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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Braunkohle.
mitunter auch reich an Asche und steht in ihrem chemischen Verhalten
jenen sehr nahe. Wegen ihres dichten, erdigen Zustandes besitzt sie
für metallurgische Zwecke nur geringe Bedeutung.

c) Eigentliche Braunkohlen.

Im Aeusseren unterscheiden sich dieselben von den vorstehend
besprochenen Sorten durch ihre grössere Festigkeit und Härte, ihren
muscheligen Bruch, ihre grössere Beständigkeit an der Luft. In
chemischer Beziehung zeichnen sie sich vor jenen durch einen grösseren
Kohlenstoffgehalt und geringeren Wassergehalt aus; Eigenschaften, welche
ihnen einen entsprechend höheren Brennwerth verleihen. Ihre Farbe
ist braun bis schwarz, der Strich braun. Eine besondere, seltener vor-
kommende Abart derselben, ausgezeichnet durch besonders hohen
Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt bei geringem Sauerstoffgehalte, durch
leichte Entzündbarkeit und lange rauchende Flamme, wird bituminöse
Braunkohle, fette Braunkohle, Schweelkohle genannt.

Die reine Kohlensubstanz dieser Braunkohlensorten enthält:

[Tabelle]

Bei der Erhitzung entweichen 50--60 Proc. flüchtige Körper und
es hinterbleiben 50--40 Proc. Kohle.

Der Wassergehalt geht selten über 10 Proc. hinaus, der Aschen-
gehalt pflegt mindestens 3 Proc. zu betragen, steigt aber bei einzelnen
Sorten bis auf das 10fache dieser Menge. Häufige Beimengungen sind
Schwefel und Schwefelkies; Phosphate dagegen finden sich auch in der
Asche selten in erheblichen Mengen.

Die Wärmeleistung der reinen Kohlenmasse beträgt -- abweichend
nach der chemischen Zusammensetzung -- 7000--8000 W.-E.; diejenige
der wirklichen Kohlen (wasser- und aschenhaltig) durchschnittlich
5500 W.-E.

1 cbm Braunkohlen in mittelgrossen Stücken wiegt ca. 700 kg.

Auf zahlreichen Eisenwerken bildet diese Art der Braunkohlen ein
geschätztes Brennmaterial für verschiedene Zwecke.

Eine Verkohlung der Braunkohlen ist verschiedentlich versucht
worden, liefert aber wegen der Eigenschaft der Braunkohlen, beim
Erhitzen zu zerfallen, nur unbefriedigende Ergebnisse. Mitunter hat
man aus diesem Grunde die verkohlte pulverförmige Braunkohle als
Zusatzmaterial bei der Verkohlung (Verkokung) gewisser Steinkohlen-
arten verwendet, welche wegen ihrer backenden Eigenschaft als Binde-
mittel für die Braunkohlen zu dienen befähigt sind. Einestheils werden
jedoch die örtlichen Verhältnisse, insbesondere die Preise der beiden
zu vereinigenden Materialien, nur ausnahmsweise solche sein, dass dieses
Verfahren auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen kann, anderntheils
lässt auch -- so weit die bis jetzt erlangten Erfolge reichen -- die
Güte der hierbei erhaltenen Kohlen (Koks) doch mancherlei zu wünschen
übrig. Sie sind zerreiblich und ertragen keinen Transport auf weitere
Strecken.

Die Braunkohle.
mitunter auch reich an Asche und steht in ihrem chemischen Verhalten
jenen sehr nahe. Wegen ihres dichten, erdigen Zustandes besitzt sie
für metallurgische Zwecke nur geringe Bedeutung.

c) Eigentliche Braunkohlen.

Im Aeusseren unterscheiden sich dieselben von den vorstehend
besprochenen Sorten durch ihre grössere Festigkeit und Härte, ihren
muscheligen Bruch, ihre grössere Beständigkeit an der Luft. In
chemischer Beziehung zeichnen sie sich vor jenen durch einen grösseren
Kohlenstoffgehalt und geringeren Wassergehalt aus; Eigenschaften, welche
ihnen einen entsprechend höheren Brennwerth verleihen. Ihre Farbe
ist braun bis schwarz, der Strich braun. Eine besondere, seltener vor-
kommende Abart derselben, ausgezeichnet durch besonders hohen
Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt bei geringem Sauerstoffgehalte, durch
leichte Entzündbarkeit und lange rauchende Flamme, wird bituminöse
Braunkohle, fette Braunkohle, Schweelkohle genannt.

Die reine Kohlensubstanz dieser Braunkohlensorten enthält:

[Tabelle]

Bei der Erhitzung entweichen 50—60 Proc. flüchtige Körper und
es hinterbleiben 50—40 Proc. Kohle.

Der Wassergehalt geht selten über 10 Proc. hinaus, der Aschen-
gehalt pflegt mindestens 3 Proc. zu betragen, steigt aber bei einzelnen
Sorten bis auf das 10fache dieser Menge. Häufige Beimengungen sind
Schwefel und Schwefelkies; Phosphate dagegen finden sich auch in der
Asche selten in erheblichen Mengen.

