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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Königsberg.

Zur geschichtlichen und geistigen Bedeutung der interessanten
Königstadt am Pregel haben die Geographen auch ihre topographi-
sche Merkwürdigkeit hinzugefügt, indem sie die Universalität der
Terrainformen in und bei Königsberg hervorhoben.

Die Stadt liegt nämlich in einem mehrfach coupirten Terrain,
an einem schiffbaren Fluss, der eine nicht unbedeutende Insel bildet;
in der Nähe sind ein Küstensee, eine Flussmündung und ein Seehafen,
also genügende Elemente für eine topographische Specialität.

Königsberg, die zweite Haupt- und Residenzstadt des König-
reiches Preussen, ist eine der bedeutendsten geistigen Hochwarten
Deutschlands und der wichtigste Vorort deutschen Wesens gegen den
Osten zu.

An der 1545 dort gegründeten Universität wirkte Kant, "der
Weise von Königsberg", den man mit Recht den geistigen Vertreter
der Stadt genannt hat, und scharfe Beobachter wollen bemerkt haben,
"dass die Deutlichkeit der Begriffe, die Klarheit der Urtheile und
die scharfe, kalte Verständigkeit" des grossen Philosophen jedem
Königsberger mehr oder weniger angeerbt sei. In jedem Falle ist
Königsberg von grosser geistiger Bedeutung.

Die Stadt zählt einschliesslich einer Garnison von etwa 7000
Mann mehr als 150.000 Einwohner, gegen 112.000 im Jahre 1871.
Das Anwachsen ihrer Bevölkerung ist daher sehr beachtenswerth.

Seit der 1843 erfolgten Befestigung durch starke Umwallungen
und durch die spätere Hinzufügung eines Aussenforts ist Königsberg
zu einem Waffenplatze ersten Ranges geworden. Der Pregel durch-
fliesst, wie unser Plan zeigt, die Stadt in nahezu Ost-Westrichtung,
nachdem sich die beiden Wasserarme des neuen und alten Pregel
im Weichbilde vereinigen und die Insel Kneiphof, die einen markanten
Stadttheil bildet, umschliessen.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 105
Königsberg.

Zur geschichtlichen und geistigen Bedeutung der interessanten
Königstadt am Pregel haben die Geographen auch ihre topographi-
sche Merkwürdigkeit hinzugefügt, indem sie die Universalität der
Terrainformen in und bei Königsberg hervorhoben.

Die Stadt liegt nämlich in einem mehrfach coupirten Terrain,
an einem schiffbaren Fluss, der eine nicht unbedeutende Insel bildet;
in der Nähe sind ein Küstensee, eine Flussmündung und ein Seehafen,
also genügende Elemente für eine topographische Specialität.

Königsberg, die zweite Haupt- und Residenzstadt des König-
reiches Preussen, ist eine der bedeutendsten geistigen Hochwarten
Deutschlands und der wichtigste Vorort deutschen Wesens gegen den
Osten zu.

An der 1545 dort gegründeten Universität wirkte Kant, „der
Weise von Königsberg“, den man mit Recht den geistigen Vertreter
der Stadt genannt hat, und scharfe Beobachter wollen bemerkt haben,
„dass die Deutlichkeit der Begriffe, die Klarheit der Urtheile und
die scharfe, kalte Verständigkeit“ des grossen Philosophen jedem
Königsberger mehr oder weniger angeerbt sei. In jedem Falle ist
Königsberg von grosser geistiger Bedeutung.

Die Stadt zählt einschliesslich einer Garnison von etwa 7000
Mann mehr als 150.000 Einwohner, gegen 112.000 im Jahre 1871.
Das Anwachsen ihrer Bevölkerung ist daher sehr beachtenswerth.

Seit der 1843 erfolgten Befestigung durch starke Umwallungen
und durch die spätere Hinzufügung eines Aussenforts ist Königsberg
zu einem Waffenplatze ersten Ranges geworden. Der Pregel durch-
fliesst, wie unser Plan zeigt, die Stadt in nahezu Ost-Westrichtung,
nachdem sich die beiden Wasserarme des neuen und alten Pregel
im Weichbilde vereinigen und die Insel Kneiphof, die einen markanten
Stadttheil bildet, umschliessen.


Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 105
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[[833]/0853] Königsberg. Zur geschichtlichen und geistigen Bedeutung der interessanten Königstadt am Pregel haben die Geographen auch ihre topographi- sche Merkwürdigkeit hinzugefügt, indem sie die Universalität der Terrainformen in und bei Königsberg hervorhoben. Die Stadt liegt nämlich in einem mehrfach coupirten Terrain, an einem schiffbaren Fluss, der eine nicht unbedeutende Insel bildet; in der Nähe sind ein Küstensee, eine Flussmündung und ein Seehafen, also genügende Elemente für eine topographische Specialität. Königsberg, die zweite Haupt- und Residenzstadt des König- reiches Preussen, ist eine der bedeutendsten geistigen Hochwarten Deutschlands und der wichtigste Vorort deutschen Wesens gegen den Osten zu. An der 1545 dort gegründeten Universität wirkte Kant, „der Weise von Königsberg“, den man mit Recht den geistigen Vertreter der Stadt genannt hat, und scharfe Beobachter wollen bemerkt haben, „dass die Deutlichkeit der Begriffe, die Klarheit der Urtheile und die scharfe, kalte Verständigkeit“ des grossen Philosophen jedem Königsberger mehr oder weniger angeerbt sei. In jedem Falle ist Königsberg von grosser geistiger Bedeutung. Die Stadt zählt einschliesslich einer Garnison von etwa 7000 Mann mehr als 150.000 Einwohner, gegen 112.000 im Jahre 1871. Das Anwachsen ihrer Bevölkerung ist daher sehr beachtenswerth. Seit der 1843 erfolgten Befestigung durch starke Umwallungen und durch die spätere Hinzufügung eines Aussenforts ist Königsberg zu einem Waffenplatze ersten Ranges geworden. Der Pregel durch- fliesst, wie unser Plan zeigt, die Stadt in nahezu Ost-Westrichtung, nachdem sich die beiden Wasserarme des neuen und alten Pregel im Weichbilde vereinigen und die Insel Kneiphof, die einen markanten Stadttheil bildet, umschliessen. Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 105

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [833]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/853>, abgerufen am 29.03.2024.