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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Japanische Häfen.

Nagasaki ist der wichtigste Knotenpunkt der Kabel der Nordischen Tele-
graphen-Compagnie; von hier gehen Linien nach Shanghai, nach Fusan (Korea)
und nach Wladiwostok.

In Nagasaki unterhalten folgende Banken Agenturen: Die Hongkong and
Shanghai Banking Corporation, Chartered Bank of India and China, Comptoir
National d'Escompte de Paris, New Oriental Bank Corporation.

In Nagasaki unterhalten Consulate: Belgien, China, Dänemark, Deutsches
Reich, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Russ-
land, Schweden und Norwegen, Spanien, Vereinigte Staaten von Amerika.

Hakodate.

Der auswärtige Handel von Hakodate ist nicht sehr umfang-
reich, aber der Platz ist durch seine Lage in der für die Schiffahrt
immerhin wichtigen Strasse Tsugar Strait, zumeist aber als Haupthafen
der den Colonisationsbestrebungen der Japaner ein weites Feld bieten-
den Insel Jeso für den Handel mit letzterer von grosser Bedeutung.
Durch den Ausbau der transsibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok
an die japanische See wird neben Nagasaki sicher auch Hakodate
gewinnen.

Den Anforderungen, welche die Navigation an einen Hafen
stellt, entspricht Hakodate in vollem Masse, die Zufahrt ist eine
leichte und das Hafenbecken mit Ausnahme einer nordwärts von
Anama-Point verlaufenden Untiefe gleichmässig tief.

Ueberdies ist der Hafen durch die nahe an den Strand tretenden
Hänge des die Bucht umsäumenden Höhenzugs, sowie durch Hako-
date-Head, eine von einem massigen Gebirgsstock bedeckte Halb-
insel, auf welcher auch der grössere Theil der Stadt liegt, gegen hef-
tige Winde geschützt.

Zur Zeit der Feudalherrschaft wurde Jeso von der Regierung
ganz vernachlässigt. Nur wenige Japaner waren auf der Insel an-
sässig, die Zahl der Ortschaften war eine äusserst beschränkte und
Hakodate, das als die bedeutendste Ansiedlung galt, stand auf dem
Niveau eines grösseren Dorfes. Da kam der Systemwechsel in Japan,
der Kriegsadel verlor seine Vorrechte und Bedeutung und wurde in
Massen in Jeso angesiedelt. Damit erblühte Hakodate, und jetzt be-
herbergt die Stadt 58.000 Japaner und an 69 Fremde, die nicht wie
in den anderen Vertragshäfen eine eigene Fremdenniederlassung bil-
den, sondern zerstreut unter den Japanern leben.

Eine 1889 vervollständigte Wasserleitung versorgt die Stadt
ausreichend mit Trinkwasser. Das Klima ist gesund, die Luft kräftig,

Japanische Häfen.

Nagasaki ist der wichtigste Knotenpunkt der Kabel der Nordischen Tele-
graphen-Compagnie; von hier gehen Linien nach Shanghai, nach Fusan (Korea)
und nach Wladiwostok.

In Nagasaki unterhalten folgende Banken Agenturen: Die Hongkong and
Shanghai Banking Corporation, Chartered Bank of India and China, Comptoir
National d’Escompte de Paris, New Oriental Bank Corporation.

In Nagasaki unterhalten Consulate: Belgien, China, Dänemark, Deutsches
Reich, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Russ-
land, Schweden und Norwegen, Spanien, Vereinigte Staaten von Amerika.

Hakodate.

Der auswärtige Handel von Hakodate ist nicht sehr umfang-
reich, aber der Platz ist durch seine Lage in der für die Schiffahrt
immerhin wichtigen Strasse Tsugar Strait, zumeist aber als Haupthafen
der den Colonisationsbestrebungen der Japaner ein weites Feld bieten-
den Insel Jeso für den Handel mit letzterer von grosser Bedeutung.
Durch den Ausbau der transsibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok
an die japanische See wird neben Nagasaki sicher auch Hakodate
gewinnen.

Den Anforderungen, welche die Navigation an einen Hafen
stellt, entspricht Hakodate in vollem Masse, die Zufahrt ist eine
leichte und das Hafenbecken mit Ausnahme einer nordwärts von
Anama-Point verlaufenden Untiefe gleichmässig tief.

