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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] dem ich erst geredet: auch findet man daselbst das klare Wasser, welches als wie Molcken schmecket.

Ausser dieser giebt es noch eine Indianische Nuß, oder eine andere Cocosnuß, die genennet wird

Coccos de Maldiva, Garciae.

Nux Indica ad venena celebrata, sive Coccus de Maladiva, J.B.

teutsch, die Maldivische Nuß, Maldivische Cocosnuß, Indianische Giftnuß.

Wann von dieser Nuß der Bast abgesondert worden, so ist die Nuß gemeiniglich so groß als eine Birne, ovalrund, und an beyden Enden zugespitzet, harte, schwartz und gliessend, glatt und poliret, und hat nach der Länge hin drey erhabene Ribben. Der trockene Kern wird sehr hart und weiß, in etwas bleich, hat viele Risse oben auf, ist gar löcherig und ohne Geschmack. An dem Strande findet man solche Cocosnüsse die Menge, groß und klein, hin und hergestreut: dann der gemeine Ruf ergehet, als ob die Maldivischen Inseln ein Stücke vestes Land gewesen wären, so aber von der See überschwemmet worden: und daher seyn diese Inseln entstanden. Dabey wären die Palmenbäume, welche diese Cocosnüsse trügen, von der Fluth überströmet, und ihre Früchte steinhart worden. Es lässet sich gar schwerlich beurtheilen, ob sie von eben dieser Sorte sind, als wie die andern, dieweil man weder den Baum, der sie trägt, noch dessen Blätter kan zu Gesichte bekommen. So ist es auch keiner Privatperson erlaubet, dieselben aufzulesen, weil alles, was die See auswirfft, dem Könige gehöret: und daher sind sie auch rar. Doch habe ich eine in meinem Materialienkasten.

Der getrocknete Cocoskern wird von den Einwohnern für ein gar sonderliches Mittel wider den Gift gehalten, desgleichen wider die Colic, wider die Lähmung der Glieder, wider das böse Wesen, und wider die Nerven Gebresten. Er macht gelinde Brechen, zu zehen Gran schwer eingenommen. Sie geben auch das Wasser zu trincken, welches sie in diesen Nüssen aufbehalten, und dazu sie etwas von dem Kern gethan.

Von diesen letztern Cocosnüssen werden Tabacksbüchslein, Schalen und viel ander dergleichen klein Geräthe mehr gemacht. Dieweil sie aber so gar seltsam sind, deshalben werden insgemein diejenigen darzu gebraucht, die aus den Antilleninseln kommen, und zu ietzigen Zeiten gantz gemeine sind. Es werden ihrer von unterschiedlicher Grösse überbracht.

In Peru wächst noch eine andere Sorte Cocosnüsse, die ungemeine rar und seltsam sind, und die der Jesuite, P. Acosta, in seiner Indianischen Historie beschrieben hat. Diese Frucht hat eine gantz besondere Gestalt, und ist formiret als wie eine Glocke, der obere Theil siehet aus als wie ein Biltz, die Schale ist des Fingers dick, und eben also hart, gleichwie an andern Cocosnüssen. Sie wird oben aufgemacht, und in ihrer pulpa, Marck oder Kern ein Hauffen Mandeln gefunden, die sind wol dreymahl grösser, als wie unsere gemeinen Mandeln, und von sehr gutem Geschmack. Sie werden Amandes a Andos, Andosmandeln, genennet, dieweil der Baum, welcher diese Cocosnüsse träget, sich insonderheit auf dem Gebürge Andos in Peru befindet. Diese [Spaltenumbruch] Mandeln stecken in einer Schale, die sogar harte ist, daß man sie mit dem Hammer muß aufschlagen.

