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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Saltze und vielen phlegma ohne Erde, gleichwie ich in meinem Buche von der Chymie erwiesen habe. Es erweichet und zertheilet; in der Apothecke wird es unter die Cerata, Pflaster und Salben genommen.

Wann das Wachs zu alt geworden, es hat seinen Geruch guten theils verlohren, und ist bleich worden, so wissen die Kauffleute diesem Mangel auf solche Weise abzuhelffen: sie lassen es über einem nicht gar zu starcken Feuer schmeltzen, und färben es wiederum an mit wilden Saffran oder Safflor, oder Roucou und Orlean, welche sie in das Wachs schütten und eine Weile stehen lassen, hernach lassen sie es durchlauffen und kalt werden; dieses gefärbte Wachs ist gar leicht von dem frischen Wachs zu unterscheiden; denn es ist nicht so klebrig, viel trockner, und spröder, es hat auch keinen so starcken Geruch.

In Moscau und in Indien wird zuweilen in den Löchern und Hölen der alten Bäume eine gewisse Art schwartzes Wachses gefunden, in runden oder ovalrunden Stücken, die so dicke sind, wie eine Muscatennuß. Dieses machen kleine Bienen, welche ihre Gebäude in den Hölen solcher Stämme bauen, und einen citrongelben Honig, von lieblichen Geschmack, darein tragen. Wann dieses Wachs erwärmet, so riechet es als wie Balsam. In Franckreich ist es trefflich rar: die Indianer machen Kertzen draus, ingleichen kleine Geschirre, darinne sie den Balsam von Tolu, wann er von dem Baume rinnt, auffangen.

Das weisse Wachs kommt von dem gelben Wachse, welches wol gewaschen und an die freye Luft und in den Thau geleget wird, davon wird es viel härter und viel spröder, verliehret aber auch dabey schier alle seinen Geruch.

Die besten Wachsbleichen in Franckreich sind in Bretagne und Anjou, daselbst heben sie diese Arbeit gegen Ausgang des Aprilis an. Sie lassen das gelbe Wachs über dem Feuer zergehen, und wann es recht heiß ist, so giessen sie es auf ein Rad, das nennen die Arbeitsleute in Franckreich Tour, und wird über ein Faß voll kaltes Wasser gestellt. Wann nun das warme Wachs ins Wasser fällt, so gerinnet es u. blättert sich, sodann nehmen sie diese Blätter, waschen sie oftmahls und allezeit in anderm Wasser, sammlen es zusammen und breiten es auf Tücher aus, die auf grossen höltzernen Vierungen, an der freyen Luft und in dem Thaue liegen, doch um die Tücher bleibt ein ziemlich grosser Rand, damit sie das Wachs zudecken können, wann es windigt Wetter ist. Dergestalt lassen sie das Wachs fünff bis sechs Wochen lang liegen, legen es darauf in Becken und lassen es abermahls überm Feuer zergehen, schütten darzu weissen Weinstein, oder Weinsteincrystallen, und lassen es einige Zeit also im Flusse stehen, damit es der Weinstein reinigen möge, und den Schmutz, und Fettigkeit, so dabey seyn dürffte, herausziehen; nach diesen giessen sie es durch und formiren kleine platte und runde Kuchen, als wie kleine Teller draus, dergleichen wir bey den Materialisten zu sehen bekommen.

Auf einer jeden Bleiche kan im Jahre drey oder viermahl Wachs bereitet werden: sie fangen im April an, und hören im October auf.

Das weisse Wachs soll man erwehlen, wann es fein weiß und klar ist, rein und durchsichtig, hart [Spaltenumbruch] und spröde, wann es nicht an den Zähnen hangen bleibt, indem mans kauet, und wann es keinen Geschmack nicht hat. Es wird zwar insgemein Cire vierge, Cera virginea, Jungfrauen Wachs genannt, ist aber eben nicht gar wol gesagt: dann, das rechte Jungfrauwachs ist der Vorstoß, das Stopfwachs, davon an seinem Orte gehandelt werden wird.

Das weisse Wachs kühlet, erfrischet, lindert, zertheilet nicht so starck, als wie das gelbe, dieweil es durch das öftere waschen ein gutes Theil von seinem Saltz verlohren hat. Es wird unter die Pomaden genommen, unter die Ceraten, und unter die Salben.

