Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
0.5 Proc. Phosphor, ausserdem 3--3.5 Proc. Gesammtkohlenstoff, 1.0 bis
1.5 Proc. Silicium, 0.5--1 Proc. Mangan enthalten.

Auch die Technik bei Herstellung der Rohre in der Giesserei ist
von Einfluss auf ihre Haltbarkeit. Fallen z. B. die Wandstärken an
verschiedenen Stellen eines und desselben Rohres ungleich aus, oder
werden die noch glühenden Rohre einer einseitigen Abkühlung unter-
worfen, so ist sehr leicht ein Zerspringen im Feuer die Folge davon.

Beim Aufbau der Apparate empfiehlt es sich, für die der Erhitzung
am stärksten ausgesetzten Stellen diejenigen Rohre auszuwählen, deren
Wände am dicksten ausgefallen sind und welche die gleichmässigste
Wandstärke besitzen.

Beispiele ausgeführter Röhrenapparate.
a) Apparate mit liegenden Röhren.

Westfälischer oder Langen'scher Apparat. Die Abbil-
dungen Fig. 119 und 120 zeigen die Einrichtung dieses besonders gegen
Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre sehr häufig an-
gewendeten, auch jetzt noch nicht selten benutzten Apparates. Der kalte
Wind kommt durch das Rohr a und wird aus demselben durch sechs
angegossene Rohrstutzen von oblongem Querschnitte in ebenso viel
parallele Rohrstränge vertheilt.1) Fig. 120 lässt erkennen, wie in diesen
Rohrsträngen der Wind mit Hilfe von Krümmlingen immer weiter ab-
wärts geführt wird, um schliesslich in dem Heisswindrohre b wieder
vereinigt zu werden.

Die geraden Rohre, welche den Haupttheil des Apparates bilden
und allein dem Feuer ausgesetzt sind, endigen in angegossenen Muffen,
in welchen die Krümmer eingekittet werden.2) Da sie unter dem Ein-
flusse starker Erhitzung leicht sich ausbauchen, besonders, wenn die
Pressung des hindurchströmenden Windes bedeutend ist, hat man sie,
wie Fig. 119 erkennen lässt, mit eingegossenen Verstärkungsrippen ver-
sehen, eine Einrichtung, welche erst in neuerer Zeit üblich geworden
ist und allerdings das Gewicht des Apparates vergrössert. Mitunter
giebt man deshalb diese Rippen nur den unteren Rohren und lässt sie
in den oberen fehlen.

Zum Tragen der Rohre dient die Umfassungsmauer des Apparates.
Damit indessen der richtige Abstand zwischen zwei über einander lie-
genden Rohren besser gewahrt bleibe und damit andererseits die Aus-
dehnung und Zusammenziehung der Rohre beim Erhitzen und Abkühlen
nicht behindert sei, legt man sie nicht unmittelbar in das Mauerwerk,
sondern auf eiserne Träger, welche jedesmal zwischen zwei über ein-
ander befindlichen Rohren eingeschaltet sind, und umgiebt sie nur lose

1) Die Anzahl der Rohrstränge pflegt bei den verschiedenen Apparaten dieser
Art zwischen vier bis acht zu schwanken.
2) Zum Verkitten benutzt man Rostkitt, dargestellt durch Vermischen von
60 Thl. feingesiebten Eisenfeilspänen, 2 Thl. Salmiak, 1 Thl. Schwefelblumen und
soviel Essig, dass das Ganze dickbreiige Consistenz erhält. Der Kitt wird bald nach
dem Mischen mit Hilfe eines Stabes in die Fuge getrieben und muss mindestens
einige Tage erhärten, ehe der Apparat angeheizt werden darf.

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
0.5 Proc. Phosphor, ausserdem 3—3.5 Proc. Gesammtkohlenstoff, 1.0 bis
1.5 Proc. Silicium, 0.5—1 Proc. Mangan enthalten.

