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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] wann er seinen Raub verfolgt. Er lebt von Fischen und vom Fleisch: nach Menschenfleische ist er sonderlich begierig. Er ist verwogen, grimmig und grausam, fällt alle Thiere an, insonderheit die Menschen: kan er sie nun nicht gantz bekommen, so nimmt er ihnen zum wenigsten ein Bein oder einen Arm hinweg, das schneidet er im Augenblick mit seinen Zähnen ab. Er folget den kleinen Nachen oder den Canoen der Indianer sie zu erhaschen; und wann er nicht darzu gelangen mag, so beisset er aus Grimm doch in die Ruder. Er ist sehr heißhungrig und verschlinget alles ungekaut, gar Stücken Holtz, wann sie nur fettig sind. Er begiebet sich manchmahl gantz bis auf das Ufer, damit er nach den Leuten schiessen möge. Ihm werden allerhand Netz und Stricke geleget, damit er gefangen und erschlagen werde. Nicht selten werden in seinem Magen Arme, Schenckel, zusamt den Beinen und den Füssen gefunden, auch wohl halbe Menschen zur Helffte verzehret und verdauet. Jonstonius berichtet, daß man in einem solchen Seehunde einen gantzen gewaffneten Mann gefunden. Es giebet ihrer von allerhand Grösse. Sein Fleisch wird gegessen, ist aber nicht gar sonderlich gut. Die Haut brauchen unterschiedene Handwercker. Sein Kopf beschliesset zwey bis drey Untzen überaus weisses Hirn. Die Zähne dienen zu den Klappern für die Kinder, daß ihnen die Zähne leichte durchbrechen. Aus der Leber wird Brennöl gemacht.

Das Hirn gedörret und zu Pulver gemacht, ist ungemein eröffnend, und dienet wider Sand und Gries, wird auch gar gut gehalten zur Beförderung der Geburt. Die dosis ist von einem halben Scrupel, bis auf ein Quentlein in blancken Wein. Wann seine Zähne auf einem Reibesteine sind zu einem gantz subtilen Pulver gerieben worden, so eröffnen sie; sind alkalisch und gut zum Stein, wie auch den Durchfall und die Blutstürtzung zu hemmen. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf zwey gantze Scrupel, auch wol gar bis ein Quentlein.

Allem Ansehen nach sind diejenigen Zähne, die man uns unter dem Titel Langue de serpent, auf Teutsch Schlangenzungen, zuführet, Zähne vom Seehunde und andern grossen Fischen, die in der Erde sind versteinert worden, dieweil sie so gar lange darinne gelegen haben.

Dieser Fisch Carcharias wird darum Requiem genannt, weil er Ursache ist, wann er die Menschen tödtet und verschlinget, daß ihrentwegen muß das Requiem gesungen werden.

Cardamindum.

Cardamindum minus & vulgare, Pit. Tournefort.

Flos sanguineus, Monardi, Lugd.

Nasturtium Indicum folio peltato scandens, J.B.

Nasturtium Indicum majus, C.B.

Nasturtium Indicum majus, C.B.

Nasturtium peregrinum, quod Peruvianum, Lugd.

frantzösisch, Petite Capucine.

teutsch, Indianische Kresse.

[Spaltenumbruch]

Ist ein Gewächs das aus America zu uns gebracht ist worden, und nunmehro in allen Gärten gantz gemeine ist. Sein Stengel ist lang, dünne, rund und ästig, schwach, und windet sich um die nahe stehenden Gewächse oder Stäbe, die dabey stehen oder gepflantzet werden. Ihre Blätter sind insgemeine rund, bisweilen eckigt, grün, obenher dichte und unten her ein wenig rauch. Zwischen denenselben erheben sich röthlichten kleinen Stengel, darauf stehen schöne, liebliche Blumen, die gar starck riechen, und eine iede aus fünff gelben Blättern zusammen gesetzet sind, welche mit einigen rothen, oder auch blutrothen Flecken gezeichnet. Der Kelch ist ein eintziges Stück fünffmahl zertheilet, und hat unten einen langen Schwantz, der sieht wie eine Capucinerkappe. Der Geschmack ist dem Geschmack der Gartenkresse gleich. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet die Frucht, die bestehet aus drey Hülsen, deren iede ein fast gantz rundes Samenkorn beschleust. Dieses Gewächse hat viel Sal essentiale und Oel bey sich.

