Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Wärmebilanz des Hochofens.
Zwischenstufen vor sich ging, gleichviel auch, ob sie durch Kohlenoxyd
oder durch feste Kohle erfolgte; denn der Unterschied in dem Wärme-
verbrauche bei indirecter und directer Reduction liegt allein in dem
Umstande, dass bei ersterer Kohlensäure, bei letzterer Kohlenoxyd als
Enderzeugniss der Verbrennung des Reductionsmittels hervorgeht. Daher
genügt, wie schon oben erwähnt wurde, die Zusammensetzung der
Materialien und Enderzeugnisse des Hochofenprocesses.

Da aber in den meisten Fällen der Wasserstoff- und Kohlenwasser-
stoffgehalt der Gichtgase für die Wärmebildung wenig oder gar nicht
in Betracht kommen, so ist auch eine vollständige Analyse der Gicht-
gase nicht einmal unbedingt erforderlich; es genügt -- worauf Gruner
zuerst aufmerksam machte 1) -- das Verhältniss [Formel 1] in den Gicht-
gasen zu kennen, um die übrigen erforderlichen Ziffern daraus abzu-
leiten. Man weiss, wie viel Brennstoff und wie viel Beschickung zur
Darstellung von 1 kg Roheisen verbraucht wurden; weiss ferner aus
der Analyse dieser Körper, wie viel Kohlenstoff durch dieselben dem
Ofen zugeführt wurde; endlich, wie viel dieses Kohlenstoffs von dem
erzeugten Roheisen aufgenommen wurde. Aller übrige Kohlenstoff muss
in den Gichtgasen sich wiederfinden. Das Gewicht desselben (per 1 kg
Roheisen) sei = p, das Gewicht des in den Gichtgasen per 1 kg er-
zeugten Roheisens enthaltenen Kohlenoxydes = y, das durch Analyse
ermittelte Verhältniss [Formel 2] = m (also das Gewicht der Kohlensäure
= m y), so ergeben sich folgende einfache Beziehungen:
[Formel 3] [Formel 4]

Man erhält hierdurch das absolute Gewicht des in den Gichtgasen
enthaltenen Kohlenoxydes wie der Kohlensäure per 1 kg erzeugten Roh-
eisens und ist mit Hilfe dieser Ziffern befähigt, die Wärmebilanz auf-
zustellen.

Erstes Beispiel. Bei dem Holzkohlenhochofen zu Vordernberg, dessen Be-
triebsverhältnisse zum grossen Theil schon auf S. 488 besprochen wurden, stellt sich
die Wärmebilanz folgendermaassen:

1) Wärmeeinnahme.

a) Durch Verbrennung von Kohlenstoff. Der verbrannte Kohlenstoff -- gleich-
viel ob er durch atmosphärischen Sauerstoff oder durch den Sauerstoff der Erze ver-
brannt wurde -- findet sich in den Gichtgasen theils als C O2, theils als C O. Wie
schon durch die früher angestellte Berechnung (S. 490) nachgewiesen wurde, ent-
hielten die Gichtgase per 1 kg2) dargestellten Roheisens 0.8876 kg Kohlensäure, von

1) Annales des mines, ser. VII, t. II, p. 18; Gruner-Steffen, Analytische
Studien, S. 15.
2) Zur Vermeidung allzu grosser Ziffern ist die Wärmebilanz auf 1 kg Roheisen
bezogen, während die frühere Berechnung die Darstellung von 100 kg Roheisen be-
traf. Eine Division jener früheren Ziffern durch 100 giebt sofort die für die vor-
liegende Rechnung entfallenden Werthe.
Ledebur, Handbuch. 32

Die Wärmebilanz des Hochofens.
Zwischenstufen vor sich ging, gleichviel auch, ob sie durch Kohlenoxyd
oder durch feste Kohle erfolgte; denn der Unterschied in dem Wärme-
verbrauche bei indirecter und directer Reduction liegt allein in dem
Umstande, dass bei ersterer Kohlensäure, bei letzterer Kohlenoxyd als
Enderzeugniss der Verbrennung des Reductionsmittels hervorgeht. Daher
genügt, wie schon oben erwähnt wurde, die Zusammensetzung der
Materialien und Enderzeugnisse des Hochofenprocesses.

Da aber in den meisten Fällen der Wasserstoff- und Kohlenwasser-
stoffgehalt der Gichtgase für die Wärmebildung wenig oder gar nicht
in Betracht kommen, so ist auch eine vollständige Analyse der Gicht-
gase nicht einmal unbedingt erforderlich; es genügt — worauf Gruner
zuerst aufmerksam machte 1) — das Verhältniss [Formel 1] in den Gicht-
gasen zu kennen, um die übrigen erforderlichen Ziffern daraus abzu-
leiten. Man weiss, wie viel Brennstoff und wie viel Beschickung zur
Darstellung von 1 kg Roheisen verbraucht wurden; weiss ferner aus
der Analyse dieser Körper, wie viel Kohlenstoff durch dieselben dem
Ofen zugeführt wurde; endlich, wie viel dieses Kohlenstoffs von dem
erzeugten Roheisen aufgenommen wurde. Aller übrige Kohlenstoff muss
in den Gichtgasen sich wiederfinden. Das Gewicht desselben (per 1 kg
Roheisen) sei = p, das Gewicht des in den Gichtgasen per 1 kg er-
zeugten Roheisens enthaltenen Kohlenoxydes = y, das durch Analyse
ermittelte Verhältniss [Formel 2] = m (also das Gewicht der Kohlensäure
= m y), so ergeben sich folgende einfache Beziehungen:
[Formel 3] [Formel 4]

