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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
deren Kurbeln um 180 Grad gegen einander gestellt sind (Cleveland-
maschinen), der 20 fache Inhalt beider Gebläsecylinder erforderlich sein.
Für zweicylindrige Maschinen mit Kurbeln, unter 90 Grad gegen ein-
ander gestellt, würde dagegen, falls man überhaupt hier zur Erlangung
eines noch gleichmässigeren Windstromes einen Regulator anwenden
will, ein geringerer Rauminhalt -- etwa das 10 fache der Gebläsecylin-
der -- genügen.

Für die Herstellung der Regulatoren pflegt man, nachdem die in
früherer Zeit mitunter angewendeten gemauerten Regulatoren sich nicht
haltbar genug erwiesen, Eisenblechtafeln zu verwenden, welche luftdicht
vernietet werden. Man pflegt den Regulatoren Cylinderform zu geben,
welche sich leichter herstellen lässt und bezüglich der Aufstellung
weniger Platz beansprucht als die vor Jahrzehnten häufiger angewendete
Kugelform, welche allerdings den Vortheil geringeren Materialver-
brauchs bei gleichem Inhalte besitzt.

Ob der cylinderförmige Regulator senkrechte oder wagerechte Stel-
lung erhält, wird von dem zu seiner Aufstellung verfügbaren Platze
abhängig sein müssen; letztere Anordnung dürfte übrigens die häufi-
gere sein.

Empfehlenswerth ist es, auf dem Scheitel des Regulators ein ent-
sprechend belastetes Sicherheitsventil anzubringen.

3. Die Winderhitzer.

Nachdem schon 1822 durch E. F. Leuchs1) der Vorschlag gemacht
worden war, erwärmte Luft zum Betriebe metallurgischer Feuerungen
zu verwenden, wurde der erste diesbezügliche Versuch im Jahre 1829
durch den Gasingenieur J. B. Neilson bei dem Hochofenbetriebe der
Clydehütte in Schottland angestellt. Trotz der Unvollkommenheit des
zuerst angewendeten Winderhitzungsapparates2) war doch der Erfolg
ein überraschend befriedigender; der Brennstoffverbrauch für Darstellung
gleicher Mengen Roheisen verringerte sich, und die Leistungsfähigkeit
des Hochofens stieg. Neilson selbst verbesserte sehr bald die Ein-
richtung seiner Winderhitzer, und wenige Jahre später wurden bereits
fast sämmtliche Hochöfen Schottlands mit warmem Winde betrieben.
In der Jetztzeit gehört ein mit kaltem Winde betriebener Hochofen zu
den grössten Seltenheiten, nachdem man gelernt hat, einer etwaigen
Benachtheiligung der Eigenschaften des erfolgenden Roheisens, welche
durch Erhitzung des Windes herbeigeführt werden könnte, durch zweck-
mässige Zusammensetzung der Hochofenbeschickung entgegen zu wirken.


Ziemlich mannigfaltig ist die Einrichtung der für die Winderhitzung
benutzten Apparate. Im Grossen und Ganzen jedoch lassen sich zwei
Hauptsysteme dieser Apparate unterscheiden.

Bei dem einen Systeme wird der Wind durch eiserne Röhren hin-

1) Handbuch für Fabrikanten, Bd. 8, S. 388.
2) Man bediente sich eines schmiedeeisernen Kastens, welcher durch Rostfeue-
rung von aussen geheizt und durch welchen die Luft hindurchgeleitet wurde.

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
deren Kurbeln um 180 Grad gegen einander gestellt sind (Cleveland-
maschinen), der 20 fache Inhalt beider Gebläsecylinder erforderlich sein.
Für zweicylindrige Maschinen mit Kurbeln, unter 90 Grad gegen ein-
ander gestellt, würde dagegen, falls man überhaupt hier zur Erlangung
eines noch gleichmässigeren Windstromes einen Regulator anwenden
will, ein geringerer Rauminhalt — etwa das 10 fache der Gebläsecylin-
der — genügen.

Für die Herstellung der Regulatoren pflegt man, nachdem die in
früherer Zeit mitunter angewendeten gemauerten Regulatoren sich nicht
haltbar genug erwiesen, Eisenblechtafeln zu verwenden, welche luftdicht
vernietet werden. Man pflegt den Regulatoren Cylinderform zu geben,
welche sich leichter herstellen lässt und bezüglich der Aufstellung
weniger Platz beansprucht als die vor Jahrzehnten häufiger angewendete
Kugelform, welche allerdings den Vortheil geringeren Materialver-
brauchs bei gleichem Inhalte besitzt.

Ob der cylinderförmige Regulator senkrechte oder wagerechte Stel-
lung erhält, wird von dem zu seiner Aufstellung verfügbaren Platze
abhängig sein müssen; letztere Anordnung dürfte übrigens die häufi-
gere sein.

Empfehlenswerth ist es, auf dem Scheitel des Regulators ein ent-
sprechend belastetes Sicherheitsventil anzubringen.

