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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Brennstoffe.
7. Der Koks.
Darstellung.

Beim Erhitzen der Steinkohle zum Glühen entweichen Wasser,
Kohlenwasserstoffe, Ammoniakwasser, Kohlensäure u. s. w., während der
Koks zurückbleibt. Schon die früheren Mittheilungen über die Eigen-
schaften der verschiedenen Steinkohlenarten lassen erkennen, dass diese
sich ziemlich abweichend bezüglich der Menge des bleibenden Rück-
standes verhalten, und es wurde auch bereits hervorgehoben, dass in
dieser Beziehung selbst zwei Steinkohlensorten, deren chemische Zu-
sammensetzung scheinbar ganz die nämliche ist, doch ein verschiedenes
Verhalten zeigen können. Ein Umstand, welcher bei der Verkokung
noch ganz besonders in Betracht kommt, ist die Einwirkung, welche
die Structur der Steinkohlen durch das Verkoken erleidet. Während
einzelne Kohlen, wie erwähnt, mürbe werden, Risse bekommen oder
wohl gar pulverförmig zerfallen (Sandkohlen) oder doch ihre Form
unverändert beibehalten (anthracitische Kohlen), erweichen andere,
backen oder schmelzen förmlich zusammen und blähen sich dabei mehr
oder weniger auf, je nach der Menge der entweichenden flüchtigen
Erzeugnisse und der Eigenthümlichkeit ihres Aggregatzustandes in der
Wärme. Diese den Backkohlen zukommende Eigenthümlichkeit gewährt
nun nicht allein die Möglichkeit, Kohlen, welche in kleinstückigem Zu-
stande gewonnen wurden, zu grossstückigen, festen Koks zu ver-
arbeiten, sondern, was noch erheblich wichtiger ist, sie giebt uns
ein Mittel, selbst aus aschenreichen Steinkohlen noch ver-
hältnissmässig aschenarme Koks darzustellen, indem man
sie zerkleinert und einem Waschprocesse, wie oben be-
schrieben wurde, unterwirft
.

Aus diesem Grunde bilden die backenden Kohlen, nachdem sie in
der erwähnten Weise aufbereitet wurden, das vorwiegend benutzte
Material für die Verkokung. Anderntheils ist das Ausbringen an Koks,
wie sich aus früheren Mittheilungen über die Eigenschaften der Stein-
kohlenarten ergiebt, um so reichlicher, der Verkokungsprocess also um
so lohnender, je näher die backenden Kohlen in ihren Eigenschaften
den anthracitischen Kohlen stehen; d. h. die kohlenstoffreicheren und
gasärmeren Kohlen (kurzflammige Backkohlen, S. 45) eignen sich in
ökonomischer Beziehung besser für den Verkokungsprocess als die,
freilich besser backenden, aber gasreicheren gewöhnlichen Backkohlen
(S. 44) und langflammigen Backkohlen. Aber auch die Eigenschaften
des erfolgenden Koks sind von dem Verhalten der Steinkohle im Feuer
abhängig. Gasreiche, leicht backende Steinkohlen geben infolge ihres
starken Aufblähens poröse, specifisch leichte Koks, gasärmere Kohlen
geben dichte, specifisch schwerere Koks. Je poröser, specifisch leichter
der Koks ist, desto mehr neigt derselbe beim Verbrennen zur Kohlen-
oxydgasbildung, einen desto grösseren Raum nimmt er ein, desto grösser
ist mithin auch die Wärmeabgabe im Verbrennungsraume an die um-
gebenden Ofenwände u. s. w., desto niedriger seine Verbrennungstempe-
ratur, und desto leichter findet ein Zerdrücken oder Zerreiben des-
selben statt. Dichtere Koks sind, eben weil sie eine geringere Ober-
fläche darbieten, schwerer verbrennlich, neigen deshalb stärker zur

Die Brennstoffe.
7. Der Koks.
Darstellung.

Beim Erhitzen der Steinkohle zum Glühen entweichen Wasser,
Kohlenwasserstoffe, Ammoniakwasser, Kohlensäure u. s. w., während der
Koks zurückbleibt. Schon die früheren Mittheilungen über die Eigen-
schaften der verschiedenen Steinkohlenarten lassen erkennen, dass diese
sich ziemlich abweichend bezüglich der Menge des bleibenden Rück-
standes verhalten, und es wurde auch bereits hervorgehoben, dass in
dieser Beziehung selbst zwei Steinkohlensorten, deren chemische Zu-
sammensetzung scheinbar ganz die nämliche ist, doch ein verschiedenes
Verhalten zeigen können. Ein Umstand, welcher bei der Verkokung
noch ganz besonders in Betracht kommt, ist die Einwirkung, welche
die Structur der Steinkohlen durch das Verkoken erleidet. Während
einzelne Kohlen, wie erwähnt, mürbe werden, Risse bekommen oder
wohl gar pulverförmig zerfallen (Sandkohlen) oder doch ihre Form
unverändert beibehalten (anthracitische Kohlen), erweichen andere,
backen oder schmelzen förmlich zusammen und blähen sich dabei mehr
oder weniger auf, je nach der Menge der entweichenden flüchtigen
Erzeugnisse und der Eigenthümlichkeit ihres Aggregatzustandes in der
Wärme. Diese den Backkohlen zukommende Eigenthümlichkeit gewährt
nun nicht allein die Möglichkeit, Kohlen, welche in kleinstückigem Zu-
stande gewonnen wurden, zu grossstückigen, festen Koks zu ver-
arbeiten, sondern, was noch erheblich wichtiger ist, sie giebt uns
ein Mittel, selbst aus aschenreichen Steinkohlen noch ver-
hältnissmässig aschenarme Koks darzustellen, indem man
sie zerkleinert und einem Waschprocesse, wie oben be-
schrieben wurde, unterwirft
.