Ein Hauffen Jungfern und Weiber essen aus Wollust und übeln Appetit das gelbe und das weisse Wachs, dadurch verursachen sie sich aber Verstopfungen in den Eingeweiden, bekommen eine bleiche Farbe und andere Kranckheiten noch mehr.

Bey den Materialisten findet sich eine Gattung Wachs, die siehet von Farbe als wie Stroh, oder auch citronengelbe: dieses wird von den kleinen Stücklein und Abgängen des weissen Wachses bereitet, welche unter einander zerlassen, und mit zerstossener Terra merita gefärbet werden: sie lassen selbiges hernach durchlauffen, kalt werden, und machen Kertzen draus.

Das grüne Wachs wird vom weissen Wachse zugerichtet, welches sie mit ein wenig Terpentin geschmeidig machen und mit geriebenem Grünspan anfärben. Es dienet die Hüneraugen zu erweichen, wann es, als wie ein Pflaster drauf geleget wird.

Das rothe Wachs wird vom weissen Wachse, mit etwas Terpentin gelind gemacht, und mit der Orcanette oder auch Zinober angefärbt, bereitet. Die Commissarii gebrauchen es zum siegeln: äusserlich aufgelegt, zertheilet es.

Das Wachs zum wüchsen wird von geschomltzenem Wachse mit Burgundischem Peche, poix gras se, vermischt, gemacht; die Tapetenmacher wächsen Zwillich damit.

Cera kommt von dem griechischen Worte keros, das heist auch Wachs.

Cerasa.

Cerasa, Cerasia, frantzösisch, Cerises, teutsch, Kirschen, sind kleine, runde wohlbekannte Früchte. Es giebet ihrer gar vielerley Arten. Die gemeinsten heissen auf lateinisch Cerasa agriotta, Caes. Cerasa acida & vulgaria, Trag. frantz. Aigriottes, teutsch, saure Kirschen. Sie sind rund, roth und schmecken säuerlich, doch lieblich. Sie wachsen auf einem Baum von mittlerer Höhe, der heist, Cerasus sativa fructu rotundo ruhro & acido, Pit. Tournef. sive Cerasus acida, Brunf. Matth. frantzösisch, Cerisier domestique ou cultive, a fruit rond, rouge & aigre, teutsch, der zahme Kirschbaum, mit runden, rothen und sauren Früchten. Dessen Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. Seine Blüte hat fünff Blätterlein in Rosenform, von weisser Farbe.

Es giebet auch eine Art roth und weisser Kirschen, die sind dicker als die vorhergehenden, und haben ein härter und süsser Fleisch. Frantzösisch heissen sie Bigarreaux ou Guignes, lateinisch Cerasa alba dulcia [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Saltze und vielen phlegma ohne Erde, gleichwie ich in meinem Buche von der Chymie erwiesen habe. Es erweichet und zertheilet; in der Apothecke wird es unter die Cerata, Pflaster und Salben genommen.

Wann das Wachs zu alt geworden, es hat seinen Geruch guten theils verlohren, und ist bleich worden, so wissen die Kauffleute diesem Mangel auf solche Weise abzuhelffen: sie lassen es über einem nicht gar zu starcken Feuer schmeltzen, und färben es wiederum an mit wilden Saffran oder Safflor, oder Roucou und Orlean, welche sie in das Wachs schütten und eine Weile stehen lassen, hernach lassen sie es durchlauffen und kalt werden; dieses gefärbte Wachs ist gar leicht von dem frischen Wachs zu unterscheiden; denn es ist nicht so klebrig, viel trockner, und spröder, es hat auch keinen so starcken Geruch.

In Moscau und in Indien wird zuweilen in den Löchern und Hölen der alten Bäume eine gewisse Art schwartzes Wachses gefunden, in runden oder ovalrunden Stücken, die so dicke sind, wie eine Muscatennuß. Dieses machen kleine Bienen, welche ihre Gebäude in den Hölen solcher Stämme bauen, und einen citrongelben Honig, von lieblichen Geschmack, darein tragen. Wann dieses Wachs erwärmet, so riechet es als wie Balsam. In Franckreich ist es trefflich rar: die Indianer machen Kertzen draus, ingleichen kleine Geschirre, darinne sie den Balsam von Tolu, wann er von dem Baume rinnt, auffangen.

