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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] mit Borsten besetzt: zu Ende steht wie eine stachlichte Krone, die starck anziehend und anhaltend ist, wann sie wird eingenommen. Die Frucht ist innewendig voller gar harter Körner, die fast so dicke sind wie Coriandersamen, und auch voll Saft, so roth, als wie Scharlach, der schmecket süß. Von den Indianern wird sie Tuna genennet, von den Frantzosen, Figue d'Inde, und teutsch, eine Indianische Feige: iedoch führet der Strauch diesen Namen ebenfals. Die Frantzosen haben ihn noch überdiß Raquette betitelt, von wegen der Gestalt, die seine Blätter haben.

Einen Nopalstrauch wachsend zu machen, darff man nur ein Blatt davon bis auf die Helffte in die Erde stossen, so wird die Helffte, die ausserhalb der Erde ist, in wenig Tagen ein neu Blatt wieder treiben, und dieses treibet wieder andre, indessen wächst das erste immer dicker, und giebet den Stamm und die Aeste eines Strauches zu acht bis neun Schuh hoch.

Wann nun das kleine Thierlein, welches Conzenille genennet wird, sich auf dem Strauche nähret, so überkommt es seine schöne Farbe: wann es alsdann zu völliger Grösse gelanget ist, alsdann wird es mit allem Fleiß gesammlet, mit kalten Wasser getödtet und getreuget, damit es sich verführen lasse.

Die Conzenille, mit dem Zunamen Mestech oder Mesteque, wird uns aus Peru übersendet, von Mexico, von der Saltzsee, von Cadix, und von vielen andern Orten mehr in America. Man muß die erwehlen, welche dick und rein, fein völlig, schwer und trucken ist, von Farbe silberweiß und gleissend aussenher; zerdruckt muß sie eine schöne dunckelrothe Farbe geben. Die Färber brauchen sie zum Scharlachfärben.

In der Artzney wird sie zum Stein, desgleichen zum Sand und Gries gar dienlich erachtet, wie auch den Durchlauff zu stillen, unzeitige Geburt zu verhüten, wann sie als ein Pulver eingenommen wird; und zwar auf ein mahl zwölff Gran bis auf ein halbes Quintlein.

Es giebet sonsten noch mehr andere Sorten der Conzenille, als da ist Campechane, Tetrechale und Sylvestre.

Cochenille Campechane ist nichts anders, als der Staub und Gemörsel von der Mesteca, oder hat bereits einmahl zum Färben gedienet.

Cochenille Tetrechale ist die blose Erde, die unter der Campechane gefunden wird.

Cochenille sylvestre, die wilde Conzenille, oder Cochenille de graine, die körnige Conzenille, befindet sich unter den Wurtzeln der grossen Pimpernelle, frantzösisch, la grande Pimpinelle und Boucage, lateinisch, Tragoselinum majus genannt.

Cochinilla ist ein Spanischer Name und das diminutivum; ein solches Wort, welches etwas kleineres, als das Stammwort selbst bedeutet; kommt von coccus, und heist soviel, quasi coccinula, ein kleines Körnlein, dieweil man die Conzenille für einen Samen angesehen hat.

Cochlearia.

Cochlearia Dod. J.B.

Cochlearia folio subrotundo, C.B. Pit. Tournef.

Cochlearia Batava, Ad. Lob.

Britannica, Ges. Hor.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Herbe aux culliers.

teutsch, Löffelkraut.

Ist ein niedriges Kraut, welches aus seiner Wurtzel Blätter treibet, die schier gantz rund und ziemlich breit sind, fleischig, bisweilen wie ein kleiner Löffel ausgehölt, grün und gleissend, und voll Saft, sitzen an eben nicht gar langen purpurfarbigen Stielen. Darzwischen erheben sich ein Hauffen Stengel, etwa zu anderthalben Fuß hoch, die sind eckigt, und röthlicht, ästig und mit kleinen länglichten Blätterlein ohne Stiel besetzet. Die Blüten sitzen nach der Länge oben an den Spitzen der Stengel, und bestehen eine jede aus vier weissen creutzweis gestellten Blätterlein: worauf die Früchte folgen, die fast rund sind und aufgeblasen, bestehen aus zwey Hülsen oder Schalen, welche dünne, schier gantz runde, braune Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind klein, gerade, und mit einigen weissen Zäserlein umgeben. Das gantze Kraut hat einen durchdringenden Geruch, wann es zerquetschet wird, und einen scharffen Geschmack. Insgemein wächset es an solchen Orten, die an der See gelegen, und schattig sind. Es führet viel phlegma, Sal volatile und fixum.

