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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Flusseisens.
wo Druckwasser zur Verfügung steht, durch Einfachheit vor der An-
wendung einer Dampfmaschine auszeichnet, ist auch bei der abgebildeten
Birne benutzt. Die Achse des in der Abbildung nicht erkennbaren
Presscylinders steht senkrecht und die Zahnstange wird demnach eben-
falls senkrecht bewegt; häufig auch findet man einen liegenden Cylinder
mit wagerechter Bewegung der Zahnstange. Letztere Anordnung giebt,
wenn die Zahnstange unter dem Rade mit nach oben gerichteten Zähnen
angebracht ist, leichter Veranlassung zu Zahnbrüchen durch Eisen-
oder Schlackentheile, welche beim Kochen des Metalles herausgeschleu-
dert wurden und zwischen die Zähne geriethen.

Von dem zweiten Zapfen aus wird der Gebläsewind nach dem
Boden der Birne geleitet. Zu diesem Zwecke ist derselbe hohl und
durch eine Stopfbüchse mit dem Windzuleitungsrohre verbunden, so
dass die Drehung der Birne vor sich gehen kann, ohne dass die Wind-
zuströmung unterbrochen zu werden braucht. Fig. 256 lässt diese Ein-
richtung erkennen.

Der Boden d wird von einer Gusseisenplatte getragen, unterhalb
welcher der Windkasten d sich befindet. Derselbe steht, wie in Fig. 256
ersichtlich ist, durch ein gekrümmtes Rohr mit dem Windzapfen und
der Windleitung in Verbindung und hat die Aufgabe, die Vertheilung
des Windes zu bewirken, welcher von hier aus durch zahlreiche, durch
den Boden hindurchgehende Oeffnungen in das Innere der Birne ge-
langt. An der Unterseite ist der Windkasten durch eine Eisenplatte
geschlossen, welche sich leicht entfernen lassen muss, damit man nöthigen-
falls von aussen zu den Windöffnungen gelangen kann, falls diese ver-
stopft sein sollten. Die Windeinströmungen sind entweder, wie bei der
abgebildeten Birne, gleichmässig im Boden vertheilt; oder sie befinden

[Abbildung] Fig. 260.
sich in einzelnen -- gewöhnlich 13--17 -- aus feuer-
festem Thone besonders gefertigten Einsatzstücken --
Formen oder Feren genannt --, deren jedes 7--12
durchgehende Oeffnungen zu enthalten pflegt. Fig. 260
zeigt eine solche Fere innerhalb des Bodens; sämmt-
liche Feren mit Ausnahme einer, welche in der Mitte
steht, werden im Kreise angeordnet. Letztere Ein-
richtung, welche die ältere und jetzt noch gebräuch-
lichere ist, hat den Vortheil, dass die Feren in Rück-
sicht auf die besonders in der Umgebung der Wind-
einströmungsöffnungen stattfindende stärkere Abnutzung
des Bodens mit besonderer Vorsicht aus erprobtem
Materiale gefertigt und vor der Benutzung gebrannt
werden können; erstere, durch von Lilienstern eingeführte Einrich-
tung gewährt den Vortheil einer gleichmässigeren Windvertheilung und
hat sich bei vorsichtiger Herstellung des Bodens auch als haltbar genug
erwiesen.

Abmessungen.

Die cylindrische Form des Mitteltheiles der Birne entspricht, wie
schon bei anderen Gelegenheiten verschiedentlich hervorgehoben wurde,
am besten der Aufgabe, die Wärmeverluste durch Ausstrahlung auf
ein möglichst kleines Maass zu ermässigen; die Verengung des Halses

Die Darstellung des Flusseisens.
wo Druckwasser zur Verfügung steht, durch Einfachheit vor der An-
wendung einer Dampfmaschine auszeichnet, ist auch bei der abgebildeten
Birne benutzt. Die Achse des in der Abbildung nicht erkennbaren
Presscylinders steht senkrecht und die Zahnstange wird demnach eben-
falls senkrecht bewegt; häufig auch findet man einen liegenden Cylinder
mit wagerechter Bewegung der Zahnstange. Letztere Anordnung giebt,
wenn die Zahnstange unter dem Rade mit nach oben gerichteten Zähnen
angebracht ist, leichter Veranlassung zu Zahnbrüchen durch Eisen-
oder Schlackentheile, welche beim Kochen des Metalles herausgeschleu-
dert wurden und zwischen die Zähne geriethen.

Von dem zweiten Zapfen aus wird der Gebläsewind nach dem
Boden der Birne geleitet. Zu diesem Zwecke ist derselbe hohl und
durch eine Stopfbüchse mit dem Windzuleitungsrohre verbunden, so
dass die Drehung der Birne vor sich gehen kann, ohne dass die Wind-
zuströmung unterbrochen zu werden braucht. Fig. 256 lässt diese Ein-
richtung erkennen.

