Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Regulatoren.
ander, so gleichen sich die Gewichte der bewegten Theile gegenseitig
aus, aber für die Erzielung eines gleichmässigen Windstromes ist die
Anwendung eines Regulators erforderlich.

Bei Drillingsgebläsen werden die Kurbeln um 120 Grad gegen
einander verstellt, wodurch ebensowohl Gewichtsausgleichung als Aus-
gleichung der Ungleichmässigkeiten des Windstromes erreicht wird.1)

Auch das Woolf'sche beziehentlich Compound-Dampfmaschinen-
system ist für Zwillingsmaschinen dieser Art verschiedentlich mit bestem
Erfolge in Anwendung gebracht und zwar derartig, dass die eine Kolben-
stange, beziehentlich Kurbel, von dem Hochdruckcylinder, die andere
von dem Niederdruckcylinder angetrieben wird und beide Kurbeln
wieder um 180 Grad (Woolf'sches System) beziehentlich 90 Grad
gegen einander verstellt sind.2)

Die beschriebenen Gebläse sind seit Anfang der sechziger Jahre
besonders in Cleveland, wo sie zuerst gebaut wurden, ausserordentlich
verbreitet, aber auch ausserhalb Englands und insbesondere auch in
Deutschland verschiedentlich zur Anwendung gekommen. Man giebt
den Gebläsecylindern Durchmesser bis zu 3 m, in den zahlreicheren
Fällen 2 -- 2.5 m, während die Hublänge selten mehr als 1.5 m beträgt,
so dass sich bei den meisten Maschinen ein Verhältniss des Hubes
zum Durchmesser wie 3/4 bis 3/5 ergiebt.

2. Die Regulatoren.

In Vorstehendem ist bereits verschiedentlich erwähnt worden, dass
bei Anwendung eincylindriger Gebläse eine besondere Vorrichtung --
ein Regulator -- in die Windleitung eingeschaltet werden müsse zu
dem Zwecke, die beträchtlichen Unregelmässigkeiten des Windstromes
auszugleichen, welche durch den steten Wechsel in der Bewegung des
Gebläsekolbens hervorgerufen werden. Unter den verschiedenen für
diesen Zweck vorgeschlagenen Constructionen findet bei Hochofen-
anlagen nur eine einzige Verwendung: ein geräumiger Behälter, durch
welchen der Gebläsewind hindurchströmt und welcher demnach ununter-
brochen mit gepresster Luft gefüllt ist. Die Wirkung dieser eingeschlosse-
nen Luft ist der einer Feder oder eines Schwungrades nicht unähnlich;
bei plötzlich gesteigerter Leistung der Gebläsemaschine wird sie stärker
gespannt, nimmt also zunächst den grössten Theil der überschüssig
geleisteten Arbeit auf und schafft durch Abgabe derselben Ausgleich,
sobald die Leistung des Gebläses plötzlich ermattet. Es ist leicht zu
ermessen, und die Lehrsätze der Aerostatik liefern den Beweis dafür,
dass die Leistung des Regulators um so vollständiger sein wird, je
grösser sein Rauminhalt ist. Nach Hauer beträgt bei eincylindrigen
Gebläsen der Inhalt des Regulators gewöhnlich das 20fache von dem
Inhalte des Gebläsecylinders; ebenso wird bei Zwillingsmaschinen,

1) Abbildung eines dreicylindrigen Gebläses zu Friedrich-Wilhelmshütte: Ztschr.
des Ver. deutsch. Ing. 1876, Juliheft.
2) Abbildung eines zweicylindrigen Gebläses mit Woolf'scher Maschine: En-
gineering 1871, Juli 21; eines Gebläses mit Compoundmaschine: "Stahl und Eisen"
1882, S. 105.
26*

Die Regulatoren.
ander, so gleichen sich die Gewichte der bewegten Theile gegenseitig
aus, aber für die Erzielung eines gleichmässigen Windstromes ist die
Anwendung eines Regulators erforderlich.

