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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

In dem Journal des Scavans, im April an. 1666. findet sich die Beschreibung eines solchen Steines, welcher aus einem Spanischen Wallachen, so 13. Jahr alt gewesen, ist gezogen worden, welcher in des Herren de Bernardi Reitschule umgefallen. Derselbige hat ein ausserordentlich Gewicht gehabt, die Figur war rund und etwas platt, olivenfarbig und etwas braunlicht, mit einigen rothen Tüpfeln, als wie von geronnenem Geblüt gezeichnet, und voller runder, weiß und schwartzer flammiger Adern. Im übrigen war er dermaßen glatt, daß man auch die davor gehaltenen Dinge darauf ersehen kunte. Er ward in eine Haut, die voller Fett, gewickelt befunden, und diese Haut hunge an zween Enden an dem Rückgrade des Pferdes, um die Gegend der Nieren.

Es werden auch Steine in den Kinnbacken und in andern Gliedern mehr bey den Rossen gezeuget, und würden deren viel mehr gefunden werden, wann curieusere Leute, als die Abdecker, sich die Mühe geben und darnach sehen wollen. Allem Vermuthen nach entstehen die meisten Kranckheiten, worauf sich weder die Roßkämme, noch die Schmiede verstehen von diesen Steinen; dann dieselbigen werden in diesen oder jenem Eingeweide bey dergleichen Thieren gezeuget, verursachen dannenhero Verstopfungen, und verhindern die Natur in ihren Verrichtungen.

Hippolithus kommt von ippos, equus, ein Pferd oder Roß, und lithos, lapis, ein Stein, als ob man wolte sprechen, ein Pferde- oder Roßstein.

Hippophaes.

Hippophaes ex Codice Caesareo, Dodon. Lugd.

Hippophaes quibusdam, akantha nakatharise, id est, Spina purgatrix, Ang. C.B.

Hippophaes, Anguillare & Dodonaei, sive Spina purgatrix, J.B.

Ist ein fremder kleiner Strauch, der trefflich harte Stengel hat. Seine Blätter sind dem Oelbaumlaube gleich, iedoch ein gut Theil länger, weit schmäler und viel zärter: seine Spitzen breiten sich im Kreise aus, wie weisse Haare. Seine Wurtzel ist dick und lang, mit einem milchweissen, über alle massen bittern Safte angefüllt, und hat einen starcken Geruch. Er wächset in Morea, unferne von der See, an sandigen Orten. Die Walcker brauchen ihn.

Hippopotamus.

Hippopotamus, frantzösisch, Hippopotame, oder Chevat marin, ein Wallroß, Seeroß, Seepferd, ist ein vierfüßiges Thier, so groß als ein Ochse. Sein Kopf st gar sehr dick, und siehet vielmehr einem Kalbs- als einem Pferdekopfe gleich. Sein Rachen ist eines Schuhes lang, seine Kinnladen sind mit überaus harten und starcken Zähnen besetzet. Auf ieder Seite [Spaltenumbruch] stehen ihrer drey heraus, die dienen ihm zu seiner Vertheidigung, sind insgemein anderthalben Schuh lang, zwey und einen halben Zoll breit, auch oftermahls viel grösser. Seine Schnautze ist fleischig und aufgestülpet, die Augen sind klein, die Ohren kurtz und klein, der Hals ist gar sehr kurtz. Über und über ist er dick und fett. Der Schwantz ist wie an Schweineschwantz formiret. Es hat gar keine Haare, als am Rüssel. Die Schenckel sind dick und kurtz, gleich wie am Bären. Die Füsse sind breit, gespalten, und sehen wie die Ochsenfüsse. Es ist mit einer sehr dicken und sehr harten, schwartzen Haut überzogen: hält sich gemeiniglich im Flusse Nilus, in Egypten auf, desgleichen in dem Flusse Niger und in Africa an vielen Orten: da macht es sich gar oft heraus aufs Land, und gehet seiner Nahrung nach. Es schreyet oder wiehert schier wie ein Roß. Es lebet von den Fischen, die es in dem Nilus findet, vom Fleische, von Gras und Kraut, vom Getraide, und frist die Kinder, auch wol gar die Leute, wann es sie kan ertappen. Die Ethiopier essen sein Fleisch.

