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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Zu mercken dienet, wie daß das Ey die Schale nicht gäntzlich ausfülle: dann, wann man zur Lust, eine kleine Oeffnung an der Spitze oben drein gemacht, und es um dieselbige vorher mit einem Federmesser, der sonst etwas dergleichen, rein abgeschabet, so kan man noch sehr viele Streiffen von Papier und anderer solcher Materie hinein bringen, ohne daß etwas heraus lauffen wird. Ist dann das Ey dahero gantz voll geworden, so läst es sich gantz leichtlich mit dem ausgehobnen Stücklein Schale wiederum verstopfen: die Fugen werden mit ein wenig Eyerweiß, an statt des Leims verstrichen, so wird es nicht zu sehen seyn, daß iemahls um Oeffnung in die Eyerschale ist gemacht gewesen. Diese geringe observation, die mir gar wol bekannt, dieweil ichs selbsten vorgenommen habe, dienet den Leuten ihren Irrthum zu benehmen, wann sie Fäden, Wolle, Papier, oder sonst etwas, das nicht darein gehört, darinn gefunden haben, und vermeinet, das Ey wäre also von dem Hun gekommen. Ich habe auch eines gesehen, darinne stacken Flocken, rund um den Dotter, und man wolle es für etwas gantz natürliches ausgeben.

Das junge Hun, frantzösisch, Poulet, lateinisch, Pullus, befeuchtet, giebt gute Nahrung, frische Kraft und Stärcke, und ermuntert. Es wird eine gewisse Brühe davon bereitet und auf frantzösisch Eau de poulet genennet: das möchte auf teutsch heissen, jung Hünerwasser: es wird dieselbige den Patienten gegeben, wann sie eine Diät, das ist, sich mäßig halten sollen; oder aber, wann sie beym Fieber, nur einer leichten Nahrung nöthig haben. Unterweilen wird ein junges Hun mit den vier grossen kühlenden Samen ausgestopft, oder mit Wurtzeln und andern solchen Dingen; dem Hünerwasser dadurch, nach belieben, diese oder jene Kraft zu geben.

Der Hünermist zertheilet. Die Roßtäuscher bedienen sich desselbigen, mit glücklichem Erfolg, bey einer heftigen und gar gefährlichen Colica der Pferde, welche sie trenchees rouges nennen. Sie sondern das Weisse von dem andern Miste ab, zerschlagen einen Löffel voll davon in etwa ein Paar Pfunden Kühemilch, und lassen es das krancke Pferd, etwas verschlagen oder laulicht sauffen.

Gallinassa.

Gallinassa, frantzösisch, Gallinasse, italienisch, Tropillo, ist eine Gattung Raben, in Mexico, bey nahe so groß wie ein Adler; die Farbe seiner Federn ist schwartz. Der Kopf ist vorne mit einer dicken und runtzlichten Haut bedeckt, welche gantz blos und ohne Federn ist: der Schnabel ist unter sich gekrümmt, als wie des Papageyen; die Füsse sind mit schwartzen, krummen Klauen, wie mit Haken, ausgerüstet. In Neuspanien ist dieser Vogel gantz gemein, bey Tage lässet er sich um die Städte sehen, des Abends aber machet er sich auf die Bäume und die Felsen: er ernähret sich vom Unflat, faulen Fleisch, Aesern und andern Wuste. Er flieget hoch, gemeiniglich in Gesellschaft anderer Vögel seines gleichen. Er hat einen häßlichen Geruch: führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sein Fleisch gegessen soll gut wider die Pocken seyn.

Gallinula aquatica.

Gallinula aquatica, frantzösisch, Poulette d'eau, teutsch, ein Wasserhünlein, ist ein Vogel, der sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget. Sein Leib ist rahn und schlanck, der Kopf gar klein, der Schnabel schwärtzlicht, lang und ein klein wenig gebogen; am Bauche und unter dem Halse ist er weiß, die Federn sind bunt, und bedecken ihm die Beine bis zur Helffte. Er lebet von kleinem Gewürme und den allerkleinsten Fischlein. Es giebet ihrer allerhand Arten, sind aber alle mit einander gar gut zu essen.

