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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Manometer.
Theile der Form genau in dieselbe hineinpasst. Noch häufiger versieht
man die Form mit einem abgedrehten Einsatzstücke, gegen welches
das ebenfalls gedrehte Ende der Düse genau sich anlegt; eine der-
artige Einrichtung ist bei dem Düsenstock Fig. 140 zu erkennen.

5. Spannungs- und Temperaturmessungen; Wind-
berechnung.
a) Manometer.

Zur Beaufsichtigung des Hochofenbetriebes sind tägliche öftere
Beobachtungen der Windspannung (Pressung) innerhalb der Leitungs-
röhren erforderlich. Hängt doch von dieser Windspannung unter übrigens
gleich bleibenden Verhältnissen die Menge des dem Hochofen zuge-
führten Windes ab; mit dieser Windmenge aber steht die Geschwindig-
keit der Verbrennung, somit auch der ganze Verlauf des Hochofen-
betriebes und die Grösse der Roheisenerzeugung des Hochofens in sehr
naher Beziehung.

Zum Messen der Windspannung bedient man sich des Mano-
meters
.

Es möge jedoch im Voraus bemerkt werden, dass eine vollständig
genaue Messung der durchschnittlichen Windspannung kaum möglich
ist. Einestheils unterliegt bei jedem Cylindergebläse die Windspannung
selbst unausgesetzten Schwankungen, wie sich am Manometer selbst
sofort erkennen lässt. Anderntheils herrscht an verschiedenen Stellen
der Leitung auch eine verschiedene Spannung; dieselbe nimmt infolge
der von dem Windstrome zu überwindenden Reibung um so mehr ab,
je länger der bereits zurückgelegte Weg ist, je enger die Leitungs-
röhren und je grösser und zahlreicher die Widerstände innerhalb der-
selben (Krümmungen, Querschnittsverengungen u. a. m.) sind. Bei Be-
nutzung des Manometers zur Berechnung der Windmenge (siehe unten)
wird man es daher in unmittelbarer Nähe der Düse anbringen müssen.
Auch innerhalb eines und desselben Querschnittes aber ist die Span-
nung nicht überall dieselbe; sie ist geringer in der Nähe der Röhren-
wand, wo durch die Reibung Spannungsverluste (Abminderung der
Bewegungsgeschwindigkeit) hervorgerufen werden, grösser in der Mitte
des Querschnittes. Endlich kommt in Betracht, dass durch das in die
Leitung eingesenkte Manometerrohr leicht Stauungen, Wirbel in dem
Windstrome hervorgebracht werden, welche ebenfalls die Richtigkeit
der Messung beeinträchtigen.

Für die Windberechnung vermag daher das Manometer nur An-
näherungswerthe zu geben; für die regelmässige Beaufsichtigung des
Hochofenbetriebes aber besitzen jene Ungenauigkeiten eine nur unter-
geordnete Bedeutung. Hierbei liegt nicht sowohl die Aufgabe vor, in
bestimmten Ziffern die Geschwindigkeit oder Menge des eingeblasenen
Windes anzugeben, als vielmehr, ganz allgemein zu prüfen, ob der
Hochofen eine gewisse, durch Erfahrung ermittelte normale Windmenge
erhalte, die durch einen bestimmten Stand des Manometers angezeigt
wird; oder in anderen Fällen, diese Windmenge aus besonderen Grün-
den zu vergrössern oder zu verringern. Für eine derartige allgemeinere

Manometer.
Theile der Form genau in dieselbe hineinpasst. Noch häufiger versieht
man die Form mit einem abgedrehten Einsatzstücke, gegen welches
das ebenfalls gedrehte Ende der Düse genau sich anlegt; eine der-
artige Einrichtung ist bei dem Düsenstock Fig. 140 zu erkennen.

5. Spannungs- und Temperaturmessungen; Wind-
berechnung.
a) Manometer.

Zur Beaufsichtigung des Hochofenbetriebes sind tägliche öftere
Beobachtungen der Windspannung (Pressung) innerhalb der Leitungs-
röhren erforderlich. Hängt doch von dieser Windspannung unter übrigens
gleich bleibenden Verhältnissen die Menge des dem Hochofen zuge-
führten Windes ab; mit dieser Windmenge aber steht die Geschwindig-
keit der Verbrennung, somit auch der ganze Verlauf des Hochofen-
betriebes und die Grösse der Roheisenerzeugung des Hochofens in sehr
naher Beziehung.

Zum Messen der Windspannung bedient man sich des Mano-
meters
.