Es ist trefflich dienlich zum Scorbut, und Miltzbeschwerung, es hebet die Verstopfungen, treibt den Urin, zertheilet den tartarischen Schleim, und den Stein, reiniget das Zahnfleisch und machet es veste, ist auch gut zu den Wunden. Man kan den Saft gebrauchen, oder es abkochen lassen.

Cochlearia kommt von cochlear, ein Löffel, dieweil die Blätter dieses Krautes gar öfters ausgehölet sind als wie ein kleiner Löffel.

Cohyne.

Cohyne, Theveto, ist ein Baum, der in America, im Lande der Cannibalen wächst. Sein Laub siehet den Lorbeerblättern gleich. Die Frucht ist so dicke, wie eine mittelmäßige Citrulle, und als ein Strausseney formiret, so gar schön anzusehen, insonderheit, wann der Baum derselben voll ist: doch wird sie nie gegessen. Die Cannibalen machen kleine Geschirre draus, die sie vornemlich bey ihrem Götzendienste brauchen: sie hölern dieselbigen aus, füllen sie voll Maitz und ander Gesäme, auch wol mit kleinen Steinen, und bestecken sie auswendig mit allerhand Federn zum Zierath; hernach machen sie unten ein Loch darein, stossen einen kleinen Stock in dasselbige, und stecken es in die Erde. Diese also zugerichteten Früchte nennen sie Maraka auch Tamaraka, und sind gewohnet, dererselben drey oder vier Stück in ihren Cabanen oder Hütten mit sonderlicher Ehrerbietung zu unterhalten. Sie glauben, wann sie diese Frucht in den Händen herum drehen, und vernehmen ein Geräusche; weil die Körner und Steinlein drinne sind; daß sie mit ihrem Toupan, das heist, mit ihrem Gotte reden, und Antwort [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] mit Borsten besetzt: zu Ende steht wie eine stachlichte Krone, die starck anziehend und anhaltend ist, wann sie wird eingenommen. Die Frucht ist innewendig voller gar harter Körner, die fast so dicke sind wie Coriandersamen, und auch voll Saft, so roth, als wie Scharlach, der schmecket süß. Von den Indianern wird sie Tuna genennet, von den Frantzosen, Figue d'Inde, und teutsch, eine Indianische Feige: iedoch führet der Strauch diesen Namen ebenfals. Die Frantzosen haben ihn noch überdiß Raquette betitelt, von wegen der Gestalt, die seine Blätter haben.

Einen Nopalstrauch wachsend zu machen, darff man nur ein Blatt davon bis auf die Helffte in die Erde stossen, so wird die Helffte, die ausserhalb der Erde ist, in wenig Tagen ein neu Blatt wieder treiben, und dieses treibet wieder andre, indessen wächst das erste immer dicker, und giebet den Stamm und die Aeste eines Strauches zu acht bis neun Schuh hoch.

Wann nun das kleine Thierlein, welches Conzenille genennet wird, sich auf dem Strauche nähret, so überkommt es seine schöne Farbe: wann es alsdann zu völliger Grösse gelanget ist, alsdann wird es mit allem Fleiß gesammlet, mit kalten Wasser getödtet und getreuget, damit es sich verführen lasse.

Die Conzenille, mit dem Zunamen Mestech oder Mesteque, wird uns aus Peru übersendet, von Mexico, von der Saltzsee, von Cadix, und von vielen andern Orten mehr in America. Man muß die erwehlen, welche dick und rein, fein völlig, schwer und trucken ist, von Farbe silberweiß und gleissend aussenher; zerdruckt muß sie eine schöne dunckelrothe Farbe geben. Die Färber brauchen sie zum Scharlachfärben.

In der Artzney wird sie zum Stein, desgleichen zum Sand und Gries gar dienlich erachtet, wie auch den Durchlauff zu stillen, unzeitige Geburt zu verhüten, wann sie als ein Pulver eingenommen wird; und zwar auf ein mahl zwölff Gran bis auf ein halbes Quintlein.