Gallium.

Gallium album vulgare, Pit. Tournef.

Mollugo montana angustifolia, vel Gallium album angustifolium, C.B. Raji Hist.

Mollugo prima, Dod. Lugd.

Mollugo vulgatior herbariorum, Lob.

Rubia angulosa aspera, J.B.

frantzösisch, Caille lait, Petit muguet.

teutsch, Wallstroh, Wegstroh, unser Frauen Bettstroh.

Ist ein Kraut, welches vier Schuh hohe, schwache Stengel treibet, die sich auf die Erde legen, wo sie sich nicht an Hecken oder Sträuche halten können, als zwischen denen sie gemeiniglich hervor zu wachsen pflegen. Gegen die Wurtzel hinzu sind sie weit dünner, weder oben, viereckigt, glatt, grün, oder auch zuweilen purpurfarbig, hol, stracks zu zerbrechen, knotig und ästig. Aus einem ieden Knoten entspriessen sieben oder acht Blätter, sehr selten mehr, bisweilen weniger, die sind länglicht, vorne zugespitzt, grün, ohne Borsten oder Haare, und stehen als wie Strahlen rund um den Stengel, gleichwie die an dem Klebekraute. Der Blüten sind eine grosse Zahl; sie sind klein, weiß, und, wie die an der Aparine in vier Stücklein zertheilet, riechen ein wenig, wann sie warm gemachet werden. Wann dieselbigen verfallen, so folgen auf eine iede zwey Körner, die an einander hangen. Die Wurtzeln sind holtzig, auswendig braunroth, inwendig weiß, mit zarten Zasern besetzet. Dieses Kraut wächst in den Hecken, und in den Büschen. Von der Aparine wird es dadurch unterschieden, daß seine Blätter nicht so rauch sind. Es führet viel Sal essentiale und Oel.

Es trocknet und hält an: wird zum nasenbluten gebrauchet, die Krätze zu heilen und den Krebs an der Brust. Es soll auch gut seyn wider die schwere Noth, wann man nur blos kalt Wasser drauf, wie auf die Pimpernelle geust, und eine Zeitlang stehen läst, hernach das Wasser statt des ordentlichen Tranckes brauchet. Wann es aber abgesotten getruncken wird, oder auch, wann man nur heisses Wasser darauf geust, und als wie Thee gebraucht, soll es bey weitem keine solche Kräfte haben. Solte dieses nun gewiß und sicher seyn, so ist es glaublich, daß das kalte Wasser einige flüchtige Theilgen von dem Kraut ablösen müsse, auch dieselbigen zusammen drücke und bey sich behalte: dahingegen dieselbigen durch das sieden und aufgiessen des heissen Wassers zertrieben werden. Dieses Kraut machet auch, daß die Milch zusammen läufft, wann man es darein legt und weichen läst.

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Zu mercken dienet, wie daß das Ey die Schale nicht gäntzlich ausfülle: dann, wann man zur Lust, eine kleine Oeffnung an der Spitze oben drein gemacht, und es um dieselbige vorher mit einem Federmesser, der sonst etwas dergleichen, rein abgeschabet, so kan man noch sehr viele Streiffen von Papier und anderer solcher Materie hinein bringen, ohne daß etwas heraus lauffen wird. Ist dann das Ey dahero gantz voll geworden, so läst es sich gantz leichtlich mit dem ausgehobnen Stücklein Schale wiederum verstopfen: die Fugen werden mit ein wenig Eyerweiß, an statt des Leims verstrichen, so wird es nicht zu sehen seyn, daß iemahls um Oeffnung in die Eyerschale ist gemacht gewesen. Diese geringe observation, die mir gar wol bekannt, dieweil ichs selbsten vorgenommen habe, dienet den Leuten ihren Irrthum zu benehmen, wann sie Fäden, Wolle, Papier, oder sonst etwas, das nicht darein gehört, darinn gefunden haben, und vermeinet, das Ey wäre also von dem Hun gekommen. Ich habe auch eines gesehen, darinne stacken Flocken, rund um den Dotter, und man wolle es für etwas gantz natürliches ausgeben.