Der Boden d wird von einer Gusseisenplatte getragen, unterhalb
welcher der Windkasten d sich befindet. Derselbe steht, wie in Fig. 256
ersichtlich ist, durch ein gekrümmtes Rohr mit dem Windzapfen und
der Windleitung in Verbindung und hat die Aufgabe, die Vertheilung
des Windes zu bewirken, welcher von hier aus durch zahlreiche, durch
den Boden hindurchgehende Oeffnungen in das Innere der Birne ge-
langt. An der Unterseite ist der Windkasten durch eine Eisenplatte
geschlossen, welche sich leicht entfernen lassen muss, damit man nöthigen-
falls von aussen zu den Windöffnungen gelangen kann, falls diese ver-
stopft sein sollten. Die Windeinströmungen sind entweder, wie bei der
abgebildeten Birne, gleichmässig im Boden vertheilt; oder sie befinden

[Abbildung] Fig. 260.
sich in einzelnen — gewöhnlich 13—17 — aus feuer-
festem Thone besonders gefertigten Einsatzstücken —
Formen oder Feren genannt —, deren jedes 7—12
durchgehende Oeffnungen zu enthalten pflegt. Fig. 260
zeigt eine solche Fere innerhalb des Bodens; sämmt-
liche Feren mit Ausnahme einer, welche in der Mitte
steht, werden im Kreise angeordnet. Letztere Ein-
richtung, welche die ältere und jetzt noch gebräuch-
lichere ist, hat den Vortheil, dass die Feren in Rück-
sicht auf die besonders in der Umgebung der Wind-
einströmungsöffnungen stattfindende stärkere Abnutzung
des Bodens mit besonderer Vorsicht aus erprobtem
Materiale gefertigt und vor der Benutzung gebrannt
werden können; erstere, durch von Lilienstern eingeführte Einrich-
tung gewährt den Vortheil einer gleichmässigeren Windvertheilung und
hat sich bei vorsichtiger Herstellung des Bodens auch als haltbar genug
erwiesen.

Abmessungen.

Die cylindrische Form des Mitteltheiles der Birne entspricht, wie
schon bei anderen Gelegenheiten verschiedentlich hervorgehoben wurde,
am besten der Aufgabe, die Wärmeverluste durch Ausstrahlung auf
ein möglichst kleines Maass zu ermässigen; die Verengung des Halses

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[888/0976] Die Darstellung des Flusseisens. wo Druckwasser zur Verfügung steht, durch Einfachheit vor der An- wendung einer Dampfmaschine auszeichnet, ist auch bei der abgebildeten Birne benutzt. Die Achse des in der Abbildung nicht erkennbaren Presscylinders steht senkrecht und die Zahnstange wird demnach eben- falls senkrecht bewegt; häufig auch findet man einen liegenden Cylinder mit wagerechter Bewegung der Zahnstange. Letztere Anordnung giebt, wenn die Zahnstange unter dem Rade mit nach oben gerichteten Zähnen angebracht ist, leichter Veranlassung zu Zahnbrüchen durch Eisen- oder Schlackentheile, welche beim Kochen des Metalles herausgeschleu- dert wurden und zwischen die Zähne geriethen. Von dem zweiten Zapfen aus wird der Gebläsewind nach dem Boden der Birne geleitet. Zu diesem Zwecke ist derselbe hohl und durch eine Stopfbüchse mit dem Windzuleitungsrohre verbunden, so dass die Drehung der Birne vor sich gehen kann, ohne dass die Wind- zuströmung unterbrochen zu werden braucht. Fig. 256 lässt diese Ein- richtung erkennen. Der Boden d wird von einer Gusseisenplatte getragen, unterhalb welcher der Windkasten d sich befindet. Derselbe steht, wie in Fig. 256 ersichtlich ist, durch ein gekrümmtes Rohr mit dem Windzapfen und der Windleitung in Verbindung und hat die Aufgabe, die Vertheilung des Windes zu bewirken, welcher von hier aus durch zahlreiche, durch den Boden hindurchgehende Oeffnungen in das Innere der Birne ge- langt. An der Unterseite ist der Windkasten durch eine Eisenplatte geschlossen, welche sich leicht entfernen lassen muss, damit man nöthigen- falls von aussen zu den Windöffnungen gelangen kann, falls diese ver- stopft sein sollten. Die Windeinströmungen sind entweder, wie bei der abgebildeten Birne, gleichmässig im Boden vertheilt; oder sie befinden [Abbildung Fig. 260.] sich in einzelnen — gewöhnlich 13—17 — aus feuer- festem Thone besonders gefertigten Einsatzstücken — Formen oder Feren genannt —, deren jedes 7—12 durchgehende Oeffnungen zu enthalten pflegt. Fig. 260 zeigt eine solche Fere innerhalb des Bodens; sämmt- liche Feren mit Ausnahme einer, welche in der Mitte steht, werden im Kreise angeordnet. Letztere Ein- richtung, welche die ältere und jetzt noch gebräuch- lichere ist, hat den Vortheil, dass die Feren in Rück- sicht auf die besonders in der Umgebung der Wind- einströmungsöffnungen stattfindende stärkere Abnutzung des Bodens mit besonderer Vorsicht aus erprobtem Materiale gefertigt und vor der Benutzung gebrannt werden können; erstere, durch von Lilienstern eingeführte Einrich- tung gewährt den Vortheil einer gleichmässigeren Windvertheilung und hat sich bei vorsichtiger Herstellung des Bodens auch als haltbar genug erwiesen. Abmessungen. Die cylindrische Form des Mitteltheiles der Birne entspricht, wie schon bei anderen Gelegenheiten verschiedentlich hervorgehoben wurde, am besten der Aufgabe, die Wärmeverluste durch Ausstrahlung auf ein möglichst kleines Maass zu ermässigen; die Verengung des Halses

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/976>, abgerufen am 18.04.2024.