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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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I. Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des
schmiedbaren Eisens.
1. Eintheilung.

Wie schon auf S. 5 besprochen worden ist, lässt sich fast alles
schmiedbare Handelseisen in Schweisseisen und Flusseisen ein-
theilen. Ersteres wird im ungeschmolzenen, aber stark erweichten
Zustande gewonnen und ist mit Schlacke durchsetzt, welche bei dem
Darstellungsprocesse gebildet wurde und zwischen den Eisenkörnchen
zurückblieb; letzteres erfolgt im vollständig flüssigen Zustande und ist
schlackenfrei.

Sowohl das Schweisseisen als das Flusseisen zerfallen nach den
für ihre Darstellung benutzten Methoden in verschiedene Arten, wie
sich aus der später folgenden Besprechung der einzelnen Processe
ergeben wird.

Ausserdem giebt es jedoch einige Arten schmiedbaren Eisens,
welche ihrer Entstehung und ihrer Beschaffenheit gemäss weder un-
mittelbar dem Schweisseisen noch dem Flusseisen zugerechnet werden
können, obgleich sie mitunter als Zwischenerzeugnisse zur Darstellung
der einen oder andern dieser Eisengattungen benutzt, oder auch aus
denselben erst durch einen nachfolgenden Process erzeugt wurden.

Glüht man z. B. ein graphitfreies, silicium- und manganarmes Roh-
eisen, ohne es zu schmelzen, in Berührung mit sauerstoffabgebenden
Körpern (Eisenoxyden, atmosphärischer Luft), so wird, wie schon auf
S. 281 und 282 geschildert wurde, der Kohlenstoff verbrannt und das
Roheisen in schmiedbares Eisen umgewandelt, welches man allgemein
als Tempereisen bezeichnen kann und welches seiner Darstellung
und Bestimmung gemäss wieder in zwei verschiedene Arten (schmied-
barer Guss und Glühstahl) zerfällt.

Glüht man aber kohlenstoffarmes schmiedbares Eisen mit Kohle,
so nimmt es Kohlenstoff auf und wandelt sich dadurch in Cement-
stahl
um (S. 232).

Weniger scharf als die soeben besprochene Eintheilung des schmied-
baren Eisens ist die Unterscheidung des Stahles vom Schmiede-
eisen
.

Ledebur, Handbuch. 41
I. Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des
schmiedbaren Eisens.
1. Eintheilung.

Wie schon auf S. 5 besprochen worden ist, lässt sich fast alles
schmiedbare Handelseisen in Schweisseisen und Flusseisen ein-
theilen. Ersteres wird im ungeschmolzenen, aber stark erweichten
Zustande gewonnen und ist mit Schlacke durchsetzt, welche bei dem
Darstellungsprocesse gebildet wurde und zwischen den Eisenkörnchen
zurückblieb; letzteres erfolgt im vollständig flüssigen Zustande und ist
schlackenfrei.

Sowohl das Schweisseisen als das Flusseisen zerfallen nach den
für ihre Darstellung benutzten Methoden in verschiedene Arten, wie
sich aus der später folgenden Besprechung der einzelnen Processe
ergeben wird.

Ausserdem giebt es jedoch einige Arten schmiedbaren Eisens,
welche ihrer Entstehung und ihrer Beschaffenheit gemäss weder un-
mittelbar dem Schweisseisen noch dem Flusseisen zugerechnet werden
können, obgleich sie mitunter als Zwischenerzeugnisse zur Darstellung
der einen oder andern dieser Eisengattungen benutzt, oder auch aus
denselben erst durch einen nachfolgenden Process erzeugt wurden.

Glüht man z. B. ein graphitfreies, silicium- und manganarmes Roh-
eisen, ohne es zu schmelzen, in Berührung mit sauerstoffabgebenden
Körpern (Eisenoxyden, atmosphärischer Luft), so wird, wie schon auf
S. 281 und 282 geschildert wurde, der Kohlenstoff verbrannt und das
Roheisen in schmiedbares Eisen umgewandelt, welches man allgemein
als Tempereisen bezeichnen kann und welches seiner Darstellung
und Bestimmung gemäss wieder in zwei verschiedene Arten (schmied-
barer Guss und Glühstahl) zerfällt.

Glüht man aber kohlenstoffarmes schmiedbares Eisen mit Kohle,
so nimmt es Kohlenstoff auf und wandelt sich dadurch in Cement-
stahl
um (S. 232).

Weniger scharf als die soeben besprochene Eintheilung des schmied-
baren Eisens ist die Unterscheidung des Stahles vom Schmiede-
eisen
.

Ledebur, Handbuch. 41
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[[633]/0701] I. Eintheilung, Eigenschaften und Prüfung des schmiedbaren Eisens. 1. Eintheilung. Wie schon auf S. 5 besprochen worden ist, lässt sich fast alles schmiedbare Handelseisen in Schweisseisen und Flusseisen ein- theilen. Ersteres wird im ungeschmolzenen, aber stark erweichten Zustande gewonnen und ist mit Schlacke durchsetzt, welche bei dem Darstellungsprocesse gebildet wurde und zwischen den Eisenkörnchen zurückblieb; letzteres erfolgt im vollständig flüssigen Zustande und ist schlackenfrei. Sowohl das Schweisseisen als das Flusseisen zerfallen nach den für ihre Darstellung benutzten Methoden in verschiedene Arten, wie sich aus der später folgenden Besprechung der einzelnen Processe ergeben wird. Ausserdem giebt es jedoch einige Arten schmiedbaren Eisens, welche ihrer Entstehung und ihrer Beschaffenheit gemäss weder un- mittelbar dem Schweisseisen noch dem Flusseisen zugerechnet werden können, obgleich sie mitunter als Zwischenerzeugnisse zur Darstellung der einen oder andern dieser Eisengattungen benutzt, oder auch aus denselben erst durch einen nachfolgenden Process erzeugt wurden. Glüht man z. B. ein graphitfreies, silicium- und manganarmes Roh- eisen, ohne es zu schmelzen, in Berührung mit sauerstoffabgebenden Körpern (Eisenoxyden, atmosphärischer Luft), so wird, wie schon auf S. 281 und 282 geschildert wurde, der Kohlenstoff verbrannt und das Roheisen in schmiedbares Eisen umgewandelt, welches man allgemein als Tempereisen bezeichnen kann und welches seiner Darstellung und Bestimmung gemäss wieder in zwei verschiedene Arten (schmied- barer Guss und Glühstahl) zerfällt. Glüht man aber kohlenstoffarmes schmiedbares Eisen mit Kohle, so nimmt es Kohlenstoff auf und wandelt sich dadurch in Cement- stahl um (S. 232). Weniger scharf als die soeben besprochene Eintheilung des schmied- baren Eisens ist die Unterscheidung des Stahles vom Schmiede- eisen. Ledebur, Handbuch. 41

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. [633]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/701>, abgerufen am 24.04.2024.