Es reiniget, eröffnet, dienet den Harn zu treiben, ist gut zum Scharbock und zum Stein.

Die Blüte wird mit Eßig eingelegt, und als Salat gespeiset.

Cardamindum, quassi Cardamum Indicum, welches eben so viel heist, als Indianische Kresse.

Monardes redet in seiner Materienhistorie, von einer gewissen Art Nasturtium oder Kresse, die er mit aus Peru hat gebracht; deren Pflantze ist klein, trägt runde Blätter, etwas grösser als das Kraut an den Linsen, und schmeckt wie Kresse. Er meldet, daß der Saft von diesem Kraute in die frischen Wunden getröpfelt, und das Kraut zerquetschet drauf gelegt, dieselben heile und zur Narbe bringe, so gut als wie der Tabac thut.

C. Bauhinus nennet dasselbige Kraut Nasturtium Indicum minus.

Cardamine.

Cardamine pratensis magno flore, Pit. Tournef.

Nasturtium pratense magno flore, C.B.

Iberis Fuchsii, sive Nasturtium pratenso sylvestre. J.B.

Flos oculi, Brunf. Dod.

Lepidium minus, Cord. in Dioscor.

frantzösisch, Cardamine, oder Cresson de Prez, oder Passerage sauvage.

teutsch, Brunnenkresse.

Ist ein Gewächs, das aus seiner Wurtzel länglichte und vorne runde Blätter stöst, die an gar langen Stielen veste hangen. In deren Mitten erhebt sich ein Stengel, bey nahe eines Fusses hoch, der ist mit solchen zerschnittenen Blättern besetzet, gleichwie die an der Raute, odeer an dem wilden Senffe sind; er träget oben auf der Spitze weisse oder etwas röthlichte Blumen, deren iede aus vier, als wie ein Creutz gestellten Blätterlein bestehet. Wann diese Blumen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] wann er seinen Raub verfolgt. Er lebt von Fischen und vom Fleisch: nach Menschenfleische ist er sonderlich begierig. Er ist verwogen, grimmig und grausam, fällt alle Thiere an, insonderheit die Menschen: kan er sie nun nicht gantz bekommen, so nimmt er ihnen zum wenigsten ein Bein oder einen Arm hinweg, das schneidet er im Augenblick mit seinen Zähnen ab. Er folget den kleinen Nachen oder den Canoen der Indianer sie zu erhaschen; und wann er nicht darzu gelangen mag, so beisset er aus Grimm doch in die Ruder. Er ist sehr heißhungrig und verschlinget alles ungekaut, gar Stücken Holtz, wann sie nur fettig sind. Er begiebet sich manchmahl gantz bis auf das Ufer, damit er nach den Leuten schiessen möge. Ihm werden allerhand Netz und Stricke geleget, damit er gefangen und erschlagen werde. Nicht selten werden in seinem Magen Arme, Schenckel, zusamt den Beinen und den Füssen gefunden, auch wohl halbe Menschen zur Helffte verzehret und verdauet. Jonstonius berichtet, daß man in einem solchen Seehunde einen gantzen gewaffneten Mann gefunden. Es giebet ihrer von allerhand Grösse. Sein Fleisch wird gegessen, ist aber nicht gar sonderlich gut. Die Haut brauchen unterschiedene Handwercker. Sein Kopf beschliesset zwey bis drey Untzen überaus weisses Hirn. Die Zähne dienen zu den Klappern für die Kinder, daß ihnen die Zähne leichte durchbrechen. Aus der Leber wird Brennöl gemacht.