Seine Zähne sind dermassen harte, daß sie auch, wie die Flintensteine, Feuer geben, wann man mit einem Eisen daran schlägt, desgleichen thun sie auch, wann sie das Thier gegen einander schläget: welches ein und andere veranlasset zu glauben, das Wallroß spiehe Feuer aus. Diese Wallroßzähne geben die Materie zu den künstlichen Zähnen, welche die Zahnbrecher schneiden, und an die Stelle derer, die im Munde mangeln, einzusetzen wissen, dann wegen ihrer grossen Härte und weissen Farbe schicken sie sich wol darzu.

Die Wallroßzähne werden auch an dieses oder jenes Theil am Leibe angehenckt, und sollen dann die goldne Ader und Mastkörner heilen, auch das Blut verstellen, es mag nun fliessen wo es will. Alleine, diesem amulet und Anhängmittel ist nicht gar viel zu vertrauen: viel eher stehet zu vermuthen, daß diese Zähne ietztermeldete Beschwerung besser heilen möchten, wann sie als ein zart Pulver abgerieben, und dem Patienten eingegeben, oder aber aufgeleget würden.

Seine Geilen werden wider den Schlangenbiß gar sehr gerühmt.

Sein Fett erweicht und ist den Nerven gut.

Hippopotamus kommt von ippos, equus, ein Roß, und potamos, fluvius, ein Fluß; als ob es heissen solte, Equus fluviatilis vel aquatilis, ein Fluß- oder Wasserpgerd.

Hippurus.

Hippurus ist ein Seefisch, der als wie ein Pferdeschwantz gestaltet ist, und meergrün siehet. Er wird alleine in dem Ocean, und niemahl in den Mittelmeer, gefunden: er schwimmet geschwinde, und ist nach Fleische sehr begierig.

Er eröffnet.

Hippurus kommt von ippos, equus, ein Pferd, und oura, cauda, ein Schwantz, als ob es heissen solte, ein Pferdeschwantz: weil dieser Fisch als wie ein Pferdeschwantz aussehen soll.

Hircus, Caper, Capra, Hoedus, Capella.

Hircus, frantzösisch, Bouc, teutsch, ein Bock, ist das Männlein einer Ziege.

[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]

In dem Journal des Sçavans, im April an. 1666. findet sich die Beschreibung eines solchen Steines, welcher aus einem Spanischen Wallachen, so 13. Jahr alt gewesen, ist gezogen worden, welcher in des Herren de Bernardi Reitschule umgefallen. Derselbige hat ein ausserordentlich Gewicht gehabt, die Figur war rund und etwas platt, olivenfarbig und etwas braunlicht, mit einigen rothen Tüpfeln, als wie von geronnenem Geblüt gezeichnet, und voller runder, weiß und schwartzer flammiger Adern. Im übrigen war er dermaßen glatt, daß man auch die davor gehaltenen Dinge darauf ersehen kunte. Er ward in eine Haut, die voller Fett, gewickelt befunden, und diese Haut hunge an zween Enden an dem Rückgrade des Pferdes, um die Gegend der Nieren.

Es werden auch Steine in den Kinnbacken und in andern Gliedern mehr bey den Rossen gezeuget, und würden deren viel mehr gefunden werden, wann curieusere Leute, als die Abdecker, sich die Mühe geben und darnach sehen wollen. Allem Vermuthen nach entstehen die meisten Kranckheiten, worauf sich weder die Roßkämme, noch die Schmiede verstehen von diesen Steinen; dann dieselbigen werden in diesen oder jenem Eingeweide bey dergleichen Thieren gezeuget, verursachen dannenhero Verstopfungen, und verhindern die Natur in ihren Verrichtungen.

Hippolithus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd oder Roß, und λίϑος, lapis, ein Stein, als ob man wolte sprechen, ein Pferde- oder Roßstein.

Hippophaes.

Hippophaes ex Codice Cæsareo, Dodon. Lugd.

Hippophaes quibusdam, ἄκανϑα νακαϑαρίση, id est, Spina purgatrix, Ang. C.B.

Hippophaes, Anguillare & Dodonæi, sive Spina purgatrix, J.B.