Das weisse Wachs kommt von dem gelben Wachse, welches wol gewaschen und an die freye Luft und in den Thau geleget wird, davon wird es viel härter und viel spröder, verliehret aber auch dabey schier alle seinen Geruch.

Die besten Wachsbleichen in Franckreich sind in Bretagne und Anjou, daselbst heben sie diese Arbeit gegen Ausgang des Aprilis an. Sie lassen das gelbe Wachs über dem Feuer zergehen, und wann es recht heiß ist, so giessen sie es auf ein Rad, das nennen die Arbeitsleute in Franckreich Tour, und wird über ein Faß voll kaltes Wasser gestellt. Wann nun das warme Wachs ins Wasser fällt, so gerinnet es u. blättert sich, sodann nehmen sie diese Blätter, waschen sie oftmahls und allezeit in anderm Wasser, sammlen es zusammen und breiten es auf Tücher aus, die auf grossen höltzernen Vierungen, an der freyen Luft und in dem Thaue liegen, doch um die Tücher bleibt ein ziemlich grosser Rand, damit sie das Wachs zudecken können, wann es windigt Wetter ist. Dergestalt lassen sie das Wachs fünff bis sechs Wochen lang liegen, legen es darauf in Becken und lassen es abermahls überm Feuer zergehen, schütten darzu weissen Weinstein, oder Weinsteincrystallen, und lassen es einige Zeit also im Flusse stehen, damit es der Weinstein reinigen möge, und den Schmutz, und Fettigkeit, so dabey seyn dürffte, herausziehen; nach diesen giessen sie es durch und formiren kleine platte und runde Kuchen, als wie kleine Teller draus, dergleichen wir bey den Materialisten zu sehen bekommen.

Auf einer jeden Bleiche kan im Jahre drey oder viermahl Wachs bereitet werden: sie fangen im April an, und hören im October auf.

Das weisse Wachs soll man erwehlen, wann es fein weiß und klar ist, rein und durchsichtig, hart [Spaltenumbruch] und spröde, wann es nicht an den Zähnen hangen bleibt, indem mans kauet, und wann es keinen Geschmack nicht hat. Es wird zwar insgemein Cire vierge, Cera virginea, Jungfrauen Wachs genannt, ist aber eben nicht gar wol gesagt: dann, das rechte Jungfrauwachs ist der Vorstoß, das Stopfwachs, davon an seinem Orte gehandelt werden wird.

Das weisse Wachs kühlet, erfrischet, lindert, zertheilet nicht so starck, als wie das gelbe, dieweil es durch das öftere waschen ein gutes Theil von seinem Saltz verlohren hat. Es wird unter die Pomaden genommen, unter die Ceraten, und unter die Salben.

Ein Hauffen Jungfern und Weiber essen aus Wollust und übeln Appetit das gelbe und das weisse Wachs, dadurch verursachen sie sich aber Verstopfungen in den Eingeweiden, bekommen eine bleiche Farbe und andere Kranckheiten noch mehr.

Bey den Materialisten findet sich eine Gattung Wachs, die siehet von Farbe als wie Stroh, oder auch citronengelbe: dieses wird von den kleinen Stücklein und Abgängen des weissen Wachses bereitet, welche unter einander zerlassen, und mit zerstossener Terra merita gefärbet werden: sie lassen selbiges hernach durchlauffen, kalt werden, und machen Kertzen draus.

Das grüne Wachs wird vom weissen Wachse zugerichtet, welches sie mit ein wenig Terpentin geschmeidig machen und mit geriebenem Grünspan anfärben. Es dienet die Hüneraugen zu erweichen, wann es, als wie ein Pflaster drauf geleget wird.

Das rothe Wachs wird vom weissen Wachse, mit etwas Terpentin gelind gemacht, und mit der Orcanette oder auch Zinober angefärbt, bereitet. Die Commissarii gebrauchen es zum siegeln: äusserlich aufgelegt, zertheilet es.

Das Wachs zum wüchsen wird von geschomltzenem Wachse mit Burgundischem Peche, poix gras se, vermischt, gemacht; die Tapetenmacher wächsen Zwillich damit.

Cera kommt von dem griechischen Worte κηρὸς, das heist auch Wachs.

Cerasa.