Ubrigens ist kein Baum auf der gantzen Welt zu finden, der grössern Nutzen geben könte, als wie der Cocostragende Palmbaum. Dann sein Holtz dient zum Bau der Häuser und der Schiffe, auch werden Breter und Bolen davon gemacht. Mit den Blättern decken sie die Häuser, die Schiffe, und noch viel andere Dinge mehr; gebrauchen sie anstatt des Papiers, darauf zu schreiben, und machen auch Segel davon. Aus den Aesten und Zweigen ziehen sie einen Wein, und machen aus demselben Brantewein, Sapa oder gesottenen Wein, Zucker und Eßig. Von der Frucht nehmen sie den Bast, oder das Werck, und machen allerhand Seile, Strick und Taue auf die Schiffe draus, auch Tuch, die Schiffe damit zu calfatern, und zu vielen andern Dingen mehr gar dienlich. Die Hülse oder Schale von der Nuß dienet zu Verfertigung allerhand Geschirre, zu Löffeln, und dergleichen Geräthe noch viel mehr. Aus den Sägespänen machen sie Dinte. Der Kern, der als wie Mandeln reucht, dienet zum Oel, das ist gut zum Essen und zum Brennen, wie auch den Leib gelinde zu erhalten. Eben dieser Kern und das darinn befindliche Wasser, erhält eine unzehliche Menge Leute in America, in Africa und in Arabien, dann sie ziehen die Kinder damit auf, als wie mit Milch, und die Grossen löschen ihren Durst damit. Allein, es solte viel zu weitläufftig werden, wann ich allhier solte alles dasjenige erzehlen, was davon könte gemeldet werden.

Corallina.

Corallina.

frantzösich, Coralline, oder Mousse marine, auch Brion.

teutsch, Corallenmoos.

Das ist eine Gattung Moos, so in der See, an den Klippen und Rotzen, an Schnecken und an Steinen, hangend gefunden wird. Es giebet seiner allerhand Arten. Das zu der Artzney gebrauchet wird heist

Corallina, Lob. Lon. Lem.

Muscus maritimus, sive Corallina officinarum, C.B.

Fucus capilaceus, Lugd.

Und ist eine kleine, dicht in einander gewachsene Pflantze, die ungefehr drey Querfinger hoch wird und treibet einen gantzen Hauffen zarter, dünner Stengel, als wie Fasen, welche gar ästig sind und steinhart, mit überaus kleinen Blätterlein besetzet, von Farbe aschengrau und grünlicht, gar starck nach Fischen riechend, und von Geschmacke saltzigt und unangenehm. Es knirschet zwischen den Zähnen, als wie kleine Steine, und läst sich leichtlich zwischen den Fingern zerbrechen. Diese Stengel stehen auf einer Wurtzel von Stein. [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] dem ich erst geredet: auch findet man daselbst das klare Wasser, welches als wie Molcken schmecket.

Ausser dieser giebt es noch eine Indianische Nuß, oder eine andere Cocosnuß, die genennet wird

Coccos de Maldiva, Garciæ.

Nux Indica ad venena celebrata, sive Coccus de Maladiva, J.B.

teutsch, die Maldivische Nuß, Maldivische Cocosnuß, Indianische Giftnuß.

Wann von dieser Nuß der Bast abgesondert worden, so ist die Nuß gemeiniglich so groß als eine Birne, ovalrund, und an beyden Enden zugespitzet, harte, schwartz und gliessend, glatt und poliret, und hat nach der Länge hin drey erhabene Ribben. Der trockene Kern wird sehr hart und weiß, in etwas bleich, hat viele Risse oben auf, ist gar löcherig und ohne Geschmack. An dem Strande findet man solche Cocosnüsse die Menge, groß und klein, hin und hergestreut: dann der gemeine Ruf ergehet, als ob die Maldivischen Inseln ein Stücke vestes Land gewesen wären, so aber von der See überschwemmet worden: und daher seyn diese Inseln entstanden. Dabey wären die Palmenbäume, welche diese Cocosnüsse trügen, von der Fluth überströmet, und ihre Früchte steinhart worden. Es lässet sich gar schwerlich beurtheilen, ob sie von eben dieser Sorte sind, als wie die andern, dieweil man weder den Baum, der sie trägt, noch dessen Blätter kan zu Gesichte bekommen. So ist es auch keiner Privatperson erlaubet, dieselben aufzulesen, weil alles, was die See auswirfft, dem Könige gehöret: und daher sind sie auch rar. Doch habe ich eine in meinem Materialienkasten.

