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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
rascher oder weniger rasch verlaufen soll, das Arbeitsstück entweder
in der Richtung A B oder C D quer über einen der Schenkel legen;
[Abbildung] Fig. 178.
beim Schlichten nach der Richtung E F oder
G H. Der mittlere Theil der Bahn in der
Nähe der Kreuzungsstelle dient zum Stauchen,
welches besonders bei der ersten Verdichtung
und Reinigung der Eisenblöcke und Luppen
ziemlich regelmässig erforderlich ist.

Im Uebrigen muss bei der Construction
der Hammer- und Ambosbahn auch die An-
ordnung des Hammergerüstes in Betracht kom-
men, von welcher die Zugänglichkeit des
Amboses abhängt.

Sonstige Arbeiten des Schmiedens kommen mehr bei der späteren
Verarbeitung als bei der ersten, in den Eisenhütten bewirkten Form-
gebung in Anwendung und sind ihrer Theorie nach so einfach, dass
sie einer eingehenderen Erörterung nicht bedürfen. Hierher gehört das
Schmieden in Gesenken, formgebenden, aus Eisen hergestellten Er-
gänzungsstücken zum Hammer und Ambos, welche beim Schmieden
einen ganz ähnlichen Zweck zu erfüllen haben als die Gussformen
beim Giessen; das Abhauen einzelner Stücke vom Ganzen mit Hilfe
des Schrotmeissels und Abschrotes; die Herstellung einer durch-
gehenden Oeffnung vermittelst des Durchschlages und Lochringes;
u. a. m. In jeder kleineren und grösseren Schmiedewerkstatt kann
man die hierfür benutzten Geräthe und ihre Anwendung täglich in
Augenschein nehmen.

2. Die Walzwerke.
a) Allgemeine Erörterungen.

Ein Walzwerk für Eisen- oder Metallbearbeitung nennen wir eine
Vorrichtung, bei welcher das zu bearbeitende Metallstück zwischen zwei

[Abbildung] Fig. 179.
sich in entgegengesetzter Richtung drehen-
den, gewöhnlich horizontal liegenden, Walzen
hindurchgeführt wird, um hierbei eine Ver-
dünnung seines Querschnittes zu erleiden
(Fig. 179). Die Walzen erhalten hierbei ihren
Antrieb von aussen her; das zu walzende
Arbeitsstück wird infolge der Reibung der
Walzenoberflächen von den Walzen ergriffen
und zwischen ihnen hindurchgeführt.

Ein Walzwerk mit nur zwei parallelen
Walzen, wie Fig. 179, heisst Duowalz-
werk
und man unterscheidet bei demselben
die Oberwalze a und die Unterwalze b; ordnet
man eine dritte Parallelwalze an zu dem
Zwecke, das Walzstück, nachdem es zwischen
der ersten und zweiten Walze hindurchgegangen ist, zwischen der
zweiten und dritten wieder zurückführen zu können (Fig. 180), so

Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
rascher oder weniger rasch verlaufen soll, das Arbeitsstück entweder
in der Richtung A B oder C D quer über einen der Schenkel legen;
[Abbildung] Fig. 178.
beim Schlichten nach der Richtung E F oder
G H. Der mittlere Theil der Bahn in der
Nähe der Kreuzungsstelle dient zum Stauchen,
welches besonders bei der ersten Verdichtung
und Reinigung der Eisenblöcke und Luppen
ziemlich regelmässig erforderlich ist.

Im Uebrigen muss bei der Construction
der Hammer- und Ambosbahn auch die An-
ordnung des Hammergerüstes in Betracht kom-
men, von welcher die Zugänglichkeit des
Amboses abhängt.

Sonstige Arbeiten des Schmiedens kommen mehr bei der späteren
Verarbeitung als bei der ersten, in den Eisenhütten bewirkten Form-
gebung in Anwendung und sind ihrer Theorie nach so einfach, dass
sie einer eingehenderen Erörterung nicht bedürfen. Hierher gehört das
Schmieden in Gesenken, formgebenden, aus Eisen hergestellten Er-
gänzungsstücken zum Hammer und Ambos, welche beim Schmieden
einen ganz ähnlichen Zweck zu erfüllen haben als die Gussformen
beim Giessen; das Abhauen einzelner Stücke vom Ganzen mit Hilfe
des Schrotmeissels und Abschrotes; die Herstellung einer durch-
gehenden Oeffnung vermittelst des Durchschlages und Lochringes;
u. a. m. In jeder kleineren und grösseren Schmiedewerkstatt kann
man die hierfür benutzten Geräthe und ihre Anwendung täglich in
Augenschein nehmen.

