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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.

Aus der Wirkungsart der steinernen Apparate folgt von selbst, dass
in jedem Falle mindestens zwei solcher sich gegenseitig ergänzender
Apparate erforderlich sind; und sofern die Grösse derselben mit der
Menge des zu erhitzenden Windes im Einklange steht, würden die-
selben allerdings ausreichend sein, auch den für einen grossen Hoch-
ofen erforderlichen Wind zu erhitzen. Immerhin aber ist bei der An-
lage auf den schon erwähnten Umstand Rücksicht zu nehmen, dass nicht
allein von Zeit zu Zeit Reparaturen erforderlich werden können, sondern
dass auch innerhalb gewisser Zeiträume eine Reinigung von angesetztem
Gichtstaube nothwendig wird, für welche die Apparate mindestens einige
Tage hindurch der Benutzung entzogen werden müssen. Aus diesen
Gründen empfiehlt es sich, für den einzelnen Hochofen drei solcher
Apparate, für zwei Hochöfen fünf, u. s. f. anzuordnen, so dass minde-
stens ein Apparat in jedem Falle als Reserve bereit steht.

Beispiele ausgeführter steinerner Apparate.

Cowperapparat. Schon im Jahre 1860, also ziemlich gleich-
zeitig mit der Einführung des Siemens'schen Feuerungssystems (S. 116)
wurde von Cowper ein auf denselben Grundsätzen beruhender Wind-
erhitzungsapparat auf der Ormesbyhütte in Cleveland gebaut, welcher
durch directe Feuerung geheizt wurde. Später ging man dazu über,
Gichtgase für die Heizung dieser Apparate zu benutzen; und die bald
gemachte Erfahrung, dass die in denselben erreichbaren höheren Tempe-
raturen sich als besonders förderlich bei Graueisendarstellung oder Spiegel-
eisendarstellung erwiesen, gaben auch deutschen Eisenwerken mehrfach
Veranlassung, solche Apparate einzuführen.

Die Cowperapparate der ersten Jahre litten jedoch an verschiede-
nen erheblichen Mängeln. Die zur Aufnahme der Wärme bestimmten
Ziegeln waren in gleicher Weise als in den Regeneratoren der Sie-
mens
'schen Oefen gruppirt; eine Reinigung derselben von aussen war
unmöglich und die sämmtlichen Steine mussten bei den häufig erfor-
derlichen Reinigungen aus dem Heizraume entfernt werden. Die an
den verschiedenen Zu- und Ausgangsrohren angebrachten Schieber oder
Ventile aber wurden infolge der starken Erhitzung und der Ablage-
rung von Gichtstaub bald undicht und versagten den Dienst. So kam
es, dass man, wenigstens auf dem Continente, mehrere Jahre hindurch
die bereits eingeführten Cowperapparate wieder kaltlegte und zu den
eisernen Apparaten zurückkehrte.

Erst seit dem Jahre 1870 gelang es Cowper im Vereine mit
Siemens, die erwähnten Mängel durch geänderte Anordnung der Züge
und Absperrvorrichtungen zu beseitigen und seinem Apparate dadurch
eine ausgedehntere Anwendung als bisher zu verschaffen. Fig. 130
zeigt die Einrichtung eines solchen neueren Cowperapparates.

Derselbe hat cylindrische Form und endigt oben in einer Kuppel.
Die zum Heizen bestimmten Hochofengase treten durch den Stutzen a
ein, gelangen in die senkrecht aufsteigende, aus feuerfesten Ziegeln
schachtartig gemauerte Röhre c, werden hier mit Luft gemischt, welche
durch die mit Verschlussvorrichtung versehene Oeffnung b zuströmt
und steigen im Schachte c aufwärts. Der ganze übrige innere Raum d

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.

Aus der Wirkungsart der steinernen Apparate folgt von selbst, dass
in jedem Falle mindestens zwei solcher sich gegenseitig ergänzender
Apparate erforderlich sind; und sofern die Grösse derselben mit der
Menge des zu erhitzenden Windes im Einklange steht, würden die-
selben allerdings ausreichend sein, auch den für einen grossen Hoch-
ofen erforderlichen Wind zu erhitzen. Immerhin aber ist bei der An-
lage auf den schon erwähnten Umstand Rücksicht zu nehmen, dass nicht
allein von Zeit zu Zeit Reparaturen erforderlich werden können, sondern
dass auch innerhalb gewisser Zeiträume eine Reinigung von angesetztem
Gichtstaube nothwendig wird, für welche die Apparate mindestens einige
Tage hindurch der Benutzung entzogen werden müssen. Aus diesen
Gründen empfiehlt es sich, für den einzelnen Hochofen drei solcher
Apparate, für zwei Hochöfen fünf, u. s. f. anzuordnen, so dass minde-
stens ein Apparat in jedem Falle als Reserve bereit steht.

Beispiele ausgeführter steinerner Apparate.

Cowperapparat. Schon im Jahre 1860, also ziemlich gleich-
zeitig mit der Einführung des Siemens’schen Feuerungssystems (S. 116)
wurde von Cowper ein auf denselben Grundsätzen beruhender Wind-
erhitzungsapparat auf der Ormesbyhütte in Cleveland gebaut, welcher
durch directe Feuerung geheizt wurde. Später ging man dazu über,
Gichtgase für die Heizung dieser Apparate zu benutzen; und die bald
gemachte Erfahrung, dass die in denselben erreichbaren höheren Tempe-
raturen sich als besonders förderlich bei Graueisendarstellung oder Spiegel-
eisendarstellung erwiesen, gaben auch deutschen Eisenwerken mehrfach
Veranlassung, solche Apparate einzuführen.