Die Wärmeleistung der reinen Kohlenmasse beträgt — abweichend
nach der chemischen Zusammensetzung — 7000—8000 W.-E.; diejenige
der wirklichen Kohlen (wasser- und aschenhaltig) durchschnittlich
5500 W.-E.

1 cbm Braunkohlen in mittelgrossen Stücken wiegt ca. 700 kg.

Auf zahlreichen Eisenwerken bildet diese Art der Braunkohlen ein
geschätztes Brennmaterial für verschiedene Zwecke.

Eine Verkohlung der Braunkohlen ist verschiedentlich versucht
worden, liefert aber wegen der Eigenschaft der Braunkohlen, beim
Erhitzen zu zerfallen, nur unbefriedigende Ergebnisse. Mitunter hat
man aus diesem Grunde die verkohlte pulverförmige Braunkohle als
Zusatzmaterial bei der Verkohlung (Verkokung) gewisser Steinkohlen-
arten verwendet, welche wegen ihrer backenden Eigenschaft als Binde-
mittel für die Braunkohlen zu dienen befähigt sind. Einestheils werden
jedoch die örtlichen Verhältnisse, insbesondere die Preise der beiden
zu vereinigenden Materialien, nur ausnahmsweise solche sein, dass dieses
Verfahren auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen kann, anderntheils
lässt auch — so weit die bis jetzt erlangten Erfolge reichen — die
Güte der hierbei erhaltenen Kohlen (Koks) doch mancherlei zu wünschen
übrig. Sie sind zerreiblich und ertragen keinen Transport auf weitere
Strecken.

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[41/0069] Die Braunkohle. mitunter auch reich an Asche und steht in ihrem chemischen Verhalten jenen sehr nahe. Wegen ihres dichten, erdigen Zustandes besitzt sie für metallurgische Zwecke nur geringe Bedeutung. c) Eigentliche Braunkohlen. Im Aeusseren unterscheiden sich dieselben von den vorstehend besprochenen Sorten durch ihre grössere Festigkeit und Härte, ihren muscheligen Bruch, ihre grössere Beständigkeit an der Luft. In chemischer Beziehung zeichnen sie sich vor jenen durch einen grösseren Kohlenstoffgehalt und geringeren Wassergehalt aus; Eigenschaften, welche ihnen einen entsprechend höheren Brennwerth verleihen. Ihre Farbe ist braun bis schwarz, der Strich braun. Eine besondere, seltener vor- kommende Abart derselben, ausgezeichnet durch besonders hohen Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt bei geringem Sauerstoffgehalte, durch leichte Entzündbarkeit und lange rauchende Flamme, wird bituminöse Braunkohle, fette Braunkohle, Schweelkohle genannt. Die reine Kohlensubstanz dieser Braunkohlensorten enthält: Bei der Erhitzung entweichen 50—60 Proc. flüchtige Körper und es hinterbleiben 50—40 Proc. Kohle. Der Wassergehalt geht selten über 10 Proc. hinaus, der Aschen- gehalt pflegt mindestens 3 Proc. zu betragen, steigt aber bei einzelnen Sorten bis auf das 10fache dieser Menge. Häufige Beimengungen sind Schwefel und Schwefelkies; Phosphate dagegen finden sich auch in der Asche selten in erheblichen Mengen. Die Wärmeleistung der reinen Kohlenmasse beträgt — abweichend nach der chemischen Zusammensetzung — 7000—8000 W.-E.; diejenige der wirklichen Kohlen (wasser- und aschenhaltig) durchschnittlich 5500 W.-E. 1 cbm Braunkohlen in mittelgrossen Stücken wiegt ca. 700 kg. Auf zahlreichen Eisenwerken bildet diese Art der Braunkohlen ein geschätztes Brennmaterial für verschiedene Zwecke. Eine Verkohlung der Braunkohlen ist verschiedentlich versucht worden, liefert aber wegen der Eigenschaft der Braunkohlen, beim Erhitzen zu zerfallen, nur unbefriedigende Ergebnisse. Mitunter hat man aus diesem Grunde die verkohlte pulverförmige Braunkohle als Zusatzmaterial bei der Verkohlung (Verkokung) gewisser Steinkohlen- arten verwendet, welche wegen ihrer backenden Eigenschaft als Binde- mittel für die Braunkohlen zu dienen befähigt sind. Einestheils werden jedoch die örtlichen Verhältnisse, insbesondere die Preise der beiden zu vereinigenden Materialien, nur ausnahmsweise solche sein, dass dieses Verfahren auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen kann, anderntheils lässt auch — so weit die bis jetzt erlangten Erfolge reichen — die Güte der hierbei erhaltenen Kohlen (Koks) doch mancherlei zu wünschen übrig. Sie sind zerreiblich und ertragen keinen Transport auf weitere Strecken.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/69>, abgerufen am 19.04.2024.