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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
A. Martens, Ueber das mikroskopische Gefüge und die Krystallisation
des Roheisens, speciell des grauen Roheisens
. Zeitschr. d. Vereins
deutsch. Ing. 1880, S. 398.
A. Martens, Ueber die mikroskopische Untersuchung des Eisens.
Sitzungsberichte d. Vereins zur Beförd. des Gewerbfleisses 1882, S. 233.
Besprechung der gegenwärtigen Lage und der neueren Fortschritte
der deutschen Roheisenerzeugung
. "Stahl und Eisen" 1882, S. 208.

II. Der Hochofen.
1. Historisches.

Den zur Darstellung von Roheisen und Eisenmanganen im Grossen
benutzten Ofen nennt man in Rücksicht auf seine beträchtliche Höhe
Hochofen, hoher Ofen oder Hohofen. Wie der Hochofen nach Ein-
führung der Anwendung von Wasserkraft zum Betriebe der Gebläse
allmählich aus den kleineren zur Darstellung schmiedbaren Eisens aus
den Erzen benutzten Oefen sich entwickelte, ist bereits auf S. 8 ge-
schildert worden.

Die ersten Spuren der gewerbsmässigen Roheisendarstellung finden
sich im Anfange des 13. Jahrhunderts im Siegerlande und bei Schmal-
kalden. 1) Die ersten dafür benutzten Oefen wurden Bla-Oefen oder
Blau-Oefen (Blaseöfen) genannt und hatten kaum mehr als 3 m Höhe;
gegen Ende des Jahrhunderts erhöhte man im Elsass die Oefen bis
auf 5 m und verlieh ihnen nun erst den Namen Hochöfen. Gegen
Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Roheisendarstellung, welche regel-
mässig Hand in Hand mit der unmittelbaren Verwendung des Roh-
eisens zur Gusswaarenerzeugung ging, in England eingeführt, in den
ersten Jahren des 16. Jahrhunderts beginnt sie am Harze sich ein-
zubürgern.

Die Production der Hochöfen der damaligen Zeit war im Ver-
gleiche zu der Leistungsfähigkeit moderner Hochöfen winzig klein. Der
im Jahre 1544 zu Ilsenburg am Harze angelegte Hochofen lieferte, wie
aus überkommenen Hüttenrechnungen hervorgeht, gegen Ende des
16. Jahrhunderts täglich 15 Ctr. (etwa 750 kg) Eisen 2) -- ein Hochofen
der Jetztzeit vermag nicht selten die hundertfache Menge Roheisen zu
erzeugen und unter günstigen Verhältnissen noch mehr.

Während des vorigen und theilweise schon während des 17. Jahr-
hunderts stellte man, veranlasst durch den überhand nehmenden Holz-
mangel Grossbritanniens, beharrlich fortgesetzte Versuche an, anstatt
der bis dahin ausschliesslich verwendeten Holzkohlen mineralische Brenn-
stoffe für den Hochofenbetrieb zu verwenden. 1625 wurde schon in
Dudley ein Ofen versuchsweise mit Steinkohlen betrieben; der erste
regelmässige Betrieb wurde, nachdem man gelernt hatte, brauchbare
Koks darzustellen, durch Abraham Darby im Jahre 1735 zu Cole-
brookdale in Shropshire, bald darauf auch in Horsehay eingerichtet. 3)

1) Adolf Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Auflage, S. 128.
2) Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens im Harz.
3) Gurlt, a. a. O.
Der Hochofen.
A. Martens, Ueber das mikroskopische Gefüge und die Krystallisation
des Roheisens, speciell des grauen Roheisens
. Zeitschr. d. Vereins
deutsch. Ing. 1880, S. 398.
A. Martens, Ueber die mikroskopische Untersuchung des Eisens.
Sitzungsberichte d. Vereins zur Beförd. des Gewerbfleisses 1882, S. 233.
Besprechung der gegenwärtigen Lage und der neueren Fortschritte
der deutschen Roheisenerzeugung
. „Stahl und Eisen“ 1882, S. 208.

II. Der Hochofen.
1. Historisches.

Den zur Darstellung von Roheisen und Eisenmanganen im Grossen
benutzten Ofen nennt man in Rücksicht auf seine beträchtliche Höhe
Hochofen, hoher Ofen oder Hohofen. Wie der Hochofen nach Ein-
führung der Anwendung von Wasserkraft zum Betriebe der Gebläse
allmählich aus den kleineren zur Darstellung schmiedbaren Eisens aus
den Erzen benutzten Oefen sich entwickelte, ist bereits auf S. 8 ge-
schildert worden.

Die ersten Spuren der gewerbsmässigen Roheisendarstellung finden
sich im Anfange des 13. Jahrhunderts im Siegerlande und bei Schmal-
kalden. 1) Die ersten dafür benutzten Oefen wurden Bla-Oefen oder
Blau-Oefen (Blaseöfen) genannt und hatten kaum mehr als 3 m Höhe;
gegen Ende des Jahrhunderts erhöhte man im Elsass die Oefen bis
auf 5 m und verlieh ihnen nun erst den Namen Hochöfen. Gegen
Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Roheisendarstellung, welche regel-
mässig Hand in Hand mit der unmittelbaren Verwendung des Roh-
eisens zur Gusswaarenerzeugung ging, in England eingeführt, in den
ersten Jahren des 16. Jahrhunderts beginnt sie am Harze sich ein-
zubürgern.