Ist ein fremder kleiner Strauch, der trefflich harte Stengel hat. Seine Blätter sind dem Oelbaumlaube gleich, iedoch ein gut Theil länger, weit schmäler und viel zärter: seine Spitzen breiten sich im Kreise aus, wie weisse Haare. Seine Wurtzel ist dick und lang, mit einem milchweissen, über alle massen bittern Safte angefüllt, und hat einen starcken Geruch. Er wächset in Morea, unferne von der See, an sandigen Orten. Die Walcker brauchen ihn.

Hippopotamus.

Hippopotamus, frantzösisch, Hippopotame, oder Chevat marin, ein Wallroß, Seeroß, Seepferd, ist ein vierfüßiges Thier, so groß als ein Ochse. Sein Kopf st gar sehr dick, und siehet vielmehr einem Kalbs- als einem Pferdekopfe gleich. Sein Rachen ist eines Schuhes lang, seine Kinnladen sind mit überaus harten und starcken Zähnen besetzet. Auf ieder Seite [Spaltenumbruch] stehen ihrer drey heraus, die dienen ihm zu seiner Vertheidigung, sind insgemein anderthalben Schuh lang, zwey und einen halben Zoll breit, auch oftermahls viel grösser. Seine Schnautze ist fleischig und aufgestülpet, die Augen sind klein, die Ohren kurtz und klein, der Hals ist gar sehr kurtz. Über und über ist er dick und fett. Der Schwantz ist wie an Schweineschwantz formiret. Es hat gar keine Haare, als am Rüssel. Die Schenckel sind dick und kurtz, gleich wie am Bären. Die Füsse sind breit, gespalten, und sehen wie die Ochsenfüsse. Es ist mit einer sehr dicken und sehr harten, schwartzen Haut überzogen: hält sich gemeiniglich im Flusse Nilus, in Egypten auf, desgleichen in dem Flusse Niger und in Africa an vielen Orten: da macht es sich gar oft heraus aufs Land, und gehet seiner Nahrung nach. Es schreyet oder wiehert schier wie ein Roß. Es lebet von den Fischen, die es in dem Nilus findet, vom Fleische, von Gras und Kraut, vom Getraide, und frist die Kinder, auch wol gar die Leute, wann es sie kan ertappen. Die Ethiopier essen sein Fleisch.

Seine Zähne sind dermassen harte, daß sie auch, wie die Flintensteine, Feuer geben, wann man mit einem Eisen daran schlägt, desgleichen thun sie auch, wann sie das Thier gegen einander schläget: welches ein und andere veranlasset zu glauben, das Wallroß spiehe Feuer aus. Diese Wallroßzähne geben die Materie zu den künstlichen Zähnen, welche die Zahnbrecher schneiden, und an die Stelle derer, die im Munde mangeln, einzusetzen wissen, dann wegen ihrer grossen Härte und weissen Farbe schicken sie sich wol darzu.

Die Wallroßzähne werden auch an dieses oder jenes Theil am Leibe angehenckt, und sollen dann die goldne Ader und Mastkörner heilen, auch das Blut verstellen, es mag nun fliessen wo es will. Alleine, diesem amulet und Anhängmittel ist nicht gar viel zu vertrauen: viel eher stehet zu vermuthen, daß diese Zähne ietztermeldete Beschwerung besser heilen möchten, wann sie als ein zart Pulver abgerieben, und dem Patienten eingegeben, oder aber aufgeleget würden.

Seine Geilen werden wider den Schlangenbiß gar sehr gerühmt.

Sein Fett erweicht und ist den Nerven gut.

Hippopotamus kommt von ἵππος, equus, ein Roß, und ποταμὸς, fluvius, ein Fluß; als ob es heissen solte, Equus fluviatilis vel aquatilis, ein Fluß- oder Wasserpgerd.

Hippurus.

Hippurus ist ein Seefisch, der als wie ein Pferdeschwantz gestaltet ist, und meergrün siehet. Er wird alleine in dem Ocean, und niemahl in den Mittelmeer, gefunden: er schwimmet geschwinde, und ist nach Fleische sehr begierig.

Er eröffnet.

Hippurus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd, und οὐρὰ, cauda, ein Schwantz, als ob es heissen solte, ein Pferdeschwantz: weil dieser Fisch als wie ein Pferdeschwantz aussehen soll.

Hircus, Caper, Capra, Hoedus, Capella.

