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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Westindische Häfen.

Den Haupttheil der Einfuhr bilden auf Jamaica wie auf den anderen
westindischen Inseln Nahrungs- und Genussmittel, unter denen Mehl und
Fleisch aus der Union und Fische aus Canada besonders wichtig sind. Von Erzeugnissen
der Industrie sind zu nennen Baumwollwaaren (1889 Werth 244.813 L), Schuh-
waaren (30.330 Dutzend), Kurzwaaren, Seife und Wollwaaren. Baumaterialien und
Kohlen (1889 450.000 q) sind ebenfalls wichtig.

Der Schiffsverkehr von Jamaica erreichte ohne den Küstenverkehr
1889 1,074.889 t, 1888 1,084.657 t; 1889 entfielen auf Dampfer 823.754 t, auf
Segler 231.135 t. Wir bemerken, dass in Jamaica das Finanzjahr am 30. September
endet. Die meisten Schiffe führten die englische Flagge.

Jamaica, beziehungsweise Kingston steht mit Southampton durch die
Dampfer der Royal-Mail-Steam-Packet-Company alle 14 Tage (4702 Seemeilen,
Fahrzeit 18 Tage) und mit Liverpool durch die Dampfer der West-India und Pa-
cific-Steamship Comp. einmal im Monate in Verbindung; die Royal-Mail geht
weiter nach Colon und Savanilla, die West-India nach New-Orleans. Die Nord-
küste von Jamaica hat regelmässige Verbindungen mit Tampa und New-York. Ein-
mal in der Woche macht von Kingston aus ein Dampfer eine Tour rund um
die Insel.

Jamaica ist ein wichtiger Knotenpunkt des Telegraphennetzes von
Westindien. Kabel gehen nach Cuba, Charleston, Portorico und Colon-Aspinwall.

Die Colonialbank ist die einzige Privatbank von Jamaica.

In Kingston unterhalten Consulate: Belgien, Chile, Columbia, Costarica,
Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Haiti
(G.-C.), Honduras (G.-C.), Italien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru, Salvador,
Schweden und Norwegen, Spanien, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Haiti. Port au Prince. San Domingo.

Im Verlaufe unserer Schilderung der Antillen haben wir mehr-
fach wahrnehmen müssen, wie diese Inseln trotz aller Begünstigungen,
welche ihnen die Natur in reichstem Masse hat zu Theil werden lassen,
unter der Ungunst der Zeiten von ihrem einstigen Wohlstande herab-
gekommen sind.

Am crassesten ist diese bedauerliche Erscheinung auf Haiti, der
zweitgrössten und einst blühendsten Insel Westindiens, der einzigen,
welcher es durch eine eigenthümliche Verkettung der Umstände gelun-
gen ist, sich die staatliche Selbständigkeit zu erringen, zu Tage getreten.

Die Insel Haiti, deren Name indianisch "Gebirgsland" bedeutet,
begreift zwei Staaten in sich, die kleinere Republik Haiti im
Westen und die "Republica Dominicana" im Osten. Die Bevöl-
kerung ist sehr ungleich vertheilt; von den 1,377.000 Einwohnern,
welche die Insel haben soll, entfallen etwa 960.000 auf den kleineren

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 25
Westindische Häfen.

Den Haupttheil der Einfuhr bilden auf Jamaica wie auf den anderen
westindischen Inseln Nahrungs- und Genussmittel, unter denen Mehl und
Fleisch aus der Union und Fische aus Canada besonders wichtig sind. Von Erzeugnissen
der Industrie sind zu nennen Baumwollwaaren (1889 Werth 244.813 ₤), Schuh-
waaren (30.330 Dutzend), Kurzwaaren, Seife und Wollwaaren. Baumaterialien und
Kohlen (1889 450.000 q) sind ebenfalls wichtig.

Der Schiffsverkehr von Jamaica erreichte ohne den Küstenverkehr
1889 1,074.889 t, 1888 1,084.657 t; 1889 entfielen auf Dampfer 823.754 t, auf
Segler 231.135 t. Wir bemerken, dass in Jamaica das Finanzjahr am 30. September
endet. Die meisten Schiffe führten die englische Flagge.

Jamaica, beziehungsweise Kingston steht mit Southampton durch die
Dampfer der Royal-Mail-Steam-Packet-Company alle 14 Tage (4702 Seemeilen,
Fahrzeit 18 Tage) und mit Liverpool durch die Dampfer der West-India und Pa-
cific-Steamship Comp. einmal im Monate in Verbindung; die Royal-Mail geht
weiter nach Colon und Savanilla, die West-India nach New-Orleans. Die Nord-
küste von Jamaica hat regelmässige Verbindungen mit Tampa und New-York. Ein-
mal in der Woche macht von Kingston aus ein Dampfer eine Tour rund um
die Insel.