3. Die Winderhitzer.

Nachdem schon 1822 durch E. F. Leuchs1) der Vorschlag gemacht
worden war, erwärmte Luft zum Betriebe metallurgischer Feuerungen
zu verwenden, wurde der erste diesbezügliche Versuch im Jahre 1829
durch den Gasingenieur J. B. Neilson bei dem Hochofenbetriebe der
Clydehütte in Schottland angestellt. Trotz der Unvollkommenheit des
zuerst angewendeten Winderhitzungsapparates2) war doch der Erfolg
ein überraschend befriedigender; der Brennstoffverbrauch für Darstellung
gleicher Mengen Roheisen verringerte sich, und die Leistungsfähigkeit
des Hochofens stieg. Neilson selbst verbesserte sehr bald die Ein-
richtung seiner Winderhitzer, und wenige Jahre später wurden bereits
fast sämmtliche Hochöfen Schottlands mit warmem Winde betrieben.
In der Jetztzeit gehört ein mit kaltem Winde betriebener Hochofen zu
den grössten Seltenheiten, nachdem man gelernt hat, einer etwaigen
Benachtheiligung der Eigenschaften des erfolgenden Roheisens, welche
durch Erhitzung des Windes herbeigeführt werden könnte, durch zweck-
mässige Zusammensetzung der Hochofenbeschickung entgegen zu wirken.


Ziemlich mannigfaltig ist die Einrichtung der für die Winderhitzung
benutzten Apparate. Im Grossen und Ganzen jedoch lassen sich zwei
Hauptsysteme dieser Apparate unterscheiden.

Bei dem einen Systeme wird der Wind durch eiserne Röhren hin-

1) Handbuch für Fabrikanten, Bd. 8, S. 388.
2) Man bediente sich eines schmiedeeisernen Kastens, welcher durch Rostfeue-
rung von aussen geheizt und durch welchen die Luft hindurchgeleitet wurde.
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[404/0458] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. deren Kurbeln um 180 Grad gegen einander gestellt sind (Cleveland- maschinen), der 20 fache Inhalt beider Gebläsecylinder erforderlich sein. Für zweicylindrige Maschinen mit Kurbeln, unter 90 Grad gegen ein- ander gestellt, würde dagegen, falls man überhaupt hier zur Erlangung eines noch gleichmässigeren Windstromes einen Regulator anwenden will, ein geringerer Rauminhalt — etwa das 10 fache der Gebläsecylin- der — genügen. Für die Herstellung der Regulatoren pflegt man, nachdem die in früherer Zeit mitunter angewendeten gemauerten Regulatoren sich nicht haltbar genug erwiesen, Eisenblechtafeln zu verwenden, welche luftdicht vernietet werden. Man pflegt den Regulatoren Cylinderform zu geben, welche sich leichter herstellen lässt und bezüglich der Aufstellung weniger Platz beansprucht als die vor Jahrzehnten häufiger angewendete Kugelform, welche allerdings den Vortheil geringeren Materialver- brauchs bei gleichem Inhalte besitzt. Ob der cylinderförmige Regulator senkrechte oder wagerechte Stel- lung erhält, wird von dem zu seiner Aufstellung verfügbaren Platze abhängig sein müssen; letztere Anordnung dürfte übrigens die häufi- gere sein. Empfehlenswerth ist es, auf dem Scheitel des Regulators ein ent- sprechend belastetes Sicherheitsventil anzubringen. 3. Die Winderhitzer. Nachdem schon 1822 durch E. F. Leuchs 1) der Vorschlag gemacht worden war, erwärmte Luft zum Betriebe metallurgischer Feuerungen zu verwenden, wurde der erste diesbezügliche Versuch im Jahre 1829 durch den Gasingenieur J. B. Neilson bei dem Hochofenbetriebe der Clydehütte in Schottland angestellt. Trotz der Unvollkommenheit des zuerst angewendeten Winderhitzungsapparates 2) war doch der Erfolg ein überraschend befriedigender; der Brennstoffverbrauch für Darstellung gleicher Mengen Roheisen verringerte sich, und die Leistungsfähigkeit des Hochofens stieg. Neilson selbst verbesserte sehr bald die Ein- richtung seiner Winderhitzer, und wenige Jahre später wurden bereits fast sämmtliche Hochöfen Schottlands mit warmem Winde betrieben. In der Jetztzeit gehört ein mit kaltem Winde betriebener Hochofen zu den grössten Seltenheiten, nachdem man gelernt hat, einer etwaigen Benachtheiligung der Eigenschaften des erfolgenden Roheisens, welche durch Erhitzung des Windes herbeigeführt werden könnte, durch zweck- mässige Zusammensetzung der Hochofenbeschickung entgegen zu wirken. Ziemlich mannigfaltig ist die Einrichtung der für die Winderhitzung benutzten Apparate. Im Grossen und Ganzen jedoch lassen sich zwei Hauptsysteme dieser Apparate unterscheiden. Bei dem einen Systeme wird der Wind durch eiserne Röhren hin- 1) Handbuch für Fabrikanten, Bd. 8, S. 388. 2) Man bediente sich eines schmiedeeisernen Kastens, welcher durch Rostfeue- rung von aussen geheizt und durch welchen die Luft hindurchgeleitet wurde.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/458>, abgerufen am 25.04.2024.