Bei Drillingsgebläsen werden die Kurbeln um 120 Grad gegen
einander verstellt, wodurch ebensowohl Gewichtsausgleichung als Aus-
gleichung der Ungleichmässigkeiten des Windstromes erreicht wird.1)

Auch das Woolf’sche beziehentlich Compound-Dampfmaschinen-
system ist für Zwillingsmaschinen dieser Art verschiedentlich mit bestem
Erfolge in Anwendung gebracht und zwar derartig, dass die eine Kolben-
stange, beziehentlich Kurbel, von dem Hochdruckcylinder, die andere
von dem Niederdruckcylinder angetrieben wird und beide Kurbeln
wieder um 180 Grad (Woolf’sches System) beziehentlich 90 Grad
gegen einander verstellt sind.2)

Die beschriebenen Gebläse sind seit Anfang der sechziger Jahre
besonders in Cleveland, wo sie zuerst gebaut wurden, ausserordentlich
verbreitet, aber auch ausserhalb Englands und insbesondere auch in
Deutschland verschiedentlich zur Anwendung gekommen. Man giebt
den Gebläsecylindern Durchmesser bis zu 3 m, in den zahlreicheren
Fällen 2 — 2.5 m, während die Hublänge selten mehr als 1.5 m beträgt,
so dass sich bei den meisten Maschinen ein Verhältniss des Hubes
zum Durchmesser wie ¾ bis ⅗ ergiebt.

2. Die Regulatoren.

In Vorstehendem ist bereits verschiedentlich erwähnt worden, dass
bei Anwendung eincylindriger Gebläse eine besondere Vorrichtung —
ein Regulator — in die Windleitung eingeschaltet werden müsse zu
dem Zwecke, die beträchtlichen Unregelmässigkeiten des Windstromes
auszugleichen, welche durch den steten Wechsel in der Bewegung des
Gebläsekolbens hervorgerufen werden. Unter den verschiedenen für
diesen Zweck vorgeschlagenen Constructionen findet bei Hochofen-
anlagen nur eine einzige Verwendung: ein geräumiger Behälter, durch
welchen der Gebläsewind hindurchströmt und welcher demnach ununter-
brochen mit gepresster Luft gefüllt ist. Die Wirkung dieser eingeschlosse-
nen Luft ist der einer Feder oder eines Schwungrades nicht unähnlich;
bei plötzlich gesteigerter Leistung der Gebläsemaschine wird sie stärker
gespannt, nimmt also zunächst den grössten Theil der überschüssig
geleisteten Arbeit auf und schafft durch Abgabe derselben Ausgleich,
sobald die Leistung des Gebläses plötzlich ermattet. Es ist leicht zu
ermessen, und die Lehrsätze der Aërostatik liefern den Beweis dafür,
dass die Leistung des Regulators um so vollständiger sein wird, je
grösser sein Rauminhalt ist. Nach Hauer beträgt bei eincylindrigen
Gebläsen der Inhalt des Regulators gewöhnlich das 20fache von dem
Inhalte des Gebläsecylinders; ebenso wird bei Zwillingsmaschinen,