Auch die Technik bei Herstellung der Rohre in der Giesserei ist
von Einfluss auf ihre Haltbarkeit. Fallen z. B. die Wandstärken an
verschiedenen Stellen eines und desselben Rohres ungleich aus, oder
werden die noch glühenden Rohre einer einseitigen Abkühlung unter-
worfen, so ist sehr leicht ein Zerspringen im Feuer die Folge davon.

Beim Aufbau der Apparate empfiehlt es sich, für die der Erhitzung
am stärksten ausgesetzten Stellen diejenigen Rohre auszuwählen, deren
Wände am dicksten ausgefallen sind und welche die gleichmässigste
Wandstärke besitzen.

Beispiele ausgeführter Röhrenapparate.
a) Apparate mit liegenden Röhren.

Westfälischer oder Langen’scher Apparat. Die Abbil-
dungen Fig. 119 und 120 zeigen die Einrichtung dieses besonders gegen
Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre sehr häufig an-
gewendeten, auch jetzt noch nicht selten benutzten Apparates. Der kalte
Wind kommt durch das Rohr a und wird aus demselben durch sechs
angegossene Rohrstutzen von oblongem Querschnitte in ebenso viel
parallele Rohrstränge vertheilt.1) Fig. 120 lässt erkennen, wie in diesen
Rohrsträngen der Wind mit Hilfe von Krümmlingen immer weiter ab-
wärts geführt wird, um schliesslich in dem Heisswindrohre b wieder
vereinigt zu werden.

Die geraden Rohre, welche den Haupttheil des Apparates bilden
und allein dem Feuer ausgesetzt sind, endigen in angegossenen Muffen,
in welchen die Krümmer eingekittet werden.2) Da sie unter dem Ein-
flusse starker Erhitzung leicht sich ausbauchen, besonders, wenn die
Pressung des hindurchströmenden Windes bedeutend ist, hat man sie,
wie Fig. 119 erkennen lässt, mit eingegossenen Verstärkungsrippen ver-
sehen, eine Einrichtung, welche erst in neuerer Zeit üblich geworden
ist und allerdings das Gewicht des Apparates vergrössert. Mitunter
giebt man deshalb diese Rippen nur den unteren Rohren und lässt sie
in den oberen fehlen.

Zum Tragen der Rohre dient die Umfassungsmauer des Apparates.
Damit indessen der richtige Abstand zwischen zwei über einander lie-
genden Rohren besser gewahrt bleibe und damit andererseits die Aus-
dehnung und Zusammenziehung der Rohre beim Erhitzen und Abkühlen
nicht behindert sei, legt man sie nicht unmittelbar in das Mauerwerk,
sondern auf eiserne Träger, welche jedesmal zwischen zwei über ein-
ander befindlichen Rohren eingeschaltet sind, und umgiebt sie nur lose

