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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Die Einfuhr von Schafwollwaaren (1890 34.747 Stück), Metallen (Zinn
und Blei) und von Zündhölzchen (1890 27.165 Gross) ändert sich wenig.

Sehr gut gehen dagegen deutsche Llama braids, d. h. Schafwollbänder
zum Einflechten in die Zöpfe (1890 62.500 Gross, 1884 800 Gross), Fensterglas,
Anilinfarben und Nadeln (1890 39.000 Mille) aus England und Iserlohn. Zu
nennen sind ferner Seetang und Agar-Agar, das ist essbarer Seetang.

In der Einfuhr einheimischer Waaren erscheinen Rohbaumwolle,
Nankings, Zucker und Tintenfische, in der Ausfuhr von einheimischen Rohpro-
ducten Thee (1890 146.793 q, davon 111.883 q schwarzer und 21.013 q grüner
Thee, 1889 im Ganzen 169.770 q) nach London und Odessa, Hanf oder richtiger
Ramie (1890 17.990 q) und Tabak, insbesondere Blättertabak.

Von Industrieartikeln gelangen zur Ausfuhr: Grasscloth, Papier, Papier-
fächer, Porzellan und Bambusmatten.

Ein directer Verkehr mit dem Auslande findet nicht statt, den vermittelt
Schanghai, die Ausfuhr einheimischer Waaren geht nach Hankou und Shanghai.

Der binnenwärts gerichtete Transitoverkehr erreichte 1890 1,692.082
Hk. Tls.

Die Concurrenz der Dampferlinien ist auch hier derart gestiegen, dass
chinesische Passagiere schon im October 1889 von hier um nur 3·10 Dollars nach
Schanghai, um 1 Dollar nach Hankou fahren konnten.

Der Schiffsverkehr erreichte 1890 2050 Dampfer mit 1,985.818 T und
51 Segelschiffe (eingeschlossen die Dschunken mit Specialpässen) mit 6286 T,
zusammen 2101 Schiffe mit 1,992.104 T. Im Vorjahre betrug der Dampferverkehr
1636 Schiffe mit 1,664.434 T.

Vertreten waren die englische, chinesische, deutsche und österreichisch-un-
garische Flagge.

Hankou.

An der Stelle, wo zu beiden Seiten des Yangtsekiang eine
unregelmässige Reihe halb isolirter niedriger Hügel die nur wenig
über das Niveau des Flusses erhöhte und an Seen reiche Ebene in
der Richtung von Ost nach West kreuzt, liegt am linken Ufer des
genannten Stromes die Stadt Hankou (Hankow) mit 895.000 Einwoh-
nern, seit 1861 thatsächlich dem europäischen Handel eröffnet. Sie ist
965 km von Schanghai entfernt. An demselben Ufer, getrennt durch
die Mündung des canalartigen, aber schiffbaren Hanflusses, der von
West dem Yangtsekiang zueilt, breitet sich das viel ältere Hanjang
mit 150.000 Einwohnern aus, als dessen Vorstadt Hankou in früheren
Zeiten angesehen wurde. Am rechten Ufer des 1·5 km breiten
majestätischen Stromes erhebt sich im Angesichte der beiden Städte
die von gewaltigen Mauern umgebene und angeblich von 400 Kanonen
vertheidigte Provinzhauptstadt Wutschang.

Hankou ist bereits dermalen ein Hauptstapelplatz für den Ver-
kehr und Handel mit den inneren Provinzen Chinas, dürfte jedoch,

Der grosse Ocean.

Die Einfuhr von Schafwollwaaren (1890 34.747 Stück), Metallen (Zinn
und Blei) und von Zündhölzchen (1890 27.165 Gross) ändert sich wenig.

Sehr gut gehen dagegen deutsche Llama braids, d. h. Schafwollbänder
zum Einflechten in die Zöpfe (1890 62.500 Gross, 1884 800 Gross), Fensterglas,
Anilinfarben und Nadeln (1890 39.000 Mille) aus England und Iserlohn. Zu
nennen sind ferner Seetang und Agar-Agar, das ist essbarer Seetang.

In der Einfuhr einheimischer Waaren erscheinen Rohbaumwolle,
Nankings, Zucker und Tintenfische, in der Ausfuhr von einheimischen Rohpro-
ducten Thee (1890 146.793 q, davon 111.883 q schwarzer und 21.013 q grüner
Thee, 1889 im Ganzen 169.770 q) nach London und Odessa, Hanf oder richtiger
Ramié (1890 17.990 q) und Tabak, insbesondere Blättertabak.

Von Industrieartikeln gelangen zur Ausfuhr: Grasscloth, Papier, Papier-
fächer, Porzellan und Bambusmatten.

Ein directer Verkehr mit dem Auslande findet nicht statt, den vermittelt
Schanghai, die Ausfuhr einheimischer Waaren geht nach Hankou und Shanghai.

Der binnenwärts gerichtete Transitoverkehr erreichte 1890 1,692.082
Hk. Tls.

Die Concurrenz der Dampferlinien ist auch hier derart gestiegen, dass
chinesische Passagiere schon im October 1889 von hier um nur 3·10 Dollars nach
Schanghai, um 1 Dollar nach Hankou fahren konnten.