Cerasa, Cerasia, frantzösisch, Cerises, teutsch, Kirschen, sind kleine, runde wohlbekannte Früchte. Es giebet ihrer gar vielerley Arten. Die gemeinsten heissen auf lateinisch Cerasa agriotta, Cæs. Cerasa acida & vulgaria, Trag. frantz. Aigriottes, teutsch, saure Kirschen. Sie sind rund, roth und schmecken säuerlich, doch lieblich. Sie wachsen auf einem Baum von mittlerer Höhe, der heist, Cerasus sativa fructu rotundo ruhro & acido, Pit. Tournef. sive Cerasus acida, Brunf. Matth. frantzösisch, Cerisier domestique ou cultivé, à fruit rond, rouge & aigre, teutsch, der zahme Kirschbaum, mit runden, rothen und sauren Früchten. Dessen Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. Seine Blüte hat fünff Blätterlein in Rosenform, von weisser Farbe.

Es giebet auch eine Art roth und weisser Kirschen, die sind dicker als die vorhergehenden, und haben ein härter und süsser Fleisch. Frantzösisch heissen sie Bigarreaux ou Guignes, lateinisch Cerasa alba dulcia [Ende Spaltensatz]

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Sie lassen das gelbe Wachs über dem Feuer zergehen, und wann es recht heiß ist, so giessen sie es auf ein Rad, das nennen die Arbeitsleute in Franckreich Tour, und wird über ein Faß voll kaltes Wasser gestellt. Wann nun das warme Wachs ins Wasser fällt, so gerinnet es u. blättert sich, sodann nehmen sie diese Blätter, waschen sie oftmahls und allezeit in anderm Wasser, sammlen es zusammen und breiten es auf Tücher aus, die auf grossen höltzernen Vierungen, an der freyen Luft und in dem Thaue liegen, doch um die Tücher bleibt ein ziemlich grosser Rand, damit sie das Wachs zudecken können, wann es windigt Wetter ist. 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Bey den Materialisten findet sich eine Gattung Wachs, die siehet von Farbe als wie Stroh, oder auch citronengelbe: dieses wird von den kleinen Stücklein und Abgängen des weissen Wachses bereitet, welche unter einander zerlassen, und mit zerstossener Terra merita gefärbet werden: sie lassen selbiges hernach durchlauffen, kalt werden, und machen Kertzen draus. Das grüne Wachs wird vom weissen Wachse zugerichtet, welches sie mit ein wenig Terpentin geschmeidig machen und mit geriebenem Grünspan anfärben. Es dienet die Hüneraugen zu erweichen, wann es, als wie ein Pflaster drauf geleget wird. Das rothe Wachs wird vom weissen Wachse, mit etwas Terpentin gelind gemacht, und mit der Orcanette oder auch Zinober angefärbt, bereitet. Die Commissarii gebrauchen es zum siegeln: äusserlich aufgelegt, zertheilet es. Das Wachs zum wüchsen wird von geschomltzenem Wachse mit Burgundischem Peche, poix gras se, vermischt, gemacht; die Tapetenmacher wächsen Zwillich damit. Cera kommt von dem griechischen Worte κηρὸς, das heist auch Wachs. Cerasa. Cerasa, Cerasia, frantzösisch, Cerises, teutsch, Kirschen, sind kleine, runde wohlbekannte Früchte. Es giebet ihrer gar vielerley Arten. Die gemeinsten heissen auf lateinisch Cerasa agriotta, Cæs. Cerasa acida & vulgaria, Trag. frantz. Aigriottes, teutsch, saure Kirschen. Sie sind rund, roth und schmecken säuerlich, doch lieblich. Sie wachsen auf einem Baum von mittlerer Höhe, der heist, Cerasus sativa fructu rotundo ruhro & acido, Pit. Tournef. sive Cerasus acida, Brunf. Matth. frantzösisch, Cerisier domestique ou cultivé, à fruit rond, rouge & aigre, teutsch, der zahme Kirschbaum, mit runden, rothen und sauren Früchten. Dessen Blätter sind länglicht, spitzig und am Rande ausgezackt. Seine Blüte hat fünff Blätterlein in Rosenform, von weisser Farbe. Es giebet auch eine Art roth und weisser Kirschen, die sind dicker als die vorhergehenden, und haben ein härter und süsser Fleisch. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/156>, abgerufen am 28.03.2024.