Man erhält hierdurch das absolute Gewicht des in den Gichtgasen
enthaltenen Kohlenoxydes wie der Kohlensäure per 1 kg erzeugten Roh-
eisens und ist mit Hilfe dieser Ziffern befähigt, die Wärmebilanz auf-
zustellen.

Erstes Beispiel. Bei dem Holzkohlenhochofen zu Vordernberg, dessen Be-
triebsverhältnisse zum grossen Theil schon auf S. 488 besprochen wurden, stellt sich
die Wärmebilanz folgendermaassen:

1) Wärmeeinnahme.

a) Durch Verbrennung von Kohlenstoff. Der verbrannte Kohlenstoff — gleich-
viel ob er durch atmosphärischen Sauerstoff oder durch den Sauerstoff der Erze ver-
brannt wurde — findet sich in den Gichtgasen theils als C O2, theils als C O. Wie
schon durch die früher angestellte Berechnung (S. 490) nachgewiesen wurde, ent-
hielten die Gichtgase per 1 kg2) dargestellten Roheisens 0.8876 kg Kohlensäure, von

1) Annales des mines, sér. VII, t. II, p. 18; Gruner-Steffen, Analytische
Studien, S. 15.
2) Zur Vermeidung allzu grosser Ziffern ist die Wärmebilanz auf 1 kg Roheisen
bezogen, während die frühere Berechnung die Darstellung von 100 kg Roheisen be-
traf. Eine Division jener früheren Ziffern durch 100 giebt sofort die für die vor-
liegende Rechnung entfallenden Werthe.
Ledebur, Handbuch. 32
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0557" n="497"/><fw place="top" type="header">Die Wärmebilanz des Hochofens.</fw><lb/>
Zwischenstufen vor sich ging, gleichviel auch, ob sie durch Kohlenoxyd<lb/>
oder durch feste Kohle erfolgte; denn der Unterschied in dem Wärme-<lb/>
verbrauche bei indirecter und directer Reduction liegt allein in dem<lb/>
Umstande, dass bei ersterer Kohlensäure, bei letzterer Kohlenoxyd als<lb/>
Enderzeugniss der Verbrennung des Reductionsmittels hervorgeht. Daher<lb/>
genügt, wie schon oben erwähnt wurde, die Zusammensetzung der<lb/>
Materialien und Enderzeugnisse des Hochofenprocesses.</p><lb/>
            <p>Da aber in den meisten Fällen der Wasserstoff- und Kohlenwasser-<lb/>
stoffgehalt der Gichtgase für die Wärmebildung wenig oder gar nicht<lb/>
in Betracht kommen, so ist auch eine vollständige Analyse der Gicht-<lb/>
gase nicht einmal unbedingt erforderlich; es genügt &#x2014; worauf <hi rendition="#g">Gruner</hi><lb/>
zuerst aufmerksam machte <note place="foot" n="1)">Annales des mines, sér. VII, t. II, p. 18; <hi rendition="#g">Gruner-Steffen</hi>, Analytische<lb/>
Studien, S. 15.</note> &#x2014; das Verhältniss <formula/> in den Gicht-<lb/>
gasen zu kennen, um die übrigen erforderlichen Ziffern daraus abzu-<lb/>
leiten. Man weiss, wie viel Brennstoff und wie viel Beschickung zur<lb/>
Darstellung von 1 kg Roheisen verbraucht wurden; weiss ferner aus<lb/>
der Analyse dieser Körper, wie viel Kohlenstoff durch dieselben dem<lb/>
Ofen zugeführt wurde; endlich, wie viel dieses Kohlenstoffs von dem<lb/>
erzeugten Roheisen aufgenommen wurde. Aller übrige Kohlenstoff muss<lb/>
in den Gichtgasen sich wiederfinden. Das Gewicht desselben (per 1 kg<lb/>
Roheisen) sei = p, das Gewicht des in den Gichtgasen per 1 kg er-<lb/>
zeugten Roheisens enthaltenen Kohlenoxydes = y, das durch Analyse<lb/>
ermittelte Verhältniss <formula/> = m (also das Gewicht der Kohlensäure<lb/>
= m y), so ergeben sich folgende einfache Beziehungen:<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> <hi rendition="#c"><formula/></hi></p>
            <p>Man erhält hierdurch das absolute Gewicht des in den Gichtgasen<lb/>
enthaltenen Kohlenoxydes wie der Kohlensäure per 1 kg erzeugten Roh-<lb/>
eisens und ist mit Hilfe dieser Ziffern befähigt, die Wärmebilanz auf-<lb/>
zustellen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Erstes Beispiel.</hi> Bei dem Holzkohlenhochofen zu Vordernberg, dessen Be-<lb/>
triebsverhältnisse zum grossen Theil schon auf S. 488 besprochen wurden, stellt sich<lb/>