Der getrocknete Cocoskern wird von den Einwohnern für ein gar sonderliches Mittel wider den Gift gehalten, desgleichen wider die Colic, wider die Lähmung der Glieder, wider das böse Wesen, und wider die Nerven Gebresten. Er macht gelinde Brechen, zu zehen Gran schwer eingenommen. Sie geben auch das Wasser zu trincken, welches sie in diesen Nüssen aufbehalten, und dazu sie etwas von dem Kern gethan.

Von diesen letztern Cocosnüssen werden Tabacksbüchslein, Schalen und viel ander dergleichen klein Geräthe mehr gemacht. Dieweil sie aber so gar seltsam sind, deshalben werden insgemein diejenigen darzu gebraucht, die aus den Antilleninseln kommen, und zu ietzigen Zeiten gantz gemeine sind. Es werden ihrer von unterschiedlicher Grösse überbracht.

In Peru wächst noch eine andere Sorte Cocosnüsse, die ungemeine rar und seltsam sind, und die der Jesuite, P. Acosta, in seiner Indianischen Historie beschrieben hat. Diese Frucht hat eine gantz besondere Gestalt, und ist formiret als wie eine Glocke, der obere Theil siehet aus als wie ein Biltz, die Schale ist des Fingers dick, und eben also hart, gleichwie an andern Cocosnüssen. Sie wird oben aufgemacht, und in ihrer pulpa, Marck oder Kern ein Hauffen Mandeln gefunden, die sind wol dreymahl grösser, als wie unsere gemeinen Mandeln, und von sehr gutem Geschmack. Sie werden Amandes à Andos, Andosmandeln, genennet, dieweil der Baum, welcher diese Cocosnüsse träget, sich insonderheit auf dem Gebürge Andos in Peru befindet. Diese [Spaltenumbruch] Mandeln stecken in einer Schale, die sogar harte ist, daß man sie mit dem Hammer muß aufschlagen.

Ubrigens ist kein Baum auf der gantzen Welt zu finden, der grössern Nutzen geben könte, als wie der Cocostragende Palmbaum. Dann sein Holtz dient zum Bau der Häuser und der Schiffe, auch werden Breter und Bolen davon gemacht. Mit den Blättern decken sie die Häuser, die Schiffe, und noch viel andere Dinge mehr; gebrauchen sie anstatt des Papiers, darauf zu schreiben, und machen auch Segel davon. Aus den Aesten und Zweigen ziehen sie einen Wein, und machen aus demselben Brantewein, Sapa oder gesottenen Wein, Zucker und Eßig. Von der Frucht nehmen sie den Bast, oder das Werck, und machen allerhand Seile, Strick und Taue auf die Schiffe draus, auch Tuch, die Schiffe damit zu calfatern, und zu vielen andern Dingen mehr gar dienlich. Die Hülse oder Schale von der Nuß dienet zu Verfertigung allerhand Geschirre, zu Löffeln, und dergleichen Geräthe noch viel mehr. Aus den Sägespänen machen sie Dinte. Der Kern, der als wie Mandeln reucht, dienet zum Oel, das ist gut zum Essen und zum Brennen, wie auch den Leib gelinde zu erhalten. Eben dieser Kern und das darinn befindliche Wasser, erhält eine unzehliche Menge Leute in America, in Africa und in Arabien, dann sie ziehen die Kinder damit auf, als wie mit Milch, und die Grossen löschen ihren Durst damit. Allein, es solte viel zu weitläufftig werden, wann ich allhier solte alles dasjenige erzehlen, was davon könte gemeldet werden.

