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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Wärmebilanz des Hochofens.
Wärmebilanz.
[Tabelle]

Zweites Beispiel. In einem mit Koks betriebenen Hochofen zu Ormesby von
23.2 m Höhe, 584 cbm Inhalt wurden in 24 Stunden 63000 kg graues Roheisen
Nr. 3 erzeugt. 1) Zur Darstellung von 1 kg Roheisen war erforderlich:

1.1 kg Koks mit 92.5 Proc. Kohle; also Verbrauch an Kohlenstoff per 1 kg Roh-
eisen 1.017 kg.
2.44 " Erz (gerösteter Blackband, dessen Eisengehalt bei der Röstung in Fe2 O3
übergegangen war).
0.625 " Kalkstein mit 43 Proc. Kohlensäure, d. i. mit 0.073 kg Kohlenstoff, 0.197 kg
Sauerstoff; also verflüchtigte Kohlensäure per 1 kg Roheisen 0.27 kg.
Die Menge der per 1 kg Roheisen erfolgenden Schlacke betrug 1.48 kg.
Windtemperatur 780°C.
Gichttemperatur 412°C.
Verhältniss [Formel 1] (m, vergl. S. 497) = 0.542.

Die durchschnittliche Zusammensetzung des erzeugten Roheisens, welche in der
genannten Quelle nicht mitgetheilt ist, wird, der gewöhnlichen Zusammensetzung des
Clevelandroheisens Nr. III entsprechend, folgendermaassen angenommen werden können:

C     3.4 Proc.
Si     1.2 "
Mn     0.5 "
P     1.3 "
Fe     93.6 "
100.0 Proc.

Der Hochofen erhielt per 1 kg dargestellten Roheisens Kohlenstoff:

aus den Koks     1.017 kg
" dem Kalkstein     0.073 "
1.090 kg
Von dem Roheisen aufgenommene Kohle     0.034 "
mithin in den Gichtgasen enthalten     1.056 kg
Die Menge des Kohlenoxydes in den Gichtgasen per 1 kg Roheisen (S. 497) ist also
[Formel 2]     1.831 kg
Kohlensäure in den Gichtgasen m y = 0.542 . 1.831 =     0.992 "

Hieraus wird in folgender Weise die Gesammtmenge der Gichtgase und das
Gewicht des dem Ofen zugeführten Gebläsewindes abgeleitet.

1) Die Betriebsdaten sind theils Gruner's mehrfach erwähnter Abhandlung
(Annales des mines, ser. VII, t. II, p. 52), theils den Mittheilungen von L. Bell
(Bell-Tunner
, Entwickelung und Verwendung der Wärme in Eisenhochöfen) ent-
nommen. Obgleich die Ziffern grossentheils nur Annäherungswerthe darstellen, so
dürften sie doch ausreichend sein zur Erreichung des Zweckes: den Wärmever-
brauch in einem grossen mit Koks auf graues Roheisen betriebenen Hochofen dem
Wärmeverbrauche des zuerst besprochenen Hochofens gegenüber zu stellen.
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Die Wärmebilanz des Hochofens.
Wärmebilanz.
[Tabelle]

Zweites Beispiel. In einem mit Koks betriebenen Hochofen zu Ormesby von
23.2 m Höhe, 584 cbm Inhalt wurden in 24 Stunden 63000 kg graues Roheisen
Nr. 3 erzeugt. 1) Zur Darstellung von 1 kg Roheisen war erforderlich:

1.1 kg Koks mit 92.5 Proc. Kohle; also Verbrauch an Kohlenstoff per 1 kg Roh-
eisen 1.017 kg.
2.44 „ Erz (gerösteter Blackband, dessen Eisengehalt bei der Röstung in Fe2 O3
übergegangen war).
0.625 „ Kalkstein mit 43 Proc. Kohlensäure, d. i. mit 0.073 kg Kohlenstoff, 0.197 kg
Sauerstoff; also verflüchtigte Kohlensäure per 1 kg Roheisen 0.27 kg.
Die Menge der per 1 kg Roheisen erfolgenden Schlacke betrug 1.48 kg.
Windtemperatur 780°C.
Gichttemperatur 412°C.
Verhältniss [Formel 1] (m, vergl. S. 497) = 0.542.

Die durchschnittliche Zusammensetzung des erzeugten Roheisens, welche in der
genannten Quelle nicht mitgetheilt ist, wird, der gewöhnlichen Zusammensetzung des
Clevelandroheisens Nr. III entsprechend, folgendermaassen angenommen werden können:

C     3.4 Proc.
Si     1.2 „
Mn     0.5 „
P     1.3 „
Fe     93.6 „
100.0 Proc.

