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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Gebläse.
Menge Wasserdampf, durch dessen Zersetzung im Verbrennungsraume
die dort herrschende Temperatur erniedrigt werden muss. Grosse Ge-
bläse aber werden innerhalb eines geschlossenen Gebläsehauses leicht
einen luftverdünnten Raum erzeugen, wodurch die Leistung des Ge-
bläses beeinträchtigt und starke Zugluft, begleitet von Staubentwicke-
lung, beziehentlich eine Erschütterung der Thüren und Fenster hervor-
gerufen werden kann. Eine zuerst auf englischen Eisenwerken ein-
geführte Einrichtung zur Vermeidung dieses Uebelstandes verdient daher
Beachtung. Sämmtliche Saugöffnungen sind in einem Gehäuse ein-
geschlossen, welches durch ein weites Rohr mit der äusseren Luft in
Verbindung steht. Die gesammte Gebläseluft wird auf diese Weise von
aussen und zwar von einer beliebig zu wählenden Stelle her zugeführt
und die Luft im Gebläsehause bleibt von dem Gange des Gebläses
unbeeinflusst.

Sind mehrere Hochöfen vorhanden, welche gleichzeitig betrieben
werden, so empfiehlt es sich, jedem derselben eine eigene Gebläse-
maschine beizuordnen. Es sind verschiedene Umstände hierfür maass-
gebend. Der Wirkungsgrad der Maschine leidet, sobald sie -- etwa
beim Kaltliegen des einen Hochofens -- nicht ihrer eigentlichen Be-
stimmung gemäss ausgenutzt werden kann; der Betrieb der verschiedenen
Hochöfen bleibt unabhängig von einander, so lange sie nicht auf eine
gemeinsame Gebläsemaschine angewiesen sind, und insbesondere wird
bei erforderlichen Reparaturen eines Gebläses auch nur der eine Hoch-
ofen zum Stillstehen gelangen; die Abmessungen jedes einzelnen Ge-
bläses halten sich -- zumal bei grossen Hochöfen -- leichter innerhalb
der Grenzen des Zweckmässigen, wenn nur ein Hochofen mit demselben
betrieben, als wenn der Windbedarf mehrerer von demselben gedeckt
werden soll; u. a. m.

Die Gebläsesysteme.

Liegende Gebläse. Die Achse des Gebläsecylinders und, wenn
Dampfkraft zum Betriebe benutzt wird, auch des Dampfcylinders, ist
wagerecht. Bei Betrieb durch Dampf pflegt die Kolbenstange des Dampf-
cylinders mit der des Gebläsecylinders gekuppelt, der Gebläsecylinder
an dem einen Ende, der Dampfcylinder in der Mitte, das durch Kurbel
und Schubstange betriebene Schwungrad am andern Ende angeordnet zu
sein. Fig. 113, ein von der Friedrich-Wilhelmshütte zu Mülheim a. d. Ruhr
gebautes liegendes Gebläse für das Hochofenwerk zu Berge-Borbeck 1),
stellt eine solche Anordnung bei zwei Cylindern mit einem gemein-
schaftlichen Schwungrade in 1/120 der wirklichen Grösse dar. Es ist
leicht zu ersehen, dass ein eincylindriges Gebläse dieser Gattung in
ganz derselben Weise, nur unter Weglassung des zweiten Dampf- und
Gebläsecylinders, angeordnet werden kann.

Weniger zweckmässig ist es, bei zweicylindrigen Gebläsen aus
Billigkeitsrücksichten nur einen einzigen Dampfcylinder anzuordnen,
welcher dann zwischen beiden Gebläsecylindern in der Mitte liegt (so
dass seine Achse den Achsen der letzteren parallel ist) und vermittelst

1) Aus J. Schlink, Ueber Gebläsemaschinen.

Die Gebläse.
Menge Wasserdampf, durch dessen Zersetzung im Verbrennungsraume
die dort herrschende Temperatur erniedrigt werden muss. Grosse Ge-
bläse aber werden innerhalb eines geschlossenen Gebläsehauses leicht
einen luftverdünnten Raum erzeugen, wodurch die Leistung des Ge-
bläses beeinträchtigt und starke Zugluft, begleitet von Staubentwicke-
lung, beziehentlich eine Erschütterung der Thüren und Fenster hervor-
gerufen werden kann. Eine zuerst auf englischen Eisenwerken ein-
geführte Einrichtung zur Vermeidung dieses Uebelstandes verdient daher
Beachtung. Sämmtliche Saugöffnungen sind in einem Gehäuse ein-
geschlossen, welches durch ein weites Rohr mit der äusseren Luft in
Verbindung steht. Die gesammte Gebläseluft wird auf diese Weise von
aussen und zwar von einer beliebig zu wählenden Stelle her zugeführt
und die Luft im Gebläsehause bleibt von dem Gange des Gebläses
unbeeinflusst.

Sind mehrere Hochöfen vorhanden, welche gleichzeitig betrieben
werden, so empfiehlt es sich, jedem derselben eine eigene Gebläse-
maschine beizuordnen. Es sind verschiedene Umstände hierfür maass-
gebend. Der Wirkungsgrad der Maschine leidet, sobald sie — etwa
beim Kaltliegen des einen Hochofens — nicht ihrer eigentlichen Be-
stimmung gemäss ausgenutzt werden kann; der Betrieb der verschiedenen
Hochöfen bleibt unabhängig von einander, so lange sie nicht auf eine
gemeinsame Gebläsemaschine angewiesen sind, und insbesondere wird
bei erforderlichen Reparaturen eines Gebläses auch nur der eine Hoch-
ofen zum Stillstehen gelangen; die Abmessungen jedes einzelnen Ge-
bläses halten sich — zumal bei grossen Hochöfen — leichter innerhalb
der Grenzen des Zweckmässigen, wenn nur ein Hochofen mit demselben
betrieben, als wenn der Windbedarf mehrerer von demselben gedeckt
werden soll; u. a. m.