Die Production der Hochöfen der damaligen Zeit war im Ver-
gleiche zu der Leistungsfähigkeit moderner Hochöfen winzig klein. Der
im Jahre 1544 zu Ilsenburg am Harze angelegte Hochofen lieferte, wie
aus überkommenen Hüttenrechnungen hervorgeht, gegen Ende des
16. Jahrhunderts täglich 15 Ctr. (etwa 750 kg) Eisen 2) — ein Hochofen
der Jetztzeit vermag nicht selten die hundertfache Menge Roheisen zu
erzeugen und unter günstigen Verhältnissen noch mehr.

Während des vorigen und theilweise schon während des 17. Jahr-
hunderts stellte man, veranlasst durch den überhand nehmenden Holz-
mangel Grossbritanniens, beharrlich fortgesetzte Versuche an, anstatt
der bis dahin ausschliesslich verwendeten Holzkohlen mineralische Brenn-
stoffe für den Hochofenbetrieb zu verwenden. 1625 wurde schon in
Dudley ein Ofen versuchsweise mit Steinkohlen betrieben; der erste
regelmässige Betrieb wurde, nachdem man gelernt hatte, brauchbare
Koks darzustellen, durch Abraham Darby im Jahre 1735 zu Cole-
brookdale in Shropshire, bald darauf auch in Horsehay eingerichtet. 3)

1) Adolf Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Auflage, S. 128.
2) Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens im Harz.
3) Gurlt, a. a. O.
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[318/0364] Der Hochofen. A. Martens, Ueber das mikroskopische Gefüge und die Krystallisation des Roheisens, speciell des grauen Roheisens. Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1880, S. 398. A. Martens, Ueber die mikroskopische Untersuchung des Eisens. Sitzungsberichte d. Vereins zur Beförd. des Gewerbfleisses 1882, S. 233. Besprechung der gegenwärtigen Lage und der neueren Fortschritte der deutschen Roheisenerzeugung. „Stahl und Eisen“ 1882, S. 208. II. Der Hochofen. 1. Historisches. Den zur Darstellung von Roheisen und Eisenmanganen im Grossen benutzten Ofen nennt man in Rücksicht auf seine beträchtliche Höhe Hochofen, hoher Ofen oder Hohofen. Wie der Hochofen nach Ein- führung der Anwendung von Wasserkraft zum Betriebe der Gebläse allmählich aus den kleineren zur Darstellung schmiedbaren Eisens aus den Erzen benutzten Oefen sich entwickelte, ist bereits auf S. 8 ge- schildert worden. Die ersten Spuren der gewerbsmässigen Roheisendarstellung finden sich im Anfange des 13. Jahrhunderts im Siegerlande und bei Schmal- kalden. 1) Die ersten dafür benutzten Oefen wurden Bla-Oefen oder Blau-Oefen (Blaseöfen) genannt und hatten kaum mehr als 3 m Höhe; gegen Ende des Jahrhunderts erhöhte man im Elsass die Oefen bis auf 5 m und verlieh ihnen nun erst den Namen Hochöfen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Roheisendarstellung, welche regel- mässig Hand in Hand mit der unmittelbaren Verwendung des Roh- eisens zur Gusswaarenerzeugung ging, in England eingeführt, in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts beginnt sie am Harze sich ein- zubürgern. Die Production der Hochöfen der damaligen Zeit war im Ver- gleiche zu der Leistungsfähigkeit moderner Hochöfen winzig klein. Der im Jahre 1544 zu Ilsenburg am Harze angelegte Hochofen lieferte, wie aus überkommenen Hüttenrechnungen hervorgeht, gegen Ende des 16. Jahrhunderts täglich 15 Ctr. (etwa 750 kg) Eisen 2) — ein Hochofen der Jetztzeit vermag nicht selten die hundertfache Menge Roheisen zu erzeugen und unter günstigen Verhältnissen noch mehr. Während des vorigen und theilweise schon während des 17. Jahr- hunderts stellte man, veranlasst durch den überhand nehmenden Holz- mangel Grossbritanniens, beharrlich fortgesetzte Versuche an, anstatt der bis dahin ausschliesslich verwendeten Holzkohlen mineralische Brenn- stoffe für den Hochofenbetrieb zu verwenden. 1625 wurde schon in Dudley ein Ofen versuchsweise mit Steinkohlen betrieben; der erste regelmässige Betrieb wurde, nachdem man gelernt hatte, brauchbare Koks darzustellen, durch Abraham Darby im Jahre 1735 zu Cole- brookdale in Shropshire, bald darauf auch in Horsehay eingerichtet. 3) 1) Adolf Gurlt, Bergbau- und Hüttenkunde, 2. Auflage, S. 128. 2) Wedding, Beiträge zur Geschichte des Eisenhüttenwesens im Harz. 3) Gurlt, a. a. O.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/364>, abgerufen am 19.04.2024.