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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofenbetrieb.
Brennmaterial für die Roheisenindustrie Frankreichs ist deshalb im
Wesentlichen Koks. Im Norden erstreckt sich von der Grenze Belgiens
in westlicher Richtung durch die beiden Departements Nord und Pas
de Calais ein Kohlenbecken mit zahlreichen Flötzen (Valenciennes,
Anzin u. s. w.), theils anthracitartige, theils gut zur Verkokung geeig-
nete Kohlen enthaltend. Ein zweites Becken, das Burgunder Kohlen-
becken erstreckt sich am rechten Ufer der Saone innerhalb des Saone-
und Loiredepartements von Autun bis Charolles und enthält Flötze
von theilweise bedeutender Mächtigkeit (Creusot, Epinac, Blanzy); wich-
tiger noch ist ein südlich von diesem im Loiredepartement bei den
Städten Lyon, Rive de Gier, St. Etienne gelegenes Becken, welches
verschiedene grössere Eisenwerke mit Kohlen und Koks versorgt. Bei
Alais im Garddepartement, westlich von dem unteren Laufe der Rhone,
finden sich ebenfalls bedeutende Steinkohlenlager, welche besonders
den südlichen Eisenwerken die Brennstoffe liefern; auch ein im Allier-
departement westlich vom Flusse Allier bei den Städten Commentry,
Bezenet auftretendes Steinkohlenbecken besitzt grössere Bedeutung.

Dem geschilderten Vorkommen der wichtigsten Eisenerzlager und
Kohlenbecken entsprechend beschränkt sich die Eisenindustrie Frank-
reichs, insbesondere die Roheisendarstellung, vornehmlich auf den öst-
lichen und südöstlichen Theil, und ist ziemlich unbedeutend im Westen
und Nordwesten.

Eine Gruppe von theils grösseren, theils kleineren Hochofenwerken
befindet sich in der Nähe der belgischen Grenze und verhüttet sowohl
die dort auftretenden oolithischen und thonigen Brauneisenerze als auch
Erze aus Afrika und Spanien, letztere, um Roheisen für den Bessemer-
process daraus darzustellen (Eisenwerke Denain, Anzin, Marquise u. a.).
Südöstlich von hier in der Nähe von Nancy trifft man auf eine zweite
Gruppe von Hochofenanlagen, welche ebenso wie die benachbarten
Werke Deutsch-Lothringens grossentheils die Verhüttung der dort auf-
tretenden Minette zum Zwecke haben (Pont a Mousson, Pompey,
Frouard, Jeuve u. a.); und südwestlich von diesen auf der linken Seite
der Marne liegen zahlreiche kleinere Werke, welche die phosphorreichen
Brauneisenerze der Champagne verarbeiten.

Grössere Bedeutung als diese letztgenannten Werke besitzen die
im Gebiete der Loire und Rhone gelegenen Hochöfen. Hier befindet
sich das grossartig angelegte Werk Creusot in der Nähe des oben
erwähnten Burgunder Steinkohlenbeckens; weiter südlich zwischen
Lyon und St. Etienne das nicht minder berühmte Eisenwerk Terre-
Noire, u. a. m.

Im Departement Allier ist das Eisenwerk Montlucon mit neun Hoch-
öfen erwähnenswerth; im Süden bei Marseille das Werk St. Louis,
welches grossentheils ausländische (italienische, spanische, algierische)
Erze verhüttet.

Belgien.

Aehnliche Verhältnisse als diejenigen, welche die britische Eisen-
industrie zu der grossartigsten der Erde erhoben, liessen in Belgien
eine im Verhältnisse zu der Grösse des Landes immerhin bedeutende
Eisenindustrie emporblühen. Jene vielfach erwähnten Minettelager

Der Hochofenbetrieb.
Brennmaterial für die Roheisenindustrie Frankreichs ist deshalb im
Wesentlichen Koks. Im Norden erstreckt sich von der Grenze Belgiens
in westlicher Richtung durch die beiden Departements Nord und Pas
de Calais ein Kohlenbecken mit zahlreichen Flötzen (Valenciennes,
Anzin u. s. w.), theils anthracitartige, theils gut zur Verkokung geeig-
nete Kohlen enthaltend. Ein zweites Becken, das Burgunder Kohlen-
becken erstreckt sich am rechten Ufer der Saône innerhalb des Saône-
und Loiredepartements von Autun bis Charolles und enthält Flötze
von theilweise bedeutender Mächtigkeit (Creusot, Epinac, Blanzy); wich-
tiger noch ist ein südlich von diesem im Loiredepartement bei den
Städten Lyon, Rive de Gier, St. Etienne gelegenes Becken, welches
verschiedene grössere Eisenwerke mit Kohlen und Koks versorgt. Bei
Alais im Garddepartement, westlich von dem unteren Laufe der Rhone,
finden sich ebenfalls bedeutende Steinkohlenlager, welche besonders
den südlichen Eisenwerken die Brennstoffe liefern; auch ein im Allier-
departement westlich vom Flusse Allier bei den Städten Commentry,
Bezenet auftretendes Steinkohlenbecken besitzt grössere Bedeutung.

Dem geschilderten Vorkommen der wichtigsten Eisenerzlager und
Kohlenbecken entsprechend beschränkt sich die Eisenindustrie Frank-
reichs, insbesondere die Roheisendarstellung, vornehmlich auf den öst-
lichen und südöstlichen Theil, und ist ziemlich unbedeutend im Westen
und Nordwesten.