1) Abbildung eines dreicylindrigen Gebläses zu Friedrich-Wilhelmshütte: Ztschr.
des Ver. deutsch. Ing. 1876, Juliheft.
2) Abbildung eines zweicylindrigen Gebläses mit Woolf’scher Maschine: En-
gineering 1871, Juli 21; eines Gebläses mit Compoundmaschine: „Stahl und Eisen“
1882, S. 105.
26*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0457" n="403"/><fw place="top" type="header">Die Regulatoren.</fw><lb/>
ander, so gleichen sich die Gewichte der bewegten Theile gegenseitig<lb/>
aus, aber für die Erzielung eines gleichmässigen Windstromes ist die<lb/>
Anwendung eines Regulators erforderlich.</p><lb/>
              <p>Bei Drillingsgebläsen werden die Kurbeln um 120 Grad gegen<lb/>
einander verstellt, wodurch ebensowohl Gewichtsausgleichung als Aus-<lb/>
gleichung der Ungleichmässigkeiten des Windstromes erreicht wird.<note place="foot" n="1)">Abbildung eines dreicylindrigen Gebläses zu Friedrich-Wilhelmshütte: Ztschr.<lb/>
des Ver. deutsch. Ing. 1876, Juliheft.</note></p><lb/>
              <p>Auch das <hi rendition="#g">Woolf</hi>&#x2019;sche beziehentlich Compound-Dampfmaschinen-<lb/>
system ist für Zwillingsmaschinen dieser Art verschiedentlich mit bestem<lb/>
Erfolge in Anwendung gebracht und zwar derartig, dass die eine Kolben-<lb/>
stange, beziehentlich Kurbel, von dem Hochdruckcylinder, die andere<lb/>
von dem Niederdruckcylinder angetrieben wird und beide Kurbeln<lb/>
wieder um 180 Grad (<hi rendition="#g">Woolf</hi>&#x2019;sches System) beziehentlich 90 Grad<lb/>
gegen einander verstellt sind.<note place="foot" n="2)">Abbildung eines zweicylindrigen Gebläses mit <hi rendition="#g">Woolf</hi>&#x2019;scher Maschine: En-<lb/>
gineering 1871, Juli 21; eines Gebläses mit Compoundmaschine: &#x201E;Stahl und Eisen&#x201C;<lb/>
1882, S. 105.</note></p><lb/>
              <p>Die beschriebenen Gebläse sind seit Anfang der sechziger Jahre<lb/>
besonders in Cleveland, wo sie zuerst gebaut wurden, ausserordentlich<lb/>
verbreitet, aber auch ausserhalb Englands und insbesondere auch in<lb/>
Deutschland verschiedentlich zur Anwendung gekommen. Man giebt<lb/>
den Gebläsecylindern Durchmesser bis zu 3 m, in den zahlreicheren<lb/>
Fällen 2 &#x2014; 2.<hi rendition="#sub">5</hi> m, während die Hublänge selten mehr als 1.<hi rendition="#sub">5</hi> m beträgt,<lb/>
so dass sich bei den meisten Maschinen ein Verhältniss des Hubes<lb/>
zum Durchmesser wie ¾ bis &#x2157; ergiebt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">2. Die Regulatoren.</hi> </head><lb/>
            <p>In Vorstehendem ist bereits verschiedentlich erwähnt worden, dass<lb/>
bei Anwendung eincylindriger Gebläse eine besondere Vorrichtung &#x2014;<lb/>
ein Regulator &#x2014; in die Windleitung eingeschaltet werden müsse zu<lb/>
dem Zwecke, die beträchtlichen Unregelmässigkeiten des Windstromes<lb/>
auszugleichen, welche durch den steten Wechsel in der Bewegung des<lb/>
Gebläsekolbens hervorgerufen werden. Unter den verschiedenen für<lb/>
diesen Zweck vorgeschlagenen Constructionen findet bei Hochofen-<lb/>
anlagen nur eine einzige Verwendung: ein geräumiger Behälter, durch<lb/>
welchen der Gebläsewind hindurchströmt und welcher demnach ununter-<lb/>
brochen mit gepresster Luft gefüllt ist. Die Wirkung dieser eingeschlosse-<lb/>
nen Luft ist der einer Feder oder eines Schwungrades nicht unähnlich;<lb/>
bei plötzlich gesteigerter Leistung der Gebläsemaschine wird sie stärker<lb/>
gespannt, nimmt also zunächst den grössten Theil der überschüssig<lb/>
geleisteten Arbeit auf und schafft durch Abgabe derselben Ausgleich,<lb/>
sobald die Leistung des Gebläses plötzlich ermattet. Es ist leicht zu<lb/>
