früheren Zeitaufwandes reducirt, völkerwanderungsartige Auswanderer- ströme führen den jungen Staaten nicht nur die unschätzbaren Ar- beitskräfte, sondern auch die europäische Sitte zu.
Die Gegensätze früherer Epochen haben sich infolge dessen abgestumpft oder selbst verloren; und doch gelten alte und neue Welt zu beiden Seiten des intercontinentalen Meeres als Zweierlei.
Der Europäer wie der Amerikaner trägt das lebendige Gefühl dieser nationalen, politischen Verschiedenheit, namentlich aber das Gefühl der wirtschaftlichen Rivalität mit sich herum.
Bis jetzt überwiegt noch die Expansion auf der einen und die Reception auf der anderen Seite. Europa gibt noch immer seinen Menschenüberschuss und die Erzeugnisse seiner Ueberproduction an Amerika ab, das eben auch noch in der Lage ist, aufzunehmen und zu verdauen.
Wenn aber relativ oder gar absolut einmal der Sättigungspunkt eingetreten ist? Wenn Amerika aus der Reception selbst in die Phase der Expansion eintritt? Dann dürfte wohl auch der atlantische Ocean in eine neue Phase seiner Geschichte treten, dürfte er der Schauplatz von Weltkämpfen werden, welche die Frage entscheiden sollen, ob die alte und neue Welt wie bisher neben einander leben können oder die eine ihre Herrschaft auf den Trümmern der anderen wird begründen müssen.
Der atlantische Ocean.
früheren Zeitaufwandes reducirt, völkerwanderungsartige Auswanderer- ströme führen den jungen Staaten nicht nur die unschätzbaren Ar- beitskräfte, sondern auch die europäische Sitte zu.
Die Gegensätze früherer Epochen haben sich infolge dessen abgestumpft oder selbst verloren; und doch gelten alte und neue Welt zu beiden Seiten des intercontinentalen Meeres als Zweierlei.
Der Europäer wie der Amerikaner trägt das lebendige Gefühl dieser nationalen, politischen Verschiedenheit, namentlich aber das Gefühl der wirtschaftlichen Rivalität mit sich herum.
Bis jetzt überwiegt noch die Expansion auf der einen und die Reception auf der anderen Seite. Europa gibt noch immer seinen Menschenüberschuss und die Erzeugnisse seiner Ueberproduction an Amerika ab, das eben auch noch in der Lage ist, aufzunehmen und zu verdauen.
Wenn aber relativ oder gar absolut einmal der Sättigungspunkt eingetreten ist? Wenn Amerika aus der Reception selbst in die Phase der Expansion eintritt? Dann dürfte wohl auch der atlantische Ocean in eine neue Phase seiner Geschichte treten, dürfte er der Schauplatz von Weltkämpfen werden, welche die Frage entscheiden sollen, ob die alte und neue Welt wie bisher neben einander leben können oder die eine ihre Herrschaft auf den Trümmern der anderen wird begründen müssen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0514"n="494"/><fwplace="top"type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/>
früheren Zeitaufwandes reducirt, völkerwanderungsartige Auswanderer-<lb/>
ströme führen den jungen Staaten nicht nur die unschätzbaren Ar-<lb/>
beitskräfte, sondern auch die europäische Sitte zu.</p><lb/><p>Die Gegensätze früherer Epochen haben sich infolge dessen<lb/>
abgestumpft oder selbst verloren; und doch gelten alte und neue<lb/>
Welt zu beiden Seiten des intercontinentalen Meeres als Zweierlei.</p><lb/><p>Der Europäer wie der Amerikaner trägt das lebendige Gefühl<lb/>
dieser nationalen, politischen Verschiedenheit, namentlich aber das<lb/>
Gefühl der wirtschaftlichen Rivalität mit sich herum.</p><lb/><p>Bis jetzt überwiegt noch die Expansion auf der einen und die<lb/>
Reception auf der anderen Seite. Europa gibt noch immer seinen<lb/>
Menschenüberschuss und die Erzeugnisse seiner Ueberproduction an<lb/>
Amerika ab, das eben auch noch in der Lage ist, aufzunehmen und<lb/>
zu verdauen.</p><lb/><p>Wenn aber relativ oder gar absolut einmal der Sättigungspunkt<lb/>
eingetreten ist? Wenn Amerika aus der Reception selbst in die Phase<lb/>
der Expansion eintritt? Dann dürfte wohl auch der atlantische Ocean in<lb/>
eine neue Phase seiner Geschichte treten, dürfte er der Schauplatz<lb/>
von Weltkämpfen werden, welche die Frage entscheiden sollen, ob<lb/>
die alte und neue Welt wie bisher neben einander leben können<lb/>
oder die eine ihre Herrschaft auf den Trümmern der anderen wird<lb/>
begründen müssen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[494/0514]
Der atlantische Ocean.
früheren Zeitaufwandes reducirt, völkerwanderungsartige Auswanderer-
ströme führen den jungen Staaten nicht nur die unschätzbaren Ar-
beitskräfte, sondern auch die europäische Sitte zu.
Die Gegensätze früherer Epochen haben sich infolge dessen
abgestumpft oder selbst verloren; und doch gelten alte und neue
Welt zu beiden Seiten des intercontinentalen Meeres als Zweierlei.
Der Europäer wie der Amerikaner trägt das lebendige Gefühl
dieser nationalen, politischen Verschiedenheit, namentlich aber das
Gefühl der wirtschaftlichen Rivalität mit sich herum.
Bis jetzt überwiegt noch die Expansion auf der einen und die
Reception auf der anderen Seite. Europa gibt noch immer seinen
Menschenüberschuss und die Erzeugnisse seiner Ueberproduction an
Amerika ab, das eben auch noch in der Lage ist, aufzunehmen und
zu verdauen.
Wenn aber relativ oder gar absolut einmal der Sättigungspunkt
eingetreten ist? Wenn Amerika aus der Reception selbst in die Phase
der Expansion eintritt? Dann dürfte wohl auch der atlantische Ocean in
eine neue Phase seiner Geschichte treten, dürfte er der Schauplatz
von Weltkämpfen werden, welche die Frage entscheiden sollen, ob
die alte und neue Welt wie bisher neben einander leben können
oder die eine ihre Herrschaft auf den Trümmern der anderen wird
begründen müssen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/514>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.