Corallina.

Corallina.

frantzösich, Coralline, oder Mousse marine, auch Brion.

teutsch, Corallenmoos.

Das ist eine Gattung Moos, so in der See, an den Klippen und Rotzen, an Schnecken und an Steinen, hangend gefunden wird. Es giebet seiner allerhand Arten. Das zu der Artzney gebrauchet wird heist

Corallina, Lob. Lon. Lem.

Muscus maritimus, sive Corallina officinarum, C.B.

Fucus capilaceus, Lugd.

Und ist eine kleine, dicht in einander gewachsene Pflantze, die ungefehr drey Querfinger hoch wird und treibet einen gantzen Hauffen zarter, dünner Stengel, als wie Fasen, welche gar ästig sind und steinhart, mit überaus kleinen Blätterlein besetzet, von Farbe aschengrau und grünlicht, gar starck nach Fischen riechend, und von Geschmacke saltzigt und unangenehm. Es knirschet zwischen den Zähnen, als wie kleine Steine, und läst sich leichtlich zwischen den Fingern zerbrechen. Diese Stengel stehen auf einer Wurtzel von Stein. [Ende Spaltensatz]

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[0190] dem ich erst geredet: auch findet man daselbst das klare Wasser, welches als wie Molcken schmecket. Ausser dieser giebt es noch eine Indianische Nuß, oder eine andere Cocosnuß, die genennet wird Coccos de Maldiva, Garciæ. Nux Indica ad venena celebrata, sive Coccus de Maladiva, J.B. teutsch, die Maldivische Nuß, Maldivische Cocosnuß, Indianische Giftnuß. Wann von dieser Nuß der Bast abgesondert worden, so ist die Nuß gemeiniglich so groß als eine Birne, ovalrund, und an beyden Enden zugespitzet, harte, schwartz und gliessend, glatt und poliret, und hat nach der Länge hin drey erhabene Ribben. Der trockene Kern wird sehr hart und weiß, in etwas bleich, hat viele Risse oben auf, ist gar löcherig und ohne Geschmack. An dem Strande findet man solche Cocosnüsse die Menge, groß und klein, hin und hergestreut: dann der gemeine Ruf ergehet, als ob die Maldivischen Inseln ein Stücke vestes Land gewesen wären, so aber von der See überschwemmet worden: und daher seyn diese Inseln entstanden. Dabey wären die Palmenbäume, welche diese Cocosnüsse trügen, von der Fluth überströmet, und ihre Früchte steinhart worden. Es lässet sich gar schwerlich beurtheilen, ob sie von eben dieser Sorte sind, als wie die andern, dieweil man weder den Baum, der sie trägt, noch dessen Blätter kan zu Gesichte bekommen. So ist es auch keiner Privatperson erlaubet, dieselben aufzulesen, weil alles, was die See auswirfft, dem Könige gehöret: und daher sind sie auch rar. Doch habe ich eine in meinem Materialienkasten. Der getrocknete Cocoskern wird von den Einwohnern für ein gar sonderliches Mittel wider den Gift gehalten, desgleichen wider die Colic, wider die Lähmung der Glieder, wider das böse Wesen, und wider die Nerven Gebresten. Er macht gelinde Brechen, zu zehen Gran schwer eingenommen. Sie geben auch das Wasser zu trincken, welches sie in diesen Nüssen aufbehalten, und dazu sie etwas von dem Kern gethan. Von diesen letztern Cocosnüssen werden Tabacksbüchslein, Schalen und viel ander dergleichen klein Geräthe mehr gemacht. Dieweil sie aber so gar seltsam sind, deshalben werden insgemein diejenigen darzu gebraucht, die aus den Antilleninseln kommen, und zu ietzigen Zeiten gantz gemeine sind. Es werden ihrer von unterschiedlicher