Jamaica ist ein wichtiger Knotenpunkt des Telegraphennetzes von
Westindien. Kabel gehen nach Cuba, Charleston, Portorico und Colon-Aspinwall.

Die Colonialbank ist die einzige Privatbank von Jamaica.

In Kingston unterhalten Consulate: Belgien, Chile, Columbia, Costarica,
Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Haïti
(G.-C.), Honduras (G.-C.), Italien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru, Salvador,
Schweden und Norwegen, Spanien, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Haïti. Port au Prince. San Domingo.

Im Verlaufe unserer Schilderung der Antillen haben wir mehr-
fach wahrnehmen müssen, wie diese Inseln trotz aller Begünstigungen,
welche ihnen die Natur in reichstem Masse hat zu Theil werden lassen,
unter der Ungunst der Zeiten von ihrem einstigen Wohlstande herab-
gekommen sind.

Am crassesten ist diese bedauerliche Erscheinung auf Haïti, der
zweitgrössten und einst blühendsten Insel Westindiens, der einzigen,
welcher es durch eine eigenthümliche Verkettung der Umstände gelun-
gen ist, sich die staatliche Selbständigkeit zu erringen, zu Tage getreten.

Die Insel Haïti, deren Name indianisch „Gebirgsland“ bedeutet,
begreift zwei Staaten in sich, die kleinere Republik Haïti im
Westen und die „Republica Dominicana“ im Osten. Die Bevöl-
kerung ist sehr ungleich vertheilt; von den 1,377.000 Einwohnern,
welche die Insel haben soll, entfallen etwa 960.000 auf den kleineren

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 25
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[193/0209] Westindische Häfen. Den Haupttheil der Einfuhr bilden auf Jamaica wie auf den anderen westindischen Inseln Nahrungs- und Genussmittel, unter denen Mehl und Fleisch aus der Union und Fische aus Canada besonders wichtig sind. Von Erzeugnissen der Industrie sind zu nennen Baumwollwaaren (1889 Werth 244.813 ₤), Schuh- waaren (30.330 Dutzend), Kurzwaaren, Seife und Wollwaaren. Baumaterialien und Kohlen (1889 450.000 q) sind ebenfalls wichtig. Der Schiffsverkehr von Jamaica erreichte ohne den Küstenverkehr 1889 1,074.889 t, 1888 1,084.657 t; 1889 entfielen auf Dampfer 823.754 t, auf Segler 231.135 t. Wir bemerken, dass in Jamaica das Finanzjahr am 30. September endet. Die meisten Schiffe führten die englische Flagge. Jamaica, beziehungsweise Kingston steht mit Southampton durch die Dampfer der Royal-Mail-Steam-Packet-Company alle 14 Tage (4702 Seemeilen, Fahrzeit 18 Tage) und mit Liverpool durch die Dampfer der West-India und Pa- cific-Steamship Comp. einmal im Monate in Verbindung; die Royal-Mail geht weiter nach Colon und Savanilla, die West-India nach New-Orleans. Die Nord- küste von Jamaica hat regelmässige Verbindungen mit Tampa und New-York. Ein- mal in der Woche macht von Kingston aus ein Dampfer eine Tour rund um die Insel. Jamaica ist ein wichtiger Knotenpunkt des Telegraphennetzes von Westindien. Kabel gehen nach Cuba, Charleston, Portorico und Colon-Aspinwall. Die Colonialbank ist die einzige Privatbank von Jamaica. In Kingston unterhalten Consulate: Belgien, Chile, Columbia, Costarica, Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Haïti (G.-C.), Honduras (G.-C.), Italien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Peru, Salvador, Schweden und Norwegen, Spanien, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika. Haïti. Port au Prince. San Domingo. Im Verlaufe unserer Schilderung der Antillen haben wir mehr- fach wahrnehmen müssen, wie diese Inseln trotz aller Begünstigungen, welche ihnen die Natur in reichstem Masse hat zu Theil werden lassen, unter der Ungunst der Zeiten von ihrem einstigen Wohlstande herab- gekommen sind. Am crassesten ist diese bedauerliche Erscheinung auf Haïti, der zweitgrössten und einst blühendsten Insel Westindiens, der einzigen, welcher es durch eine eigenthümliche Verkettung der Umstände gelun- gen ist, sich die staatliche Selbständigkeit zu erringen, zu Tage getreten. Die Insel Haïti, deren Name indianisch „Gebirgsland“ bedeutet, begreift zwei Staaten in sich, die kleinere Republik Haïti im Westen und die „Republica Dominicana“ im Osten. Die Bevöl- kerung ist sehr ungleich vertheilt; von den 1,377.000 Einwohnern, welche die Insel haben soll, entfallen etwa 960.000 auf den kleineren Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 25

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/209>, abgerufen am 19.04.2024.