Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite
New-York.

Mit völlig elementarer Gewalt und viel rascher, wie in der alten
Welt, vollzieht sich jenseits des Oceans das Anwachsen der Knoten-
punkte des grossen Verkehres zu jenen gewaltigen Emporien, die eine
markante Erscheinung der Gegenwart bilden.

Ein solcher Centralpunkt ist New-York, der leuchtendste Stern
im Banner der Vereinigten Staaten, die grossartigste und mächtigste
Handelsstadt Amerikas und vermöge Ausdehnung und Reichthum die
Nebenbuhlerin selbst der hervorragendsten Grossstädte des Erdballs.

Den enormen Aufschwung hat die Stadt hauptsächlich der Gunst
ihrer Lage und dem hochentwickelten Unternehmungsgeiste ihrer
thätigen Bewohner zu danken. New-York hat mit unwiderstehlicher Ge-
walt den directen Schiffsverkehr von den grössten Seeplätzen der Erde
an sich gezogen und auf zahllosen Schienensträngen, die dort wie in
einem Brennpunkte sich vereinigen, wie auf der herrlichen Wasser-
strasse des Hudsonstromes, entsendet es den kräftigen Pulsschlag seines
Lebens bis tief in das Herz des Continentes.

Die Stadt ist so recht eine Schöpfung der neuen Zeit; der tiefe
Hintergrund einer ereignissreichen, classischen Geschichte mangelt ihr
gänzlich.

Im Jahre 1524 soll Verrazzani, ein Florentiner Seefahrer, die
Insel Manhattan entdeckt haben, die gegenwärtig das Häusermeer von
New-York trägt, allein erst 1609 erscheint der im Dienste der hol-
ländisch-ostindischen Gesellschaft stehende Engländer Hudson in dem
nach ihm benannten Strome und gründet drei Jahre später die erste
holländische Ansiedlung auf der erwähnten Insel, welche 1626 gegen
einen Kaufpreis von 24 Dollars (in Waaren) von den Indianern an die
Gesellschaft abgetreten wurde.

So entstand die Colonie Neu-Niederland, deren Hauptort Neu-
Amsterdam den Keim des heutigen New-York gebildet hatte. Den

New-York.

Mit völlig elementarer Gewalt und viel rascher, wie in der alten
Welt, vollzieht sich jenseits des Oceans das Anwachsen der Knoten-
punkte des grossen Verkehres zu jenen gewaltigen Emporien, die eine
markante Erscheinung der Gegenwart bilden.

Ein solcher Centralpunkt ist New-York, der leuchtendste Stern
im Banner der Vereinigten Staaten, die grossartigste und mächtigste
Handelsstadt Amerikas und vermöge Ausdehnung und Reichthum die
Nebenbuhlerin selbst der hervorragendsten Grossstädte des Erdballs.

Den enormen Aufschwung hat die Stadt hauptsächlich der Gunst
ihrer Lage und dem hochentwickelten Unternehmungsgeiste ihrer
thätigen Bewohner zu danken. New-York hat mit unwiderstehlicher Ge-
walt den directen Schiffsverkehr von den grössten Seeplätzen der Erde
an sich gezogen und auf zahllosen Schienensträngen, die dort wie in
einem Brennpunkte sich vereinigen, wie auf der herrlichen Wasser-
strasse des Hudsonstromes, entsendet es den kräftigen Pulsschlag seines
Lebens bis tief in das Herz des Continentes.

Die Stadt ist so recht eine Schöpfung der neuen Zeit; der tiefe
Hintergrund einer ereignissreichen, classischen Geschichte mangelt ihr
gänzlich.

Im Jahre 1524 soll Verrazzani, ein Florentiner Seefahrer, die
Insel Manhattan entdeckt haben, die gegenwärtig das Häusermeer von
New-York trägt, allein erst 1609 erscheint der im Dienste der hol-
ländisch-ostindischen Gesellschaft stehende Engländer Hudson in dem
nach ihm benannten Strome und gründet drei Jahre später die erste
holländische Ansiedlung auf der erwähnten Insel, welche 1626 gegen
einen Kaufpreis von 24 Dollars (in Waaren) von den Indianern an die
Gesellschaft abgetreten wurde.

