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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Schlacken.
lich sein würde, und Eisenwerke mit zahlreichen Hochöfen würden sehr
bald vor der Unmöglichkeit stehen, ihre Schlacke in dieser Weise
fernerhin unterzubringen.

Dieser Umstand allein schon ist für die Hochofenleute eine ge-
nügende Veranlassung, nach irgend einer Verwendung ihrer Schlacke
zu suchen; lässt sich diese Verwendung aber in einer solchen Weise
erreichen, dass für den Hochofenbetrieb noch ein unmittelbarer Geld-
gewinn daraus erzielt wird, so vereinigt man das Nützliche mit dem
Nothwendigen und befördert das Gedeihen des Betriebes.

Die Verwendungsarten der Hochofenschlacke, welche im Laufe der
Zeit entstanden, sind ziemlich mannigfaltig.

Verwendung zu Strassen- und Dammbauten.

Diese Verwendungsart ist ausserordentlich einfach; und wo die
Beschaffenheit der Schlacke eine solche Verwendung ermöglicht und
der Bedarf an solchem Baumaterial vorliegt, ist dieselbe sehr üblich.

Vorzugsweise eignen sich steinige, nicht allzu kalkreiche Schlacken
hierfür, welche der Zersetzung unter dem Einflusse der Atmosphärilien
möglichst wenig unterworfen sind. Nach der Beschaffenheit des aus-
zuführenden Baues ist die Form, in welcher die Schlacke hierbei zur
Verwendung kommt, verschieden. In einzelnen Fällen benutzt man
ohne Weiteres die Blöcke, zu denen die Schlacke in den Schlacken-
wagen (S. 513) erstarrt. Bei den Dammbauten am Teesflusse in Cleve-
land stellte man in dieser Weise Blöcke mit einem Gewichte bis zu
31/2 t her, welche auf dem Schlackenwagen selbst bis zum Damme --
eine Entfernung von ca. 10 km -- gefahren wurden. In jedem Falle
ist ein möglichst grosser räumlicher Inhalt des Schlackenblockes, welcher
die Abkühlung verzögert, wünschenswerth; je langsamer die Erkaltung
vor sich geht, desto mehr verliert die Schlacke an Sprödigkeit. Aus
diesem Grunde lässt man Schlacken, welche leicht spröde werden, auch
wohl, statt in dem eisernen Kasten, in einer Grube, welche mit Koks-
lösche ausgefüttert ist, und unter einer Decke von Schlackengrus erstarren.
Die grossen Blöcke werden dann gewöhnlich zerschlagen und die er-
folgenden Stücke besitzen die Festigkeit des Basalts, mitunter eine
noch grössere.

Schlackensand.

Man gewinnt denselben durch Zerkleinerung der Schlacke bis zur
sandigen Beschaffenheit. Der Schlackensand lässt sich zu mancherlei
Zwecken vortheilhaft verwenden. Wo ein natürlich vorkommender
Sand von geeigneter Beschaffenheit fehlt, benutzt man ihn als Material
für Fusswege und Pflasterungen; bei der Mörtelbereitung bildet der-
selbe einen vorzüglichen Zusatz zum Kalk an Stelle der sonst hierbei
gebräuchlichen Zusätze; in noch anderen Fällen dient er als Material
für Ziegeldarstellung nach der unten beschriebenen Methode.

Die Bereitung des Schlackensandes, d. h. die Zerkleinerung der
Schlacke, wird in verschiedener Weise bewirkt.

Bei den Holzkohlenhochöfen, welche auf graues Roheisen für den
unmittelbaren Guss betrieben werden, pflegt die erfolgende zähe Schlacke

Schlacken.
lich sein würde, und Eisenwerke mit zahlreichen Hochöfen würden sehr
bald vor der Unmöglichkeit stehen, ihre Schlacke in dieser Weise
fernerhin unterzubringen.

Dieser Umstand allein schon ist für die Hochofenleute eine ge-
nügende Veranlassung, nach irgend einer Verwendung ihrer Schlacke
zu suchen; lässt sich diese Verwendung aber in einer solchen Weise
erreichen, dass für den Hochofenbetrieb noch ein unmittelbarer Geld-
gewinn daraus erzielt wird, so vereinigt man das Nützliche mit dem
Nothwendigen und befördert das Gedeihen des Betriebes.

Die Verwendungsarten der Hochofenschlacke, welche im Laufe der
Zeit entstanden, sind ziemlich mannigfaltig.

Verwendung zu Strassen- und Dammbauten.

Diese Verwendungsart ist ausserordentlich einfach; und wo die
Beschaffenheit der Schlacke eine solche Verwendung ermöglicht und
der Bedarf an solchem Baumaterial vorliegt, ist dieselbe sehr üblich.

