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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Livorno.
war ein Hauptdepotplatz der Alliirten, fiel 1796 in die Hände Bonaparte's, der es
durch Confiscationen aller Güter brandschatzte. Die Stadt gerieth in den Wechsel-
fällen der Kriege bald unter die Herrschaft der Alliirten, bald wieder unter jene
Frankreichs, und erst nach dem Wiener Congresse (1814) nahm Ferdinand III.
wieder Besitz von Livorno. Dieser Grossherzog trachtete die tiefen Wunden des
Krieges zu heilen, er erweiterte das Gebiet des Freihafens.

Die grossen Magazine, über welche die Stadt verfügte, und viele Erleich-
terungen hoben die Handelsbedeutung des Platzes und die Zahl seiner Bevölkerung.
Livorno wurde eine der günstigsten Echellen für die Verbindung der Levante mit
dem europäischen Westen.

Unter Leopold II. wurde der grosse Wellenbrecher mit bedeutenden Kosten
hergestellt (1854) und dadurch die Hafenfläche ausserordentlich erweitert.

[Abbildung]

Livorno.

Dennoch konnte in der neuesten Zeit, namentlich durch Eröffnung des
Suez-Canals und der Gotthardbahn, ein Rückgang des Handels durch die Aende-
rung der äusseren Verhältnisse nicht verhindert werden. Die thätige und unter-
nehmende Bevölkerung Livornos begann nun in der Entwicklung der Industrie
einen Ersatz zu suchen und erreichte glänzende Erfolge, die wieder eine Belebung
des Handels nach sich ziehen.

Unter 43° 32' nördl. Breite und 10° 17' östl. Länge v. Gr.
(Leuchtthurm) liegend, besteht der Hafen von Livorno, wie unser Plan
zeigt, aus dem Porto nuovo oder äusseren Hafen, den ein Wellen-
brecher von 1000 m Länge gegen die See abschliesst, ferner aus dem
Porto vecchio oder dem Mediceischen Hafen, und aus drei Bassins,
welche die Namen Mandracchio, Darsena vecchia und Darsena nuova
führen. An den zwei erstgenannten Bassins liegen die Lagerhäuser des

Livorno.
war ein Hauptdepotplatz der Alliirten, fiel 1796 in die Hände Bonaparte’s, der es
durch Confiscationen aller Güter brandschatzte. Die Stadt gerieth in den Wechsel-
fällen der Kriege bald unter die Herrschaft der Alliirten, bald wieder unter jene
Frankreichs, und erst nach dem Wiener Congresse (1814) nahm Ferdinand III.
wieder Besitz von Livorno. Dieser Grossherzog trachtete die tiefen Wunden des
Krieges zu heilen, er erweiterte das Gebiet des Freihafens.

Die grossen Magazine, über welche die Stadt verfügte, und viele Erleich-
terungen hoben die Handelsbedeutung des Platzes und die Zahl seiner Bevölkerung.
Livorno wurde eine der günstigsten Echellen für die Verbindung der Levante mit
dem europäischen Westen.

Unter Leopold II. wurde der grosse Wellenbrecher mit bedeutenden Kosten
hergestellt (1854) und dadurch die Hafenfläche ausserordentlich erweitert.

[Abbildung]

Livorno.

Dennoch konnte in der neuesten Zeit, namentlich durch Eröffnung des
Suez-Canals und der Gotthardbahn, ein Rückgang des Handels durch die Aende-
rung der äusseren Verhältnisse nicht verhindert werden. Die thätige und unter-
nehmende Bevölkerung Livornos begann nun in der Entwicklung der Industrie
einen Ersatz zu suchen und erreichte glänzende Erfolge, die wieder eine Belebung
des Handels nach sich ziehen.

Unter 43° 32′ nördl. Breite und 10° 17′ östl. Länge v. Gr.
(Leuchtthurm) liegend, besteht der Hafen von Livorno, wie unser Plan
zeigt, aus dem Porto nuovo oder äusseren Hafen, den ein Wellen-
brecher von 1000 m Länge gegen die See abschliesst, ferner aus dem
Porto vecchio oder dem Mediceischen Hafen, und aus drei Bassins,
welche die Namen Mandracchio, Darsena vecchia und Darsena nuova
führen. An den zwei erstgenannten Bassins liegen die Lagerhäuser des

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[357/0377] Livorno. war ein Hauptdepotplatz der Alliirten, fiel 1796 in die Hände Bonaparte’s, der es durch Confiscationen aller Güter brandschatzte. Die Stadt gerieth in den Wechsel- fällen der Kriege bald unter die Herrschaft der Alliirten, bald wieder unter jene Frankreichs, und erst nach dem Wiener Congresse (1814) nahm Ferdinand III. wieder Besitz von Livorno. Dieser Grossherzog trachtete die tiefen Wunden des Krieges zu heilen, er erweiterte das Gebiet des Freihafens. Die grossen Magazine, über welche die Stadt verfügte, und viele Erleich- terungen hoben die Handelsbedeutung des Platzes und die Zahl seiner Bevölkerung. Livorno wurde eine der günstigsten Echellen für die Verbindung der Levante mit dem europäischen Westen. Unter Leopold II. wurde der grosse Wellenbrecher mit bedeutenden Kosten hergestellt (1854) und dadurch die Hafenfläche ausserordentlich erweitert. [Abbildung Livorno. ] Dennoch konnte in der neuesten Zeit, namentlich durch Eröffnung des Suez-Canals und der Gotthardbahn, ein Rückgang des Handels durch die Aende- rung der äusseren Verhältnisse nicht verhindert werden. Die thätige und unter- nehmende Bevölkerung Livornos begann nun in der Entwicklung der Industrie einen Ersatz zu suchen und erreichte glänzende Erfolge, die wieder eine Belebung des Handels nach sich ziehen. Unter 43° 32′ nördl. Breite und 10° 17′ östl. Länge v. Gr. (Leuchtthurm) liegend, besteht der Hafen von Livorno, wie unser Plan zeigt, aus dem Porto nuovo oder äusseren Hafen, den ein Wellen- brecher von 1000 m Länge gegen die See abschliesst, ferner aus dem Porto vecchio oder dem Mediceischen Hafen, und aus drei Bassins, welche die Namen Mandracchio, Darsena vecchia und Darsena nuova führen. An den zwei erstgenannten Bassins liegen die Lagerhäuser des

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/377>, abgerufen am 28.03.2024.