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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Holzkohle.
verkohlung ursprünglich aus Schweden verpflanzt wurde. Diese Oefen
haben entweder rechteckige Grundform, sind oben durch ein Tonnen-
gewölbe überspannt und etwa 15 m lang, 3.5 bis 5 m breit und ebenso
hoch; oder sie sind cylindrisch gebaut und oben durch ein Kuppel-
gewölbe abgedeckt bei 8.5 m Durchmesser, und 3.5 m Höhe bis zum
Gewölbe; oder endlich sie haben Kegelform bei 8.5 bis 9 m Durchmesser
an der Grundfläche und 6 bis 8.5 m Höhe. Sämmtliche Oefen haben
unten rings herum in den Umfassungswänden zwei oder drei Reihen
von Oeffnungen zur Regulirung des Luftzutrittes.

Eine Gewinnung der Destillationserzeugnisse findet, wenigstens bei
den nordamerikanischen Verkohlungsöfen, nicht statt; anderweitig an-
gestellte Versuche, durch Einbauen von Röhren in die Ofenwände Ge-
legenheit zur Ableitung und Condensation der Dämpfe zu geben, scheinen
einen befriedigenden Erfolg nicht gehabt zu haben, vermuthlich wegen Be-
nachtheiligung der Güte der Kohlen und Verringerung des Ausbringens.

Die Verkohlungsöfen erheischen, wie sich von selbst versteht, ein
bestimmtes Anlagekapital, welches amortisirt werden muss, und alljähr-
liche Ausgaben der Unterhaltung, also Kosten, welche bei der Meiler-
verkohlung wegfallen; das Holz muss nach den Oefen transportirt
werden, und je weiter die Entfernung ist, desto empfindlicher wird der
Unterschied in den Kosten für den Transport des Holzes und der
Kohlen sich geltend machen; dagegen ist das Ausbringen an Holz-
kohlen in den Oefen unleugbar höher und beziffert sich auf 30 bis
50 Proc. Die Güte der ausgebrachten Kohlen aber ist nach dem
Urtheile amerikanischer Eisenhüttenleute durchschnittlich geringer als
die der Meilerkohlen. Egleston bestreitet 1), dass dieser Uebelstand
eine Folge der Ofenverkohlung an und für sich sei, und ist der Mei-
nung, dass der Grund hierfür lediglich in der üblichen zu starken Be-
schleunigung des Processes zu suchen sei. Verkohlt man ausreichend
langsam, so sei die Güte der Kohlen mindestens die nämliche wie bei
Meilerkohlen, das Ausbringen um 15 bis 20 Proc. höher, der bei der
Meilerverkohlung unvermeidliche Verlust an Holzkohlen bei dem weiten
Transporte vermieden, die Arbeitslöhne geringer.

c) Verkohlung in Retorten.

Das Bestreben, die bei der Zersetzung des Holzes auftretenden
Destillationserzeugnisse, insbesondere den Holzessig, zu gewinnen und
nutzbar zu machen, führte schon vor geraumer Zeit zu der Anwendung
von Retorten für die Verkohlung, d. h. von geschlossenen Behältern,
welche von aussen durch besondere Feuerung erhitzt werden und aus
welchen die sich verflüchtigenden Zersetzungsgebilde durch Röhren
unschwer nach Condensationsapparaten geführt werden können. In den
allermeisten Fällen beschränkte sich allerdings die Anwendung dieses
Verfahrens auf solche Verhältnisse, wo die Gewinnung des Holzessigs
u. s. w. Hauptzweck und die Gewinnung der Holzkohlen nur ein Neben-
zweck ist; indessen hat man verschiedentlich die Einführung auch auf
Eisenwerken empfohlen. Thatsächlich ist, soweit meine Kenntniss reicht,

1) Vergl. die unten angeführte Literatur.
Ledebur, Handbuch. 3

Die Holzkohle.
verkohlung ursprünglich aus Schweden verpflanzt wurde. Diese Oefen
haben entweder rechteckige Grundform, sind oben durch ein Tonnen-
gewölbe überspannt und etwa 15 m lang, 3.5 bis 5 m breit und ebenso
hoch; oder sie sind cylindrisch gebaut und oben durch ein Kuppel-
gewölbe abgedeckt bei 8.5 m Durchmesser, und 3.5 m Höhe bis zum
Gewölbe; oder endlich sie haben Kegelform bei 8.5 bis 9 m Durchmesser
an der Grundfläche und 6 bis 8.5 m Höhe. Sämmtliche Oefen haben
unten rings herum in den Umfassungswänden zwei oder drei Reihen
von Oeffnungen zur Regulirung des Luftzutrittes.

Eine Gewinnung der Destillationserzeugnisse findet, wenigstens bei
den nordamerikanischen Verkohlungsöfen, nicht statt; anderweitig an-
gestellte Versuche, durch Einbauen von Röhren in die Ofenwände Ge-
legenheit zur Ableitung und Condensation der Dämpfe zu geben, scheinen
einen befriedigenden Erfolg nicht gehabt zu haben, vermuthlich wegen Be-
nachtheiligung der Güte der Kohlen und Verringerung des Ausbringens.