Vorzugsweise eignen sich steinige, nicht allzu kalkreiche Schlacken
hierfür, welche der Zersetzung unter dem Einflusse der Atmosphärilien
möglichst wenig unterworfen sind. Nach der Beschaffenheit des aus-
zuführenden Baues ist die Form, in welcher die Schlacke hierbei zur
Verwendung kommt, verschieden. In einzelnen Fällen benutzt man
ohne Weiteres die Blöcke, zu denen die Schlacke in den Schlacken-
wagen (S. 513) erstarrt. Bei den Dammbauten am Teesflusse in Cleve-
land stellte man in dieser Weise Blöcke mit einem Gewichte bis zu
3½ t her, welche auf dem Schlackenwagen selbst bis zum Damme —
eine Entfernung von ca. 10 km — gefahren wurden. In jedem Falle
ist ein möglichst grosser räumlicher Inhalt des Schlackenblockes, welcher
die Abkühlung verzögert, wünschenswerth; je langsamer die Erkaltung
vor sich geht, desto mehr verliert die Schlacke an Sprödigkeit. Aus
diesem Grunde lässt man Schlacken, welche leicht spröde werden, auch
wohl, statt in dem eisernen Kasten, in einer Grube, welche mit Koks-
lösche ausgefüttert ist, und unter einer Decke von Schlackengrus erstarren.
Die grossen Blöcke werden dann gewöhnlich zerschlagen und die er-
folgenden Stücke besitzen die Festigkeit des Basalts, mitunter eine
noch grössere.

Schlackensand.

Man gewinnt denselben durch Zerkleinerung der Schlacke bis zur
sandigen Beschaffenheit. Der Schlackensand lässt sich zu mancherlei
Zwecken vortheilhaft verwenden. Wo ein natürlich vorkommender
Sand von geeigneter Beschaffenheit fehlt, benutzt man ihn als Material
für Fusswege und Pflasterungen; bei der Mörtelbereitung bildet der-
selbe einen vorzüglichen Zusatz zum Kalk an Stelle der sonst hierbei
gebräuchlichen Zusätze; in noch anderen Fällen dient er als Material
für Ziegeldarstellung nach der unten beschriebenen Methode.

Die Bereitung des Schlackensandes, d. h. die Zerkleinerung der
Schlacke, wird in verschiedener Weise bewirkt.

Bei den Holzkohlenhochöfen, welche auf graues Roheisen für den
unmittelbaren Guss betrieben werden, pflegt die erfolgende zähe Schlacke

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[585/0645] Schlacken. lich sein würde, und Eisenwerke mit zahlreichen Hochöfen würden sehr bald vor der Unmöglichkeit stehen, ihre Schlacke in dieser Weise fernerhin unterzubringen. Dieser Umstand allein schon ist für die Hochofenleute eine ge- nügende Veranlassung, nach irgend einer Verwendung ihrer Schlacke zu suchen; lässt sich diese Verwendung aber in einer solchen Weise erreichen, dass für den Hochofenbetrieb noch ein unmittelbarer Geld- gewinn daraus erzielt wird, so vereinigt man das Nützliche mit dem Nothwendigen und befördert das Gedeihen des Betriebes. Die Verwendungsarten der Hochofenschlacke, welche im Laufe der Zeit entstanden, sind ziemlich mannigfaltig. Verwendung zu Strassen- und Dammbauten. Diese Verwendungsart ist ausserordentlich einfach; und wo die Beschaffenheit der Schlacke eine solche Verwendung ermöglicht und der Bedarf an solchem Baumaterial vorliegt, ist dieselbe sehr üblich. Vorzugsweise eignen sich steinige, nicht allzu kalkreiche Schlacken hierfür, welche der Zersetzung unter dem Einflusse der Atmosphärilien möglichst wenig unterworfen sind. Nach der Beschaffenheit des aus- zuführenden Baues ist die Form, in welcher die Schlacke hierbei zur Verwendung kommt, verschieden. In einzelnen Fällen benutzt man ohne Weiteres die Blöcke, zu denen die Schlacke in den Schlacken- wagen (S. 513) erstarrt. Bei den Dammbauten am Teesflusse in Cleve- land stellte man in dieser Weise Blöcke mit einem Gewichte bis zu 3½ t her, welche auf dem Schlackenwagen selbst bis zum Damme — eine Entfernung von ca. 10 km — gefahren wurden. In jedem Falle ist ein möglichst grosser räumlicher Inhalt des Schlackenblockes, welcher die Abkühlung verzögert, wünschenswerth; je langsamer die Erkaltung vor sich geht, desto mehr verliert die Schlacke an Sprödigkeit. Aus diesem Grunde lässt man Schlacken, welche leicht spröde werden, auch wohl, statt in dem eisernen Kasten, in einer Grube, welche mit Koks- lösche ausgefüttert ist, und unter einer Decke von Schlackengrus erstarren. Die grossen Blöcke werden dann gewöhnlich zerschlagen und die er- folgenden Stücke besitzen die Festigkeit des Basalts, mitunter eine noch grössere. Schlackensand. Man gewinnt denselben durch Zerkleinerung der Schlacke bis zur sandigen Beschaffenheit. Der Schlackensand lässt sich zu mancherlei Zwecken vortheilhaft verwenden. Wo ein natürlich vorkommender Sand von geeigneter Beschaffenheit fehlt, benutzt man ihn als Material für Fusswege und Pflasterungen; bei der Mörtelbereitung bildet der- selbe einen vorzüglichen Zusatz zum Kalk an Stelle der sonst hierbei gebräuchlichen Zusätze; in noch anderen Fällen dient er als Material für Ziegeldarstellung nach der unten beschriebenen Methode. Die Bereitung des Schlackensandes, d. h. die Zerkleinerung der Schlacke, wird in verschiedener Weise bewirkt. Bei den Holzkohlenhochöfen, welche auf graues Roheisen für den unmittelbaren Guss betrieben werden, pflegt die erfolgende zähe Schlacke

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/645>, abgerufen am 28.03.2024.