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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] iedwede bestehet aus vier Blätterlein in Creutzesform. Wann diese verfallen, so folget ihnen eine Frucht, die hat die Gestalt eines kleinen Hertzens, oder wie das Eisen an einer Pique, und ist in zwey Fächlein getheilt, die voller dünner und länglichter, rother, scharffer Samen sind. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und weißlicht, kriecht in der Erde herum und hat einige Zasern. Dieses Gewächse wächst in warmen Ländern, z.E. in Languedoc, an den Wegen.

Es treibet die Winde und Blähungen, zertheilet und öffnet.

Draco Arbor.

Draco arbor, teutsch, Drachenbaum, ist ein grosser indianischer Baum, der von den Scribenten deshalben also ist betitelt worden, dieweil er das Drachenblut hergiebt, welches ein gummichter Saft ist, den die Einwohner aus dem Stamme und den Aesten dieser Bäume, deren die Menge in Canada wächst, zu ziehen pflegen, indem sie dieselbigen aufreissen. Wir wollen auch dessentwegen unter dem Titel Sanguis Draconis weitläufftiger davon handeln.

Draco Marinus.

Draco marinus, sive Viva, frantzösisch, Vive, teutsch, Seedrache/ Meerdrache, ist ein Seefisch, der bey der Fischerey sehr wol bekannt. Es giebet seiner zwey Arten, grosse und kleine; der grosse aber wird niemahls gebraucht.

Dieser Fisch ist auf seinem Rücken mit einem Hauffen kleiner Beine oder Gräten bewaffnet, welche spitzig, scharff und giftig sind, mit denen er sich den Fischern zu widersetzen pfleget. Die Wunden, die er macht, wann er noch lebend ist, sind gefährlich: dann, das verletzte Theil laufft davon auf, entzündet sich, es entstehet ein grosser Schmertz zusamt dem Fieber. Die Köche stechen sich gar oft darein, wann sie sich nicht vorsehen. Ob auch gleich das Thier rein tod ist, so behält dannoch nichts destoweniger der Stachel einen Theil vom Gift; und der Stich verursachet beschwerliche Zufälle, schier eben solche, als wann das Thier noch lebend ist. Die gefährlichste Gräte ist diejenige, welche zu nechst an dieses Fisches Ohren sitzet.

Die Mittel dagegen sind, daß man geschwinde Weinspiritus drauf lege, oder unter einander gestossene Zwiebeln und Saltz, damit die Schweißlöcher sich öffnen mögen und das Gift zertheilet werde. Die Leber und das Gehirn von diesem Fische selbst sollen, aufgeleget, den Schaden heilen.

Wann das Gehirn von diesem Fische zu Asche gebrennet worden, das soll wider allerhand Gift sehr dienlich seyn: allein es würde besser thun, wann mans einnähme, nachdem es aus dem Kopf gezogen und unverbrannt noch ist, alldieweil das Feuer [Spaltenumbruch] die flüchtigen Theilgen hinweg nimmt, die doch das meiste müssen richten.

Draco kommt vom griechischen drakos, oculus, ein Auge, weil dieser Fisch gar sehr scharff siehet.

Dracunculus.

Dracunculus, Fuch. Tur.

Dracunculus polyphyllos, C.B. Pit. Tournefort.

Serpentaria Dracunculus major verus, Ang.

Dracunculus major vulgaris, J.B. Park. Raji Hist.

Dracontium majus, Brunf. Dod.

Anguina Dracontiae, Adv.

frantzösisch, Serpentaire.

teutsch, Drachenwurtz, Schlangenkraut.