Grösse überbracht. In Peru wächst noch eine andere Sorte Cocosnüsse, die ungemeine rar und seltsam sind, und die der Jesuite, P. Acosta, in seiner Indianischen Historie beschrieben hat. Diese Frucht hat eine gantz besondere Gestalt, und ist formiret als wie eine Glocke, der obere Theil siehet aus als wie ein Biltz, die Schale ist des Fingers dick, und eben also hart, gleichwie an andern Cocosnüssen. Sie wird oben aufgemacht, und in ihrer pulpa, Marck oder Kern ein Hauffen Mandeln gefunden, die sind wol dreymahl grösser, als wie unsere gemeinen Mandeln, und von sehr gutem Geschmack. Sie werden Amandes à Andos, Andosmandeln, genennet, dieweil der Baum, welcher diese Cocosnüsse träget, sich insonderheit auf dem Gebürge Andos in Peru befindet. Diese Mandeln stecken in einer Schale, die sogar harte ist, daß man sie mit dem Hammer muß aufschlagen. Ubrigens ist kein Baum auf der gantzen Welt zu finden, der grössern Nutzen geben könte, als wie der Cocostragende Palmbaum. Dann sein Holtz dient zum Bau der Häuser und der Schiffe, auch werden Breter und Bolen davon gemacht. Mit den Blättern decken sie die Häuser, die Schiffe, und noch viel andere Dinge mehr; gebrauchen sie anstatt des Papiers, darauf zu schreiben, und machen auch Segel davon. Aus den Aesten und Zweigen ziehen sie einen Wein, und machen aus demselben Brantewein, Sapa oder gesottenen Wein, Zucker und Eßig. Von der Frucht nehmen sie den Bast, oder das Werck, und machen allerhand Seile, Strick und Taue auf die Schiffe draus, auch Tuch, die Schiffe damit zu calfatern, und zu vielen andern Dingen mehr gar dienlich. Die Hülse oder Schale von der Nuß dienet zu Verfertigung allerhand Geschirre, zu Löffeln, und dergleichen Geräthe noch viel mehr. Aus den Sägespänen machen sie Dinte. Der Kern, der als wie Mandeln reucht, dienet zum Oel, das ist gut zum Essen und zum Brennen, wie auch den Leib gelinde zu erhalten. Eben dieser Kern und das darinn befindliche Wasser, erhält eine unzehliche Menge Leute in America, in Africa und in Arabien, dann sie ziehen die Kinder damit auf, als wie mit Milch, und die Grossen löschen ihren Durst damit. Allein, es solte viel zu weitläufftig werden, wann ich allhier solte alles dasjenige erzehlen, was davon könte gemeldet werden. Corallina. Corallina. frantzösich, Coralline, oder Mousse marine, auch Brion. teutsch, Corallenmoos. Das ist eine Gattung Moos, so in der See, an den Klippen und Rotzen, an Schnecken und an Steinen, hangend gefunden wird. Es giebet seiner allerhand Arten. Das zu der Artzney gebrauchet wird heist Corallina, Lob. Lon. Lem. Muscus maritimus, sive Corallina officinarum, C.B. Fucus capilaceus, Lugd. Und ist eine kleine, dicht in einander gewachsene Pflantze, die ungefehr drey Querfinger hoch wird und treibet einen gantzen Hauffen zarter, dünner Stengel, als wie Fasen, welche gar ästig sind und steinhart, mit überaus kleinen Blätterlein besetzet, von Farbe aschengrau und grünlicht, gar starck nach Fischen riechend, und von Geschmacke saltzigt und unangenehm. Es knirschet zwischen den Zähnen, als wie kleine Steine, und läst sich leichtlich zwischen den Fingern zerbrechen. Diese Stengel stehen auf einer Wurtzel von Stein.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/190>, abgerufen am 25.04.2024.