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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.


Zur selben Zeit, als die Gestade des mittelländischen Meeres
vom Frühroth geschichtlicher Kunde erhellt werden, fällt auch
bereits ein leiser Schimmer historischen Lichtes auf die Ufer-
länder des indischen Oceans.

So wenig als Klima und Natur dieser Erdstriche sich in ge-
schichtlicher Zeit geändert haben, ebensowenig hat deren ethno-
graphische Scenerie im Grossen und Ganzen eine andere Physiognomie
erhalten. Nur durch die Europäer, welche aber erst im 16. nach-
christlichen Jahrhunderte eingedrungen sind, ist neues Leben in und
an den Ocean gebracht worden, der die reichgegliederte Südküste
Asiens, das einförmige Ostafrika, Australien und die Sundainseln
bespült.

Neben der winzigen, übrigens auch vom Klima befeindeten
Minorität europäischer Eindringlinge behaupten sich die Ureinwohner
als compacte, aber commerciell abhängig gewordene Majoritäten. Die
Araber, die Hindus, die Drawidas, die Malayen, die dunkelfarbigen
Afrikaner sind geblieben, wo sie vordem waren. Für Einheimische
und Fremde hatte und hat der grosse indische Ocean zu allen Zeiten
ein Gravitationscentrum, das sich im Namen schon kundgibt, im
Norden, im Lande der Kostbarkeiten und Wunder: in Indien.

Die Producte der südostasiatischen Tropenwelt hatten schon
eine Anziehungskraft, als die dominirenden Artikel des heutigen

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Der indische Ocean.


Zur selben Zeit, als die Gestade des mittelländischen Meeres
vom Frühroth geschichtlicher Kunde erhellt werden, fällt auch
bereits ein leiser Schimmer historischen Lichtes auf die Ufer-
länder des indischen Oceans.

So wenig als Klima und Natur dieser Erdstriche sich in ge-
schichtlicher Zeit geändert haben, ebensowenig hat deren ethno-
graphische Scenerie im Grossen und Ganzen eine andere Physiognomie
erhalten. Nur durch die Europäer, welche aber erst im 16. nach-
christlichen Jahrhunderte eingedrungen sind, ist neues Leben in und
an den Ocean gebracht worden, der die reichgegliederte Südküste
Asiens, das einförmige Ostafrika, Australien und die Sundainseln
bespült.

Neben der winzigen, übrigens auch vom Klima befeindeten
Minorität europäischer Eindringlinge behaupten sich die Ureinwohner
als compacte, aber commerciell abhängig gewordene Majoritäten. Die
Araber, die Hindus, die Drawidas, die Malayen, die dunkelfarbigen
Afrikaner sind geblieben, wo sie vordem waren. Für Einheimische
und Fremde hatte und hat der grosse indische Ocean zu allen Zeiten
ein Gravitationscentrum, das sich im Namen schon kundgibt, im
Norden, im Lande der Kostbarkeiten und Wunder: in Indien.

Die Producte der südostasiatischen Tropenwelt hatten schon
eine Anziehungskraft, als die dominirenden Artikel des heutigen

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[[531]/0547] [Abbildung] Der indische Ocean. Zur selben Zeit, als die Gestade des mittelländischen Meeres vom Frühroth geschichtlicher Kunde erhellt werden, fällt auch bereits ein leiser Schimmer historischen Lichtes auf die Ufer- länder des indischen Oceans. So wenig als Klima und Natur dieser Erdstriche sich in ge- schichtlicher Zeit geändert haben, ebensowenig hat deren ethno- graphische Scenerie im Grossen und Ganzen eine andere Physiognomie erhalten. Nur durch die Europäer, welche aber erst im 16. nach- christlichen Jahrhunderte eingedrungen sind, ist neues Leben in und an den Ocean gebracht worden, der die reichgegliederte Südküste Asiens, das einförmige Ostafrika, Australien und die Sundainseln bespült. Neben der winzigen, übrigens auch vom Klima befeindeten Minorität europäischer Eindringlinge behaupten sich die Ureinwohner als compacte, aber commerciell abhängig gewordene Majoritäten. Die Araber, die Hindus, die Drawidas, die Malayen, die dunkelfarbigen Afrikaner sind geblieben, wo sie vordem waren. Für Einheimische und Fremde hatte und hat der grosse indische Ocean zu allen Zeiten ein Gravitationscentrum, das sich im Namen schon kundgibt, im Norden, im Lande der Kostbarkeiten und Wunder: in Indien. Die Producte der südostasiatischen Tropenwelt hatten schon eine Anziehungskraft, als die dominirenden Artikel des heutigen 67*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [531]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/547>, abgerufen am 28.03.2024.