Ueberdies ist der Hafen durch die nahe an den Strand tretenden
Hänge des die Bucht umsäumenden Höhenzugs, sowie durch Hako-
date-Head, eine von einem massigen Gebirgsstock bedeckte Halb-
insel, auf welcher auch der grössere Theil der Stadt liegt, gegen hef-
tige Winde geschützt.

Zur Zeit der Feudalherrschaft wurde Jeso von der Regierung
ganz vernachlässigt. Nur wenige Japaner waren auf der Insel an-
sässig, die Zahl der Ortschaften war eine äusserst beschränkte und
Hakodate, das als die bedeutendste Ansiedlung galt, stand auf dem
Niveau eines grösseren Dorfes. Da kam der Systemwechsel in Japan,
der Kriegsadel verlor seine Vorrechte und Bedeutung und wurde in
Massen in Jeso angesiedelt. Damit erblühte Hakodate, und jetzt be-
herbergt die Stadt 58.000 Japaner und an 69 Fremde, die nicht wie
in den anderen Vertragshäfen eine eigene Fremdenniederlassung bil-
den, sondern zerstreut unter den Japanern leben.

Eine 1889 vervollständigte Wasserleitung versorgt die Stadt
ausreichend mit Trinkwasser. Das Klima ist gesund, die Luft kräftig,

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[375/0391] Japanische Häfen. Nagasaki ist der wichtigste Knotenpunkt der Kabel der Nordischen Tele- graphen-Compagnie; von hier gehen Linien nach Shanghai, nach Fusan (Korea) und nach Wladiwostok. In Nagasaki unterhalten folgende Banken Agenturen: Die Hongkong and Shanghai Banking Corporation, Chartered Bank of India and China, Comptoir National d’Escompte de Paris, New Oriental Bank Corporation. In Nagasaki unterhalten Consulate: Belgien, China, Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Portugal, Russ- land, Schweden und Norwegen, Spanien, Vereinigte Staaten von Amerika. Hakodate. Der auswärtige Handel von Hakodate ist nicht sehr umfang- reich, aber der Platz ist durch seine Lage in der für die Schiffahrt immerhin wichtigen Strasse Tsugar Strait, zumeist aber als Haupthafen der den Colonisationsbestrebungen der Japaner ein weites Feld bieten- den Insel Jeso für den Handel mit letzterer von grosser Bedeutung. Durch den Ausbau der transsibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok an die japanische See wird neben Nagasaki sicher auch Hakodate gewinnen. Den Anforderungen, welche die Navigation an einen Hafen stellt, entspricht Hakodate in vollem Masse, die Zufahrt ist eine leichte und das Hafenbecken mit Ausnahme einer nordwärts von Anama-Point verlaufenden Untiefe gleichmässig tief. Ueberdies ist der Hafen durch die nahe an den Strand tretenden Hänge des die Bucht umsäumenden Höhenzugs, sowie durch Hako- date-Head, eine von einem massigen Gebirgsstock bedeckte Halb- insel, auf welcher auch der grössere Theil der Stadt liegt, gegen hef- tige Winde geschützt. Zur Zeit der Feudalherrschaft wurde Jeso von der Regierung ganz vernachlässigt. Nur wenige Japaner waren auf der Insel an- sässig, die Zahl der Ortschaften war eine äusserst beschränkte und Hakodate, das als die bedeutendste Ansiedlung galt, stand auf dem Niveau eines grösseren Dorfes. Da kam der Systemwechsel in Japan, der Kriegsadel verlor seine Vorrechte und Bedeutung und wurde in Massen in Jeso angesiedelt. Damit erblühte Hakodate, und jetzt be- herbergt die Stadt 58.000 Japaner und an 69 Fremde, die nicht wie in den anderen Vertragshäfen eine eigene Fremdenniederlassung bil- den, sondern zerstreut unter den Japanern leben. Eine 1889 vervollständigte Wasserleitung versorgt die Stadt ausreichend mit Trinkwasser. Das Klima ist gesund, die Luft kräftig,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/391>, abgerufen am 25.04.2024.