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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Gichtplateau.
saugen der Gase aus dem Hochofen stattfände oder, mit anderen Worten,
dass der Gasdruck in der Leitung niedriger wäre, als der Druck der
atmosphärischen Luft. Die Erfahrung lehrt, dass der Hochofengang
durch Entstehung sogenannten Oberfeuers, d. h. durch Aufsteigen der
Schmelztemperatur in den zur Reduction bestimmten Theil des Hoch-
ofens leidet, wenn die Gasspannung allzu stark verringert wird; schlimmer
aber noch ist die Entstehung von Explosionen in der Leitung infolge
des Umstandes, dass wegen des niedrigen Druckes nunmehr durch
jeden Spalt, jede zufällige Oeffnung Luft von aussen her angesaugt wird.

Es ist deshalb nothwendig, durch Stellung der vor jeder Ausfluss-
öffnung des Gases anzubringenden Drosselklappe beziehentlich eines
Schiebers die Bewegung der Gase so zu regeln, dass an jeder Stelle der
Leitung bis zum Austritte der Gase in den Heizapparat ein, wenn auch
nur geringer, Ueberdruck vorhanden ist. Durch Anbringung eines
einfachen Manometers in der Nähe der Ausflussöffnung kann man sich
leicht von der Erfüllung dieser Bedingung überzeugen.

4. Das Gichtplateau.

Rings um die Gichtöffnung des Hochofens herum muss ein aus-
reichend grosser Raum -- das sogenannte Gichtplateau -- für das Auf-
und Abfahren der mit Schmelzmaterialien beladenen Karren und für
den Aufenthalt der mit der Wartung der Gicht beauftragten Arbeiter
geschaffen werden.

Verhältnissmässig einfach liess sich in früherer Zeit bei den Oefen
mit starkem Rauhgemäuer diese Aufgabe lösen. Die obere Fläche des
Rauhgemäuers selbst war gewöhnlich ausreichend gross genug, um als
Gichtplateau zu dienen. Man hatte nur nöthig, sie mit eisernen Platten
als Schutz gegen Nässe und Beschädigungen abzudecken und rings
herum mit einer etwa 3 m hohen Wand einzufassen, um den Gicht-
arbeitern einen Schutz gegen Sturm zu gewähren.

Bei den Oefen mit Blechmantel benutzt man diesen zur Befestigung
eiserner, am besten schmiedeeiserner Consolen, welche das Gichtplateau
zu tragen bestimmt sind. Fig. 81 auf S. 342 lässt diese Anordnung
erkennen. Die benachbarten Consolen werden durch aufgeschraubte
Schmiedeeisenträger verbunden, zwischen welchen nach Erforderniss
wieder kürzere Querstücke eingeschaltet werden können; schliesslich
wird das ganze Trägernetz mit aufgeschraubten gerippten Eisenblechen
abgedeckt. Eine am Umfange befestigte Wand aus Eisenblech verleiht
auch hier den Arbeitern den erforderlichen Schutz.

Die Art und Weise, wie man bei Hochöfen mit freistehendem
Schachte das Gichtplateau unterstützt, ist durch die früher gegebene
Abbildung des Ilseder Hochofens (Fig. 84--87) veranschaulicht. Es
wurde schon bei der Beschreibung dieser Ofenconstruction erwähnt, dass
den grossen Vortheilen, welche unleugbar die Anwendung eines frei
stehenden Schachtes gewährt, doch als Nachtheil diese grössere Schwierig-
keit einer sicheren Auflagerung des Gichtplateaus gegenüber stände.
Eine Anzahl hoher, unter einander verstrebter Säulen oder Ständer ist
erforderlich, welche rings um den Ofen herum aufgestellt werden und

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Das Gichtplateau.
saugen der Gase aus dem Hochofen stattfände oder, mit anderen Worten,
dass der Gasdruck in der Leitung niedriger wäre, als der Druck der
atmosphärischen Luft. Die Erfahrung lehrt, dass der Hochofengang
durch Entstehung sogenannten Oberfeuers, d. h. durch Aufsteigen der
Schmelztemperatur in den zur Reduction bestimmten Theil des Hoch-
ofens leidet, wenn die Gasspannung allzu stark verringert wird; schlimmer
aber noch ist die Entstehung von Explosionen in der Leitung infolge
des Umstandes, dass wegen des niedrigen Druckes nunmehr durch
jeden Spalt, jede zufällige Oeffnung Luft von aussen her angesaugt wird.

Es ist deshalb nothwendig, durch Stellung der vor jeder Ausfluss-
öffnung des Gases anzubringenden Drosselklappe beziehentlich eines
Schiebers die Bewegung der Gase so zu regeln, dass an jeder Stelle der
Leitung bis zum Austritte der Gase in den Heizapparat ein, wenn auch
nur geringer, Ueberdruck vorhanden ist. Durch Anbringung eines
einfachen Manometers in der Nähe der Ausflussöffnung kann man sich
leicht von der Erfüllung dieser Bedingung überzeugen.

4. Das Gichtplateau.

Rings um die Gichtöffnung des Hochofens herum muss ein aus-
reichend grosser Raum — das sogenannte Gichtplateau — für das Auf-
und Abfahren der mit Schmelzmaterialien beladenen Karren und für
den Aufenthalt der mit der Wartung der Gicht beauftragten Arbeiter
geschaffen werden.

