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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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New-Orleans.

Im Angesichte der schlammigen Niederungen des Mississippi-
Deltas, das mit seinen wie eine Adlerklaue ausgespreizten Armen weit
in den mexikanischen Golf hinausgreift, stehen wir vor einem Gebiete
der Zukunft, vor einem Lande, das mit gigantischen Schritten einer
hervorragenden Bedeutung im grossen Weltverkehr entgegeneilt. Ge-
waltig, wie seine Zukunft, sind auch die Mittel, welche die Natur in
überschwänglichem Masse hier angehäuft hat.

Ungeheure Territorien, deren Fruchtbarkeit mit dem ergiebigen
Boden des Nillandes oder den gesegnetsten Fluren Italiens wetteifert,
aber diese an Ausdehnung hundertfach überragt, durchströmt der
mächtige Mississippi, der Vater der Ströme, und seine braunen Fluten
und die gewaltigen Nebenflüsse desselben tragen den Segen reicher Ernten
südwärts zum Ocean. Vergegenwärtigen wir uns das 3·2 Millionen
Quadratkilometer umfassende Stromgebiet des Mississippi, welches der
majestätische Fluss in einer Längserstreckung von 4200 km, davon
3780 km als schiffbarer Wasserweg durchströmt und berücksichtigen
wir die Tragkraft der grossen schiffbaren Nebenflüsse: Missouri,
Illinois, Kansas, Ohio, Red-River und anderer, so kommen wir zur
Ueberzeugung, dass der Mississippi als Wasserstrasse betrachtet eine
der allerersten Stellen unter den Strömen der Erde einnimmt.

Die Schiffahrt hat an der Mündung des Mississippi mit einigen
Schwierigkeiten zu kämpfen, welche durch die sumpfigen Niederungen
des ganzen Küstengebietes, hauptsächlich aber durch das schutzlose
weit in See hinausreichende Delta mit seinen Bänken und Sandbarren
hervorgerufen sind. Die Union und der Staat Louisiana haben indes
zur Erhaltung einer navigablen Einfahrtstrasse ausserordentlich kost-
spielige hydraulische Bauten aufführen lassen, durch welche bisher
eine Wassertiefe von 7·3 m im South-Pass, dem gegenwärtigen Wasser-
wege nach New-Orleans, erlangt worden ist.


New-Orleans.

Im Angesichte der schlammigen Niederungen des Mississippi-
Deltas, das mit seinen wie eine Adlerklaue ausgespreizten Armen weit
in den mexikanischen Golf hinausgreift, stehen wir vor einem Gebiete
der Zukunft, vor einem Lande, das mit gigantischen Schritten einer
hervorragenden Bedeutung im grossen Weltverkehr entgegeneilt. Ge-
waltig, wie seine Zukunft, sind auch die Mittel, welche die Natur in
überschwänglichem Masse hier angehäuft hat.

Ungeheure Territorien, deren Fruchtbarkeit mit dem ergiebigen
Boden des Nillandes oder den gesegnetsten Fluren Italiens wetteifert,
aber diese an Ausdehnung hundertfach überragt, durchströmt der
mächtige Mississippi, der Vater der Ströme, und seine braunen Fluten
und die gewaltigen Nebenflüsse desselben tragen den Segen reicher Ernten
südwärts zum Ocean. Vergegenwärtigen wir uns das 3·2 Millionen
Quadratkilometer umfassende Stromgebiet des Mississippi, welches der
majestätische Fluss in einer Längserstreckung von 4200 km, davon
3780 km als schiffbarer Wasserweg durchströmt und berücksichtigen
wir die Tragkraft der grossen schiffbaren Nebenflüsse: Missouri,
Illinois, Kansas, Ohio, Red-River und anderer, so kommen wir zur
Ueberzeugung, dass der Mississippi als Wasserstrasse betrachtet eine
der allerersten Stellen unter den Strömen der Erde einnimmt.

Die Schiffahrt hat an der Mündung des Mississippi mit einigen
Schwierigkeiten zu kämpfen, welche durch die sumpfigen Niederungen
des ganzen Küstengebietes, hauptsächlich aber durch das schutzlose
weit in See hinausreichende Delta mit seinen Bänken und Sandbarren
hervorgerufen sind. Die Union und der Staat Louisiana haben indes
zur Erhaltung einer navigablen Einfahrtstrasse ausserordentlich kost-
spielige hydraulische Bauten aufführen lassen, durch welche bisher
eine Wassertiefe von 7·3 m im South-Pass, dem gegenwärtigen Wasser-
wege nach New-Orleans, erlangt worden ist.


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[[130]/0146] New-Orleans. Im Angesichte der schlammigen Niederungen des Mississippi- Deltas, das mit seinen wie eine Adlerklaue ausgespreizten Armen weit in den mexikanischen Golf hinausgreift, stehen wir vor einem Gebiete der Zukunft, vor einem Lande, das mit gigantischen Schritten einer hervorragenden Bedeutung im grossen Weltverkehr entgegeneilt. Ge- waltig, wie seine Zukunft, sind auch die Mittel, welche die Natur in überschwänglichem Masse hier angehäuft hat. Ungeheure Territorien, deren Fruchtbarkeit mit dem ergiebigen Boden des Nillandes oder den gesegnetsten Fluren Italiens wetteifert, aber diese an Ausdehnung hundertfach überragt, durchströmt der mächtige Mississippi, der Vater der Ströme, und seine braunen Fluten und die gewaltigen Nebenflüsse desselben tragen den Segen reicher Ernten südwärts zum Ocean. Vergegenwärtigen wir uns das 3·2 Millionen Quadratkilometer umfassende Stromgebiet des Mississippi, welches der majestätische Fluss in einer Längserstreckung von 4200 km, davon 3780 km als schiffbarer Wasserweg durchströmt und berücksichtigen wir die Tragkraft der grossen schiffbaren Nebenflüsse: Missouri, Illinois, Kansas, Ohio, Red-River und anderer, so kommen wir zur Ueberzeugung, dass der Mississippi als Wasserstrasse betrachtet eine der allerersten Stellen unter den Strömen der Erde einnimmt. Die Schiffahrt hat an der Mündung des Mississippi mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, welche durch die sumpfigen Niederungen des ganzen Küstengebietes, hauptsächlich aber durch das schutzlose weit in See hinausreichende Delta mit seinen Bänken und Sandbarren hervorgerufen sind. Die Union und der Staat Louisiana haben indes zur Erhaltung einer navigablen Einfahrtstrasse ausserordentlich kost- spielige hydraulische Bauten aufführen lassen, durch welche bisher eine Wassertiefe von 7·3 m im South-Pass, dem gegenwärtigen Wasser- wege nach New-Orleans, erlangt worden ist.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [130]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/146>, abgerufen am 18.04.2024.