Das junge Hun, frantzösisch, Poulet, lateinisch, Pullus, befeuchtet, giebt gute Nahrung, frische Kraft und Stärcke, und ermuntert. Es wird eine gewisse Brühe davon bereitet und auf frantzösisch Eau de poulet genennet: das möchte auf teutsch heissen, jung Hünerwasser: es wird dieselbige den Patienten gegeben, wann sie eine Diät, das ist, sich mäßig halten sollen; oder aber, wann sie beym Fieber, nur einer leichten Nahrung nöthig haben. Unterweilen wird ein junges Hun mit den vier grossen kühlenden Samen ausgestopft, oder mit Wurtzeln und andern solchen Dingen; dem Hünerwasser dadurch, nach belieben, diese oder jene Kraft zu geben.

Der Hünermist zertheilet. Die Roßtäuscher bedienen sich desselbigen, mit glücklichem Erfolg, bey einer heftigen und gar gefährlichen Colica der Pferde, welche sie trenchées rouges nennen. Sie sondern das Weisse von dem andern Miste ab, zerschlagen einen Löffel voll davon in etwa ein Paar Pfunden Kühemilch, und lassen es das krancke Pferd, etwas verschlagen oder laulicht sauffen.

Gallinassa.

Gallinassa, frantzösisch, Gallinasse, italienisch, Tropillo, ist eine Gattung Raben, in Mexico, bey nahe so groß wie ein Adler; die Farbe seiner Federn ist schwartz. Der Kopf ist vorne mit einer dicken und runtzlichten Haut bedeckt, welche gantz blos und ohne Federn ist: der Schnabel ist unter sich gekrümmt, als wie des Papageyen; die Füsse sind mit schwartzen, krummen Klauen, wie mit Haken, ausgerüstet. In Neuspanien ist dieser Vogel gantz gemein, bey Tage lässet er sich um die Städte sehen, des Abends aber machet er sich auf die Bäume und die Felsen: er ernähret sich vom Unflat, faulen Fleisch, Aesern und andern Wuste. Er flieget hoch, gemeiniglich in Gesellschaft anderer Vögel seines gleichen. Er hat einen häßlichen Geruch: führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sein Fleisch gegessen soll gut wider die Pocken seyn.

Gallinula aquatica.

Gallinula aquatica, frantzösisch, Poulette d'eau, teutsch, ein Wasserhünlein, ist ein Vogel, der sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget. Sein Leib ist rahn und schlanck, der Kopf gar klein, der Schnabel schwärtzlicht, lang und ein klein wenig gebogen; am Bauche und unter dem Halse ist er weiß, die Federn sind bunt, und bedecken ihm die Beine bis zur Helffte. Er lebet von kleinem Gewürme und den allerkleinsten Fischlein. Es giebet ihrer allerhand Arten, sind aber alle mit einander gar gut zu essen.

Gallium.

Gallium album vulgare, Pit. Tournef.

Mollugo montana angustifolia, vel Gallium album angustifolium, C.B. Raji Hist.

Mollugo prima, Dod. Lugd.

Mollugo vulgatior herbariorum, Lob.

Rubia angulosa aspera, J.B.

frantzösisch, Caille lait, Petit muguet.

teutsch, Wallstroh, Wegstroh, unser Frauen Bettstroh.