Es möge jedoch im Voraus bemerkt werden, dass eine vollständig
genaue Messung der durchschnittlichen Windspannung kaum möglich
ist. Einestheils unterliegt bei jedem Cylindergebläse die Windspannung
selbst unausgesetzten Schwankungen, wie sich am Manometer selbst
sofort erkennen lässt. Anderntheils herrscht an verschiedenen Stellen
der Leitung auch eine verschiedene Spannung; dieselbe nimmt infolge
der von dem Windstrome zu überwindenden Reibung um so mehr ab,
je länger der bereits zurückgelegte Weg ist, je enger die Leitungs-
röhren und je grösser und zahlreicher die Widerstände innerhalb der-
selben (Krümmungen, Querschnittsverengungen u. a. m.) sind. Bei Be-
nutzung des Manometers zur Berechnung der Windmenge (siehe unten)
wird man es daher in unmittelbarer Nähe der Düse anbringen müssen.
Auch innerhalb eines und desselben Querschnittes aber ist die Span-
nung nicht überall dieselbe; sie ist geringer in der Nähe der Röhren-
wand, wo durch die Reibung Spannungsverluste (Abminderung der
Bewegungsgeschwindigkeit) hervorgerufen werden, grösser in der Mitte
des Querschnittes. Endlich kommt in Betracht, dass durch das in die
Leitung eingesenkte Manometerrohr leicht Stauungen, Wirbel in dem
Windstrome hervorgebracht werden, welche ebenfalls die Richtigkeit
der Messung beeinträchtigen.

Für die Windberechnung vermag daher das Manometer nur An-
näherungswerthe zu geben; für die regelmässige Beaufsichtigung des
Hochofenbetriebes aber besitzen jene Ungenauigkeiten eine nur unter-
geordnete Bedeutung. Hierbei liegt nicht sowohl die Aufgabe vor, in
bestimmten Ziffern die Geschwindigkeit oder Menge des eingeblasenen
Windes anzugeben, als vielmehr, ganz allgemein zu prüfen, ob der
Hochofen eine gewisse, durch Erfahrung ermittelte normale Windmenge
erhalte, die durch einen bestimmten Stand des Manometers angezeigt
wird; oder in anderen Fällen, diese Windmenge aus besonderen Grün-
den zu vergrössern oder zu verringern. Für eine derartige allgemeinere

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[439/0499] Manometer. Theile der Form genau in dieselbe hineinpasst. Noch häufiger versieht man die Form mit einem abgedrehten Einsatzstücke, gegen welches das ebenfalls gedrehte Ende der Düse genau sich anlegt; eine der- artige Einrichtung ist bei dem Düsenstock Fig. 140 zu erkennen. 5. Spannungs- und Temperaturmessungen; Wind- berechnung. a) Manometer. Zur Beaufsichtigung des Hochofenbetriebes sind tägliche öftere Beobachtungen der Windspannung (Pressung) innerhalb der Leitungs- röhren erforderlich. Hängt doch von dieser Windspannung unter übrigens gleich bleibenden Verhältnissen die Menge des dem Hochofen zuge- führten Windes ab; mit dieser Windmenge aber steht die Geschwindig- keit der Verbrennung, somit auch der ganze Verlauf des Hochofen- betriebes und die Grösse der Roheisenerzeugung des Hochofens in sehr naher Beziehung. Zum Messen der Windspannung bedient man sich des Mano- meters. Es möge jedoch im Voraus bemerkt werden, dass eine vollständig genaue Messung der durchschnittlichen Windspannung kaum möglich ist. Einestheils unterliegt bei jedem Cylindergebläse die Windspannung selbst unausgesetzten Schwankungen, wie sich am Manometer selbst sofort erkennen lässt. Anderntheils herrscht an verschiedenen Stellen der Leitung auch eine verschiedene Spannung; dieselbe nimmt infolge der von dem Windstrome zu überwindenden Reibung um so mehr ab, je länger der bereits zurückgelegte Weg ist, je enger die Leitungs- röhren und je grösser und zahlreicher die Widerstände innerhalb der- selben (Krümmungen, Querschnittsverengungen u. a. m.) sind. Bei Be- nutzung des Manometers zur Berechnung der Windmenge (siehe unten) wird man es daher in unmittelbarer Nähe der Düse anbringen müssen. Auch innerhalb eines und desselben Querschnittes aber ist die Span- nung nicht überall dieselbe; sie ist geringer in der Nähe der Röhren- wand, wo durch die Reibung Spannungsverluste (Abminderung der Bewegungsgeschwindigkeit) hervorgerufen werden, grösser in der Mitte des Querschnittes. Endlich kommt in Betracht, dass durch das in die Leitung eingesenkte Manometerrohr leicht Stauungen, Wirbel in dem Windstrome hervorgebracht werden, welche ebenfalls die Richtigkeit der Messung beeinträchtigen. Für die Windberechnung vermag daher das Manometer nur An- näherungswerthe zu geben; für die regelmässige Beaufsichtigung des Hochofenbetriebes aber besitzen jene Ungenauigkeiten eine nur unter- geordnete Bedeutung. Hierbei liegt nicht sowohl die Aufgabe vor, in bestimmten Ziffern die Geschwindigkeit oder Menge des eingeblasenen Windes anzugeben, als vielmehr, ganz allgemein zu prüfen, ob der Hochofen eine gewisse, durch Erfahrung ermittelte normale Windmenge erhalte, die durch einen bestimmten Stand des Manometers angezeigt wird; oder in anderen Fällen, diese Windmenge aus besonderen Grün- den zu vergrössern oder zu verringern. Für eine derartige allgemeinere

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/499>, abgerufen am 16.04.2024.