Ist ein Gewächs, das einen einigen, etwan auf drey Fuß hohen Stengel treibet, der ist weit dicker, als der Daumen, gerade, und mit einer Schale bedecket, welche, wegen ihrer bunten Flecken und Marbrirung, einen Schlangenbalg vorstellet. Seine Blätter sind tieff und in sechs oder sieben lange und als ein Finger schmale Stücken zerschnitten, die glatt und gleich sind, fleischig oder dick, gleissend und von eben solcher Farbe, als wie die an dem Aron, sitzen auf langen, schwammigten Stielen. Seine Blüte ist ein eintziges langes Blatt, wie eine Zunge ausgeschnitten, und als eine Deute aufgerollt, siehet auswendig grasgrün, inwendig purpurfarbig, und riechet häßlich. Unten auf dem Boden dieser Blume erhebet sich ein schwartzer Pistillus, der ist viel grösser, weder der am Aron, und an dem Untertheil mit einem getrungenen Hauffen gelber Früchte besetzet, über denen sich ein Hauffen kleiner Cörper findet, welche den Staminibus an andern Gewächsen sehr gleich kommen. An dem Ende dieses pistilli ist als wie eine kleine Keule zu befinden. Wann nun diese Blüte vergangen ist, so wird aus einer ieden gelben Frucht ein Beere, welche sich roth färbet, wann sie reiffet, und beschliesset ein oder zwey Samenkörner, die fast gantz rund sind. Die Wurtzel ist dicke, schier gäntzlich rund, fleischig und auswendig gelblicht, inwendig weiß, von scharff und brennenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an solchen Orten, wo es schattigt ist, absonderlich in warmen Ländern: es führet viel Sal essentiale und fixum, auch Oel.

Die Wurtzel purgiret, löset den zähen, dicken Schleim und Rotz: führet auch das Wasser ab. Sie wird getrocknet und gestossen eingenommen.

Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Seine Blätter reinigen und dienen zu den Wunden, auch sollen sie gut seyn wider den Gift und die Schlangenbisse.

Die Namen hat dieses Kraut wegen seines Stengels bekommen, als welcher, als wie eine Schlangenhaut, mit allerhand bunten Flecken gesprenckelt ist.

Polyphyllus, kommt von polu, multum, viel, und phullon, folium, ein Blatt, als ob man sagen wolte, vielblätteriges Schlangenkraut.

Das Schlangenkraut ist von dem Aron darin unterschieden, daß seine Blätter sehr tieff eingeschnitten sind, dahingegen die am Aron gantz und unzerschnitten sind.

Dracunculus Esculentus.

Dracunculus hortensis, C. B.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] iedwede bestehet aus vier Blätterlein in Creutzesform. Wann diese verfallen, so folget ihnen eine Frucht, die hat die Gestalt eines kleinen Hertzens, oder wie das Eisen an einer Pique, und ist in zwey Fächlein getheilt, die voller dünner und länglichter, rother, scharffer Samen sind. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und weißlicht, kriecht in der Erde herum und hat einige Zasern. Dieses Gewächse wächst in warmen Ländern, z.E. in Languedoc, an den Wegen.

Es treibet die Winde und Blähungen, zertheilet und öffnet.

Draco Arbor.

Draco arbor, teutsch, Drachenbaum, ist ein grosser indianischer Baum, der von den Scribenten deshalben also ist betitelt worden, dieweil er das Drachenblut hergiebt, welches ein gummichter Saft ist, den die Einwohner aus dem Stamme und den Aesten dieser Bäume, deren die Menge in Canada wächst, zu ziehen pflegen, indem sie dieselbigen aufreissen. Wir wollen auch dessentwegen unter dem Titel Sanguis Draconis weitläufftiger davon handeln.

Draco Marinus.

Draco marinus, sive Viva, frantzösisch, Vive, teutsch, Seedrache/ Meerdrache, ist ein Seefisch, der bey der Fischerey sehr wol bekannt. Es giebet seiner zwey Arten, grosse und kleine; der grosse aber wird niemahls gebraucht.

Dieser Fisch ist auf seinem Rücken mit einem Hauffen kleiner Beine oder Gräten bewaffnet, welche spitzig, scharff und giftig sind, mit denen er sich den Fischern zu widersetzen pfleget. Die Wunden, die er macht, wann er noch lebend ist, sind gefährlich: dann, das verletzte Theil laufft davon auf, entzündet sich, es entstehet ein grosser Schmertz zusamt dem Fieber. Die Köche stechen sich gar oft darein, wann sie sich nicht vorsehen. Ob auch gleich das Thier rein tod ist, so behält dannoch nichts destoweniger der Stachel einen Theil vom Gift; und der Stich verursachet beschwerliche Zufälle, schier eben solche, als wann das Thier noch lebend ist. Die gefährlichste Gräte ist diejenige, welche zu nechst an dieses Fisches Ohren sitzet.

Die Mittel dagegen sind, daß man geschwinde Weinspiritus drauf lege, oder unter einander gestossene Zwiebeln und Saltz, damit die Schweißlöcher sich öffnen mögen und das Gift zertheilet werde. Die Leber und das Gehirn von diesem Fische selbst sollen, aufgeleget, den Schaden heilen.