Ist ein Kraut, welches vier Schuh hohe, schwache Stengel treibet, die sich auf die Erde legen, wo sie sich nicht an Hecken oder Sträuche halten können, als zwischen denen sie gemeiniglich hervor zu wachsen pflegen. Gegen die Wurtzel hinzu sind sie weit dünner, weder oben, viereckigt, glatt, grün, oder auch zuweilen purpurfarbig, hol, stracks zu zerbrechen, knotig und ästig. Aus einem ieden Knoten entspriessen sieben oder acht Blätter, sehr selten mehr, bisweilen weniger, die sind länglicht, vorne zugespitzt, grün, ohne Borsten oder Haare, und stehen als wie Strahlen rund um den Stengel, gleichwie die an dem Klebekraute. Der Blüten sind eine grosse Zahl; sie sind klein, weiß, und, wie die an der Aparine in vier Stücklein zertheilet, riechen ein wenig, wann sie warm gemachet werden. Wann dieselbigen verfallen, so folgen auf eine iede zwey Körner, die an einander hangen. Die Wurtzeln sind holtzig, auswendig braunroth, inwendig weiß, mit zarten Zasern besetzet. Dieses Kraut wächst in den Hecken, und in den Büschen. Von der Aparine wird es dadurch unterschieden, daß seine Blätter nicht so rauch sind. Es führet viel Sal essentiale und Oel.

Es trocknet und hält an: wird zum nasenbluten gebrauchet, die Krätze zu heilen und den Krebs an der Brust. Es soll auch gut seyn wider die schwere Noth, wann man nur blos kalt Wasser drauf, wie auf die Pimpernelle geust, und eine Zeitlang stehen läst, hernach das Wasser statt des ordentlichen Tranckes brauchet. Wann es aber abgesotten getruncken wird, oder auch, wann man nur heisses Wasser darauf geust, und als wie Thee gebraucht, soll es bey weitem keine solche Kräfte haben. Solte dieses nun gewiß und sicher seyn, so ist es glaublich, daß das kalte Wasser einige flüchtige Theilgen von dem Kraut ablösen müsse, auch dieselbigen zusammen drücke und bey sich behalte: dahingegen dieselbigen durch das sieden und aufgiessen des heissen Wassers zertrieben werden. Dieses Kraut machet auch, daß die Milch zusammen läufft, wann man es darein legt und weichen läst.

