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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Aden.

Das Rothe Meer ist seit Eröffnung des Suezcanales neuerdings eine
der wichtigsten Passagen des Weltverkehres geworden. Die beste Route
zwischen Europa und Indien, sowie Ostasien führt durch dasselbe.
Das östliche Afrika ist in nähere Beziehung zu Europa gebracht,
und ebenso führt der Weg nach Australien durch jene Gewässer.
In erster Linie hat das Rothe Meer durch diesen Umstand hervor-
ragende Bedeutung; weiter aber grenzen ausgedehnte Gebiete an dieses
Meer, mit denen der Handelsverkehr durch letzteres allein vermittelt
werden kann.

An der südlichen schmalen und schwer zu passirenden Pforte
zum Rothen Meere liegt auf 12° 17' nördlicher Breite und 45° 10'
östlicher Länge das wichtige Aden, wo alle Schiffe anlaufen, welche
das Rothe Meer in der einen oder der anderen Richtung durchsegeln.
Für die grosse Schiffahrt, welche das Rothe Meer nur als Passage
betrachtet und welche innerhalb desselben keine Zwecke verfolgt,
kommen nur die beiden Endpunkte, im Norden Suez, im Süden Aden
in Betracht, und man läuft auf der ganzen Fahrt keinen Zwischen-
hafen an.

Mit dem ihnen eigenen Scharfblick haben die Engländer die
Position von Aden erkannt und sich dort einen festen Punkt ge-
schaffen. Für sie hat der Verkehr durch das Rothe Meer wegen
der Beziehungen zu ihrem ausgedehnten indischen Reiche besondere
Bedeutung. Abgesehen aber von dieser Rolle Adens ist dasselbe
auch als ein Stapelplatz für den Handel nach den benachbarten ara-
bischen Gebieten einerseits und nach Ostafrika andererseits wichtig,
welcher Handel sich dort in die grosse Route einschaltet.

Die Engländer haben Aden im Jahre 1839 in Besitz genommen, nachdem
sie bereits längere Zeit auf diesen Ort ihr Augenmerk gelenkt hatten. Schon die
Römer haben die Wichtigkeit dieses Punktes erkannt, weshalb Aelius Gallus,
der römische Statthalter Aegyptens, 24 v. Ch. seinen Feldzug gegen das Reich
der Sabäer bis zur Hafenstadt Adana, dem heutigen Aden ausdehnte, und nach

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 79
Aden.

Das Rothe Meer ist seit Eröffnung des Suezcanales neuerdings eine
der wichtigsten Passagen des Weltverkehres geworden. Die beste Route
zwischen Europa und Indien, sowie Ostasien führt durch dasselbe.
Das östliche Afrika ist in nähere Beziehung zu Europa gebracht,
und ebenso führt der Weg nach Australien durch jene Gewässer.
In erster Linie hat das Rothe Meer durch diesen Umstand hervor-
ragende Bedeutung; weiter aber grenzen ausgedehnte Gebiete an dieses
Meer, mit denen der Handelsverkehr durch letzteres allein vermittelt
werden kann.

An der südlichen schmalen und schwer zu passirenden Pforte
zum Rothen Meere liegt auf 12° 17′ nördlicher Breite und 45° 10′
östlicher Länge das wichtige Aden, wo alle Schiffe anlaufen, welche
das Rothe Meer in der einen oder der anderen Richtung durchsegeln.
Für die grosse Schiffahrt, welche das Rothe Meer nur als Passage
betrachtet und welche innerhalb desselben keine Zwecke verfolgt,
kommen nur die beiden Endpunkte, im Norden Suez, im Süden Aden
in Betracht, und man läuft auf der ganzen Fahrt keinen Zwischen-
hafen an.

Mit dem ihnen eigenen Scharfblick haben die Engländer die
Position von Aden erkannt und sich dort einen festen Punkt ge-
schaffen. Für sie hat der Verkehr durch das Rothe Meer wegen
der Beziehungen zu ihrem ausgedehnten indischen Reiche besondere
Bedeutung. Abgesehen aber von dieser Rolle Adens ist dasselbe
auch als ein Stapelplatz für den Handel nach den benachbarten ara-
bischen Gebieten einerseits und nach Ostafrika andererseits wichtig,
welcher Handel sich dort in die grosse Route einschaltet.

Die Engländer haben Aden im Jahre 1839 in Besitz genommen, nachdem
sie bereits längere Zeit auf diesen Ort ihr Augenmerk gelenkt hatten. Schon die
Römer haben die Wichtigkeit dieses Punktes erkannt, weshalb Aelius Gallus,
der römische Statthalter Aegyptens, 24 v. Ch. seinen Feldzug gegen das Reich
der Sabäer bis zur Hafenstadt Adana, dem heutigen Aden ausdehnte, und nach

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 79
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[[625]/0641] Aden. Das Rothe Meer ist seit Eröffnung des Suezcanales neuerdings eine der wichtigsten Passagen des Weltverkehres geworden. Die beste Route zwischen Europa und Indien, sowie Ostasien führt durch dasselbe. Das östliche Afrika ist in nähere Beziehung zu Europa gebracht, und ebenso führt der Weg nach Australien durch jene Gewässer. In erster Linie hat das Rothe Meer durch diesen Umstand hervor- ragende Bedeutung; weiter aber grenzen ausgedehnte Gebiete an dieses Meer, mit denen der Handelsverkehr durch letzteres allein vermittelt werden kann. An der südlichen schmalen und schwer zu passirenden Pforte zum Rothen Meere liegt auf 12° 17′ nördlicher Breite und 45° 10′ östlicher Länge das wichtige Aden, wo alle Schiffe anlaufen, welche das Rothe Meer in der einen oder der anderen Richtung durchsegeln. Für die grosse Schiffahrt, welche das Rothe Meer nur als Passage betrachtet und welche innerhalb desselben keine Zwecke verfolgt, kommen nur die beiden Endpunkte, im Norden Suez, im Süden Aden in Betracht, und man läuft auf der ganzen Fahrt keinen Zwischen- hafen an. Mit dem ihnen eigenen Scharfblick haben die Engländer die Position von Aden erkannt und sich dort einen festen Punkt ge- schaffen. Für sie hat der Verkehr durch das Rothe Meer wegen der Beziehungen zu ihrem ausgedehnten indischen Reiche besondere Bedeutung. Abgesehen aber von dieser Rolle Adens ist dasselbe auch als ein Stapelplatz für den Handel nach den benachbarten ara- bischen Gebieten einerseits und nach Ostafrika andererseits wichtig, welcher Handel sich dort in die grosse Route einschaltet. Die Engländer haben Aden im Jahre 1839 in Besitz genommen, nachdem sie bereits längere Zeit auf diesen Ort ihr Augenmerk gelenkt hatten. Schon die Römer haben die Wichtigkeit dieses Punktes erkannt, weshalb Aelius Gallus, der römische Statthalter Aegyptens, 24 v. Ch. seinen Feldzug gegen das Reich der Sabäer bis zur Hafenstadt Adana, dem heutigen Aden ausdehnte, und nach Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 79

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [625]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/641>, abgerufen am 24.04.2024.