1) Die Anzahl der Rohrstränge pflegt bei den verschiedenen Apparaten dieser
Art zwischen vier bis acht zu schwanken.
2) Zum Verkitten benutzt man Rostkitt, dargestellt durch Vermischen von
60 Thl. feingesiebten Eisenfeilspänen, 2 Thl. Salmiak, 1 Thl. Schwefelblumen und
soviel Essig, dass das Ganze dickbreiige Consistenz erhält. Der Kitt wird bald nach
dem Mischen mit Hilfe eines Stabes in die Fuge getrieben und muss mindestens
einige Tage erhärten, ehe der Apparat angeheizt werden darf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0462" n="408"/><fw place="top" type="header">Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.</fw><lb/>
0.<hi rendition="#sub">5</hi> Proc. Phosphor, ausserdem 3&#x2014;3.<hi rendition="#sub">5</hi> Proc. Gesammtkohlenstoff, 1.<hi rendition="#sub">0</hi> bis<lb/>
1.<hi rendition="#sub">5</hi> Proc. Silicium, 0.<hi rendition="#sub">5</hi>&#x2014;1 Proc. Mangan enthalten.</p><lb/>
              <p>Auch die Technik bei Herstellung der Rohre in der Giesserei ist<lb/>
von Einfluss auf ihre Haltbarkeit. Fallen z. B. die Wandstärken an<lb/>
verschiedenen Stellen eines und desselben Rohres ungleich aus, oder<lb/>
werden die noch glühenden Rohre einer einseitigen Abkühlung unter-<lb/>
worfen, so ist sehr leicht ein Zerspringen im Feuer die Folge davon.</p><lb/>
              <p>Beim Aufbau der Apparate empfiehlt es sich, für die der Erhitzung<lb/>
am stärksten ausgesetzten Stellen diejenigen Rohre auszuwählen, deren<lb/>
Wände am dicksten ausgefallen sind und welche die gleichmässigste<lb/>
Wandstärke besitzen.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#i">Beispiele ausgeführter Röhrenapparate</hi>.<lb/><hi rendition="#b">a) Apparate mit liegenden Röhren.</hi></head><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Westfälischer oder Langen&#x2019;scher Apparat</hi>. Die Abbil-<lb/>
dungen Fig. 119 und 120 zeigen die Einrichtung dieses besonders gegen<lb/>
Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre sehr häufig an-<lb/>
gewendeten, auch jetzt noch nicht selten benutzten Apparates. Der kalte<lb/>
Wind kommt durch das Rohr <hi rendition="#i">a</hi> und wird aus demselben durch sechs<lb/>
angegossene Rohrstutzen von oblongem Querschnitte in ebenso viel<lb/>
parallele Rohrstränge vertheilt.<note place="foot" n="1)">Die Anzahl der Rohrstränge pflegt bei den verschiedenen Apparaten dieser<lb/>
Art zwischen vier bis acht zu schwanken.</note> Fig. 120 lässt erkennen, wie in diesen<lb/>
Rohrsträngen der Wind mit Hilfe von Krümmlingen immer weiter ab-<lb/>
wärts geführt wird, um schliesslich in dem Heisswindrohre <hi rendition="#i">b</hi> wieder<lb/>
vereinigt zu werden.</p><lb/>
                <p>Die geraden Rohre, welche den Haupttheil des Apparates bilden<lb/>
und allein dem Feuer ausgesetzt sind, endigen in angegossenen Muffen,<lb/>
in welchen die Krümmer eingekittet werden.<note place="foot" n="2)">Zum Verkitten benutzt man Rostkitt, dargestellt durch Vermischen von<lb/>
60 Thl. feingesiebten Eisenfeilspänen, 2 Thl. Salmiak, 1 Thl. Schwefelblumen und<lb/>
soviel Essig, dass das Ganze dickbreiige Consistenz erhält. Der Kitt wird bald nach<lb/>
dem Mischen mit Hilfe eines Stabes in die Fuge getrieben und muss mindestens<lb/>
einige Tage erhärten, ehe der Apparat angeheizt werden darf.</note> Da sie unter dem Ein-<lb/>
flusse starker Erhitzung leicht sich ausbauchen, besonders, wenn die<lb/>
Pressung des hindurchströmenden Windes bedeutend ist, hat man sie,<lb/>
wie Fig. 119 erkennen lässt, mit eingegossenen Verstärkungsrippen ver-<lb/>
sehen, eine Einrichtung, welche erst in neuerer Zeit üblich geworden<lb/>
ist und allerdings das Gewicht des Apparates vergrössert. Mitunter<lb/>
giebt man deshalb diese Rippen nur den unteren Rohren und lässt sie<lb/>