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[0262] Zu mercken dienet, wie daß das Ey die Schale nicht gäntzlich ausfülle: dann, wann man zur Lust, eine kleine Oeffnung an der Spitze oben drein gemacht, und es um dieselbige vorher mit einem Federmesser, der sonst etwas dergleichen, rein abgeschabet, so kan man noch sehr viele Streiffen von Papier und anderer solcher Materie hinein bringen, ohne daß etwas heraus lauffen wird. Ist dann das Ey dahero gantz voll geworden, so läst es sich gantz leichtlich mit dem ausgehobnen Stücklein Schale wiederum verstopfen: die Fugen werden mit ein wenig Eyerweiß, an statt des Leims verstrichen, so wird es nicht zu sehen seyn, daß iemahls um Oeffnung in die Eyerschale ist gemacht gewesen. Diese geringe observation, die mir gar wol bekannt, dieweil ichs selbsten vorgenommen habe, dienet den Leuten ihren Irrthum zu benehmen, wann sie Fäden, Wolle, Papier, oder sonst etwas, das nicht darein gehört, darinn gefunden haben, und vermeinet, das Ey wäre also von dem Hun gekommen. 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Sie sondern das Weisse von dem andern Miste ab, zerschlagen einen Löffel voll davon in etwa ein Paar Pfunden Kühemilch, und lassen es das krancke Pferd, etwas verschlagen oder laulicht sauffen. Gallinassa. Gallinassa, frantzösisch, Gallinasse, italienisch, Tropillo, ist eine Gattung Raben, in Mexico, bey nahe so groß wie ein Adler; die Farbe seiner Federn ist schwartz. Der Kopf ist vorne mit einer dicken und runtzlichten Haut bedeckt, welche gantz blos und ohne Federn ist: der Schnabel ist unter sich gekrümmt, als wie des Papageyen; die Füsse sind mit schwartzen, krummen Klauen, wie mit Haken, ausgerüstet. In Neuspanien ist dieser Vogel gantz gemein, bey Tage lässet er sich um die Städte sehen, des Abends aber machet er sich auf die Bäume und die Felsen: er ernähret sich vom Unflat, faulen Fleisch, Aesern und andern Wuste. Er flieget hoch, gemeiniglich in Gesellschaft anderer Vögel seines gleichen. Er hat einen häßlichen Geruch: führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Fleisch gegessen soll gut wider die Pocken seyn. Gallinula aquatica. Gallinula aquatica, frantzösisch, Poulette d'eau, teutsch, ein Wasserhünlein, ist ein Vogel, der sich gerne in und bey dem Wasser aufzuhalten pfleget. Sein Leib ist rahn und schlanck, der Kopf gar klein, der Schnabel schwärtzlicht, lang und ein klein wenig gebogen; am Bauche und unter dem Halse ist er weiß, die Federn sind bunt, und bedecken ihm die Beine bis zur Helffte. Er lebet von kleinem Gewürme und den allerkleinsten Fischlein. Es giebet ihrer allerhand Arten, sind aber alle mit einander gar gut zu essen. Gallium. Gallium album vulgare, Pit. Tournef. Mollugo montana angustifolia, vel Gallium album angustifolium, C.B. Raji Hist. Mollugo prima, Dod. Lugd. Mollugo vulgatior herbariorum, Lob. Rubia angulosa aspera, J.B. frantzösisch, Caille lait, Petit muguet. teutsch, Wallstroh, Wegstroh, unser Frauen Bettstroh. Ist ein Kraut, welches vier Schuh hohe, schwache Stengel treibet, die sich auf die Erde legen, wo sie sich nicht an Hecken oder Sträuche halten können, als zwischen denen sie gemeiniglich hervor zu wachsen pflegen. Gegen die Wurtzel hinzu sind sie weit dünner, weder oben, viereckigt, glatt, grün, oder auch zuweilen purpurfarbig, hol, stracks zu zerbrechen, knotig und ästig. Aus einem ieden Knoten entspriessen sieben oder acht Blätter, sehr selten mehr, bisweilen weniger, die sind länglicht, vorne zugespitzt, grün, ohne Borsten oder Haare, und stehen als wie Strahlen rund um den Stengel, gleichwie die an dem Klebekraute. Der Blüten sind eine grosse Zahl; sie sind klein, weiß, und, wie die an der Aparine in vier Stücklein zertheilet, riechen ein wenig, wann sie warm gemachet werden. Wann dieselbigen verfallen, so folgen auf eine iede zwey Körner, die an einander hangen. Die Wurtzeln sind holtzig, auswendig braunroth, inwendig weiß, mit zarten Zasern besetzet. Dieses Kraut wächst in den Hecken, und in den Büschen. Von der Aparine wird es dadurch unterschieden, daß seine Blätter nicht so rauch sind. Es führet viel Sal essentiale und Oel. Es trocknet und hält an: wird zum nasenbluten gebrauchet, die Krätze zu heilen und den Krebs an der Brust. Es soll auch gut seyn wider die schwere Noth, wann man nur blos kalt Wasser drauf, wie auf die Pimpernelle geust, und eine Zeitlang stehen läst, hernach das Wasser statt des ordentlichen Tranckes brauchet. Wann es aber abgesotten getruncken wird, oder auch, wann man nur heisses Wasser darauf geust, und als wie Thee gebraucht, soll es bey weitem keine solche Kräfte haben. Solte dieses nun gewiß und sicher seyn, so ist es glaublich, daß das kalte Wasser einige flüchtige Theilgen von dem Kraut ablösen müsse, auch dieselbigen zusammen drücke und bey sich behalte: dahingegen dieselbigen durch das sieden und aufgiessen des heissen Wassers zertrieben werden. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/262>, abgerufen am 23.04.2024.