Es giebet sonsten noch mehr andere Sorten der Conzenille, als da ist Campêchane, Tetrechale und Sylvestre.

Cochenille Campêchane ist nichts anders, als der Staub und Gemörsel von der Mesteca, oder hat bereits einmahl zum Färben gedienet.

Cochenille Tetrechale ist die blose Erde, die unter der Campêchane gefunden wird.

Cochenille sylvestre, die wilde Conzenille, oder Cochenille de graine, die körnige Conzenille, befindet sich unter den Wurtzeln der grossen Pimpernelle, frantzösisch, la grande Pimpinelle und Boucage, lateinisch, Tragoselinum majus genannt.

Cochinilla ist ein Spanischer Name und das diminutivum; ein solches Wort, welches etwas kleineres, als das Stammwort selbst bedeutet; kommt von coccus, und heist soviel, quasi coccinula, ein kleines Körnlein, dieweil man die Conzenille für einen Samen angesehen hat.

Cochlearia.

Cochlearia Dod. J.B.

Cochlearia folio subrotundo, C.B. Pit. Tournef.

Cochlearia Batava, Ad. Lob.

Britannica, Ges. Hor.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Herbe aux culliers.

teutsch, Löffelkraut.

Ist ein niedriges Kraut, welches aus seiner Wurtzel Blätter treibet, die schier gantz rund und ziemlich breit sind, fleischig, bisweilen wie ein kleiner Löffel ausgehölt, grün und gleissend, und voll Saft, sitzen an eben nicht gar langen purpurfarbigen Stielen. Darzwischen erheben sich ein Hauffen Stengel, etwa zu anderthalben Fuß hoch, die sind eckigt, und röthlicht, ästig und mit kleinen länglichten Blätterlein ohne Stiel besetzet. Die Blüten sitzen nach der Länge oben an den Spitzen der Stengel, und bestehen eine jede aus vier weissen creutzweis gestellten Blätterlein: worauf die Früchte folgen, die fast rund sind und aufgeblasen, bestehen aus zwey Hülsen oder Schalen, welche dünne, schier gantz runde, braune Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind klein, gerade, und mit einigen weissen Zäserlein umgeben. Das gantze Kraut hat einen durchdringenden Geruch, wann es zerquetschet wird, und einen scharffen Geschmack. Insgemein wächset es an solchen Orten, die an der See gelegen, und schattig sind. Es führet viel phlegma, Sal volatile und fixum.

Es ist trefflich dienlich zum Scorbut, und Miltzbeschwerung, es hebet die Verstopfungen, treibt den Urin, zertheilet den tartarischen Schleim, und den Stein, reiniget das Zahnfleisch und machet es veste, ist auch gut zu den Wunden. Man kan den Saft gebrauchen, oder es abkochen lassen.

Cochlearia kommt von cochlear, ein Löffel, dieweil die Blätter dieses Krautes gar öfters ausgehölet sind als wie ein kleiner Löffel.

Cohyne.

Cohyne, Theveto, ist ein Baum, der in America, im Lande der Cannibalen wächst. Sein Laub siehet den Lorbeerblättern gleich. Die Frucht ist so dicke, wie eine mittelmäßige Citrulle, und als ein Strausseney formiret, so gar schön anzusehen, insonderheit, wann der Baum derselben voll ist: doch wird sie nie gegessen. Die Cannibalen machen kleine Geschirre draus, die sie vornemlich bey ihrem Götzendienste brauchen: sie hölern dieselbigen aus, füllen sie voll Maitz und ander Gesäme, auch wol mit kleinen Steinen, und bestecken sie auswendig mit allerhand Federn zum Zierath; hernach machen sie unten ein Loch darein, stossen einen kleinen Stock in dasselbige, und stecken es in die Erde. Diese also zugerichteten Früchte nennen sie Maraka auch Tamaraka, und sind gewohnet, dererselben drey oder vier Stück in ihren Cabanen oder Hütten mit sonderlicher Ehrerbietung zu unterhalten. Sie glauben, wann sie diese Frucht in den Händen herum drehen, und vernehmen ein Geräusche; weil die Körner und Steinlein drinne sind; daß sie mit ihrem Toupan, das heist, mit ihrem Gotte reden, und Antwort [Ende Spaltensatz]