2. Die Walzwerke.
a) Allgemeine Erörterungen.

Ein Walzwerk für Eisen- oder Metallbearbeitung nennen wir eine
Vorrichtung, bei welcher das zu bearbeitende Metallstück zwischen zwei

[Abbildung] Fig. 179.
sich in entgegengesetzter Richtung drehen-
den, gewöhnlich horizontal liegenden, Walzen
hindurchgeführt wird, um hierbei eine Ver-
dünnung seines Querschnittes zu erleiden
(Fig. 179). Die Walzen erhalten hierbei ihren
Antrieb von aussen her; das zu walzende
Arbeitsstück wird infolge der Reibung der
Walzenoberflächen von den Walzen ergriffen
und zwischen ihnen hindurchgeführt.

Ein Walzwerk mit nur zwei parallelen
Walzen, wie Fig. 179, heisst Duowalz-
werk
und man unterscheidet bei demselben
die Oberwalze a und die Unterwalze b; ordnet
man eine dritte Parallelwalze an zu dem
Zwecke, das Walzstück, nachdem es zwischen
der ersten und zweiten Walze hindurchgegangen ist, zwischen der
zweiten und dritten wieder zurückführen zu können (Fig. 180), so

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[696/0766] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. rascher oder weniger rasch verlaufen soll, das Arbeitsstück entweder in der Richtung A B oder C D quer über einen der Schenkel legen; [Abbildung Fig. 178.] beim Schlichten nach der Richtung E F oder G H. Der mittlere Theil der Bahn in der Nähe der Kreuzungsstelle dient zum Stauchen, welches besonders bei der ersten Verdichtung und Reinigung der Eisenblöcke und Luppen ziemlich regelmässig erforderlich ist. Im Uebrigen muss bei der Construction der Hammer- und Ambosbahn auch die An- ordnung des Hammergerüstes in Betracht kom- men, von welcher die Zugänglichkeit des Amboses abhängt. Sonstige Arbeiten des Schmiedens kommen mehr bei der späteren Verarbeitung als bei der ersten, in den Eisenhütten bewirkten Form- gebung in Anwendung und sind ihrer Theorie nach so einfach, dass sie einer eingehenderen Erörterung nicht bedürfen. Hierher gehört das Schmieden in Gesenken, formgebenden, aus Eisen hergestellten Er- gänzungsstücken zum Hammer und Ambos, welche beim Schmieden einen ganz ähnlichen Zweck zu erfüllen haben als die Gussformen beim Giessen; das Abhauen einzelner Stücke vom Ganzen mit Hilfe des Schrotmeissels und Abschrotes; die Herstellung einer durch- gehenden Oeffnung vermittelst des Durchschlages und Lochringes; u. a. m. In jeder kleineren und grösseren Schmiedewerkstatt kann man die hierfür benutzten Geräthe und ihre Anwendung täglich in Augenschein nehmen. 2. Die Walzwerke. a) Allgemeine Erörterungen. Ein Walzwerk für Eisen- oder Metallbearbeitung nennen wir eine Vorrichtung, bei welcher das zu bearbeitende Metallstück zwischen zwei [Abbildung Fig. 179.] sich in entgegengesetzter Richtung drehen- den, gewöhnlich horizontal liegenden, Walzen hindurchgeführt wird, um hierbei eine Ver- dünnung seines Querschnittes zu erleiden (Fig. 179). Die Walzen erhalten hierbei ihren Antrieb von aussen her; das zu walzende Arbeitsstück wird infolge der Reibung der Walzenoberflächen von den Walzen ergriffen und zwischen ihnen hindurchgeführt. Ein Walzwerk mit nur zwei parallelen Walzen, wie Fig. 179, heisst Duowalz- werk und man unterscheidet bei demselben die Oberwalze a und die Unterwalze b; ordnet man eine dritte Parallelwalze an zu dem Zwecke, das Walzstück, nachdem es zwischen der ersten und zweiten Walze hindurchgegangen ist, zwischen der zweiten und dritten wieder zurückführen zu können (Fig. 180), so

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/766>, abgerufen am 28.03.2024.