Die Cowperapparate der ersten Jahre litten jedoch an verschiede-
nen erheblichen Mängeln. Die zur Aufnahme der Wärme bestimmten
Ziegeln waren in gleicher Weise als in den Regeneratoren der Sie-
mens
’schen Oefen gruppirt; eine Reinigung derselben von aussen war
unmöglich und die sämmtlichen Steine mussten bei den häufig erfor-
derlichen Reinigungen aus dem Heizraume entfernt werden. Die an
den verschiedenen Zu- und Ausgangsrohren angebrachten Schieber oder
Ventile aber wurden infolge der starken Erhitzung und der Ablage-
rung von Gichtstaub bald undicht und versagten den Dienst. So kam
es, dass man, wenigstens auf dem Continente, mehrere Jahre hindurch
die bereits eingeführten Cowperapparate wieder kaltlegte und zu den
eisernen Apparaten zurückkehrte.

Erst seit dem Jahre 1870 gelang es Cowper im Vereine mit
Siemens, die erwähnten Mängel durch geänderte Anordnung der Züge
und Absperrvorrichtungen zu beseitigen und seinem Apparate dadurch
eine ausgedehntere Anwendung als bisher zu verschaffen. Fig. 130
zeigt die Einrichtung eines solchen neueren Cowperapparates.

Derselbe hat cylindrische Form und endigt oben in einer Kuppel.
Die zum Heizen bestimmten Hochofengase treten durch den Stutzen a
ein, gelangen in die senkrecht aufsteigende, aus feuerfesten Ziegeln
schachtartig gemauerte Röhre c, werden hier mit Luft gemischt, welche
durch die mit Verschlussvorrichtung versehene Oeffnung b zuströmt
und steigen im Schachte c aufwärts. Der ganze übrige innere Raum d

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[420/0480] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. Aus der Wirkungsart der steinernen Apparate folgt von selbst, dass in jedem Falle mindestens zwei solcher sich gegenseitig ergänzender Apparate erforderlich sind; und sofern die Grösse derselben mit der Menge des zu erhitzenden Windes im Einklange steht, würden die- selben allerdings ausreichend sein, auch den für einen grossen Hoch- ofen erforderlichen Wind zu erhitzen. Immerhin aber ist bei der An- lage auf den schon erwähnten Umstand Rücksicht zu nehmen, dass nicht allein von Zeit zu Zeit Reparaturen erforderlich werden können, sondern dass auch innerhalb gewisser Zeiträume eine Reinigung von angesetztem Gichtstaube nothwendig wird, für welche die Apparate mindestens einige Tage hindurch der Benutzung entzogen werden müssen. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, für den einzelnen Hochofen drei solcher Apparate, für zwei Hochöfen fünf, u. s. f. anzuordnen, so dass minde- stens ein Apparat in jedem Falle als Reserve bereit steht. Beispiele ausgeführter steinerner Apparate. Cowperapparat. Schon im Jahre 1860, also ziemlich gleich- zeitig mit der Einführung des Siemens’schen Feuerungssystems (S. 116) wurde von Cowper ein auf denselben Grundsätzen beruhender Wind- erhitzungsapparat auf der Ormesbyhütte in Cleveland gebaut, welcher durch directe Feuerung geheizt wurde. Später ging man dazu über, Gichtgase für die Heizung dieser Apparate zu benutzen; und die bald gemachte Erfahrung, dass die in denselben erreichbaren höheren Tempe- raturen sich als besonders förderlich bei Graueisendarstellung oder Spiegel- eisendarstellung erwiesen, gaben auch deutschen Eisenwerken mehrfach Veranlassung, solche Apparate einzuführen. Die Cowperapparate der ersten Jahre litten jedoch an verschiede- nen erheblichen Mängeln. Die zur Aufnahme der Wärme bestimmten Ziegeln waren in gleicher Weise als in den Regeneratoren der Sie- mens’schen Oefen gruppirt; eine Reinigung derselben von aussen war unmöglich und die sämmtlichen Steine mussten bei den häufig erfor- derlichen Reinigungen aus dem Heizraume entfernt werden. Die an den verschiedenen Zu- und Ausgangsrohren angebrachten Schieber oder Ventile aber wurden infolge der starken Erhitzung und der Ablage- rung von Gichtstaub bald undicht und versagten den Dienst. So kam es, dass man, wenigstens auf dem Continente, mehrere Jahre hindurch die bereits eingeführten Cowperapparate wieder kaltlegte und zu den eisernen Apparaten zurückkehrte. Erst seit dem Jahre 1870 gelang es Cowper im Vereine mit Siemens, die erwähnten Mängel durch geänderte Anordnung der Züge und Absperrvorrichtungen zu beseitigen und seinem Apparate dadurch eine ausgedehntere Anwendung als bisher zu verschaffen. Fig. 130 zeigt die Einrichtung eines solchen neueren Cowperapparates. Derselbe hat cylindrische Form und endigt oben in einer Kuppel. Die zum Heizen bestimmten Hochofengase treten durch den Stutzen a ein, gelangen in die senkrecht aufsteigende, aus feuerfesten Ziegeln schachtartig gemauerte Röhre c, werden hier mit Luft gemischt, welche durch die mit Verschlussvorrichtung versehene Oeffnung b zuströmt und steigen im Schachte c aufwärts. Der ganze übrige innere Raum d

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/480>, abgerufen am 19.04.2024.