Das Hirn gedörret und zu Pulver gemacht, ist ungemein eröffnend, und dienet wider Sand und Gries, wird auch gar gut gehalten zur Beförderung der Geburt. Die dosis ist von einem halben Scrupel, bis auf ein Quentlein in blancken Wein. Wann seine Zähne auf einem Reibesteine sind zu einem gantz subtilen Pulver gerieben worden, so eröffnen sie; sind alkalisch und gut zum Stein, wie auch den Durchfall und die Blutstürtzung zu hemmen. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf zwey gantze Scrupel, auch wol gar bis ein Quentlein.

Allem Ansehen nach sind diejenigen Zähne, die man uns unter dem Titel Langue de serpent, auf Teutsch Schlangenzungen, zuführet, Zähne vom Seehunde und andern grossen Fischen, die in der Erde sind versteinert worden, dieweil sie so gar lange darinne gelegen haben.

Dieser Fisch Carcharias wird darum Requiem genannt, weil er Ursache ist, wann er die Menschen tödtet und verschlinget, daß ihrentwegen muß das Requiem gesungen werden.

Cardamindum.

Cardamindum minus & vulgare, Pit. Tournefort.

Flos sanguineus, Monardi, Lugd.

Nasturtium Indicum folio peltato scandens, J.B.

Nasturtium Indicum majus, C.B.

Nasturtium Indicum majus, C.B.

Nasturtium peregrinum, quod Peruvianum, Lugd.

frantzösisch, Petite Capucine.

teutsch, Indianische Kresse.

[Spaltenumbruch]

Ist ein Gewächs das aus America zu uns gebracht ist worden, und nunmehro in allen Gärten gantz gemeine ist. Sein Stengel ist lang, dünne, rund und ästig, schwach, und windet sich um die nahe stehenden Gewächse oder Stäbe, die dabey stehen oder gepflantzet werden. Ihre Blätter sind insgemeine rund, bisweilen eckigt, grün, obenher dichte und unten her ein wenig rauch. Zwischen denenselben erheben sich röthlichten kleinen Stengel, darauf stehen schöne, liebliche Blumen, die gar starck riechen, und eine iede aus fünff gelben Blättern zusammen gesetzet sind, welche mit einigen rothen, oder auch blutrothen Flecken gezeichnet. Der Kelch ist ein eintziges Stück fünffmahl zertheilet, und hat unten einen langen Schwantz, der sieht wie eine Capucinerkappe. Der Geschmack ist dem Geschmack der Gartenkresse gleich. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet die Frucht, die bestehet aus drey Hülsen, deren iede ein fast gantz rundes Samenkorn beschleust. Dieses Gewächse hat viel Sal essentiale und Oel bey sich.

Es reiniget, eröffnet, dienet den Harn zu treiben, ist gut zum Scharbock und zum Stein.

Die Blüte wird mit Eßig eingelegt, und als Salat gespeiset.

Cardamindum, quassi Cardamum Indicum, welches eben so viel heist, als Indianische Kresse.

Monardes redet in seiner Materienhistorie, von einer gewissen Art Nasturtium oder Kresse, die er mit aus Peru hat gebracht; deren Pflantze ist klein, trägt runde Blätter, etwas grösser als das Kraut an den Linsen, und schmeckt wie Kresse. Er meldet, daß der Saft von diesem Kraute in die frischen Wunden getröpfelt, und das Kraut zerquetschet drauf gelegt, dieselben heile und zur Narbe bringe, so gut als wie der Tabac thut.

C. Bauhinus nennet dasselbige Kraut Nasturtium Indicum minus.

Cardamine.

Cardamine pratensis magno flore, Pit. Tournef.

Nasturtium pratense magno flore, C.B.

Iberis Fuchsii, sive Nasturtium pratenso sylvestre. J.B.

Flos oculi, Brunf. Dod.

Lepidium minus, Cord. in Dioscor.

frantzösisch, Cardamine, oder Cresson de Prez, oder Passerage sauvage.

teutsch, Brunnenkresse.