Verhältnissmässig einfach liess sich in früherer Zeit bei den Oefen
mit starkem Rauhgemäuer diese Aufgabe lösen. Die obere Fläche des
Rauhgemäuers selbst war gewöhnlich ausreichend gross genug, um als
Gichtplateau zu dienen. Man hatte nur nöthig, sie mit eisernen Platten
als Schutz gegen Nässe und Beschädigungen abzudecken und rings
herum mit einer etwa 3 m hohen Wand einzufassen, um den Gicht-
arbeitern einen Schutz gegen Sturm zu gewähren.

Bei den Oefen mit Blechmantel benutzt man diesen zur Befestigung
eiserner, am besten schmiedeeiserner Consolen, welche das Gichtplateau
zu tragen bestimmt sind. Fig. 81 auf S. 342 lässt diese Anordnung
erkennen. Die benachbarten Consolen werden durch aufgeschraubte
Schmiedeeisenträger verbunden, zwischen welchen nach Erforderniss
wieder kürzere Querstücke eingeschaltet werden können; schliesslich
wird das ganze Trägernetz mit aufgeschraubten gerippten Eisenblechen
abgedeckt. Eine am Umfange befestigte Wand aus Eisenblech verleiht
auch hier den Arbeitern den erforderlichen Schutz.

Die Art und Weise, wie man bei Hochöfen mit freistehendem
Schachte das Gichtplateau unterstützt, ist durch die früher gegebene
Abbildung des Ilseder Hochofens (Fig. 84—87) veranschaulicht. Es
wurde schon bei der Beschreibung dieser Ofenconstruction erwähnt, dass
den grossen Vortheilen, welche unleugbar die Anwendung eines frei
stehenden Schachtes gewährt, doch als Nachtheil diese grössere Schwierig-
keit einer sicheren Auflagerung des Gichtplateaus gegenüber stände.
Eine Anzahl hoher, unter einander verstrebter Säulen oder Ständer ist
erforderlich, welche rings um den Ofen herum aufgestellt werden und

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[387/0441] Das Gichtplateau. saugen der Gase aus dem Hochofen stattfände oder, mit anderen Worten, dass der Gasdruck in der Leitung niedriger wäre, als der Druck der atmosphärischen Luft. Die Erfahrung lehrt, dass der Hochofengang durch Entstehung sogenannten Oberfeuers, d. h. durch Aufsteigen der Schmelztemperatur in den zur Reduction bestimmten Theil des Hoch- ofens leidet, wenn die Gasspannung allzu stark verringert wird; schlimmer aber noch ist die Entstehung von Explosionen in der Leitung infolge des Umstandes, dass wegen des niedrigen Druckes nunmehr durch jeden Spalt, jede zufällige Oeffnung Luft von aussen her angesaugt wird. Es ist deshalb nothwendig, durch Stellung der vor jeder Ausfluss- öffnung des Gases anzubringenden Drosselklappe beziehentlich eines Schiebers die Bewegung der Gase so zu regeln, dass an jeder Stelle der Leitung bis zum Austritte der Gase in den Heizapparat ein, wenn auch nur geringer, Ueberdruck vorhanden ist. Durch Anbringung eines einfachen Manometers in der Nähe der Ausflussöffnung kann man sich leicht von der Erfüllung dieser Bedingung überzeugen. 4. Das Gichtplateau. Rings um die Gichtöffnung des Hochofens herum muss ein aus- reichend grosser Raum — das sogenannte Gichtplateau — für das Auf- und Abfahren der mit Schmelzmaterialien beladenen Karren und für den Aufenthalt der mit der Wartung der Gicht beauftragten Arbeiter geschaffen werden. Verhältnissmässig einfach liess sich in früherer Zeit bei den Oefen mit starkem Rauhgemäuer diese Aufgabe lösen. Die obere Fläche des Rauhgemäuers selbst war gewöhnlich ausreichend gross genug, um als Gichtplateau zu dienen. Man hatte nur nöthig, sie mit eisernen Platten als Schutz gegen Nässe und Beschädigungen abzudecken und rings herum mit einer etwa 3 m hohen Wand einzufassen, um den Gicht- arbeitern einen Schutz gegen Sturm zu gewähren. Bei den Oefen mit Blechmantel benutzt man diesen zur Befestigung eiserner, am besten schmiedeeiserner Consolen, welche das Gichtplateau zu tragen bestimmt sind. Fig. 81 auf S. 342 lässt diese Anordnung erkennen. Die benachbarten Consolen werden durch aufgeschraubte Schmiedeeisenträger verbunden, zwischen welchen nach Erforderniss wieder kürzere Querstücke eingeschaltet werden können; schliesslich wird das ganze Trägernetz mit aufgeschraubten gerippten Eisenblechen abgedeckt. Eine am Umfange befestigte Wand aus Eisenblech verleiht auch hier den Arbeitern den erforderlichen Schutz. Die Art und Weise, wie man bei Hochöfen mit freistehendem Schachte das Gichtplateau unterstützt, ist durch die früher gegebene Abbildung des Ilseder Hochofens (Fig. 84—87) veranschaulicht. Es wurde schon bei der Beschreibung dieser Ofenconstruction erwähnt, dass den grossen Vortheilen, welche unleugbar die Anwendung eines frei stehenden Schachtes gewährt, doch als Nachtheil diese grössere Schwierig- keit einer sicheren Auflagerung des Gichtplateaus gegenüber stände. Eine Anzahl hoher, unter einander verstrebter Säulen oder Ständer ist erforderlich, welche rings um den Ofen herum aufgestellt werden und 25*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/441>, abgerufen am 28.03.2024.