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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Huelva.

Wo immer wir bisher das Gestade des herrlichen Spaniens be-
treten, überall weht uns inmitten der gegenwärtigen Regsamkeit der
Hauch einer bedeutenden, ja grossen Vergangenheit entgegen. Eine
ungeheuere Culturarbeit wurde seit uralter Zeit auf spanischem Boden
geleistet, auf dem jedes der grossen Völker, die Iberien beherrschten,
in kurzer Zeit zu Kraft und Wohlstand gedieh.

Die brutale Gewalt des Stärkeren unterbrach unzähligemale die
ruhige Betriebsamkeit der intelligenten Bevölkerung und vernichtete
die errungenen Vortheile.

Dem unerschöpflichen Bodenreichthum Spaniens ist es zu danken,
dass das Land alle Krisen, selbst die grossen Fehler der Regierung
während der letzten Jahrhunderte, welche mit Entvölkerung und Ver-
armung drohten, verhältnissmässig gut überstehen konnte. Spanien
besitzt in der That in höherem Masse als viele andere Länder die
Fähigkeit, sich rasch aufzurichten. Die ruhige und glückliche Ent-
wicklung seiner inneren Verhältnisse während der letzten Jahre,
welche schweren politischen Stürmen gefolgt waren, zeigt von der
bedeutenden Kraft seines Stabilitätvermögens.

Handel, Industrie und Verkehr haben sich allerwärts zusehends
gehoben; der Stern Spaniens strebt entschieden aufwärts.

Zu den Punkten, welche in letzter Zeit einen rapiden Auf-
schwung nahmen, dessen Bedeutung selbst über die Grenzen Spaniens
weit hinaus reicht, gehört Huelva; den Ruhm von einem weltver-
gessenen kleinen Hafen zu einem Minenverschiffungsplatze ersten
Ranges emporgestiegen zu sein, verdankt Huelva den Kupferminen
am Rio Tinto, um sie dreht sich, seit fremde Unternehmer sie in
würdiger Weise betreiben, alles Sinnen und Trachten. Huelva selbst
ist unbedeutend. Die heute weltberühmten Rio Tinto-Minen mit ihren
12.000 Arbeitern gehören dem technischen Betriebe nach zu den gross-
artigst eingerichteten Bergbetrieben überhaupt, welche ihrem Ergeb-

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 66
Huelva.

Wo immer wir bisher das Gestade des herrlichen Spaniens be-
treten, überall weht uns inmitten der gegenwärtigen Regsamkeit der
Hauch einer bedeutenden, ja grossen Vergangenheit entgegen. Eine
ungeheuere Culturarbeit wurde seit uralter Zeit auf spanischem Boden
geleistet, auf dem jedes der grossen Völker, die Iberien beherrschten,
in kurzer Zeit zu Kraft und Wohlstand gedieh.

Die brutale Gewalt des Stärkeren unterbrach unzähligemale die
ruhige Betriebsamkeit der intelligenten Bevölkerung und vernichtete
die errungenen Vortheile.

Dem unerschöpflichen Bodenreichthum Spaniens ist es zu danken,
dass das Land alle Krisen, selbst die grossen Fehler der Regierung
während der letzten Jahrhunderte, welche mit Entvölkerung und Ver-
armung drohten, verhältnissmässig gut überstehen konnte. Spanien
besitzt in der That in höherem Masse als viele andere Länder die
Fähigkeit, sich rasch aufzurichten. Die ruhige und glückliche Ent-
wicklung seiner inneren Verhältnisse während der letzten Jahre,
welche schweren politischen Stürmen gefolgt waren, zeigt von der
bedeutenden Kraft seines Stabilitätvermögens.

Handel, Industrie und Verkehr haben sich allerwärts zusehends
gehoben; der Stern Spaniens strebt entschieden aufwärts.

Zu den Punkten, welche in letzter Zeit einen rapiden Auf-
schwung nahmen, dessen Bedeutung selbst über die Grenzen Spaniens
weit hinaus reicht, gehört Huelva; den Ruhm von einem weltver-
gessenen kleinen Hafen zu einem Minenverschiffungsplatze ersten
Ranges emporgestiegen zu sein, verdankt Huelva den Kupferminen
am Rio Tinto, um sie dreht sich, seit fremde Unternehmer sie in
würdiger Weise betreiben, alles Sinnen und Trachten. Huelva selbst
ist unbedeutend. Die heute weltberühmten Rio Tinto-Minen mit ihren
12.000 Arbeitern gehören dem technischen Betriebe nach zu den gross-
artigst eingerichteten Bergbetrieben überhaupt, welche ihrem Ergeb-

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 66
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[[521]/0541] Huelva. Wo immer wir bisher das Gestade des herrlichen Spaniens be- treten, überall weht uns inmitten der gegenwärtigen Regsamkeit der Hauch einer bedeutenden, ja grossen Vergangenheit entgegen. Eine ungeheuere Culturarbeit wurde seit uralter Zeit auf spanischem Boden geleistet, auf dem jedes der grossen Völker, die Iberien beherrschten, in kurzer Zeit zu Kraft und Wohlstand gedieh. Die brutale Gewalt des Stärkeren unterbrach unzähligemale die ruhige Betriebsamkeit der intelligenten Bevölkerung und vernichtete die errungenen Vortheile. Dem unerschöpflichen Bodenreichthum Spaniens ist es zu danken, dass das Land alle Krisen, selbst die grossen Fehler der Regierung während der letzten Jahrhunderte, welche mit Entvölkerung und Ver- armung drohten, verhältnissmässig gut überstehen konnte. Spanien besitzt in der That in höherem Masse als viele andere Länder die Fähigkeit, sich rasch aufzurichten. Die ruhige und glückliche Ent- wicklung seiner inneren Verhältnisse während der letzten Jahre, welche schweren politischen Stürmen gefolgt waren, zeigt von der bedeutenden Kraft seines Stabilitätvermögens. Handel, Industrie und Verkehr haben sich allerwärts zusehends gehoben; der Stern Spaniens strebt entschieden aufwärts. Zu den Punkten, welche in letzter Zeit einen rapiden Auf- schwung nahmen, dessen Bedeutung selbst über die Grenzen Spaniens weit hinaus reicht, gehört Huelva; den Ruhm von einem weltver- gessenen kleinen Hafen zu einem Minenverschiffungsplatze ersten Ranges emporgestiegen zu sein, verdankt Huelva den Kupferminen am Rio Tinto, um sie dreht sich, seit fremde Unternehmer sie in würdiger Weise betreiben, alles Sinnen und Trachten. Huelva selbst ist unbedeutend. Die heute weltberühmten Rio Tinto-Minen mit ihren 12.000 Arbeitern gehören dem technischen Betriebe nach zu den gross- artigst eingerichteten Bergbetrieben überhaupt, welche ihrem Ergeb- Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 66

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [521]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/541>, abgerufen am 19.04.2024.