Ist ein Gewächs, das aus seiner Wurtzel länglichte und vorne runde Blätter stöst, die an gar langen Stielen veste hangen. In deren Mitten erhebt sich ein Stengel, bey nahe eines Fusses hoch, der ist mit solchen zerschnittenen Blättern besetzet, gleichwie die an der Raute, odeer an dem wilden Senffe sind; er träget oben auf der Spitze weisse oder etwas röthlichte Blumen, deren iede aus vier, als wie ein Creutz gestellten Blätterlein bestehet. Wann diese Blumen [Ende Spaltensatz]

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[0139] wann er seinen Raub verfolgt. Er lebt von Fischen und vom Fleisch: nach Menschenfleische ist er sonderlich begierig. Er ist verwogen, grimmig und grausam, fällt alle Thiere an, insonderheit die Menschen: kan er sie nun nicht gantz bekommen, so nimmt er ihnen zum wenigsten ein Bein oder einen Arm hinweg, das schneidet er im Augenblick mit seinen Zähnen ab. Er folget den kleinen Nachen oder den Canoen der Indianer sie zu erhaschen; und wann er nicht darzu gelangen mag, so beisset er aus Grimm doch in die Ruder. Er ist sehr heißhungrig und verschlinget alles ungekaut, gar Stücken Holtz, wann sie nur fettig sind. Er begiebet sich manchmahl gantz bis auf das Ufer, damit er nach den Leuten schiessen möge. Ihm werden allerhand Netz und Stricke geleget, damit er gefangen und erschlagen werde. Nicht selten werden in seinem Magen Arme, Schenckel, zusamt den Beinen und den Füssen gefunden, auch wohl halbe Menschen zur Helffte verzehret und verdauet. 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Sein Stengel ist lang, dünne, rund und ästig, schwach, und windet sich um die nahe stehenden Gewächse oder Stäbe, die dabey stehen oder gepflantzet werden. Ihre Blätter sind insgemeine rund, bisweilen eckigt, grün, obenher dichte und unten her ein wenig rauch. Zwischen denenselben erheben sich röthlichten kleinen Stengel, darauf stehen schöne, liebliche Blumen, die gar starck riechen, und eine iede aus fünff gelben Blättern zusammen gesetzet sind, welche mit einigen rothen, oder auch blutrothen Flecken gezeichnet. Der Kelch ist ein eintziges Stück fünffmahl zertheilet, und hat unten einen langen Schwantz, der sieht wie eine Capucinerkappe. Der Geschmack ist dem Geschmack der Gartenkresse gleich. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet die Frucht, die bestehet aus drey Hülsen, deren iede ein fast gantz rundes Samenkorn beschleust. Dieses Gewächse hat viel Sal essentiale und Oel bey sich. Es reiniget, eröffnet, dienet den Harn zu treiben, ist gut zum Scharbock und zum Stein. Die Blüte wird mit Eßig eingelegt, und als Salat gespeiset. Cardamindum, quassi Cardamum Indicum, welches eben so viel heist, als Indianische Kresse. Monardes redet in seiner Materienhistorie, von einer gewissen Art Nasturtium oder Kresse, die er mit aus Peru hat gebracht; deren Pflantze ist klein, trägt runde Blätter, etwas grösser als das Kraut an den Linsen, und schmeckt wie Kresse. Er meldet, daß der Saft von diesem Kraute in die frischen Wunden getröpfelt, und das Kraut zerquetschet drauf gelegt, dieselben heile und zur Narbe bringe, so gut als wie der Tabac thut. C. Bauhinus nennet dasselbige Kraut Nasturtium Indicum minus. Cardamine. Cardamine pratensis magno flore, Pit. Tournef. Nasturtium pratense magno flore, C.B. Iberis Fuchsii, sive Nasturtium pratenso sylvestre. J.B. Flos oculi, Brunf. Dod. Lepidium minus, Cord. in Dioscor. frantzösisch, Cardamine, oder Cresson de Prez, oder Passerage sauvage. teutsch, Brunnenkresse. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/139>, abgerufen am 25.04.2024.