So entstand die Colonie Neu-Niederland, deren Hauptort Neu-
Amsterdam den Keim des heutigen New-York gebildet hatte. Den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0062" n="[46]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">New-York.</hi> </head><lb/>
          <p>Mit völlig elementarer Gewalt und viel rascher, wie in der alten<lb/>
Welt, vollzieht sich jenseits des Oceans das Anwachsen der Knoten-<lb/>
punkte des grossen Verkehres zu jenen gewaltigen Emporien, die eine<lb/>
markante Erscheinung der Gegenwart bilden.</p><lb/>
          <p>Ein solcher Centralpunkt ist New-York, der leuchtendste Stern<lb/>
im Banner der Vereinigten Staaten, die grossartigste und mächtigste<lb/>
Handelsstadt Amerikas und vermöge Ausdehnung und Reichthum die<lb/>
Nebenbuhlerin selbst der hervorragendsten Grossstädte des Erdballs.</p><lb/>
          <p>Den enormen Aufschwung hat die Stadt hauptsächlich der Gunst<lb/>
ihrer Lage und dem hochentwickelten Unternehmungsgeiste ihrer<lb/>
thätigen Bewohner zu danken. New-York hat mit unwiderstehlicher Ge-<lb/>
walt den directen Schiffsverkehr von den grössten Seeplätzen der Erde<lb/>
an sich gezogen und auf zahllosen Schienensträngen, die dort wie in<lb/>
einem Brennpunkte sich vereinigen, wie auf der herrlichen Wasser-<lb/>
strasse des Hudsonstromes, entsendet es den kräftigen Pulsschlag seines<lb/>
Lebens bis tief in das Herz des Continentes.</p><lb/>
          <p>Die Stadt ist so recht eine Schöpfung der neuen Zeit; der tiefe<lb/>
Hintergrund einer ereignissreichen, classischen Geschichte mangelt ihr<lb/>
gänzlich.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1524 soll Verrazzani, ein Florentiner Seefahrer, die<lb/>
Insel Manhattan entdeckt haben, die gegenwärtig das Häusermeer von<lb/>
New-York trägt, allein erst 1609 erscheint der im Dienste der hol-<lb/>
ländisch-ostindischen Gesellschaft stehende Engländer Hudson in dem<lb/>
nach ihm benannten Strome und gründet drei Jahre später die erste<lb/>
holländische Ansiedlung auf der erwähnten Insel, welche 1626 gegen<lb/>
einen Kaufpreis von 24 Dollars (in Waaren) von den Indianern an die<lb/>
Gesellschaft abgetreten wurde.</p><lb/>
          <p>So entstand die Colonie Neu-Niederland, deren Hauptort Neu-<lb/>
Amsterdam den Keim des heutigen New-York gebildet hatte. Den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[46]/0062] New-York. Mit völlig elementarer Gewalt und viel rascher, wie in der alten Welt, vollzieht sich jenseits des Oceans das Anwachsen der Knoten- punkte des grossen Verkehres zu jenen gewaltigen Emporien, die eine markante Erscheinung der Gegenwart bilden. Ein solcher Centralpunkt ist New-York, der leuchtendste Stern im Banner der Vereinigten Staaten, die grossartigste und mächtigste Handelsstadt Amerikas und vermöge Ausdehnung und Reichthum die Nebenbuhlerin selbst der hervorragendsten Grossstädte des Erdballs. Den enormen Aufschwung hat die Stadt hauptsächlich der Gunst ihrer Lage und dem hochentwickelten Unternehmungsgeiste ihrer thätigen Bewohner zu danken. New-York hat mit unwiderstehlicher Ge- walt den directen Schiffsverkehr von den grössten Seeplätzen der Erde an sich gezogen und auf zahllosen Schienensträngen, die dort wie in einem Brennpunkte sich vereinigen, wie auf der herrlichen Wasser- strasse des Hudsonstromes, entsendet es den kräftigen Pulsschlag seines Lebens bis tief in das Herz des Continentes. Die Stadt ist so recht eine Schöpfung der neuen Zeit; der tiefe Hintergrund einer ereignissreichen, classischen Geschichte mangelt ihr gänzlich. Im Jahre 1524 soll Verrazzani, ein Florentiner Seefahrer, die Insel Manhattan entdeckt haben, die gegenwärtig das Häusermeer von New-York trägt, allein erst 1609 erscheint der im Dienste der hol- ländisch-ostindischen Gesellschaft stehende Engländer Hudson in dem nach ihm benannten Strome und gründet drei Jahre später die erste holländische Ansiedlung auf der erwähnten Insel, welche 1626 gegen einen Kaufpreis von 24 Dollars (in Waaren) von den Indianern an die Gesellschaft abgetreten wurde. So entstand die Colonie Neu-Niederland, deren Hauptort Neu- Amsterdam den Keim des heutigen New-York gebildet hatte. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/62
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/62>, abgerufen am 23.04.2024.