Die Gebläsesysteme.

Liegende Gebläse. Die Achse des Gebläsecylinders und, wenn
Dampfkraft zum Betriebe benutzt wird, auch des Dampfcylinders, ist
wagerecht. Bei Betrieb durch Dampf pflegt die Kolbenstange des Dampf-
cylinders mit der des Gebläsecylinders gekuppelt, der Gebläsecylinder
an dem einen Ende, der Dampfcylinder in der Mitte, das durch Kurbel
und Schubstange betriebene Schwungrad am andern Ende angeordnet zu
sein. Fig. 113, ein von der Friedrich-Wilhelmshütte zu Mülheim a. d. Ruhr
gebautes liegendes Gebläse für das Hochofenwerk zu Berge-Borbeck 1),
stellt eine solche Anordnung bei zwei Cylindern mit einem gemein-
schaftlichen Schwungrade in 1/120 der wirklichen Grösse dar. Es ist
leicht zu ersehen, dass ein eincylindriges Gebläse dieser Gattung in
ganz derselben Weise, nur unter Weglassung des zweiten Dampf- und
Gebläsecylinders, angeordnet werden kann.

Weniger zweckmässig ist es, bei zweicylindrigen Gebläsen aus
Billigkeitsrücksichten nur einen einzigen Dampfcylinder anzuordnen,
welcher dann zwischen beiden Gebläsecylindern in der Mitte liegt (so
dass seine Achse den Achsen der letzteren parallel ist) und vermittelst

1) Aus J. Schlink, Ueber Gebläsemaschinen.
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[393/0447] Die Gebläse. Menge Wasserdampf, durch dessen Zersetzung im Verbrennungsraume die dort herrschende Temperatur erniedrigt werden muss. Grosse Ge- bläse aber werden innerhalb eines geschlossenen Gebläsehauses leicht einen luftverdünnten Raum erzeugen, wodurch die Leistung des Ge- bläses beeinträchtigt und starke Zugluft, begleitet von Staubentwicke- lung, beziehentlich eine Erschütterung der Thüren und Fenster hervor- gerufen werden kann. Eine zuerst auf englischen Eisenwerken ein- geführte Einrichtung zur Vermeidung dieses Uebelstandes verdient daher Beachtung. Sämmtliche Saugöffnungen sind in einem Gehäuse ein- geschlossen, welches durch ein weites Rohr mit der äusseren Luft in Verbindung steht. Die gesammte Gebläseluft wird auf diese Weise von aussen und zwar von einer beliebig zu wählenden Stelle her zugeführt und die Luft im Gebläsehause bleibt von dem Gange des Gebläses unbeeinflusst. Sind mehrere Hochöfen vorhanden, welche gleichzeitig betrieben werden, so empfiehlt es sich, jedem derselben eine eigene Gebläse- maschine beizuordnen. Es sind verschiedene Umstände hierfür maass- gebend. Der Wirkungsgrad der Maschine leidet, sobald sie — etwa beim Kaltliegen des einen Hochofens — nicht ihrer eigentlichen Be- stimmung gemäss ausgenutzt werden kann; der Betrieb der verschiedenen Hochöfen bleibt unabhängig von einander, so lange sie nicht auf eine gemeinsame Gebläsemaschine angewiesen sind, und insbesondere wird bei erforderlichen Reparaturen eines Gebläses auch nur der eine Hoch- ofen zum Stillstehen gelangen; die Abmessungen jedes einzelnen Ge- bläses halten sich — zumal bei grossen Hochöfen — leichter innerhalb der Grenzen des Zweckmässigen, wenn nur ein Hochofen mit demselben betrieben, als wenn der Windbedarf mehrerer von demselben gedeckt werden soll; u. a. m. Die Gebläsesysteme. Liegende Gebläse. Die Achse des Gebläsecylinders und, wenn Dampfkraft zum Betriebe benutzt wird, auch des Dampfcylinders, ist wagerecht. Bei Betrieb durch Dampf pflegt die Kolbenstange des Dampf- cylinders mit der des Gebläsecylinders gekuppelt, der Gebläsecylinder an dem einen Ende, der Dampfcylinder in der Mitte, das durch Kurbel und Schubstange betriebene Schwungrad am andern Ende angeordnet zu sein. Fig. 113, ein von der Friedrich-Wilhelmshütte zu Mülheim a. d. Ruhr gebautes liegendes Gebläse für das Hochofenwerk zu Berge-Borbeck 1), stellt eine solche Anordnung bei zwei Cylindern mit einem gemein- schaftlichen Schwungrade in 1/120 der wirklichen Grösse dar. Es ist leicht zu ersehen, dass ein eincylindriges Gebläse dieser Gattung in ganz derselben Weise, nur unter Weglassung des zweiten Dampf- und Gebläsecylinders, angeordnet werden kann. Weniger zweckmässig ist es, bei zweicylindrigen Gebläsen aus Billigkeitsrücksichten nur einen einzigen Dampfcylinder anzuordnen, welcher dann zwischen beiden Gebläsecylindern in der Mitte liegt (so dass seine Achse den Achsen der letzteren parallel ist) und vermittelst 1) Aus J. Schlink, Ueber Gebläsemaschinen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/447>, abgerufen am 19.04.2024.