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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Schweisseisens.

Zunächst wird Schlacke in den Ofen gebracht, dann lässt man das
flüssige Roheisen hinein. Der Fuchs wird geschlossen und eine lang-
same Drehung des Ofens beginnt. Wie im feststehenden Ofen tritt
alsbald ein lebhaftes Aufkochen der flüssigen Masse ein, welche bis
zum Schauloche emporsteigt. Im Anfange hält man die Temperatur
etwas niedriger, später, wenn die Ausscheidung der Eisenkörner be-
ginnt, wird sie gesteigert. Infolge der ununterbrochenen Drehung ballen
sich die schweissbaren Eisenkörnchen zu einer kugelförmigen Luppe
zusammen (bei dem Ofen zu Creusot zu zwei Luppen), und der Arbeiter
unterstützt diese Luppenbildung, indem er mit einer eisernen Stange
die Eisentheilchen nach der Mitte des Ofens hinschiebt.

Schliesslich wird die Luppe herausgeholt und gezängt.

Da die Zahl der überhaupt im Betriebe gewesenen Danksöfen nicht
gross ist, manche dieser Oefen sogar wieder kalt gelegt worden sind,
ehe sie das Versuchsstadium überschritten hatten, so zeigen die Ziffern
der an verschiedenen Orten erlangten Betriebsergebnisse oft sehr ab-
weichende Werthe. In Creusot gebraucht man nach Kerpely etwa
30 Minuten Zeit, um den im geschmolzenen Zustande gegebenen Roh-
eiseneinsatz von 1000 kg in schmiedbares Eisen umzuwandeln, und ein
Ofen kann in 24 Stunden 10 t Luppen liefern, wobei allerdings das
Ofenfutter nach Verarbeitung von 10--12 Einsätzen einer gründlichen
Reparatur unterworfen werden muss. Der Abgang in Creusot beträgt
etwa 15 Proc., so dass aus den eingesetzten 1000 kg Roheisen durch-
schnittlich 850 kg Luppeneisen erfolgen. Bei dem Besuche einer von
dem englischen Iron and Steel Institute sehr bald nach Erfindung der
Danksöfen nach Nordamerika entsendeten Commission1) soll dagegen
das Ausbringen an Luppeneisen sogar höher gewesen sein, als der
Einsatz an Roheisen (Ausbringen bis 105 Proc.); auch in Middles-
borough erfolgten im Jahre 1872 nach dem Berichte einer von Belgien
dorthin entsendeten Commission aus 1000 kg Roheisen ca. 1035 kg
Luppeneisen. Dass die Möglichkeit eines so hohen Ausbringens nicht
ausgeschlossen ist, wurde schon früher erläutert; wahrscheinlich bleibt
es indess, dass dasselbe in den erwähnten Fällen zum grossen Theile
durch das Gewicht der noch reichlich eingemengten Schlacke herbei-
geführt wurde. Auch bei den später in England betriebenen Danksöfen
ist kaum jemals ein so günstiges Ergebniss erreicht worden.

Der Verbrauch an Brennstoff im Danksofen selbst (d. h. excl. des
zum Schmelzen des Roheisens erforderlichen Brennstoffes) beziffert sich
in Creusot auf 450--500 kg per 1000 kg erzeugten Luppeneisens, in
kleineren Oefen entsprechend höher. In Middlesborough betrug im
Jahre 1872 der Kohlenverbrauch incl. der Kohlen zum Schmelzen
850 kg per 1000 kg Luppeneisen.

Chemische Untersuchungen.

Von einigen durch Snelus ausgeführten Untersuchungen2) über
den Verlauf des Processes im Dankspuddelofen mögen folgende als
Beispiel hier Platz finden.

1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872.
2) Vergl. Literatur.
Die Darstellung des Schweisseisens.

Zunächst wird Schlacke in den Ofen gebracht, dann lässt man das
flüssige Roheisen hinein. Der Fuchs wird geschlossen und eine lang-
same Drehung des Ofens beginnt. Wie im feststehenden Ofen tritt
alsbald ein lebhaftes Aufkochen der flüssigen Masse ein, welche bis
zum Schauloche emporsteigt. Im Anfange hält man die Temperatur
etwas niedriger, später, wenn die Ausscheidung der Eisenkörner be-
ginnt, wird sie gesteigert. Infolge der ununterbrochenen Drehung ballen
sich die schweissbaren Eisenkörnchen zu einer kugelförmigen Luppe
zusammen (bei dem Ofen zu Creusot zu zwei Luppen), und der Arbeiter
unterstützt diese Luppenbildung, indem er mit einer eisernen Stange
die Eisentheilchen nach der Mitte des Ofens hinschiebt.

Schliesslich wird die Luppe herausgeholt und gezängt.

