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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Singapore.

Im Norden durch die von den Malayen Ujong Tanah (Ende des
Landes) genannte Südspitze der Halbinsel Malakka förmlich um-
schlossen, liegt die britische Provinz Singapore, die commerciell und
administrativ wichtigste Ansiedlung der englischen Straits Settlements,
mit welchem Namen die britischen Besitzungen an der Malakkastrasse
bezeichnet werden.

Die Provinz Singapore besteht hauptsächlich aus der gleich-
namigen, 50 km langen und 26 km breiten Insel, welche ein Areal
von 580 qkm besitzt.

Die Insel Singapore wird von dem ehemals unabhängigen
Sultanate Djohore durch eine Wasserstrasse getrennt, die an ihrer
engsten Stelle kaum eine halbe Seemeile breit ist und Salat Tabras
oder Tambrosch genannt wird.

Von der Seeseite aus gesehen bietet die Insel einen überaus
anmuthigen Anblick; ihre Hauptschönheit, der sie auch ihren ma-
layischen Namen Tamsak (Liebesgarten) verdankt, liegt in ihrer
üppigen Vegetation; allerdings sind die mächtigen Urwälder schon
zum grössten Theile unter der Axt des chinesischen Pflanzers ge-
fallen. Die Insel besitzt niedrige Hügelketten und sumpfige Flächen;
die höchste Erhebung, der 157 m hohe Buka Timah, befindet sich
im Centrum der Insel. Der Boden des ehemaligen Urwaldes ist un-
gemein fruchtbar und bringt Reis, Katechu, Betel-Pfeffer, Tapioca,
Ananas, Kokosnüsse u. s. w. in grosser Menge hervor.

Der Name Singapore wird verschieden abgeleitet; nach Marsdon's
malayischem Wörterbuche bedeutet derselbe: "Halt-auf-dem-Wege-
Stadt" (Sing gah pur, Stop on the way town), nach der allgemeineren
Version jedoch "Löwenstadt" (Singa pura).

Im südöstlichen Theile der Insel, unter 1° 17' nördlicher Breite
und 103° 50' östlicher Länge von Greenwich, liegt die Stadt Singa-
pore, nach welcher Insel und Provinz benannt worden sind.


Singapore.

Im Norden durch die von den Malayen Ujong Tanah (Ende des
Landes) genannte Südspitze der Halbinsel Malakka förmlich um-
schlossen, liegt die britische Provinz Singapore, die commerciell und
administrativ wichtigste Ansiedlung der englischen Straits Settlements,
mit welchem Namen die britischen Besitzungen an der Malakkastrasse
bezeichnet werden.

Die Provinz Singapore besteht hauptsächlich aus der gleich-
namigen, 50 km langen und 26 km breiten Insel, welche ein Areal
von 580 qkm besitzt.

Die Insel Singapore wird von dem ehemals unabhängigen
Sultanate Djohore durch eine Wasserstrasse getrennt, die an ihrer
engsten Stelle kaum eine halbe Seemeile breit ist und Salat Tabras
oder Tambrosch genannt wird.

Von der Seeseite aus gesehen bietet die Insel einen überaus
anmuthigen Anblick; ihre Hauptschönheit, der sie auch ihren ma-
layischen Namen Tamsak (Liebesgarten) verdankt, liegt in ihrer
üppigen Vegetation; allerdings sind die mächtigen Urwälder schon
zum grössten Theile unter der Axt des chinesischen Pflanzers ge-
fallen. Die Insel besitzt niedrige Hügelketten und sumpfige Flächen;
die höchste Erhebung, der 157 m hohe Buka Timah, befindet sich
im Centrum der Insel. Der Boden des ehemaligen Urwaldes ist un-
gemein fruchtbar und bringt Reis, Katechu, Betel-Pfeffer, Tapioca,
Ananas, Kokosnüsse u. s. w. in grosser Menge hervor.

Der Name Singapore wird verschieden abgeleitet; nach Marsdon’s
malayischem Wörterbuche bedeutet derselbe: „Halt-auf-dem-Wege-
Stadt“ (Sing gah pur, Stop on the way town), nach der allgemeineren
Version jedoch „Löwenstadt“ (Singa pura).

Im südöstlichen Theile der Insel, unter 1° 17′ nördlicher Breite
und 103° 50′ östlicher Länge von Greenwich, liegt die Stadt Singa-
pore, nach welcher Insel und Provinz benannt worden sind.


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[[516]/0532] Singapore. Im Norden durch die von den Malayen Ujong Tanah (Ende des Landes) genannte Südspitze der Halbinsel Malakka förmlich um- schlossen, liegt die britische Provinz Singapore, die commerciell und administrativ wichtigste Ansiedlung der englischen Straits Settlements, mit welchem Namen die britischen Besitzungen an der Malakkastrasse bezeichnet werden. Die Provinz Singapore besteht hauptsächlich aus der gleich- namigen, 50 km langen und 26 km breiten Insel, welche ein Areal von 580 qkm besitzt. Die Insel Singapore wird von dem ehemals unabhängigen Sultanate Djohore durch eine Wasserstrasse getrennt, die an ihrer engsten Stelle kaum eine halbe Seemeile breit ist und Salat Tabras oder Tambrosch genannt wird. Von der Seeseite aus gesehen bietet die Insel einen überaus anmuthigen Anblick; ihre Hauptschönheit, der sie auch ihren ma- layischen Namen Tamsak (Liebesgarten) verdankt, liegt in ihrer üppigen Vegetation; allerdings sind die mächtigen Urwälder schon zum grössten Theile unter der Axt des chinesischen Pflanzers ge- fallen. Die Insel besitzt niedrige Hügelketten und sumpfige Flächen; die höchste Erhebung, der 157 m hohe Buka Timah, befindet sich im Centrum der Insel. Der Boden des ehemaligen Urwaldes ist un- gemein fruchtbar und bringt Reis, Katechu, Betel-Pfeffer, Tapioca, Ananas, Kokosnüsse u. s. w. in grosser Menge hervor. Der Name Singapore wird verschieden abgeleitet; nach Marsdon’s malayischem Wörterbuche bedeutet derselbe: „Halt-auf-dem-Wege- Stadt“ (Sing gah pur, Stop on the way town), nach der allgemeineren Version jedoch „Löwenstadt“ (Singa pura). Im südöstlichen Theile der Insel, unter 1° 17′ nördlicher Breite und 103° 50′ östlicher Länge von Greenwich, liegt die Stadt Singa- pore, nach welcher Insel und Provinz benannt worden sind.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [516]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/532>, abgerufen am 28.03.2024.