Aus diesem Grunde bilden die backenden Kohlen, nachdem sie in
der erwähnten Weise aufbereitet wurden, das vorwiegend benutzte
Material für die Verkokung. Anderntheils ist das Ausbringen an Koks,
wie sich aus früheren Mittheilungen über die Eigenschaften der Stein-
kohlenarten ergiebt, um so reichlicher, der Verkokungsprocess also um
so lohnender, je näher die backenden Kohlen in ihren Eigenschaften
den anthracitischen Kohlen stehen; d. h. die kohlenstoffreicheren und
gasärmeren Kohlen (kurzflammige Backkohlen, S. 45) eignen sich in
ökonomischer Beziehung besser für den Verkokungsprocess als die,
freilich besser backenden, aber gasreicheren gewöhnlichen Backkohlen
(S. 44) und langflammigen Backkohlen. Aber auch die Eigenschaften
des erfolgenden Koks sind von dem Verhalten der Steinkohle im Feuer
abhängig. Gasreiche, leicht backende Steinkohlen geben infolge ihres
starken Aufblähens poröse, specifisch leichte Koks, gasärmere Kohlen
geben dichte, specifisch schwerere Koks. Je poröser, specifisch leichter
der Koks ist, desto mehr neigt derselbe beim Verbrennen zur Kohlen-
oxydgasbildung, einen desto grösseren Raum nimmt er ein, desto grösser
ist mithin auch die Wärmeabgabe im Verbrennungsraume an die um-
gebenden Ofenwände u. s. w., desto niedriger seine Verbrennungstempe-
ratur, und desto leichter findet ein Zerdrücken oder Zerreiben des-
selben statt. Dichtere Koks sind, eben weil sie eine geringere Ober-
fläche darbieten, schwerer verbrennlich, neigen deshalb stärker zur

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[60/0088] Die Brennstoffe. 7. Der Koks. Darstellung. Beim Erhitzen der Steinkohle zum Glühen entweichen Wasser, Kohlenwasserstoffe, Ammoniakwasser, Kohlensäure u. s. w., während der Koks zurückbleibt. Schon die früheren Mittheilungen über die Eigen- schaften der verschiedenen Steinkohlenarten lassen erkennen, dass diese sich ziemlich abweichend bezüglich der Menge des bleibenden Rück- standes verhalten, und es wurde auch bereits hervorgehoben, dass in dieser Beziehung selbst zwei Steinkohlensorten, deren chemische Zu- sammensetzung scheinbar ganz die nämliche ist, doch ein verschiedenes Verhalten zeigen können. Ein Umstand, welcher bei der Verkokung noch ganz besonders in Betracht kommt, ist die Einwirkung, welche die Structur der Steinkohlen durch das Verkoken erleidet. Während einzelne Kohlen, wie erwähnt, mürbe werden, Risse bekommen oder wohl gar pulverförmig zerfallen (Sandkohlen) oder doch ihre Form unverändert beibehalten (anthracitische Kohlen), erweichen andere, backen oder schmelzen förmlich zusammen und blähen sich dabei mehr oder weniger auf, je nach der Menge der entweichenden flüchtigen Erzeugnisse und der Eigenthümlichkeit ihres Aggregatzustandes in der Wärme. Diese den Backkohlen zukommende Eigenthümlichkeit gewährt nun nicht allein die Möglichkeit, Kohlen, welche in kleinstückigem Zu- stande gewonnen wurden, zu grossstückigen, festen Koks zu ver- arbeiten, sondern, was noch erheblich wichtiger ist, sie giebt uns ein Mittel, selbst aus aschenreichen Steinkohlen noch ver- hältnissmässig aschenarme Koks darzustellen, indem man sie zerkleinert und einem Waschprocesse, wie oben be- schrieben wurde, unterwirft. Aus diesem Grunde bilden die backenden Kohlen, nachdem sie in der erwähnten Weise aufbereitet wurden, das vorwiegend benutzte Material für die Verkokung. Anderntheils ist das Ausbringen an Koks, wie sich aus früheren Mittheilungen über die Eigenschaften der Stein- kohlenarten ergiebt, um so reichlicher, der Verkokungsprocess also um so lohnender, je näher die backenden Kohlen in ihren Eigenschaften den anthracitischen Kohlen stehen; d. h. die kohlenstoffreicheren und gasärmeren Kohlen (kurzflammige Backkohlen, S. 45) eignen sich in ökonomischer Beziehung besser für den Verkokungsprocess als die, freilich besser backenden, aber gasreicheren gewöhnlichen Backkohlen (S. 44) und langflammigen Backkohlen. Aber auch die Eigenschaften des erfolgenden Koks sind von dem Verhalten der Steinkohle im Feuer abhängig. Gasreiche, leicht backende Steinkohlen geben infolge ihres starken Aufblähens poröse, specifisch leichte Koks, gasärmere Kohlen geben dichte, specifisch schwerere Koks. Je poröser, specifisch leichter der Koks ist, desto mehr neigt derselbe beim Verbrennen zur Kohlen- oxydgasbildung, einen desto grösseren Raum nimmt er ein, desto grösser ist mithin auch die Wärmeabgabe im Verbrennungsraume an die um- gebenden Ofenwände u. s. w., desto niedriger seine Verbrennungstempe- ratur, und desto leichter findet ein Zerdrücken oder Zerreiben des- selben statt. Dichtere Koks sind, eben weil sie eine geringere Ober- fläche darbieten, schwerer verbrennlich, neigen deshalb stärker zur

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/88>, abgerufen am 29.03.2024.