Der Schiffsverkehr erreichte 1890 2050 Dampfer mit 1,985.818 T und
51 Segelschiffe (eingeschlossen die Dschunken mit Specialpässen) mit 6286 T,
zusammen 2101 Schiffe mit 1,992.104 T. Im Vorjahre betrug der Dampferverkehr
1636 Schiffe mit 1,664.434 T.

Vertreten waren die englische, chinesische, deutsche und österreichisch-un-
garische Flagge.

Hankou.

An der Stelle, wo zu beiden Seiten des Yangtsekiang eine
unregelmässige Reihe halb isolirter niedriger Hügel die nur wenig
über das Niveau des Flusses erhöhte und an Seen reiche Ebene in
der Richtung von Ost nach West kreuzt, liegt am linken Ufer des
genannten Stromes die Stadt Hankou (Hankow) mit 895.000 Einwoh-
nern, seit 1861 thatsächlich dem europäischen Handel eröffnet. Sie ist
965 km von Schanghai entfernt. An demselben Ufer, getrennt durch
die Mündung des canalartigen, aber schiffbaren Hanflusses, der von
West dem Yangtsekiang zueilt, breitet sich das viel ältere Hanjang
mit 150.000 Einwohnern aus, als dessen Vorstadt Hankou in früheren
Zeiten angesehen wurde. Am rechten Ufer des 1·5 km breiten
majestätischen Stromes erhebt sich im Angesichte der beiden Städte
die von gewaltigen Mauern umgebene und angeblich von 400 Kanonen
vertheidigte Provinzhauptstadt Wutschang.

Hankou ist bereits dermalen ein Hauptstapelplatz für den Ver-
kehr und Handel mit den inneren Provinzen Chinas, dürfte jedoch,

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[426/0442] Der grosse Ocean. Die Einfuhr von Schafwollwaaren (1890 34.747 Stück), Metallen (Zinn und Blei) und von Zündhölzchen (1890 27.165 Gross) ändert sich wenig. Sehr gut gehen dagegen deutsche Llama braids, d. h. Schafwollbänder zum Einflechten in die Zöpfe (1890 62.500 Gross, 1884 800 Gross), Fensterglas, Anilinfarben und Nadeln (1890 39.000 Mille) aus England und Iserlohn. Zu nennen sind ferner Seetang und Agar-Agar, das ist essbarer Seetang. In der Einfuhr einheimischer Waaren erscheinen Rohbaumwolle, Nankings, Zucker und Tintenfische, in der Ausfuhr von einheimischen Rohpro- ducten Thee (1890 146.793 q, davon 111.883 q schwarzer und 21.013 q grüner Thee, 1889 im Ganzen 169.770 q) nach London und Odessa, Hanf oder richtiger Ramié (1890 17.990 q) und Tabak, insbesondere Blättertabak. Von Industrieartikeln gelangen zur Ausfuhr: Grasscloth, Papier, Papier- fächer, Porzellan und Bambusmatten. Ein directer Verkehr mit dem Auslande findet nicht statt, den vermittelt Schanghai, die Ausfuhr einheimischer Waaren geht nach Hankou und Shanghai. Der binnenwärts gerichtete Transitoverkehr erreichte 1890 1,692.082 Hk. Tls. Die Concurrenz der Dampferlinien ist auch hier derart gestiegen, dass chinesische Passagiere schon im October 1889 von hier um nur 3·10 Dollars nach Schanghai, um 1 Dollar nach Hankou fahren konnten. Der Schiffsverkehr erreichte 1890 2050 Dampfer mit 1,985.818 T und 51 Segelschiffe (eingeschlossen die Dschunken mit Specialpässen) mit 6286 T, zusammen 2101 Schiffe mit 1,992.104 T. Im Vorjahre betrug der Dampferverkehr 1636 Schiffe mit 1,664.434 T. Vertreten waren die englische, chinesische, deutsche und österreichisch-un- garische Flagge. Hankou. An der Stelle, wo zu beiden Seiten des Yangtsekiang eine unregelmässige Reihe halb isolirter niedriger Hügel die nur wenig über das Niveau des Flusses erhöhte und an Seen reiche Ebene in der Richtung von Ost nach West kreuzt, liegt am linken Ufer des genannten Stromes die Stadt Hankou (Hankow) mit 895.000 Einwoh- nern, seit 1861 thatsächlich dem europäischen Handel eröffnet. Sie ist 965 km von Schanghai entfernt. An demselben Ufer, getrennt durch die Mündung des canalartigen, aber schiffbaren Hanflusses, der von West dem Yangtsekiang zueilt, breitet sich das viel ältere Hanjang mit 150.000 Einwohnern aus, als dessen Vorstadt Hankou in früheren Zeiten angesehen wurde. Am rechten Ufer des 1·5 km breiten majestätischen Stromes erhebt sich im Angesichte der beiden Städte die von gewaltigen Mauern umgebene und angeblich von 400 Kanonen vertheidigte Provinzhauptstadt Wutschang. Hankou ist bereits dermalen ein Hauptstapelplatz für den Ver- kehr und Handel mit den inneren Provinzen Chinas, dürfte jedoch,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/442>, abgerufen am 20.04.2024.