Hircus, frantzösisch, Bouc, teutsch, ein Bock, ist das Männlein einer Ziege.

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[0289] In dem Journal des Sçavans, im April an. 1666. findet sich die Beschreibung eines solchen Steines, welcher aus einem Spanischen Wallachen, so 13. Jahr alt gewesen, ist gezogen worden, welcher in des Herren de Bernardi Reitschule umgefallen. Derselbige hat ein ausserordentlich Gewicht gehabt, die Figur war rund und etwas platt, olivenfarbig und etwas braunlicht, mit einigen rothen Tüpfeln, als wie von geronnenem Geblüt gezeichnet, und voller runder, weiß und schwartzer flammiger Adern. Im übrigen war er dermaßen glatt, daß man auch die davor gehaltenen Dinge darauf ersehen kunte. Er ward in eine Haut, die voller Fett, gewickelt befunden, und diese Haut hunge an zween Enden an dem Rückgrade des Pferdes, um die Gegend der Nieren. Es werden auch Steine in den Kinnbacken und in andern Gliedern mehr bey den Rossen gezeuget, und würden deren viel mehr gefunden werden, wann curieusere Leute, als die Abdecker, sich die Mühe geben und darnach sehen wollen. Allem Vermuthen nach entstehen die meisten Kranckheiten, worauf sich weder die Roßkämme, noch die Schmiede verstehen von diesen Steinen; dann dieselbigen werden in diesen oder jenem Eingeweide bey dergleichen Thieren gezeuget, verursachen dannenhero Verstopfungen, und verhindern die Natur in ihren Verrichtungen. Hippolithus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd oder Roß, und λίϑος, lapis, ein Stein, als ob man wolte sprechen, ein Pferde- oder Roßstein. Hippophaes. Hippophaes ex Codice Cæsareo, Dodon. Lugd. Hippophaes quibusdam, ἄκανϑα νακαϑαρίση, id est, Spina purgatrix, Ang. C.B. Hippophaes, Anguillare & Dodonæi, sive Spina purgatrix, J.B. Ist ein fremder kleiner Strauch, der trefflich harte Stengel hat. Seine Blätter sind dem Oelbaumlaube gleich, iedoch ein gut Theil länger, weit schmäler und viel zärter: seine Spitzen breiten sich im Kreise aus, wie weisse Haare. Seine Wurtzel ist dick und lang, mit einem milchweissen, über alle massen bittern Safte angefüllt, und hat einen starcken Geruch. Er wächset in Morea, unferne von der See, an sandigen Orten. Die Walcker brauchen ihn. Hippopotamus. Hippopotamus, frantzösisch, Hippopotame, oder Chevat marin, ein Wallroß, Seeroß, Seepferd, ist ein vierfüßiges Thier, so groß als ein Ochse. Sein Kopf st gar sehr dick, und siehet vielmehr einem Kalbs- als einem Pferdekopfe gleich. Sein Rachen ist eines Schuhes lang, seine Kinnladen sind mit überaus harten und starcken Zähnen besetzet. Auf ieder Seite stehen ihrer drey heraus, die dienen ihm zu seiner Vertheidigung, sind insgemein anderthalben Schuh lang, zwey und einen halben Zoll breit, auch oftermahls viel grösser. Seine Schnautze ist fleischig und aufgestülpet, die Augen sind klein, die Ohren kurtz und klein, der Hals ist gar sehr kurtz. Über und über ist er dick und fett. Der Schwantz ist wie an Schweineschwantz formiret. 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Hippurus ist ein Seefisch, der als wie ein Pferdeschwantz gestaltet ist, und meergrün siehet. Er wird alleine in dem Ocean, und niemahl in den Mittelmeer, gefunden: er schwimmet geschwinde, und ist nach Fleische sehr begierig. Er eröffnet. Hippurus kommt von ἵππος, equus, ein Pferd, und οὐρὰ, cauda, ein Schwantz, als ob es heissen solte, ein Pferdeschwantz: weil dieser Fisch als wie ein Pferdeschwantz aussehen soll. Hircus, Caper, Capra, Hoedus, Capella. Hircus, frantzösisch, Bouc, teutsch, ein Bock, ist das Männlein einer Ziege.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/289>, abgerufen am 25.04.2024.