die Wärmebilanz folgendermaassen:</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">1) Wärmeeinnahme.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#i">a) Durch Verbrennung von Kohlenstoff</hi>. Der verbrannte Kohlenstoff &#x2014; gleich-<lb/>
viel ob er durch atmosphärischen Sauerstoff oder durch den Sauerstoff der Erze ver-<lb/>
brannt wurde &#x2014; findet sich in den Gichtgasen theils als C O<hi rendition="#sub">2</hi>, theils als C O. Wie<lb/>
schon durch die früher angestellte Berechnung (S. 490) nachgewiesen wurde, ent-<lb/>
hielten die Gichtgase per 1 kg<note place="foot" n="2)">Zur Vermeidung allzu grosser Ziffern ist die Wärmebilanz auf 1 kg Roheisen<lb/>
bezogen, während die frühere Berechnung die Darstellung von 100 kg Roheisen be-<lb/>
traf. Eine Division jener früheren Ziffern durch 100 giebt sofort die für die vor-<lb/>
liegende Rechnung entfallenden Werthe.</note> dargestellten Roheisens 0.8876 kg Kohlensäure, von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 32</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[497/0557] Die Wärmebilanz des Hochofens. Zwischenstufen vor sich ging, gleichviel auch, ob sie durch Kohlenoxyd oder durch feste Kohle erfolgte; denn der Unterschied in dem Wärme- verbrauche bei indirecter und directer Reduction liegt allein in dem Umstande, dass bei ersterer Kohlensäure, bei letzterer Kohlenoxyd als Enderzeugniss der Verbrennung des Reductionsmittels hervorgeht. Daher genügt, wie schon oben erwähnt wurde, die Zusammensetzung der Materialien und Enderzeugnisse des Hochofenprocesses. Da aber in den meisten Fällen der Wasserstoff- und Kohlenwasser- stoffgehalt der Gichtgase für die Wärmebildung wenig oder gar nicht in Betracht kommen, so ist auch eine vollständige Analyse der Gicht- gase nicht einmal unbedingt erforderlich; es genügt — worauf Gruner zuerst aufmerksam machte 1) — das Verhältniss [FORMEL] in den Gicht- gasen zu kennen, um die übrigen erforderlichen Ziffern daraus abzu- leiten. Man weiss, wie viel Brennstoff und wie viel Beschickung zur Darstellung von 1 kg Roheisen verbraucht wurden; weiss ferner aus der Analyse dieser Körper, wie viel Kohlenstoff durch dieselben dem Ofen zugeführt wurde; endlich, wie viel dieses Kohlenstoffs von dem erzeugten Roheisen aufgenommen wurde. Aller übrige Kohlenstoff muss in den Gichtgasen sich wiederfinden. Das Gewicht desselben (per 1 kg Roheisen) sei = p, das Gewicht des in den Gichtgasen per 1 kg er- zeugten Roheisens enthaltenen Kohlenoxydes = y, das durch Analyse ermittelte Verhältniss [FORMEL] = m (also das Gewicht der Kohlensäure = m y), so ergeben sich folgende einfache Beziehungen: [FORMEL] [FORMEL] Man erhält hierdurch das absolute Gewicht des in den Gichtgasen enthaltenen Kohlenoxydes wie der Kohlensäure per 1 kg erzeugten Roh- eisens und ist mit Hilfe dieser Ziffern befähigt, die Wärmebilanz auf- zustellen. Erstes Beispiel. Bei dem Holzkohlenhochofen zu Vordernberg, dessen Be- triebsverhältnisse zum grossen Theil schon auf S. 488 besprochen wurden, stellt sich die Wärmebilanz folgendermaassen: 1) Wärmeeinnahme. a) Durch Verbrennung von Kohlenstoff. Der verbrannte Kohlenstoff — gleich- viel ob er durch atmosphärischen Sauerstoff oder durch den Sauerstoff der Erze ver- brannt wurde — findet sich in den Gichtgasen theils als C O2, theils als C O. Wie schon durch die früher angestellte Berechnung (S. 490) nachgewiesen wurde, ent- hielten die Gichtgase per 1 kg 2) dargestellten Roheisens 0.8876 kg Kohlensäure, von 1) Annales des mines, sér. VII, t. II, p. 18; Gruner-Steffen, Analytische Studien, S. 15. 2) Zur Vermeidung allzu grosser Ziffern ist die Wärmebilanz auf 1 kg Roheisen bezogen, während die frühere Berechnung die Darstellung von 100 kg Roheisen be- traf. Eine Division jener früheren Ziffern durch 100 giebt sofort die für die vor- liegende Rechnung entfallenden Werthe. Ledebur, Handbuch. 32

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/557
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/557>, abgerufen am 29.03.2024.