Eine Gruppe von theils grösseren, theils kleineren Hochofenwerken
befindet sich in der Nähe der belgischen Grenze und verhüttet sowohl
die dort auftretenden oolithischen und thonigen Brauneisenerze als auch
Erze aus Afrika und Spanien, letztere, um Roheisen für den Bessemer-
process daraus darzustellen (Eisenwerke Denain, Anzin, Marquise u. a.).
Südöstlich von hier in der Nähe von Nancy trifft man auf eine zweite
Gruppe von Hochofenanlagen, welche ebenso wie die benachbarten
Werke Deutsch-Lothringens grossentheils die Verhüttung der dort auf-
tretenden Minette zum Zwecke haben (Pont à Mousson, Pompey,
Frouard, Jeuve u. a.); und südwestlich von diesen auf der linken Seite
der Marne liegen zahlreiche kleinere Werke, welche die phosphorreichen
Brauneisenerze der Champagne verarbeiten.

Grössere Bedeutung als diese letztgenannten Werke besitzen die
im Gebiete der Loire und Rhone gelegenen Hochöfen. Hier befindet
sich das grossartig angelegte Werk Creusot in der Nähe des oben
erwähnten Burgunder Steinkohlenbeckens; weiter südlich zwischen
Lyon und St. Etienne das nicht minder berühmte Eisenwerk Terre-
Noire, u. a. m.

Im Departement Allier ist das Eisenwerk Montluçon mit neun Hoch-
öfen erwähnenswerth; im Süden bei Marseille das Werk St. Louis,
welches grossentheils ausländische (italienische, spanische, algierische)
Erze verhüttet.

Belgien.

Aehnliche Verhältnisse als diejenigen, welche die britische Eisen-
industrie zu der grossartigsten der Erde erhoben, liessen in Belgien
eine im Verhältnisse zu der Grösse des Landes immerhin bedeutende
Eisenindustrie emporblühen. Jene vielfach erwähnten Minettelager

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[576/0636] Der Hochofenbetrieb. Brennmaterial für die Roheisenindustrie Frankreichs ist deshalb im Wesentlichen Koks. Im Norden erstreckt sich von der Grenze Belgiens in westlicher Richtung durch die beiden Departements Nord und Pas de Calais ein Kohlenbecken mit zahlreichen Flötzen (Valenciennes, Anzin u. s. w.), theils anthracitartige, theils gut zur Verkokung geeig- nete Kohlen enthaltend. Ein zweites Becken, das Burgunder Kohlen- becken erstreckt sich am rechten Ufer der Saône innerhalb des Saône- und Loiredepartements von Autun bis Charolles und enthält Flötze von theilweise bedeutender Mächtigkeit (Creusot, Epinac, Blanzy); wich- tiger noch ist ein südlich von diesem im Loiredepartement bei den Städten Lyon, Rive de Gier, St. Etienne gelegenes Becken, welches verschiedene grössere Eisenwerke mit Kohlen und Koks versorgt. Bei Alais im Garddepartement, westlich von dem unteren Laufe der Rhone, finden sich ebenfalls bedeutende Steinkohlenlager, welche besonders den südlichen Eisenwerken die Brennstoffe liefern; auch ein im Allier- departement westlich vom Flusse Allier bei den Städten Commentry, Bezenet auftretendes Steinkohlenbecken besitzt grössere Bedeutung. Dem geschilderten Vorkommen der wichtigsten Eisenerzlager und Kohlenbecken entsprechend beschränkt sich die Eisenindustrie Frank- reichs, insbesondere die Roheisendarstellung, vornehmlich auf den öst- lichen und südöstlichen Theil, und ist ziemlich unbedeutend im Westen und Nordwesten. Eine Gruppe von theils grösseren, theils kleineren Hochofenwerken befindet sich in der Nähe der belgischen Grenze und verhüttet sowohl die dort auftretenden oolithischen und thonigen Brauneisenerze als auch Erze aus Afrika und Spanien, letztere, um Roheisen für den Bessemer- process daraus darzustellen (Eisenwerke Denain, Anzin, Marquise u. a.). Südöstlich von hier in der Nähe von Nancy trifft man auf eine zweite Gruppe von Hochofenanlagen, welche ebenso wie die benachbarten Werke Deutsch-Lothringens grossentheils die Verhüttung der dort auf- tretenden Minette zum Zwecke haben (Pont à Mousson, Pompey, Frouard, Jeuve u. a.); und südwestlich von diesen auf der linken Seite der Marne liegen zahlreiche kleinere Werke, welche die phosphorreichen Brauneisenerze der Champagne verarbeiten. Grössere Bedeutung als diese letztgenannten Werke besitzen die im Gebiete der Loire und Rhone gelegenen Hochöfen. Hier befindet sich das grossartig angelegte Werk Creusot in der Nähe des oben erwähnten Burgunder Steinkohlenbeckens; weiter südlich zwischen Lyon und St. Etienne das nicht minder berühmte Eisenwerk Terre- Noire, u. a. m. Im Departement Allier ist das Eisenwerk Montluçon mit neun Hoch- öfen erwähnenswerth; im Süden bei Marseille das Werk St. Louis, welches grossentheils ausländische (italienische, spanische, algierische) Erze verhüttet. Belgien. Aehnliche Verhältnisse als diejenigen, welche die britische Eisen- industrie zu der grossartigsten der Erde erhoben, liessen in Belgien eine im Verhältnisse zu der Grösse des Landes immerhin bedeutende Eisenindustrie emporblühen. Jene vielfach erwähnten Minettelager

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/636>, abgerufen am 24.04.2024.