Wann das Gehirn von diesem Fische zu Asche gebrennet worden, das soll wider allerhand Gift sehr dienlich seyn: allein es würde besser thun, wann mans einnähme, nachdem es aus dem Kopf gezogen und unverbrannt noch ist, alldieweil das Feuer [Spaltenumbruch] die flüchtigen Theilgen hinweg nimmt, die doch das meiste müssen richten.

Draco kommt vom griechischen δράκος, oculus, ein Auge, weil dieser Fisch gar sehr scharff siehet.

Dracunculus.

Dracunculus, Fuch. Tur.

Dracunculus polyphyllos, C.B. Pit. Tournefort.

Serpentaria Dracunculus major verus, Ang.

Dracunculus major vulgaris, J.B. Park. Raji Hist.

Dracontium majus, Brunf. Dod.

Anguina Dracontiæ, Adv.

frantzösisch, Serpentaire.

teutsch, Drachenwurtz, Schlangenkraut.

Ist ein Gewächs, das einen einigen, etwan auf drey Fuß hohen Stengel treibet, der ist weit dicker, als der Daumen, gerade, und mit einer Schale bedecket, welche, wegen ihrer bunten Flecken und Marbrirung, einen Schlangenbalg vorstellet. Seine Blätter sind tieff und in sechs oder sieben lange und als ein Finger schmale Stücken zerschnitten, die glatt und gleich sind, fleischig oder dick, gleissend und von eben solcher Farbe, als wie die an dem Aron, sitzen auf langen, schwammigten Stielen. Seine Blüte ist ein eintziges langes Blatt, wie eine Zunge ausgeschnitten, und als eine Deute aufgerollt, siehet auswendig grasgrün, inwendig purpurfarbig, und riechet häßlich. Unten auf dem Boden dieser Blume erhebet sich ein schwartzer Pistillus, der ist viel grösser, weder der am Aron, und an dem Untertheil mit einem getrungenen Hauffen gelber Früchte besetzet, über denen sich ein Hauffen kleiner Cörper findet, welche den Staminibus an andern Gewächsen sehr gleich kommen. An dem Ende dieses pistilli ist als wie eine kleine Keule zu befinden. Wann nun diese Blüte vergangen ist, so wird aus einer ieden gelben Frucht ein Beere, welche sich roth färbet, wann sie reiffet, und beschliesset ein oder zwey Samenkörner, die fast gantz rund sind. Die Wurtzel ist dicke, schier gäntzlich rund, fleischig und auswendig gelblicht, inwendig weiß, von scharff und brennenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an solchen Orten, wo es schattigt ist, absonderlich in warmen Ländern: es führet viel Sal essentiale und fixum, auch Oel.

Die Wurtzel purgiret, löset den zähen, dicken Schleim und Rotz: führet auch das Wasser ab. Sie wird getrocknet und gestossen eingenommen.

Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein.

Seine Blätter reinigen und dienen zu den Wunden, auch sollen sie gut seyn wider den Gift und die Schlangenbisse.

Die Namen hat dieses Kraut wegen seines Stengels bekommen, als welcher, als wie eine Schlangenhaut, mit allerhand bunten Flecken gesprenckelt ist.

Polyphyllus, kommt von πολὺ, multum, viel, und φύλλον, folium, ein Blatt, als ob man sagen wolte, vielblätteriges Schlangenkraut.

Das Schlangenkraut ist von dem Aron darin unterschieden, daß seine Blätter sehr tieff eingeschnitten sind, dahingegen die am Aron gantz und unzerschnitten sind.

