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#i">Weissstrahl</hi>.</head><lb/>
                <p>Infolge einer beschränkten Ausbildung jener Spiegelflächen, durch<lb/>
welche das Spiegeleisen gekennzeichnet ist, hat sich statt des spiegeligen<lb/>
ein strahliges Gefüge gebildet, dessen Strahlen wiederum, wie beim<lb/>
Spiegeleisen die Spiegelflächen, rechtwinklig gegen die Abkühlungs-<lb/>
flächen gerichtet sind. Bei den dem Spiegeleisen am nächsten stehenden<lb/>
Sorten des Weissstrahles ist noch deutlich die Neigung zur Spiegel-<lb/>
bildung wahrzunehmen; dieselbe verringert sich mehr und mehr, je<lb/>
mehr das Eisen in seiner Beschaffenheit sich dem unten beschriebenen<lb/>
gewöhnlichen Weisseisen nähert, und demgemäss wird auch die Strahlen-<lb/>
bildung immer undeutlicher.</p><lb/>
                <p>Das weissstrahlige Roheisen pflegt einen Mangangehalt von 2&#x2014;5<lb/>
Proc. und einen Kohlenstoffgehalt von 3&#x2014;4 Proc. zu enthalten. Mit-<lb/>
unter, besonders bei höherem Mangangehalte, finden sich neben verhält-<lb/>
nissmässig wenig Kohlenstoff einige Zehntel Proc. Silicium. Phosphor<lb/>
findet sich in den besser bezahlten Sorten (dem sogenannten Qualitäts-<lb/>
Weissstrahl) nur in Mengen von weniger als 1 Proc. Man pflegt eben<lb/>
aus den nämlichen Gründen, welche schon bei Besprechung des Spiegel-<lb/>
eisens erörtert wurden, um so phosphorärmere Erze zur Darstellung der<lb/>
verschiedenen Sorten des Weissstrahles zu verwenden, je näher die<lb/>
letzteren in ihrer Beschaffenheit dem Spiegeleisen stehen.</p><lb/>
                <p>Beim Fliessen zeigt das mangan- und kohlenstoffreichere weiss-<lb/>
strahlige Roheisen ähnliche Erscheinungen als das Spiegeleisen, wenn<lb/>
auch in weniger ausgebildeter Weise; es stösst brennende Gase aus<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0359] Das weisse Roheisen. Die Arten des weissen Roheisens. Im Handel pflegt man nach der Beschaffenheit der Bruchfläche und dem Mangangehalte des Spiegeleisens (welcher in erster Reihe den Preis desselben bedingt) folgende Sorten zu unterscheiden. Hochmanganhaltiges mit etwa 20 Proc. Mangan oder darüber. Die Spiegelflächen sind weniger stark ausgebildet, neben denselben erscheint mitunter dichter, feinkörniger Bruch. Grobspiegel, gewöhnlich 6—15 Proc. Mangan enthaltend, aus- gezeichnet durch schön ausgebildete Spiegelflächen von oft beträcht- licher Grösse. Kleinspiegel mit einem Mangangehalte bis zu etwa 6 Proc., häufig einige Zehntel Procente Silicium enthaltend und kohlenstoffärmer als die vorher erwähnten Sorten. Grauspiegel oder Saumspiegel, d. i. Spiegeleisen, bei welchem infolge des oben erwähnten Vorgangs (Austausch von Mangan gegen Silicium) der Kohlenstoff theilweise graphitisch ausgeschieden wurde, sich an dem Saume der Spiegelflächen ablagernd. Dieses Roheisen pflegt bis zu 1 Proc. Silicium bei 4—6 Proc. Mangan und 5 Proc. oder mehr Kohlenstoff zu enthalten. Je höher der Mangangehalt ist, desto mehr Silicium und Kohle müssen neben einander anwesend sein, damit Graphitausscheidung erfolge. Diese Roheisensorte erfolgt nicht selten beim Betriebe auf gewöhnliches Grobspiegeleisen. Sämmtliche Spiegeleisensorten ohne Graphitausscheidung, also das eigentliche normale Spiegeleisen, pflegt man zum Unterschiede von diesem zuletzt erwähnten Grauspiegel als Weissspiegel zu benennen. Weissstrahl. Infolge einer beschränkten Ausbildung jener Spiegelflächen, durch welche das Spiegeleisen gekennzeichnet ist, hat sich statt des spiegeligen ein strahliges Gefüge gebildet, dessen Strahlen wiederum, wie beim Spiegeleisen die Spiegelflächen, rechtwinklig gegen die Abkühlungs- flächen gerichtet sind. Bei den dem Spiegeleisen am nächsten stehenden Sorten des Weissstrahles ist noch deutlich die Neigung zur Spiegel- bildung wahrzunehmen; dieselbe verringert sich mehr und mehr, je mehr das Eisen in seiner Beschaffenheit sich dem unten beschriebenen gewöhnlichen Weisseisen nähert, und demgemäss wird auch die Strahlen- bildung immer undeutlicher. Das weissstrahlige Roheisen pflegt einen Mangangehalt von 2—5 Proc. und einen Kohlenstoffgehalt von 3—4 Proc. zu enthalten. Mit- unter, besonders bei höherem Mangangehalte, finden sich neben verhält- nissmässig wenig Kohlenstoff einige Zehntel Proc. Silicium. Phosphor findet sich in den besser bezahlten Sorten (dem sogenannten Qualitäts- Weissstrahl) nur in Mengen von weniger als 1 Proc. Man pflegt eben aus den nämlichen Gründen, welche schon bei Besprechung des Spiegel- eisens erörtert wurden, um so phosphorärmere Erze zur Darstellung der verschiedenen Sorten des Weissstrahles zu verwenden, je näher die letzteren in ihrer Beschaffenheit dem Spiegeleisen stehen. Beim Fliessen zeigt das mangan- und kohlenstoffreichere weiss- strahlige Roheisen ähnliche Erscheinungen als das Spiegeleisen, wenn auch in weniger ausgebildeter Weise; es stösst brennende Gase aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/359
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/359>, abgerufen am 19.04.2024.