Der Hochofen erhielt per 1 kg dargestellten Roheisens Kohlenstoff:

aus den Koks     1.017 kg
„ dem Kalkstein     0.073 „
1.090 kg
Von dem Roheisen aufgenommene Kohle     0.034 „
mithin in den Gichtgasen enthalten     1.056 kg
Die Menge des Kohlenoxydes in den Gichtgasen per 1 kg Roheisen (S. 497) ist also
[Formel 2]     1.831 kg
Kohlensäure in den Gichtgasen m y = 0.542 . 1.831 =     0.992 „

Hieraus wird in folgender Weise die Gesammtmenge der Gichtgase und das
Gewicht des dem Ofen zugeführten Gebläsewindes abgeleitet.

1) Die Betriebsdaten sind theils Gruner’s mehrfach erwähnter Abhandlung
(Annales des mines, sér. VII, t. II, p. 52), theils den Mittheilungen von L. Bell
(Bell-Tunner
, Entwickelung und Verwendung der Wärme in Eisenhochöfen) ent-
nommen. Obgleich die Ziffern grossentheils nur Annäherungswerthe darstellen, so
dürften sie doch ausreichend sein zur Erreichung des Zweckes: den Wärmever-
brauch in einem grossen mit Koks auf graues Roheisen betriebenen Hochofen dem
Wärmeverbrauche des zuerst besprochenen Hochofens gegenüber zu stellen.
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[499/0559] Die Wärmebilanz des Hochofens. Wärmebilanz. Zweites Beispiel. In einem mit Koks betriebenen Hochofen zu Ormesby von 23.2 m Höhe, 584 cbm Inhalt wurden in 24 Stunden 63000 kg graues Roheisen Nr. 3 erzeugt. 1) Zur Darstellung von 1 kg Roheisen war erforderlich: 1.1 kg Koks mit 92.5 Proc. Kohle; also Verbrauch an Kohlenstoff per 1 kg Roh- eisen 1.017 kg. 2.44 „ Erz (gerösteter Blackband, dessen Eisengehalt bei der Röstung in Fe2 O3 übergegangen war). 0.625 „ Kalkstein mit 43 Proc. Kohlensäure, d. i. mit 0.073 kg Kohlenstoff, 0.197 kg Sauerstoff; also verflüchtigte Kohlensäure per 1 kg Roheisen 0.27 kg. Die Menge der per 1 kg Roheisen erfolgenden Schlacke betrug 1.48 kg. Windtemperatur 780°C. Gichttemperatur 412°C. Verhältniss [FORMEL] (m, vergl. S. 497) = 0.542. Die durchschnittliche Zusammensetzung des erzeugten Roheisens, welche in der genannten Quelle nicht mitgetheilt ist, wird, der gewöhnlichen Zusammensetzung des Clevelandroheisens Nr. III entsprechend, folgendermaassen angenommen werden können: C 3.4 Proc. Si 1.2 „ Mn 0.5 „ P 1.3 „ Fe 93.6 „ 100.0 Proc. Der Hochofen erhielt per 1 kg dargestellten Roheisens Kohlenstoff: aus den Koks 1.017 kg „ dem Kalkstein 0.073 „ 1.090 kg Von dem Roheisen aufgenommene Kohle 0.034 „ mithin in den Gichtgasen enthalten 1.056 kg Die Menge des Kohlenoxydes in den Gichtgasen per 1 kg Roheisen (S. 497) ist also [FORMEL] 1.831 kg Kohlensäure in den Gichtgasen m y = 0.542 . 1.831 = 0.992 „ Hieraus wird in folgender Weise die Gesammtmenge der Gichtgase und das Gewicht des dem Ofen zugeführten Gebläsewindes abgeleitet. 1) Die Betriebsdaten sind theils Gruner’s mehrfach erwähnter Abhandlung (Annales des mines, sér. VII, t. II, p. 52), theils den Mittheilungen von L. Bell (Bell-Tunner, Entwickelung und Verwendung der Wärme in Eisenhochöfen) ent- nommen. Obgleich die Ziffern grossentheils nur Annäherungswerthe darstellen, so dürften sie doch ausreichend sein zur Erreichung des Zweckes: den Wärmever- brauch in einem grossen mit Koks auf graues Roheisen betriebenen Hochofen dem Wärmeverbrauche des zuerst besprochenen Hochofens gegenüber zu stellen. 32*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/559>, abgerufen am 19.04.2024.