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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Manila.

Zu den werthvollsten Perlen der spanischen Königskrone gehört
unstreitig Luzon, die hervorragendste unter den nahezu 1000 Inseln,
aus welchen die Gruppe der Philippinen besteht. Ihre Hauptstadt,
Manila, liegt an der Westküste Luzons, am Ende der tief ins Land
einschneidenden Bucht von Manila.

Beim Ansegeln von Manila sichtet man zuerst die vorliegende
Punta Capones, dann folgen bis zum Cap Mariveles mit üppigem
Grün bewachsene Berge; zwischen dem letztgenannten Cap und der
malerischen Insel Corregidor hindurch gelangt man in die geräumige
Bucht, die einen Umfang von ungefähr 150 km besitzt. In diese Bucht
mündet der allezeit genügend wasserreiche Fluss Pasig, der Manila
in zwei Theile trennt. Der Pasig ist ein Abfluss der Laguna del Bay
und in seiner ganzen Länge bis tief in das Innere der Insel hinein
für flach gebaute Fahrzeuge schiffbar. Grössere Seeschiffe müssen vor
Cavite ankern, kleinere können auch in den Fluss einlaufen.

Die Errichtung eines neuen, für tiefgehende Schiffe geeigneten
Hafens ist links von der Mündung des Pasig projectirt. Zur Bestrei-
tung der Auslagen wird seit Jahren ein erheblicher Zuschlag zu den
Zöllen erhoben, aber die Arbeiten gehen nicht vom Fleck.

Die Bai ist zu gross, um sie auf einmal übersehen zu können.
Es entspricht daher ihr Gesammteindruck nicht jenem Rufe von
Schönheit, der ihr bisweilen zugeschrieben wird. Ueber dem flachen
Strande im Osten erheben sich die Gebäude des Seearsenals von
Cavite, weiter nördlich erstreckt sich die von zahlreichen Thürmen
überragte weisse Häuserlinie der Stadt, die sich von der im Hinter-
grunde liegenden blauen Bergkette scharf abhebt; doch findet sich
nirgends ein landschaftlich schöner oder sonst bemerkenswerther
Punkt, an dem das Auge des Beschauers mit Wohlgefallen haften
bleiben könnte, obwohl sich noch prächtige Urwälder mit riesigen
Bäumen auf der Insel befinden.


Manila.

Zu den werthvollsten Perlen der spanischen Königskrone gehört
unstreitig Luzon, die hervorragendste unter den nahezu 1000 Inseln,
aus welchen die Gruppe der Philippinen besteht. Ihre Hauptstadt,
Manila, liegt an der Westküste Luzons, am Ende der tief ins Land
einschneidenden Bucht von Manila.

Beim Ansegeln von Manila sichtet man zuerst die vorliegende
Punta Capones, dann folgen bis zum Cap Mariveles mit üppigem
Grün bewachsene Berge; zwischen dem letztgenannten Cap und der
malerischen Insel Corregidor hindurch gelangt man in die geräumige
Bucht, die einen Umfang von ungefähr 150 km besitzt. In diese Bucht
mündet der allezeit genügend wasserreiche Fluss Pasig, der Manila
in zwei Theile trennt. Der Pasig ist ein Abfluss der Laguna del Bay
und in seiner ganzen Länge bis tief in das Innere der Insel hinein
für flach gebaute Fahrzeuge schiffbar. Grössere Seeschiffe müssen vor
Cavite ankern, kleinere können auch in den Fluss einlaufen.

Die Errichtung eines neuen, für tiefgehende Schiffe geeigneten
Hafens ist links von der Mündung des Pasig projectirt. Zur Bestrei-
tung der Auslagen wird seit Jahren ein erheblicher Zuschlag zu den
Zöllen erhoben, aber die Arbeiten gehen nicht vom Fleck.

Die Bai ist zu gross, um sie auf einmal übersehen zu können.
Es entspricht daher ihr Gesammteindruck nicht jenem Rufe von
Schönheit, der ihr bisweilen zugeschrieben wird. Ueber dem flachen
Strande im Osten erheben sich die Gebäude des Seearsenals von
Cavite, weiter nördlich erstreckt sich die von zahlreichen Thürmen
überragte weisse Häuserlinie der Stadt, die sich von der im Hinter-
grunde liegenden blauen Bergkette scharf abhebt; doch findet sich
nirgends ein landschaftlich schöner oder sonst bemerkenswerther
Punkt, an dem das Auge des Beschauers mit Wohlgefallen haften
bleiben könnte, obwohl sich noch prächtige Urwälder mit riesigen
Bäumen auf der Insel befinden.


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[[485]/0501] Manila. Zu den werthvollsten Perlen der spanischen Königskrone gehört unstreitig Luzon, die hervorragendste unter den nahezu 1000 Inseln, aus welchen die Gruppe der Philippinen besteht. Ihre Hauptstadt, Manila, liegt an der Westküste Luzons, am Ende der tief ins Land einschneidenden Bucht von Manila. Beim Ansegeln von Manila sichtet man zuerst die vorliegende Punta Capones, dann folgen bis zum Cap Mariveles mit üppigem Grün bewachsene Berge; zwischen dem letztgenannten Cap und der malerischen Insel Corregidor hindurch gelangt man in die geräumige Bucht, die einen Umfang von ungefähr 150 km besitzt. In diese Bucht mündet der allezeit genügend wasserreiche Fluss Pasig, der Manila in zwei Theile trennt. Der Pasig ist ein Abfluss der Laguna del Bay und in seiner ganzen Länge bis tief in das Innere der Insel hinein für flach gebaute Fahrzeuge schiffbar. Grössere Seeschiffe müssen vor Cavite ankern, kleinere können auch in den Fluss einlaufen. Die Errichtung eines neuen, für tiefgehende Schiffe geeigneten Hafens ist links von der Mündung des Pasig projectirt. Zur Bestrei- tung der Auslagen wird seit Jahren ein erheblicher Zuschlag zu den Zöllen erhoben, aber die Arbeiten gehen nicht vom Fleck. Die Bai ist zu gross, um sie auf einmal übersehen zu können. Es entspricht daher ihr Gesammteindruck nicht jenem Rufe von Schönheit, der ihr bisweilen zugeschrieben wird. Ueber dem flachen Strande im Osten erheben sich die Gebäude des Seearsenals von Cavite, weiter nördlich erstreckt sich die von zahlreichen Thürmen überragte weisse Häuserlinie der Stadt, die sich von der im Hinter- grunde liegenden blauen Bergkette scharf abhebt; doch findet sich nirgends ein landschaftlich schöner oder sonst bemerkenswerther Punkt, an dem das Auge des Beschauers mit Wohlgefallen haften bleiben könnte, obwohl sich noch prächtige Urwälder mit riesigen Bäumen auf der Insel befinden.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [485]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/501>, abgerufen am 25.04.2024.