ermessen, und die Lehrsätze der Aërostatik liefern den Beweis dafür,<lb/>
dass die Leistung des Regulators um so vollständiger sein wird, je<lb/>
grösser sein Rauminhalt ist. Nach <hi rendition="#g">Hauer</hi> beträgt bei eincylindrigen<lb/>
Gebläsen der Inhalt des Regulators gewöhnlich das 20fache von dem<lb/>
Inhalte des Gebläsecylinders; ebenso wird bei Zwillingsmaschinen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">26*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403/0457] Die Regulatoren. ander, so gleichen sich die Gewichte der bewegten Theile gegenseitig aus, aber für die Erzielung eines gleichmässigen Windstromes ist die Anwendung eines Regulators erforderlich. Bei Drillingsgebläsen werden die Kurbeln um 120 Grad gegen einander verstellt, wodurch ebensowohl Gewichtsausgleichung als Aus- gleichung der Ungleichmässigkeiten des Windstromes erreicht wird. 1) Auch das Woolf’sche beziehentlich Compound-Dampfmaschinen- system ist für Zwillingsmaschinen dieser Art verschiedentlich mit bestem Erfolge in Anwendung gebracht und zwar derartig, dass die eine Kolben- stange, beziehentlich Kurbel, von dem Hochdruckcylinder, die andere von dem Niederdruckcylinder angetrieben wird und beide Kurbeln wieder um 180 Grad (Woolf’sches System) beziehentlich 90 Grad gegen einander verstellt sind. 2) Die beschriebenen Gebläse sind seit Anfang der sechziger Jahre besonders in Cleveland, wo sie zuerst gebaut wurden, ausserordentlich verbreitet, aber auch ausserhalb Englands und insbesondere auch in Deutschland verschiedentlich zur Anwendung gekommen. Man giebt den Gebläsecylindern Durchmesser bis zu 3 m, in den zahlreicheren Fällen 2 — 2.5 m, während die Hublänge selten mehr als 1.5 m beträgt, so dass sich bei den meisten Maschinen ein Verhältniss des Hubes zum Durchmesser wie ¾ bis ⅗ ergiebt. 2. Die Regulatoren. In Vorstehendem ist bereits verschiedentlich erwähnt worden, dass bei Anwendung eincylindriger Gebläse eine besondere Vorrichtung — ein Regulator — in die Windleitung eingeschaltet werden müsse zu dem Zwecke, die beträchtlichen Unregelmässigkeiten des Windstromes auszugleichen, welche durch den steten Wechsel in der Bewegung des Gebläsekolbens hervorgerufen werden. Unter den verschiedenen für diesen Zweck vorgeschlagenen Constructionen findet bei Hochofen- anlagen nur eine einzige Verwendung: ein geräumiger Behälter, durch welchen der Gebläsewind hindurchströmt und welcher demnach ununter- brochen mit gepresster Luft gefüllt ist. Die Wirkung dieser eingeschlosse- nen Luft ist der einer Feder oder eines Schwungrades nicht unähnlich; bei plötzlich gesteigerter Leistung der Gebläsemaschine wird sie stärker gespannt, nimmt also zunächst den grössten Theil der überschüssig geleisteten Arbeit auf und schafft durch Abgabe derselben Ausgleich, sobald die Leistung des Gebläses plötzlich ermattet. Es ist leicht zu ermessen, und die Lehrsätze der Aërostatik liefern den Beweis dafür, dass die Leistung des Regulators um so vollständiger sein wird, je grösser sein Rauminhalt ist. Nach Hauer beträgt bei eincylindrigen Gebläsen der Inhalt des Regulators gewöhnlich das 20fache von dem Inhalte des Gebläsecylinders; ebenso wird bei Zwillingsmaschinen, 1) Abbildung eines dreicylindrigen Gebläses zu Friedrich-Wilhelmshütte: Ztschr. des Ver. deutsch. Ing. 1876, Juliheft. 2) Abbildung eines zweicylindrigen Gebläses mit Woolf’scher Maschine: En- gineering 1871, Juli 21; eines Gebläses mit Compoundmaschine: „Stahl und Eisen“ 1882, S. 105. 26*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/457
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/457>, abgerufen am 29.03.2024.