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Es giebet sonsten noch mehr andere Sorten der Conzenille, als da ist Campêchane, Tetrechale und Sylvestre. Cochenille Campêchane ist nichts anders, als der Staub und Gemörsel von der Mesteca, oder hat bereits einmahl zum Färben gedienet. Cochenille Tetrechale ist die blose Erde, die unter der Campêchane gefunden wird. Cochenille sylvestre, die wilde Conzenille, oder Cochenille de graine, die körnige Conzenille, befindet sich unter den Wurtzeln der grossen Pimpernelle, frantzösisch, la grande Pimpinelle und Boucage, lateinisch, Tragoselinum majus genannt. Cochinilla ist ein Spanischer Name und das diminutivum; ein solches Wort, welches etwas kleineres, als das Stammwort selbst bedeutet; kommt von coccus, und heist soviel, quasi coccinula, ein kleines Körnlein, dieweil man die Conzenille für einen Samen angesehen hat. Cochlearia. Cochlearia Dod. J.B. Cochlearia folio subrotundo, C.B. Pit. Tournef. Cochlearia Batava, Ad. Lob. Britannica, Ges. Hor. frantzösisch, Herbe aux culliers. teutsch, Löffelkraut. Ist ein niedriges Kraut, welches aus seiner Wurtzel Blätter treibet, die schier gantz rund und ziemlich breit sind, fleischig, bisweilen wie ein kleiner Löffel ausgehölt, grün und gleissend, und voll Saft, sitzen an eben nicht gar langen purpurfarbigen Stielen. Darzwischen erheben sich ein Hauffen Stengel, etwa zu anderthalben Fuß hoch, die sind eckigt, und röthlicht, ästig und mit kleinen länglichten Blätterlein ohne Stiel besetzet. Die Blüten sitzen nach der Länge oben an den Spitzen der Stengel, und bestehen eine jede aus vier weissen creutzweis gestellten Blätterlein: worauf die Früchte folgen, die fast rund sind und aufgeblasen, bestehen aus zwey Hülsen oder Schalen, welche dünne, schier gantz runde, braune Samen beschliessen. Die Wurtzeln sind klein, gerade, und mit einigen weissen Zäserlein umgeben. Das gantze Kraut hat einen durchdringenden Geruch, wann es zerquetschet wird, und einen scharffen Geschmack. Insgemein wächset es an solchen Orten, die an der See gelegen, und schattig sind. Es führet viel phlegma, Sal volatile und fixum. Es ist trefflich dienlich zum Scorbut, und Miltzbeschwerung, es hebet die Verstopfungen, treibt den Urin, zertheilet den tartarischen Schleim, und den Stein, reiniget das Zahnfleisch und machet es veste, ist auch gut zu den Wunden. Man kan den Saft gebrauchen, oder es abkochen lassen. Cochlearia kommt von cochlear, ein Löffel, dieweil die Blätter dieses Krautes gar öfters ausgehölet sind als wie ein kleiner Löffel. Cohyne. Cohyne, Theveto, ist ein Baum, der in America, im Lande der Cannibalen wächst. Sein Laub siehet den Lorbeerblättern gleich. Die Frucht ist so dicke, wie eine mittelmäßige Citrulle, und als ein Strausseney formiret, so gar schön anzusehen, insonderheit, wann der Baum derselben voll ist: doch wird sie nie gegessen. Die Cannibalen machen kleine Geschirre draus, die sie vornemlich bey ihrem Götzendienste brauchen: sie hölern dieselbigen aus, füllen sie voll Maitz und ander Gesäme, auch wol mit kleinen Steinen, und bestecken sie auswendig mit allerhand Federn zum Zierath; hernach machen sie unten ein Loch darein, stossen einen kleinen Stock in dasselbige, und stecken es in die Erde. Diese also zugerichteten Früchte nennen sie Maraka auch Tamaraka, und sind gewohnet, dererselben drey oder vier Stück in ihren Cabanen oder Hütten mit sonderlicher Ehrerbietung zu unterhalten. Sie glauben, wann sie diese Frucht in den Händen herum drehen, und vernehmen ein Geräusche; weil die Körner und Steinlein drinne sind; daß sie mit ihrem Toupan, das heist, mit ihrem Gotte reden, und Antwort

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/183>, abgerufen am 18.04.2024.