Die Verkohlungsöfen erheischen, wie sich von selbst versteht, ein
bestimmtes Anlagekapital, welches amortisirt werden muss, und alljähr-
liche Ausgaben der Unterhaltung, also Kosten, welche bei der Meiler-
verkohlung wegfallen; das Holz muss nach den Oefen transportirt
werden, und je weiter die Entfernung ist, desto empfindlicher wird der
Unterschied in den Kosten für den Transport des Holzes und der
Kohlen sich geltend machen; dagegen ist das Ausbringen an Holz-
kohlen in den Oefen unleugbar höher und beziffert sich auf 30 bis
50 Proc. Die Güte der ausgebrachten Kohlen aber ist nach dem
Urtheile amerikanischer Eisenhüttenleute durchschnittlich geringer als
die der Meilerkohlen. Egleston bestreitet 1), dass dieser Uebelstand
eine Folge der Ofenverkohlung an und für sich sei, und ist der Mei-
nung, dass der Grund hierfür lediglich in der üblichen zu starken Be-
schleunigung des Processes zu suchen sei. Verkohlt man ausreichend
langsam, so sei die Güte der Kohlen mindestens die nämliche wie bei
Meilerkohlen, das Ausbringen um 15 bis 20 Proc. höher, der bei der
Meilerverkohlung unvermeidliche Verlust an Holzkohlen bei dem weiten
Transporte vermieden, die Arbeitslöhne geringer.

c) Verkohlung in Retorten.

Das Bestreben, die bei der Zersetzung des Holzes auftretenden
Destillationserzeugnisse, insbesondere den Holzessig, zu gewinnen und
nutzbar zu machen, führte schon vor geraumer Zeit zu der Anwendung
von Retorten für die Verkohlung, d. h. von geschlossenen Behältern,
welche von aussen durch besondere Feuerung erhitzt werden und aus
welchen die sich verflüchtigenden Zersetzungsgebilde durch Röhren
unschwer nach Condensationsapparaten geführt werden können. In den
allermeisten Fällen beschränkte sich allerdings die Anwendung dieses
Verfahrens auf solche Verhältnisse, wo die Gewinnung des Holzessigs
u. s. w. Hauptzweck und die Gewinnung der Holzkohlen nur ein Neben-
zweck ist; indessen hat man verschiedentlich die Einführung auch auf
Eisenwerken empfohlen. Thatsächlich ist, soweit meine Kenntniss reicht,

1) Vergl. die unten angeführte Literatur.
Ledebur, Handbuch. 3
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[33/0061] Die Holzkohle. verkohlung ursprünglich aus Schweden verpflanzt wurde. Diese Oefen haben entweder rechteckige Grundform, sind oben durch ein Tonnen- gewölbe überspannt und etwa 15 m lang, 3.5 bis 5 m breit und ebenso hoch; oder sie sind cylindrisch gebaut und oben durch ein Kuppel- gewölbe abgedeckt bei 8.5 m Durchmesser, und 3.5 m Höhe bis zum Gewölbe; oder endlich sie haben Kegelform bei 8.5 bis 9 m Durchmesser an der Grundfläche und 6 bis 8.5 m Höhe. Sämmtliche Oefen haben unten rings herum in den Umfassungswänden zwei oder drei Reihen von Oeffnungen zur Regulirung des Luftzutrittes. Eine Gewinnung der Destillationserzeugnisse findet, wenigstens bei den nordamerikanischen Verkohlungsöfen, nicht statt; anderweitig an- gestellte Versuche, durch Einbauen von Röhren in die Ofenwände Ge- legenheit zur Ableitung und Condensation der Dämpfe zu geben, scheinen einen befriedigenden Erfolg nicht gehabt zu haben, vermuthlich wegen Be- nachtheiligung der Güte der Kohlen und Verringerung des Ausbringens. Die Verkohlungsöfen erheischen, wie sich von selbst versteht, ein bestimmtes Anlagekapital, welches amortisirt werden muss, und alljähr- liche Ausgaben der Unterhaltung, also Kosten, welche bei der Meiler- verkohlung wegfallen; das Holz muss nach den Oefen transportirt werden, und je weiter die Entfernung ist, desto empfindlicher wird der Unterschied in den Kosten für den Transport des Holzes und der Kohlen sich geltend machen; dagegen ist das Ausbringen an Holz- kohlen in den Oefen unleugbar höher und beziffert sich auf 30 bis 50 Proc. Die Güte der ausgebrachten Kohlen aber ist nach dem Urtheile amerikanischer Eisenhüttenleute durchschnittlich geringer als die der Meilerkohlen. Egleston bestreitet 1), dass dieser Uebelstand eine Folge der Ofenverkohlung an und für sich sei, und ist der Mei- nung, dass der Grund hierfür lediglich in der üblichen zu starken Be- schleunigung des Processes zu suchen sei. Verkohlt man ausreichend langsam, so sei die Güte der Kohlen mindestens die nämliche wie bei Meilerkohlen, das Ausbringen um 15 bis 20 Proc. höher, der bei der Meilerverkohlung unvermeidliche Verlust an Holzkohlen bei dem weiten Transporte vermieden, die Arbeitslöhne geringer. c) Verkohlung in Retorten. Das Bestreben, die bei der Zersetzung des Holzes auftretenden Destillationserzeugnisse, insbesondere den Holzessig, zu gewinnen und nutzbar zu machen, führte schon vor geraumer Zeit zu der Anwendung von Retorten für die Verkohlung, d. h. von geschlossenen Behältern, welche von aussen durch besondere Feuerung erhitzt werden und aus welchen die sich verflüchtigenden Zersetzungsgebilde durch Röhren unschwer nach Condensationsapparaten geführt werden können. In den allermeisten Fällen beschränkte sich allerdings die Anwendung dieses Verfahrens auf solche Verhältnisse, wo die Gewinnung des Holzessigs u. s. w. Hauptzweck und die Gewinnung der Holzkohlen nur ein Neben- zweck ist; indessen hat man verschiedentlich die Einführung auch auf Eisenwerken empfohlen. Thatsächlich ist, soweit meine Kenntniss reicht, 1) Vergl. die unten angeführte Literatur. Ledebur, Handbuch. 3

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/61>, abgerufen am 19.04.2024.