in den oberen fehlen.</p><lb/>
                <p>Zum Tragen der Rohre dient die Umfassungsmauer des Apparates.<lb/>
Damit indessen der richtige Abstand zwischen zwei über einander lie-<lb/>
genden Rohren besser gewahrt bleibe und damit andererseits die Aus-<lb/>
dehnung und Zusammenziehung der Rohre beim Erhitzen und Abkühlen<lb/>
nicht behindert sei, legt man sie nicht unmittelbar in das Mauerwerk,<lb/>
sondern auf eiserne Träger, welche jedesmal zwischen zwei über ein-<lb/>
ander befindlichen Rohren eingeschaltet sind, und umgiebt sie nur lose<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0462] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. 0.5 Proc. Phosphor, ausserdem 3—3.5 Proc. Gesammtkohlenstoff, 1.0 bis 1.5 Proc. Silicium, 0.5—1 Proc. Mangan enthalten. Auch die Technik bei Herstellung der Rohre in der Giesserei ist von Einfluss auf ihre Haltbarkeit. Fallen z. B. die Wandstärken an verschiedenen Stellen eines und desselben Rohres ungleich aus, oder werden die noch glühenden Rohre einer einseitigen Abkühlung unter- worfen, so ist sehr leicht ein Zerspringen im Feuer die Folge davon. Beim Aufbau der Apparate empfiehlt es sich, für die der Erhitzung am stärksten ausgesetzten Stellen diejenigen Rohre auszuwählen, deren Wände am dicksten ausgefallen sind und welche die gleichmässigste Wandstärke besitzen. Beispiele ausgeführter Röhrenapparate. a) Apparate mit liegenden Röhren. Westfälischer oder Langen’scher Apparat. Die Abbil- dungen Fig. 119 und 120 zeigen die Einrichtung dieses besonders gegen Ende der sechziger und Anfang der siebenziger Jahre sehr häufig an- gewendeten, auch jetzt noch nicht selten benutzten Apparates. Der kalte Wind kommt durch das Rohr a und wird aus demselben durch sechs angegossene Rohrstutzen von oblongem Querschnitte in ebenso viel parallele Rohrstränge vertheilt. 1) Fig. 120 lässt erkennen, wie in diesen Rohrsträngen der Wind mit Hilfe von Krümmlingen immer weiter ab- wärts geführt wird, um schliesslich in dem Heisswindrohre b wieder vereinigt zu werden. Die geraden Rohre, welche den Haupttheil des Apparates bilden und allein dem Feuer ausgesetzt sind, endigen in angegossenen Muffen, in welchen die Krümmer eingekittet werden. 2) Da sie unter dem Ein- flusse starker Erhitzung leicht sich ausbauchen, besonders, wenn die Pressung des hindurchströmenden Windes bedeutend ist, hat man sie, wie Fig. 119 erkennen lässt, mit eingegossenen Verstärkungsrippen ver- sehen, eine Einrichtung, welche erst in neuerer Zeit üblich geworden ist und allerdings das Gewicht des Apparates vergrössert. Mitunter giebt man deshalb diese Rippen nur den unteren Rohren und lässt sie in den oberen fehlen. Zum Tragen der Rohre dient die Umfassungsmauer des Apparates. Damit indessen der richtige Abstand zwischen zwei über einander lie- genden Rohren besser gewahrt bleibe und damit andererseits die Aus- dehnung und Zusammenziehung der Rohre beim Erhitzen und Abkühlen nicht behindert sei, legt man sie nicht unmittelbar in das Mauerwerk, sondern auf eiserne Träger, welche jedesmal zwischen zwei über ein- ander befindlichen Rohren eingeschaltet sind, und umgiebt sie nur lose 1) Die Anzahl der Rohrstränge pflegt bei den verschiedenen Apparaten dieser Art zwischen vier bis acht zu schwanken. 2) Zum Verkitten benutzt man Rostkitt, dargestellt durch Vermischen von 60 Thl. feingesiebten Eisenfeilspänen, 2 Thl. Salmiak, 1 Thl. Schwefelblumen und soviel Essig, dass das Ganze dickbreiige Consistenz erhält. Der Kitt wird bald nach dem Mischen mit Hilfe eines Stabes in die Fuge getrieben und muss mindestens einige Tage erhärten, ehe der Apparat angeheizt werden darf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/462
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/462>, abgerufen am 19.04.2024.