Da die Zahl der überhaupt im Betriebe gewesenen Danksöfen nicht
gross ist, manche dieser Oefen sogar wieder kalt gelegt worden sind,
ehe sie das Versuchsstadium überschritten hatten, so zeigen die Ziffern
der an verschiedenen Orten erlangten Betriebsergebnisse oft sehr ab-
weichende Werthe. In Creusot gebraucht man nach Kerpely etwa
30 Minuten Zeit, um den im geschmolzenen Zustande gegebenen Roh-
eiseneinsatz von 1000 kg in schmiedbares Eisen umzuwandeln, und ein
Ofen kann in 24 Stunden 10 t Luppen liefern, wobei allerdings das
Ofenfutter nach Verarbeitung von 10—12 Einsätzen einer gründlichen
Reparatur unterworfen werden muss. Der Abgang in Creusot beträgt
etwa 15 Proc., so dass aus den eingesetzten 1000 kg Roheisen durch-
schnittlich 850 kg Luppeneisen erfolgen. Bei dem Besuche einer von
dem englischen Iron and Steel Institute sehr bald nach Erfindung der
Danksöfen nach Nordamerika entsendeten Commission1) soll dagegen
das Ausbringen an Luppeneisen sogar höher gewesen sein, als der
Einsatz an Roheisen (Ausbringen bis 105 Proc.); auch in Middles-
borough erfolgten im Jahre 1872 nach dem Berichte einer von Belgien
dorthin entsendeten Commission aus 1000 kg Roheisen ca. 1035 kg
Luppeneisen. Dass die Möglichkeit eines so hohen Ausbringens nicht
ausgeschlossen ist, wurde schon früher erläutert; wahrscheinlich bleibt
es indess, dass dasselbe in den erwähnten Fällen zum grossen Theile
durch das Gewicht der noch reichlich eingemengten Schlacke herbei-
geführt wurde. Auch bei den später in England betriebenen Danksöfen
ist kaum jemals ein so günstiges Ergebniss erreicht worden.

Der Verbrauch an Brennstoff im Danksofen selbst (d. h. excl. des
zum Schmelzen des Roheisens erforderlichen Brennstoffes) beziffert sich
in Creusot auf 450—500 kg per 1000 kg erzeugten Luppeneisens, in
kleineren Oefen entsprechend höher. In Middlesborough betrug im
Jahre 1872 der Kohlenverbrauch incl. der Kohlen zum Schmelzen
850 kg per 1000 kg Luppeneisen.

Chemische Untersuchungen.

Von einigen durch Snelus ausgeführten Untersuchungen2) über
den Verlauf des Processes im Dankspuddelofen mögen folgende als
Beispiel hier Platz finden.

1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872.
2) Vergl. Literatur.
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[806/0886] Die Darstellung des Schweisseisens. Zunächst wird Schlacke in den Ofen gebracht, dann lässt man das flüssige Roheisen hinein. Der Fuchs wird geschlossen und eine lang- same Drehung des Ofens beginnt. Wie im feststehenden Ofen tritt alsbald ein lebhaftes Aufkochen der flüssigen Masse ein, welche bis zum Schauloche emporsteigt. Im Anfange hält man die Temperatur etwas niedriger, später, wenn die Ausscheidung der Eisenkörner be- ginnt, wird sie gesteigert. Infolge der ununterbrochenen Drehung ballen sich die schweissbaren Eisenkörnchen zu einer kugelförmigen Luppe zusammen (bei dem Ofen zu Creusot zu zwei Luppen), und der Arbeiter unterstützt diese Luppenbildung, indem er mit einer eisernen Stange die Eisentheilchen nach der Mitte des Ofens hinschiebt. Schliesslich wird die Luppe herausgeholt und gezängt. Da die Zahl der überhaupt im Betriebe gewesenen Danksöfen nicht gross ist, manche dieser Oefen sogar wieder kalt gelegt worden sind, ehe sie das Versuchsstadium überschritten hatten, so zeigen die Ziffern der an verschiedenen Orten erlangten Betriebsergebnisse oft sehr ab- weichende Werthe. In Creusot gebraucht man nach Kerpely etwa 30 Minuten Zeit, um den im geschmolzenen Zustande gegebenen Roh- eiseneinsatz von 1000 kg in schmiedbares Eisen umzuwandeln, und ein Ofen kann in 24 Stunden 10 t Luppen liefern, wobei allerdings das Ofenfutter nach Verarbeitung von 10—12 Einsätzen einer gründlichen Reparatur unterworfen werden muss. Der Abgang in Creusot beträgt etwa 15 Proc., so dass aus den eingesetzten 1000 kg Roheisen durch- schnittlich 850 kg Luppeneisen erfolgen. Bei dem Besuche einer von dem englischen Iron and Steel Institute sehr bald nach Erfindung der Danksöfen nach Nordamerika entsendeten Commission 1) soll dagegen das Ausbringen an Luppeneisen sogar höher gewesen sein, als der Einsatz an Roheisen (Ausbringen bis 105 Proc.); auch in Middles- borough erfolgten im Jahre 1872 nach dem Berichte einer von Belgien dorthin entsendeten Commission aus 1000 kg Roheisen ca. 1035 kg Luppeneisen. Dass die Möglichkeit eines so hohen Ausbringens nicht ausgeschlossen ist, wurde schon früher erläutert; wahrscheinlich bleibt es indess, dass dasselbe in den erwähnten Fällen zum grossen Theile durch das Gewicht der noch reichlich eingemengten Schlacke herbei- geführt wurde. Auch bei den später in England betriebenen Danksöfen ist kaum jemals ein so günstiges Ergebniss erreicht worden. Der Verbrauch an Brennstoff im Danksofen selbst (d. h. excl. des zum Schmelzen des Roheisens erforderlichen Brennstoffes) beziffert sich in Creusot auf 450—500 kg per 1000 kg erzeugten Luppeneisens, in kleineren Oefen entsprechend höher. In Middlesborough betrug im Jahre 1872 der Kohlenverbrauch incl. der Kohlen zum Schmelzen 850 kg per 1000 kg Luppeneisen. Chemische Untersuchungen. Von einigen durch Snelus ausgeführten Untersuchungen 2) über den Verlauf des Processes im Dankspuddelofen mögen folgende als Beispiel hier Platz finden. 1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872. 2) Vergl. Literatur.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/886>, abgerufen am 20.04.2024.