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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Santander.

Gewaltig brandet die oceanische See an der nördlichen Steil-
küste Spaniens, die in wildromantischer Gliederung zu dem gewal-
tigen Randgebirge der cantabrischen Kette aufsteigt, deren im Sonnen-
glanze leuchtende Schneehäupter dem Seemanne schon von weiter
Ferne sichtbar werden.

Die Küstenformation, die wenigen, aber bei Sturm schwer anzu-
laufenden Häfen, dann die ebenfalls hafenlose Flachküste von Frank-
reich, welche im östlichsten Theile des Golfes von Viscaya senkrecht
abbiegt, gestalten die Navigationsverhältnisse im Cantabrischen Meere
sehr ungünstig. Die hier mit ungeheurer Gewalt wüthenden West-
und Nordweststürme wälzen enorm hohe oceanische Wogen vor sich
her und zwingen jene Schiffe, welche die See nicht mehr zu halten
vermögen, in einem der wenigen Häfen an dieser 550 km langen
Küstenstrecke Schutz zu suchen, ein Unternehmen, welches Segel-
schiffen schon oft den Untergang brachte.

Von Ferrol bis zur französischen Grenze gibt es eigentlich nur
die Häfen von Santander, Santona und Passages (östlich von San
Sebastian), welche Schiffen in solchen Fällen Zuflucht gewähren.

Nach Ausbau der äusseren Wellenbrecher bei Portugalette
(Bilbao) wird auch dort ein gesicherter Hafen entstanden sein. Ein
Blick auf die Karte sagt uns aber, dass die genannten Häfen nur
im östlichsten Theile des Cantabrischen Meeres auf einer Strecke von
170 km liegen, während der ganze westliche Verlauf von Santander
an bis Cap Ortegal (380 km) hafenlos verlauft. Diese Umstände machen
es wohl klar, warum die Nordküste von Spanien besonders bei der
Segelschiffahrt arg verrufen ist.

Bei Santander ebenso wie bei den anderen Häfen bricht die
See bei West- und Nordweststürmen mit solcher Gewalt an der
Einfahrt, dass Segelschiffe oft die Steuerkraft einbüssen und schliess-
lich stranden.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 70
Santander.

Gewaltig brandet die oceanische See an der nördlichen Steil-
küste Spaniens, die in wildromantischer Gliederung zu dem gewal-
tigen Randgebirge der cantabrischen Kette aufsteigt, deren im Sonnen-
glanze leuchtende Schneehäupter dem Seemanne schon von weiter
Ferne sichtbar werden.

Die Küstenformation, die wenigen, aber bei Sturm schwer anzu-
laufenden Häfen, dann die ebenfalls hafenlose Flachküste von Frank-
reich, welche im östlichsten Theile des Golfes von Viscaya senkrecht
abbiegt, gestalten die Navigationsverhältnisse im Cantabrischen Meere
sehr ungünstig. Die hier mit ungeheurer Gewalt wüthenden West-
und Nordweststürme wälzen enorm hohe oceanische Wogen vor sich
her und zwingen jene Schiffe, welche die See nicht mehr zu halten
vermögen, in einem der wenigen Häfen an dieser 550 km langen
Küstenstrecke Schutz zu suchen, ein Unternehmen, welches Segel-
schiffen schon oft den Untergang brachte.

Von Ferrol bis zur französischen Grenze gibt es eigentlich nur
die Häfen von Santander, Santona und Passages (östlich von San
Sebastian), welche Schiffen in solchen Fällen Zuflucht gewähren.

Nach Ausbau der äusseren Wellenbrecher bei Portugalette
(Bilbao) wird auch dort ein gesicherter Hafen entstanden sein. Ein
Blick auf die Karte sagt uns aber, dass die genannten Häfen nur
im östlichsten Theile des Cantabrischen Meeres auf einer Strecke von
170 km liegen, während der ganze westliche Verlauf von Santander
an bis Cap Ortegal (380 km) hafenlos verlauft. Diese Umstände machen
es wohl klar, warum die Nordküste von Spanien besonders bei der
Segelschiffahrt arg verrufen ist.

Bei Santander ebenso wie bei den anderen Häfen bricht die
See bei West- und Nordweststürmen mit solcher Gewalt an der
Einfahrt, dass Segelschiffe oft die Steuerkraft einbüssen und schliess-
lich stranden.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 70
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[[553]/0573] Santander. Gewaltig brandet die oceanische See an der nördlichen Steil- küste Spaniens, die in wildromantischer Gliederung zu dem gewal- tigen Randgebirge der cantabrischen Kette aufsteigt, deren im Sonnen- glanze leuchtende Schneehäupter dem Seemanne schon von weiter Ferne sichtbar werden. Die Küstenformation, die wenigen, aber bei Sturm schwer anzu- laufenden Häfen, dann die ebenfalls hafenlose Flachküste von Frank- reich, welche im östlichsten Theile des Golfes von Viscaya senkrecht abbiegt, gestalten die Navigationsverhältnisse im Cantabrischen Meere sehr ungünstig. Die hier mit ungeheurer Gewalt wüthenden West- und Nordweststürme wälzen enorm hohe oceanische Wogen vor sich her und zwingen jene Schiffe, welche die See nicht mehr zu halten vermögen, in einem der wenigen Häfen an dieser 550 km langen Küstenstrecke Schutz zu suchen, ein Unternehmen, welches Segel- schiffen schon oft den Untergang brachte. Von Ferrol bis zur französischen Grenze gibt es eigentlich nur die Häfen von Santander, Santona und Passages (östlich von San Sebastian), welche Schiffen in solchen Fällen Zuflucht gewähren. Nach Ausbau der äusseren Wellenbrecher bei Portugalette (Bilbao) wird auch dort ein gesicherter Hafen entstanden sein. Ein Blick auf die Karte sagt uns aber, dass die genannten Häfen nur im östlichsten Theile des Cantabrischen Meeres auf einer Strecke von 170 km liegen, während der ganze westliche Verlauf von Santander an bis Cap Ortegal (380 km) hafenlos verlauft. Diese Umstände machen es wohl klar, warum die Nordküste von Spanien besonders bei der Segelschiffahrt arg verrufen ist. Bei Santander ebenso wie bei den anderen Häfen bricht die See bei West- und Nordweststürmen mit solcher Gewalt an der Einfahrt, dass Segelschiffe oft die Steuerkraft einbüssen und schliess- lich stranden. Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 70

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [553]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/573>, abgerufen am 29.03.2024.