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[0225] iedwede bestehet aus vier Blätterlein in Creutzesform. Wann diese verfallen, so folget ihnen eine Frucht, die hat die Gestalt eines kleinen Hertzens, oder wie das Eisen an einer Pique, und ist in zwey Fächlein getheilt, die voller dünner und länglichter, rother, scharffer Samen sind. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und weißlicht, kriecht in der Erde herum und hat einige Zasern. Dieses Gewächse wächst in warmen Ländern, z.E. in Languedoc, an den Wegen. Es treibet die Winde und Blähungen, zertheilet und öffnet. Draco Arbor. Draco arbor, teutsch, Drachenbaum, ist ein grosser indianischer Baum, der von den Scribenten deshalben also ist betitelt worden, dieweil er das Drachenblut hergiebt, welches ein gummichter Saft ist, den die Einwohner aus dem Stamme und den Aesten dieser Bäume, deren die Menge in Canada wächst, zu ziehen pflegen, indem sie dieselbigen aufreissen. Wir wollen auch dessentwegen unter dem Titel Sanguis Draconis weitläufftiger davon handeln. Draco Marinus. Draco marinus, sive Viva, frantzösisch, Vive, teutsch, Seedrache/ Meerdrache, ist ein Seefisch, der bey der Fischerey sehr wol bekannt. Es giebet seiner zwey Arten, grosse und kleine; der grosse aber wird niemahls gebraucht. Dieser Fisch ist auf seinem Rücken mit einem Hauffen kleiner Beine oder Gräten bewaffnet, welche spitzig, scharff und giftig sind, mit denen er sich den Fischern zu widersetzen pfleget. Die Wunden, die er macht, wann er noch lebend ist, sind gefährlich: dann, das verletzte Theil laufft davon auf, entzündet sich, es entstehet ein grosser Schmertz zusamt dem Fieber. Die Köche stechen sich gar oft darein, wann sie sich nicht vorsehen. Ob auch gleich das Thier rein tod ist, so behält dannoch nichts destoweniger der Stachel einen Theil vom Gift; und der Stich verursachet beschwerliche Zufälle, schier eben solche, als wann das Thier noch lebend ist. Die gefährlichste Gräte ist diejenige, welche zu nechst an dieses Fisches Ohren sitzet. Die Mittel dagegen sind, daß man geschwinde Weinspiritus drauf lege, oder unter einander gestossene Zwiebeln und Saltz, damit die Schweißlöcher sich öffnen mögen und das Gift zertheilet werde. Die Leber und das Gehirn von diesem Fische selbst sollen, aufgeleget, den Schaden heilen. Wann das Gehirn von diesem Fische zu Asche gebrennet worden, das soll wider allerhand Gift sehr dienlich seyn: allein es würde besser thun, wann mans einnähme, nachdem es aus dem Kopf gezogen und unverbrannt noch ist, alldieweil das Feuer die flüchtigen Theilgen hinweg nimmt, die doch das meiste müssen richten. Draco kommt vom griechischen δράκος, oculus, ein Auge, weil dieser Fisch gar sehr scharff siehet. Dracunculus. Dracunculus, Fuch. Tur. Dracunculus polyphyllos, C.B. Pit. Tournefort. Serpentaria Dracunculus major verus, Ang. Dracunculus major vulgaris, J.B. Park. Raji Hist. Dracontium majus, Brunf. Dod. Anguina Dracontiæ, Adv. frantzösisch, Serpentaire. teutsch, Drachenwurtz, Schlangenkraut. 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An dem Ende dieses pistilli ist als wie eine kleine Keule zu befinden. Wann nun diese Blüte vergangen ist, so wird aus einer ieden gelben Frucht ein Beere, welche sich roth färbet, wann sie reiffet, und beschliesset ein oder zwey Samenkörner, die fast gantz rund sind. Die Wurtzel ist dicke, schier gäntzlich rund, fleischig und auswendig gelblicht, inwendig weiß, von scharff und brennenden Geschmack. Dieses Kraut wächst an solchen Orten, wo es schattigt ist, absonderlich in warmen Ländern: es führet viel Sal essentiale und fixum, auch Oel. Die Wurtzel purgiret, löset den zähen, dicken Schleim und Rotz: führet auch das Wasser ab. Sie wird getrocknet und gestossen eingenommen. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein. Seine Blätter reinigen und dienen zu den Wunden, auch sollen sie gut seyn wider den Gift und die Schlangenbisse. Die Namen hat dieses Kraut wegen seines Stengels bekommen, als welcher, als wie eine Schlangenhaut, mit allerhand bunten Flecken gesprenckelt ist. Polyphyllus, kommt von πολὺ, multum, viel, und φύλλον, folium, ein Blatt, als ob man sagen wolte, vielblätteriges Schlangenkraut. Das Schlangenkraut ist von dem Aron darin unterschieden, daß seine Blätter sehr tieff eingeschnitten sind, dahingegen die am Aron gantz und unzerschnitten sind. Dracunculus Esculentus. Dracunculus hortensis, C. B.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/225>, abgerufen am 19.04.2024.